Tamora - Bordell auf Rädern. Thomas Riedel

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Tamora - Bordell auf Rädern - Thomas Riedel

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diese wie Maiskörner aufploppten, um sie mit Kreuzkümmel, Paprikapulver, gemahlenem Koriander und zwei Esslöffeln ›Garan Masala‹ in der Schüssel zu vermengen. Als nächstes teilte sie die Masse in zwei gleiche Teile auf und gab die eine Hälfte in eine Schale. »Na, dann badet ihr mal schön«, schmunzelte Tamora an die Putenstücke gerichtet, während sie diese und Joghurt in die erste Schüssel dazugab, »und ich decke derweil den Tisch ein.«

      Sie wandte sich dem Wohnzimmer zu und tänzelte leichtfüßig zur Musik hinüber zum Tisch – nicht ohne weiterhin mitzusingen. Als Tischläufer hatte sie ein breiteres, dunkelrotes Tuch mit goldenen Mustern ausgewählt. Hinzu kamen schwarze Platzdeckchen, auf die sie goldene Unterteller stellte, die von einem schlichtweißem Dinnerteller gekrönt wurden. Die Gläser für Wasser und Wein stellte sie akkurat an ihre Plätze, legte das Besteck ausgerichtet hinzu und drapierte abschließend die Servietten. Als Letztes verteilte sie kleine Teelichthalter auf dem Läufer. Der Eyecatcher war das Dahlien- und Gerbera-Gesteck.

      Kontrollierend begutachtete sie ihr Werk. Wow, das wird richtig romantisch, ging es ihr durch den Kopf. Sie war zufrieden mit dem Resultat. Beschwingt trat sie einige Schritte vom Tisch zurück, dabei schwang sie ihre Hüften als würde sie über einen Catwalk laufen. Augenblicklich dachte sie an ihre Königin. Wie sie das nur immer so elegant hinbekommt … Sie seufzte. Aber meine Schamlippen … diese verdammte Spange … Boah, Vio, wenn du wüsstest, was das laufend mit mir macht … Sie musste schmunzeln. Ach, natürlich weiß sie das! Jetzt muss ich mich aber noch einmal aufs Kochen konzentrieren, ermahnte sie sich und huschte in die Küche zurück.

      *

      Violett legte den Hörer auf und atmete einmal kräftig durch, um ihre Gedanken vom Geschäftlichen zu lösen. Jetzt aber Schluss mit Arbeit, dachte sie und lächelte in sich hinein, als sie an den bevorstehenden Abend dachte. Sie schob ihren Stuhl zurück, stand auf und wandte sich zur Tür. »Na, bin mal gespannt, was meine Prinzessin so treibt«, murmelte sie vor sich hin, während sie in den Flur trat und aufs Wohnzimmer zuging.

      Kaum hatte sie den Salon betreten fiel ihr rechter Hand der eingedeckte Esszimmertisch auf. »Wow, da hat sich meine Süße aber selbst übertroffen.« Sie wollte sich schon ab- und der Küche zuwenden, aus der sie Klappern vernahm, als ihr Blick auf die Geschenkbox fiel, die auf dem unteren Drittel der Tischplatte stand. Jetzt sag' bloß nicht, dass das ein Bienchen auf der Schleife ist?, ging es ihr durch den Kopf. Sie trat näher an den Tisch heran, um die Box besser zu sehen und musste grinsen. Tatsächlich, … eine Biene! Neugierig streckte sie eine Hand nach der Karte aus, die halb unter der Zierschleife steckte und zog sie hervor:

      ›Meine liebste Königin,

      das Bienchen war während seiner Abwesenheit fleißig …

      Kuss

      Deine Prinzessin

      »Okay«, grinste sie, löste die Schleife und hob den Deckel ab, »dann will ich doch mal schauen.« Ihr Blick fiel auf die Geldbündel, die nicht gerade nach wenig aussahen. Als sie sie herausnahm, bemerkte sie am obersten Päckchen einen metallischen Clip. »Ach, wie süß … eine Geldscheinklammer.« Sie betrachtete das Schmuckstück aus Sterlingsilber genauer. »Schlicht, … mhm … eigentlich nicht ganz mein Geschmack …« Doch dann sah sie die Gravur und musste unweigerlich grinsen: Es handelte sich um eine kleine Biene, die eine Reitgerte mit dem vorderen Beinpaar hielt. »Ach, wie herzig … Du kannst so schön dooof sein …«, lachte sie hell auf.

      Sie legte die Spange beiseite. »Na, wenn sie mich doch schon so süß herausfordert, … dann will ich mal sehen, wieviel es geworden ist?« Violett begann die Banknoten zu zählen, die Tamora zu jeweils Fünftausenderpaketen gebündelt hatte: … zwei … drei … sechs … Sie nickte anerkennend und legte die gezählten Scheine zur Seite …mhm, schon recht ordentlich … »Neun … zwölf«, murmelte sie leise fortzählend, »und noch drei …Fünfundsiebzigtausend … Du warst wirklich ein fleißiges Bienchen!« Hast echt schnell gelernt, grinste sie in sich hinein. Da muss ich langsam aufpassen, dass du mich irgendwann nicht überflügelst. Jetzt aber mal schauen, wo du steckst!

      *

      »Also, erst einmal die Pfanne aufgestellt und die Butter hinein …«, wiederholte Tamora, während sie mit einem Auge das Rezept überflog. In der Regel kochte sie gern nach Vorlage – zu oft hatte sie sich in der Vergangenheit schon in den Mengen vergriffen.

      »Okay … ihr seid die nächsten!«, lachte sie hämisch und wetzte das Messer, bevor sie die Zwiebeln würfelte, um sie, mit der anderen Hälfte der Gewürzmischung, in die Pfanne zu geben. Dann begann sie auf eine Melodie von Dolly Parton zu singen: »Du musst jetzt köcheln … ja, köcheln, dass musst du … fünfzehn Minuten …« Sie sah sich um. »Hey, wo steckst du … Reis?« Sie warf einen Blick auf die Küchenuhr, und stellte zufrieden fest, voll im Zeitplan zu sein. Der Song der amerikanischen Countrysängerin war gerade verklungen, als ein anderes Lied sie dazu veranlasste ausgelassen durch die Küche zu tanzen. Dabei drehte sie sich immer wieder um ihre eigene Achse und schwang ihre Arme im Takt der Musik umher. Der Sender spielte ›Fire with fire‹ von den ›Scissor Sisters‹. Erneut sang sie die einprägsame Passage mit: »You said, fight fire with fire … Fire with fire … Fire with fire … Through desire, desire -sire, desire … Through your desire …«

      Violett stand lässig mit dem Rücken an den Rahmen der Küchentür gelehnt und hatte ihre Arme unter der Brust verschränkt. Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen beobachtete sie das Schauspiel, welches ihr ihre Prinzessin bot – dann klatschte sie applaudierend in die Hände. »Na, du hast ja eine prächtige Laune … aber, ich weiß ja, dass an dir eine Pop Diva verloren gegangen ist.« Sie lachte.

      Kaum hatte Violett zu Klatschen begonnen, zuckte Tamora erschrocken zusammen, drehte sich zu ihr herum und sah sie mit großen Augen an. »Ooooh jaaa, …ich bin so aufgeregt … und außerdem, du weißt doch, dass mir das Kochen Spaß macht … und dann noch tolle Musik dazu …« Sie strahlte übers ganze Gesicht. »Wie soll man da auch stillstehen?«

      »Stimmt, kannst du nicht«, grinste Violett und gab ihr einen Klaps auf den Hintern. »Du bist einfach zu hibbelig.«

      »Aber so liebst du mich ja«, erwiderte Tamora schelmisch. Sofort wendete sie sich der Pfanne zu und kontrollierte den Bräunungsgrad. »Dauert noch ein wenig.«

      »Aber es riecht schon ausgezeichnet.« Violett deutete auf den Reis. »Solltest du den nicht langsam anstellen? Willow und Cora kommen gleich.« Dabei tippte sie mit dem Zeigefinger auf das Glasgehäuse ihrer eleganten Armbanduhr.

      »Wie meine Königin wünscht!« Tamora lachte und machte einen Knicks.

      Violett ließ sich vom Übermut ihrer Verlobten anstecken, schlang ihre Arme um deren Bauch und bewegte sich mit ihr gemeinsam zu den letzten Takten des ausklingenden Liedes. Der Lokalsender schickte ohne Werbeunterbrechung direkt ein weiteres romantisches Liebeslied hinterher: ›Teagan and Sara‹ mit ›Closer‹. Kaum waren die ersten Sekunden gespielt, legte Violett ihre Lippen zart an den Hals ihrer Prinzessin, küsste sie dort innig und bewegte sich dabei sanft im Rhythmus der Musik.

      Tamora versuchte sich trotz Violetts erotischem Spiel auf das Kochen zu konzentrieren. Es war Zeit, das Tomatenmark, die gemahlenen Nüsse, sowie einen halben Liter Wasser samt einer Prise Salz in die Pfanne zu geben. »Sag mal, …«, flüsterte sie über ihre Schulter, »möchtest du, dass ich alles anbrennen lasse? Wenn ja, dann mach nur so weiter! … Du weißt schon, dass mich das gerade ablenkt …« Sie warf ihrer Königin einen funkelnden Blick zu.

      »Ach, das ist mir neu!«, grinste Violett.

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