Außerirdische schenkten ihm ein zweites Leben. Helmut Adler
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An der Lichtgrenze zwischen der Tag- und Nachtseite ragten die höchsten Gipfel der Mondgebirge wie Leuchttürme aus dem Dunkel der Mondnacht.
Der auffällig helle Krater Tycho mit seinem ausgedehnten Strahlensystem beeindruckte besonders diejenigen Mitrei-senden, die noch nie durch ein Fernrohr einen Blick auf unseren „guten alten Mond“ werfen durften.
Das Ufo wurde langsamer, bis es sich auf einer Mondumlaufbahn befand. In relativ großer Höhe umkreiste es den Erdtrabanten. Da sahen Markus und andere aufmerksame Beobachter, wie drei Raumschiffe, ebenfalls „Fliegende Untertassen“, aber kleiner, von der Mondoberfläche aufstiegen, an ihnen vorbei rasten und entschwanden …
Auf seiner Umlaufbahn überflog „ihr Ufo“ auch die Rückseite des Nachtgestirns, die wegen der gebundenen Rotation des Mondes von
der Erde aus unsichtbar ist. Erst in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts sandten Raumsonden die ersten Bilder von der erdabgewandten Seite des Mondes zur Erde. Die Rückseite ist sehr gebirgig. Krater aller Größen reihen sich aneinander. Es fehlen fast vollständig die Mondmeere.
Die Oberfläche des Mondes ist von Gesteinsbrocken übersät und von Mondstaub bedeckt.
Große Ringgebirge, langgestreckte Kettengebirge, rillen-förmige Täler, weite Wallebenen, Mondkrater mit und ohne Zentralberge bestimmen das Antlitz dieser schroffen, lebensfeindlichen Welt, die sehr viel kleiner ist als unsere Erde.
Weil der Erdmond keine Lufthülle besitzt, liegt seine Oberfläche gestochen scharf vor den Augen des Betrachters.
Hier herrscht eine absolute Stille – kein Windhauch ist zu spüren und kein Säuseln des Windes zu hören.
Am Tage heizt sich der Boden bis 130 °C auf und kühlt sich in der Mondnacht auf -160 °C ab.
Da die Atemluft fehlt und kein Wasser vorhanden ist, müssen die Alien für alles Lebensnotwendige sorgen, um auf dem Mond leben und überleben zu können. Markus hat da seine Zweifel.
Er sehnt sich nach der Erde, die als eine große, blaue Planetenscheibe bei jeder Mondumrundung am pechschwarzen, sternenübersäten Mondhimmel auf- und untergeht. Als das Ufo wieder einmal aus dem Mondschatten auftauchte und den beleuchteten Teil der Vorderseite des Mondes überflog, ging es in einen Sinkflug schräg zur Mondoberfläche über. Es näherte sich einem Gebiet nahe dem Mare Frigoris (Meer der Kälte). In geringer Höhe überflog es den Krater Fontenelle, wobei das Schattenbild des Ufos über den Mondboden huschte.
Das Ufo stoppte über einem relativ kleinen, unscheinbaren Krater ohne Zentralberg und schwebte auf der Stelle. Markus sowie die anderen Entführten an Bord konnten zusehen, wie der Kraterboden sich öffnete. Er war in der Mitte geteilt und entschwand ganz langsam im Kraterrand. Ein tiefes schwarzes Loch klaffte dort, wo vor kurzem noch fester Mondboden zu sein schien. Dann schwebte das Ufo vorsichtig, wie durch einen Schlund, in die Tiefe.
Mehrere Etagen unter der Kratersohle setzte es auf den Boden eines riesigen Hangars auf. Als der Kraterboden wieder geschlossen war und alle Schotten dicht waren, damit keine Luft entweichen konnte, forderten die kleinen Alien die Menschen auf, das Ufo zu verlassen. Eine an der Unterseite angebrachte und der Form des Ufos angepasste Metalltür öffnete sich und etwa 70 Entführte verließen geordnet das Raumschiff.
Im Hanger war die Atemluft besser als im Ufo und die Temperatur erträglich.
Markus hatte den Flug zum Mond, für ein Ufo ein Katzensprung, einigermaßen gut überstanden. Scheinbar alle anderen auch.
Er schaute sich neugierig um und entdeckte in dieser riesigen, in das harte, dunkle Mondgestein getriebenen Halle, noch zwei Ufos gleicher Bauart.
Die kleinen Alien führten die Neuankömmlinge durch einen „Höhleneingang“ in einen Raum, der wie ein Bahnhofs-Wartesaal ausgestattet war. Von den schmucklosen grauen Wänden und der gewölbten Decke ging indirektes Licht aus. Für die angenehme Temperatur und den Luftaustausch sorgte eine außerirdische Klimaanlage.
Als die Menschen ihre ersten Schritte auf den Boden des Mondes wagten, fiel ihnen das Gehen leicht. – Die Kinder hüpften wie Kängurus voraus.
Die meisten konnten nicht fassen, dass der Mond nur 1/6 der Erdschwere hat und man sich beinahe schwerelos fortbewegen kann.
„Daran muss man sich erst gewöhnen“, sagte Markus zu seinem Nachbarn, ein breitschultriger, bärtiger Mann mittleren Alters, der von diesem Phänomen sehr überrascht war.
Als alle neuen „Mondbürger“ an Metalltischen und auf Stühlen aus dem gleichen Material Platz genommen hatten, erklang aus versteckten Lautsprechern leise, fremdartige Musik.
Markus suchte nach einem Aschenbecher; denn er wollte die mitgebrachte, letzte Zigarre rauchen, fand aber keinen. Während die Leute von der gewöhnungsbedürftigen Musik berieselt wurden, saßen sie gelangweilt da, sahen sich um und schwiegen – bis auf die Kinder, die immer unruhiger wurden. Dann trat ein großer,
schlanker, dunkelhäutiger, menschen-ähnlicher Alien in einem massgeschneiderten Anzug vor die Versammelten. Hinter ihm hatten sich ein Dutzend kleine graue Alien postiert.
Mit ein paar unverständlichen Worten und seltsamen Gesten versetzte er die Anwesenden in eine Art Hypnose. Alle blieben bei vollem Bewusstsein, waren aber nicht in der Lage, Ängste zu entwickeln oder Widerstand zu leisten. Jeder hörte tief in seinem Kopf:
„Willkommen in unserer Mondbasis Fontenelle! – Wir werden euch zu verschiedenen Zwecken aufteilen. Die Familien werden getrennt.“
Daraufhin gingen die kleinen Alien, die unerbittlichen Handlanger, zu den Tischen und sortierten die Entführten nach ihren Plänen …
Weil man den Menschen ihre Persönlichkeit genommen hatte, waren sie dem Willen der Alien bedingungslos unterworfen.
Die Wiedergeburt
Nach ihrer Ankunft in unserem Sonnensystem, vielleicht in grauer Vorzeit der Menschheitsgeschichte, mussten die Alien zur Besiedlung des Mondes annähernd dieselben Lebens-bedingungen schaffen, wie sie auf ihrem Heimatplaneten oder auf der Erde anzutreffen sind. Wahrscheinlich haben sie zuerst nur die Erde erkundet, Klimazonen und Landschaften erforscht, die nie zuvor ein Mensch betreten hatte.
Die ahnungslosen, unwissenden Erdenbürger wurden von den Außerirdischen bei allen ihren Tätigkeiten heimlich beobachtet. Ihre Anwesenheit haben die Alien nicht kundgetan; denn sie würden von den Menschen als „Götter“ angesehen werden …
Erst als sie dazu übergegangen sind, Menschen in ihren Ufos zu entführen und sie medizinischen Untersuchungen und verschiedenen Tests zu unterziehen, entstanden die ersten direkten Kontakte mit der
Spezies „Mensch“. Die massenhafte Verfrachtung ausgewählter Kontaktpersonen auf den Mond, ihr zeitlich begrenzter Aufenthalt zu bestimmten Zwecken, hat für die Alien eine strategische Bedeutung. Sie dient Zielen, die der Menschheit vorerst verborgen bleiben …
Nach der Selektion durch die kleinen, grauen Alien wurde Markus zusammen mit anderen „Leidensgenossen“ in einer Quarantänestation der Mondbasis untergebracht. Ein weißer Alien-Arzt, im Aussehen und Habitus von einem irdischen Arzt kaum zu unterscheiden,