Violet - Dunkelheit / Entfesselt - Buch 4-5. Sophie Lang
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Ich sage nichts, versuche mich nur irgendwie auf den Beinen zu halten, was ein Großteil meiner Aufmerksamkeit erfordert.
„Die Maschine wurde nie abgeschaltet. Aus Furcht, man bekäme sie nicht mehr zum Laufen. Ich denke, es gibt keine Welt ohne Angst. Wirst du das tun, was der Oberste von dir verlangt?“, fragt Fischer.
„Was verlangt er denn von mir?“
„Dass du seiner Gruppe angehörst, seine Ziele verfolgst.“
„Niemals“, sage ich. „Und du? Bin ich hier, weil du mich aushorchen willst, oder ist es etwa das hier, das du mir zeigen willst? Eine Maschine aus der Vergangenheit“, frage ich. Eine Vergangenheit, die sich nicht besser als meine Gegenwart anhört. Angst vor Atomwaffen? Streben die Menschen denn immer danach, etwas zu erfinden, das dazu geeignet ist, sich selbst auszulöschen.
„Ja. Sie gehört dazu. Die Maschine soll dir zeigen, dass sich manche Dinge nie ändern, aber andere schon“, sagt er und dann holt er etwas aus seiner Jackentasche.
Ich sehe ein kleines Buch. Kein zusammengefaltetes Flexscreen. Es ist altmodisch. Es besteht aus Papier, so wie mein Tagebuch. Mein Tagebuch, das ich verloren habe und ich nicht weiß, wer es hat.
Fischer schlägt es auf, blättert durch die Seiten und ich sehe Bilder. Eine Frau mit braunen Haaren, mittleren Alters. Sie trägt einen locker gestrickter Pullover. Er ähnelt vom Stil Fischers Weste. Sie trägt eine Mütze und darunter befindet sich ein Gesicht, das lächelt und so glücklich wirkt. Sie umarmt zwei Kinder. Ein Junge und ein Mädchen. Vielleicht acht oder zehn Jahre alt. Das Mädchen ist klein und zierlich, sieht aus wie eine Maus. Wunderhübsch und der Junge hat ein Lächeln, dass mir das Herz wild in der Brust flattert. So unbekümmert und mild. Eine Familie. Eine echte Familie, denke ich wehmütig.
„Das ist meine Liebe“, sagt Fischer und ein Lächeln ruht in seinen Mundwinkeln. Ich schweige und schlucke Staub in meiner Kehle hinunter.
„Ich hoffe, ich werde sie eines Tages wieder in meine Arme schließen können. In einer besseren Welt. Ohne Angst.“
Warum sagt er mir das?
Kapitel 5
Ich habe es von Fischer nicht erfahren, warum er mir seine liebe Familie offenbart hat.
Stattdessen gehen wir weiter, lassen die Bilder, Erinnerungen an Frau und Kinder bei dem Drachen zurück.
Ich folge ihm, humpelnd.
Wir erreichen nach einer gefühlten Unendlichkeit eine Tür aus feuerfestem Stahl, das verrät mir das Piktogramm an ihrer Seite. Wir gehen hindurch, stehen wieder in einem Korridor. Weiße Fliesen, helle LEDs, kein Rost und Lärm. Hier ist es kälter oder bilde ich mir das nur ein. Die Gänge riechen nach Sauberkeit.
Wir befinden uns wieder im überwachten Bereich, in offiziellen, unterirdischen Sektoren, erfahre ich von Fischer, der mir etwas verheimlicht, der aber auch auf meiner Seite zu stehen scheint. Hoffe ich. Oder will er auch nur, dass ich auf seine Seite wechsle?
Noch eine Tür und ein weiterer Korridor. Diese Anlage ist so unüberschaubar, so groß, so unterirdisch und unnatürlich. Ich vermisse die Bäume und das Spiegeln der weißen Wolken im See. Den blauen Himmel und den Wind, der an meinen Haaren zieht.
Wir sind angeblich da. Kommen jetzt in eine kleine Halle, blicken in etwas hinab, das mich an ein riesiges Hallenbad, nur ohne Wasser, erinnert. Unter mir, in den Wänden des großen Beckens, entdecke ich die gleichen Panzerglasscheiben wie die in meiner Zelle.
Ich kann nicht sehen, wer oder was sich dahinter befindet und hier sind noch mehr Vollstrecker in Rüstungen, die uns gegenüber stehen und ihre Waffen in das Becken und auf mich richten. Ich habe schreckliche Vorahnungen und im Augenblick nur einen Wunsch, nicht an einem solchen Ort sterben zu müssen.
Fischer führt mich in einen weiteren Raum, nebenan. Weiß gekalkte Mauern und eine Scheibe mit Blick in das Becken. Es ist hier so hell, dass sich meine Augen erst daran gewöhnen müssen. Dann sehe ich Screens, wo immer meine Augen hinblicken und Schaltpulte. Ich sehe Korridore auf den Screens und Zellen in denen Menschen, junge Männer wie Sardinen in einer Büchse zusammengepfercht wurden. Ein Schauer läuft mir über den Rücken. Für einen Moment glaube ich, ich habe etwas gesehen.
Nicht etwas, sondern jemanden.
Ich schüttle den Gedanken ab, weil ich mich getäuscht haben muss. Jetzt erst entdecke ich den Mann, der hinter mir steht. Wie ist er da hingekommen?
Der Mann ist mir so nahe, dass ich die Staubkörner auf seinen Brillengläsern sehen kann.
Er ist attraktiv, daran besteht kein Zweifel. Hat eine fast schon dramatische Ausstrahlung, die den Raum in seiner unmittelbaren Nähe zu krümmen scheint, sodass er in noch hellerem Licht erscheint. Als hätte jemand einen Spot auf ihn gerichtet.
Er ist außerordentlich groß, wirkt extrem hoch, groß, breit, kraftvoll, etwas Felsiges geht von ihm aus und wenn ich Fischer neben ihm betrachte, wirkt er noch größer. Seine Gesichtszüge, sein dunkles Haar, die braunen Augen sind bemerkenswert schön. Sein Körper sieht zäh, geschmeidig, muskulös aus, von animalischer Grazie und herausfordernder Sexualität.
Sein Mund ist breit und markant, sein Kinn breit und viereckig, wie es sein muss, um ein Gegengewicht zur Stirn zu bieten.
Es ist seine Ausstrahlung, sein Aussehen, das mir einen Schauer verursacht. Nur der teuflische Ausdruck in seinen Augen macht mir Angst und jagt mir einen Schrecken ein. Wer ist er? Kenne ich ihn oder bilde mich mir das nur ein?
„Fischer, schaffen Sie Ihren verdammten Arsch hier raus und lassen Sie mich mit dieser Missgeburt allein.“
Ich spüre, wie meine Fasern zittern, meine Beine noch wackeliger werden. Ich lehne mich hilfsbedürftig an die Glasscheibe und wünsche mir eine Gelegenheit zum Hinsetzen, die es hier nicht gibt. „Ich bin Halo, der schlimmste Alptraum, den du dir vorstellen kannst.“ Er macht mir solche Angst. Er ist Halo. Der Gesandte, der diese Forschungseinrichtung leitet. Das weiß ich von Fischer. Wollte er mich auf dieses Gespräch vorbereiten? Mich warnen?
Ich blicke Halo an und verfolge ängstlich jede seiner Bewegungen.
„Erstaunlich“, sagt er. „Du siehst aus wie sie. Es gibt nur einen winzigen Unterschied. Du bist noch am Leben.“
Ich habe keine Ahnung, von was er spricht. Oder von wem? „Das hier habe ich gefunden. Es gehört dir“, sagt Halo dann, aber es ist keine Frage, es ist eine Feststellung.
Er hat etwas bei sich.
Zwei Dinge die drohen, meine Gefühlswelt hier auf der Stelle, sofort zu überwältigen. Die mich ihm ausliefern, umstülpen, mein Innerstes nach außen kehren.
Ich blicke auf mein Tagebuch in seinen Händen und die Versuchung ist groß, es ihm aus den Fingern zu reißen, egal mit welchen Konsequenzen ich zu rechnen hätte. Ob sie mich wirklich erschießen würden? Wegen einem Tagebuch? Vermutlich würde er es selbst erledigen, denke ich und blicke auf die Pistole an seinem schmalen Gürtel, auf seine gewaltigen Hände