Der Fluch von Azincourt Gesamtausgabe. Peter Urban

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Der Fluch von Azincourt Gesamtausgabe - Peter Urban

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Dann nahm er das kleine, grüne Bündel aus den Armen des alten Mannes entgegen und erkannte damit gemäß der alten Sitte dieses Kind offiziell als seinen Sohn an.

      Das meiste, was der Herzog zu seinen Leuten sagte, während er den inzwischen ausgesprochen griesgrämigen, kleinen Kerl hochhielt verstand Guy de Chaulliac nicht. Für ein zu früh geborenes Kind konnte der Prinz von Cornouailles nämlich gewaltig schreien. Nur seinen Namen bekam er mit: Sévran de Carnac.

      Den Leuten und dem jungen, dunklen Wächter schien dieser Name gut zu gefallen, denn sie riefen ihn ein paar Mal laut und enthusiastisch, bevor sich Aodrén endlich des kleinen Bündels erbarmte und es seinem Vater wieder abnahm, um es zurück in die Festung zu tragen, wo es sich im Arm seiner Mutter beruhigen konnte.

      „Ich hoffe Du wirst einmal mit genauso viel Verstand gesegnet sein, wie Du heute Nacht Glück gehabt hast, Sévran de Carnac“, schickte er dem kleinen Prinzen von Cornouailles seine ganz persönlichen guten Wünsche hinterher. Dann lies er sich von der begeisterten Menschenmenge widerstandslos zurück zu den Festtafeln schieben. Ein paar kräftige Mägde schleppten bereits frische Krüge mit Wein und Bier zu den Tischen und er beschloss, dass man die Nachricht für den Großmeister des Ordens auch durchaus erst am nächsten oder übernächsten Tag auf den weiten Weg gen Osten schicken konnte.

      Kapitel 1 Das Amulett

      I

      Boucicault schmunzelte, als er das Wappen erkannte. Schwarz hob es sich von dem hellgrünen Schild ab, als der junge Mann sein Pferd auf der Hinterhand wendete: Zwei mächtige Drachen hielten zwischen ihren Klauen ein Pentagramm, dessen Spitze gen Himmel zeigte. Also hatten sogar sie sich dieses eine Mal dazu durchgerungen Partei zu ergreifen. Charles d’Albret hatte es geschafft. Der Konnetabel von Frankreich hatte innerhalb von nur zwei Monaten eine riesige Armee vor den Toren von Rouen gesammelt. Und es erweckte den Anschein, als ob diese Armee bereit war, für die Sache der Valois zu kämpfen.

      Die großen Seigneurs von Frankreich waren alle nur selbstsüchtige, eigenwillige, untereinander verfehdete Individualisten, die lediglich auf ihren eigenen Vorteil bedacht waren und ihre militärische Stärke am liebsten meistbietend versteigerten. Charles VI. de Valois, den man seit seinem misslungenen Feldzug gegen die Bretagne im Jahre 1392 als den wahnsinnigen König belächelte, konnte für gewöhnlich nur wenig von ihnen erwarten...am allerwenigsten Loyalität zu seinem Haus.

      Boucicault hatte gehofft, dass Ambrosius Arzhur de Cornouailles und sein Nachbar und Busenfreund Yann de Montforzh ihre sture Neutralität und ihre aufrührerischen Unabhängigkeitsgedanken wenigstens dieses eine Mal im Augenblick der größten Gefahr für das Überleben von ganz Frankreich hinter dem Interesse aller zurückstellen konnten.

      Genauso, wie die Burgunder: Jean Sans Peur und seine beiden Brüder waren mit einem ansehnlichen Kontingent in Rouen eingetroffen, obwohl Gerüchte umgingen, dass der Herzog immer noch mit dem Gedanken spielte, heimlich mit den Engländer gemeinsame Sache zu machen.

      Der mit dem teuflischen Schild und dem nachtschwarzen Kriegspferd, dem man seine hispanischen Vorfahren deutlich ansah und das vermutlich ein kleines Vermögen gekostet hatte, war gewiss Cornouailles’ ältester Sohn Aorélian de Douarnenez, der Erbe der Herzogskrone des geheimnisumwobenen, kleinen Fürstentums an der sturmgepeitschten Atlantikküste am äußersten Zipfel Frankreichs; Penn Ar Bed – das Ende der Welt.

      Douarnenez schien eine Hundertschaft Berittener zu bringen. Das war eine beachtliche Anzahl von Männern, wenn man in Betracht zog, wie unwirtlich das Küstenland Armôr und die Wälder des Argoat mit den Monts Arée waren. Sein Vater, der Herzog Ambrosius Arzhur, hatte vermutlich jedes einzelne Kriegspferd für hartes Gold in der Normandie gekauft. Dazu kamen noch einmal fünfhundert oder sechshundert Bogen- und Armbrustschützen.

      „Salud dit, Arzhur!“, hörte Boucicault den jungen Mann in seiner Muttersprache fröhlich durch den Lärm des Feldlagers vor den Toren der Stadt Rouen rufen.

      „Gant pasianted ha hir amzer, E vez graet meur a dra, Aorélian. – Gut Ding will Weile haben“, schrie Arzhur de Richemont zurück. Der jüngste Bruder des bretonischen Herzogs Yann de Montforzh hievte sich vom langen Ritt etwas steif aus dem Sattel eines bildschönen Goldfuchses mit eindeutig orientalischen Vorfahren. Hinter Richemont flatterte seine berüchtigte weiße Kriegsfahne mit dem Eber, der Eiche und dem arroganten Motto „Que qui le vueille! – Wer mit mir Streit sucht, der wird ihn finden!“

      Die Männer aus Rennes waren eben erst angekommen, obwohl ihr Weg um vieles kürzer gewesen war, als der aus Concarneau von der wilden Felsenküste des Penn Ar Bed. Der junge Douarnenez lenkte seinen Schwarzen geschickt durch die Bogenschützen hindurch zu Richemont hinüber. Auch er sprang aus dem Sattel und die beiden Männer umarmten sich, wie Brüder.

      Boucicault schüttelte den Kopf. Eine barbarische Sprache, das Keltische. Eine barbarische Sitte, diese öffentliche Zurschaustellung von Gefühlen. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, dann hätte er die lebhafte Jugend mit den langen, offenen Haaren, den prächtig bestickten, bunten und weiten Surcotten, den altmodischen Kettenhemden und den sündhaft teuren ausländischen Kriegspferden vielleicht gleichfalls als Barbaren abgetan. Doch er kannte aus langer und oftmals schmerzlicher, militärischer Erfahrung sowohl Yann de Montforzh, als auch Ambrosius Arzhur Emrys de Cornouailles, die Herzöge der beiden Gebiete an der Atlantikküste: Sie verfügten über ergebene Vasallen und sorgsam ausgebildete Bogenschützen, die sie als Miliz hatten und nicht wie alle anderen als Söldnertruppe. Sowohl Arzhur de Richemont, als auch Aorélian de Douarnenez hatten sich bereits einen eigenen, guten Ruf erkämpft und auf vielen Turnieren geglänzt. Sowohl die Bretagne, als auch das kleine, abgelegene und geheimnisvolle Cornouailles konnten ihre Ansprüche mit Waffengewalt durchsetzen und wussten ganz genau, wie man im Spiel der Mächte Frankreichs seine Stellung hielt....und beide Fürsten hatten große Flotten, bis an die Zähne bewaffnete, moderne Kriegsschiffe und mächtige Kauffahrer, die ihren Ländern Reichtum und Wohlstand brachten.

      Alleine schon die Tatsache, dass Ambrosius' ältester Sohn gemeinsam mit Yanns jüngstem Bruder hier auftauchte und die Größe der beiden Kontingente, deuteten darauf hin, dass die beiden eigensinnigen Herzöge die Invasion der Engländer als eine Bedrohung für ihre eigenen Grenzen ansahen. Darum fanden sie sich ausnahmsweise einmal bereit, zusammen mit Orléans, Armagnac und allen anderen auf Seiten der Valois zu kämpfen, anstatt wie üblich geduldig abzuwarten und zuzusehen...und sich hinterher aus den Überresten der geschwächten Gegner straflos zu bedienen, wie gierige Aasvögel.

      Und sie würden kämpfen. Boucicault spürte es. Bald.

      Henry, der Sohn des Thronräubers und Mörders Lancaster, wollte diesen Krieg, der während der letzten zwanzig Jahre zu einem unbehaglichen Waffenstillstand zwischen ihren beiden Ländern geworden war, um jeden Preis wieder aufflammen lassen.

      „Um jeden Preis“, murmelte Boucicault, während er seine Augen von der jungen Schar aus der Bretagne und aus Cornouailles abwendete, „ und der Preis ist die Normandie, und die soll der Engländer um nichts in der Welt bekommen...So helfe uns Gott.“ Der Marschall stieß seinem Pferd scharf die Sporen in die Flanken.

      Morgen, bei Tagesanbruch, würden sie aufbrechen und Lancaster entgegen ziehen. Henry hatte nach einer schmerzhaften wochenlangen Belagerung den Hafen Harfleur genommen und dabei zweitausend seiner zehntausend Soldaten in den Marschlanden und auf den Schanzen vor der befestigten Stadt gelassen. Weitere zweitausend verrotteten, krank oder sterbend. Die unwilligen Bürger von Harfleur unterstützt von Schwärmen hungriger Stechfliegen, hatten dem Engländer schnell den Mut für seinen kühnen Plan genommen, die Eroberung der Normandie

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