Galaxy Kids 2. Lars Burkart
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„Einen Raumanzug?“, fragten Nicole und Jenni wie aus einem Mund.
„Nein“, korrigierte sie Oxo, „einen Raumfluganzug.“
Ein leises Stöhnen ging durch die Reihen der Techniker. Auch flüsterndes tuscheln war darunter. Jedoch zu leise, als das die Kids es hätten verstehen können. Dafür redete Oxo laut und deutlich. Ist es möglich, dass er die anderen Stimmen damit übertönen wollte?
„Ein Raumfluganzug ist sehr viel fortschrittlicher als ein Raumanzug. Eigentlich ist es gar kein richtiger Anzug, sondern vielmehr ein Ein-Mann-Raumshuttle.“
Die Kids blickten ihn fragend an. Vergessen war die Frage, ob er die anderen übertönen wollte. Das hier klang viel zu phantastisch, um ihm nicht gebannt an den Lippen hängen zu können.
Wieder kam tuscheln aus den Reihen der Techniker, diesmal überhörten sie es jedoch völlig.
„Allerdings ist es auch kein Shuttle, zumindest nicht im weitesten Sinne.“
Was? Was denn nun? War es eins, oder war es das nicht?
„Es ist ein Raumanzug, mit einem Triebwerk.“
„Du meinst, man hat so etwas wie ein Triebwerk auf den Rücken geschnallt?“
„Etwa wie einen Rucksack?“
„Ja und nein.“
Jetzt schwiegen die Kids, ließen Oxo Zeit, sich zu erklären. Die Techniker in ihrem Rücken gingen allmählich wieder ihren Tätigkeiten nach. Sie begannen damit die gesammelten Daten auf den Raumfluganzug zu übertragen.
Oxo war mit seinen Erklärungsversuchen noch immer nicht weiter. Er druckste noch etwas herum, aber dann sagte er endlich, „folgt mir bitte! Ich möchte euch etwas zeigen.“
Sie verließen den Raum, ließen die Techniker zurück und schritten einen langen Korridor entlang.
Mit leisem zischen öffnete sich eine Schleuse und offenbarte eine tiefschwarze Finsternis vor ihnen. Oxo trat zuerst hindurch und hinein in die Schwärze, die Kids hinterher. Mit einem weiteren zischen fuhr sie wieder zu. Erst dann schaltete sich das Licht ein; flackernd erhellten sich die Wände, der Boden, die Decke. Wie mit einem Dimm Schalter geregelt, wurde es merklich heller, steigerte sich sogar bis ins grelle hinein.
Die Kids blinzelten ins Licht. Sie brauchten einige Sekunden, sich daran zu gewöhnen. Dann fanden sie sich in einem schneeweißen Raum wieder. Der Boden, die Wände, die Decke, alles war schneeweiß und strahlte in diesem grellen Licht.
„Wo sind wir hier?“
„Oh, das ist nur ein weiterer Raum in unserem Raumfahrtzentrum. Das wirklich interessante, der Grund unserer Anwesenheit befindet sich hinter einer der Wände. Computer, öffne bitte die Fächer eins bis vier!“
An der Wand ihnen direkt gegenüber bildeten sich tiefe Spalten. Zuerst waren es nur minimale Helligkeitsunterschiede, die wie flache Schattierungen anmuteten, dann erlosch das Licht dort völlig und offenbarte dunkle Flächen. Die sofort in die Wand eingefahren wurden, sodass sich den verblüfften Kids jetzt so etwas wie Schränke darboten. Schränke, in denen besagte Raumfluganzüge standen. Wie in einem Modegeschäft aufgereiht präsentierten sie sich der kaufbereiten Kundschaft.
Marcel trat einen Schritt darauf zu, dann einen weiteren. Schließlich entwich ihm ein beeindrucktes pfeifen. Er hatte mit plumpen, schwerfälligen, riesigen Anzügen gerechnet. Tatsächlich waren sie jedoch ganz anders. Sie wirkten so dünn und leicht, als könnten sie in ihnen joggen. Der Stoff hauchdünn, wirkte federleicht. Sollten sie etwa mit diesen dünnen Dingern durchs All fliegen?
Mit diesem Gedanken im Hinterkopf drehte er sich zu Oxo um und sah ihn ernst an. Und wo befindet sich an diesen Dingern überhaupt der Antrieb?
Auch die anderen sahen ihn an. Ihre Blicke waren schwer zu definieren. War das nun nur Unglaube und Faszination, oder mischte sich da auch noch Entsetzen darunter? Einerseits waren diese Raumfluganzüge wahre Wunderwerke. Die Anzüge für die Astronauten auf der Erde waren schwerfällige, plumpe, ungelenke Ungetüme. Diese jedoch nicht. Aber andererseits vermittelte dieses robuste, dieses monströse auch Sicherheit. Sollten sie sich wirklich nur mit einem Jogginganzug bekleidet in das lebensfeindliche All wagen?
„Keine Sorge“, begann Oxo, der ihre Blicke richtig deutete; anscheinend war sein Emotionschip wieder besser justiert, „der Anzug ist absolut sicher. Nicht gefährlicher als der Aufenthalt an Bord eines Raumkreuzers.“ Dann hielt er abrupt inne.
Nicole, Mike, Jenni und Robin horchten auf. Ihnen kam es so vor als überlege Oxo wie er weitermachen sollte, als suche er nach den richtigen Worten.
„Der Antrieb?“, fragte Marcel. „Was ist mit dem Antrieb?“
Oxo blickte ihn ernst an. Deswegen hatte er eben gestockt.
„Bei meinen Berechnungen war das Gewicht des Fluggerätes immer der entscheidende Faktor für den Hyperflug. Eure Jäger sind einfach zu schwer. Es war mir unmöglich die Austrittskoordinaten exakt zu bestimmen. Scheinbar willkürlich endete der Flug an den verschiedensten Orten. Wenn ich das Gewicht jedoch drastisch reduzieren würde, wenn ich es auf euer Körpergewicht beschränke, plus dem des Antriebes und des Anzugs, dann haben wir eine Chance. Die Berechnungen gestalteten sich viel einfacher. Ich habe es mehrmals durchgerechnet. Der Hyperflug endet theoretisch immer an dem Punkt, den ich beabsichtigt habe.“
Bis eben hatte er sie. Aber nun schrillten ihre Alarmglocken laut.
„Was heißt theoretisch?“, intonierten die vier wie aus einem Mund. Nur Marcel ahnte es bereits.
„Nun, es heißt, es wurde noch nie versucht.“
Diesmal zog sich das schweigen wesentlich länger hin. Ihre Blicke schwerer zu deuten. Der Unglauben, die Faszination viel ausgeprägter, aber auch ihr Entsetzen.
Das ganze irrsinnige Vorhaben nahm immer mehr Gestalt an. Nicht nur das sie mit einem Jogginganzug bekleidet durchs All sausen wollten, sie mussten das auch noch in einer unglaublichen Geschwindigkeit machen, ohne ihr Ziel dabei zu sehen. An einem Ort im All in den Hyperflug gehen, und an einem anderen wieder austreten. Sich dabei voll und ganz auf Oxos Rechenkünste verlassen.
„Und wo ist an diesem verdammten Ding nun eigentlich der Antrieb?“, frage Marcel.
„Im Moment sind diese beiden Komponenten noch nicht miteinander verbunden. Wie gesagt, das hat es bisher noch nicht gegeben. Wenn wir uns aber wirklich dazu entschließen müssen wir den Hyperantrieb noch in den Anzug integrieren.“
„Ganz ehrlich, Oxo. Für mich klingt das hier nicht so als hätten wir eine Wahl. Eher scheint es als wäre es beschlossene Sache. Was hat denn das Orakel dazu gesagt?“
Daraufhin räusperte sich Oxo verlegen. Eine Geste, bei der sofort alle Alarmglocken läuteten. Nicole und Jenni verschränkten die Arme vor die Brust, Mike und Robin stießen die Fäuste in die Hüfte und Marcel steckte seine in die Hosentasche. Auffordernd sahen sie ihn