Anne und die Horde. Ines Langel

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Anne und die Horde - Ines Langel

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Gedicht“, meinte Zankintos, zog einen Zettel aus dem Beutel, der um seinen Hals hing und gab ihn Anne. In schnörkeliger Schrift stand da geschrieben:

      Neugierig war des Schneiders WeibUnd macht` sich diesen Zeitvertreib:Streut Erbsen hin die andre Nacht.Die Heinzelmännchen kommen sacht;Eins fährt nun aus, schlägt hin im Haus,Die gleiten von Stufen und plumpsen in Kufen,Die fallen mit Schallen,Die lärmen und schreienUnd vermaledeien.Sie springt hinunter auf den SchallMit Licht: husch, husch,verschwinden all. Anne erinnerte sich, das Gedicht schon mal gehört zu haben. Sie musste eine Weile nachdenken, bevor es ihr wieder einfiel.

      „Stimmt“, rief sie aus. „Das ist das Heinzelmännchengedicht. Mama hat es mir

      schon mal vorgelesen. Und mit der Schule haben wir ein Theaterstück über Heinzelmännchen besucht.“ Skeptisch sah sie Zankintos an.

      „Das kann aber nicht sein. Heinzelmännchen sehen ganz anders aus.“

      Zankintos war verblüfft. „Anders? fragte er. „Wie anders?“

      Anne stand auf und ging zu ihrem Bücherregal. Sie brauchte nicht lange, da hatte sie das kleine gebundene Buch gefunden, das sie gesucht hatte.

       Die Heinzelmännchen von Köln

      „Hier“, sagte sie und hielt Zankintos das aufgeschlagene Buch vor die Nase.

      Dieser sah sich interessiert die Abbildung an.

      „Ist ja ein Gartenzwerg!“, rief er aus.

      Jetzt betrachtete auch Anne das Bild genauer.

      „Stimmt“, meinte sie. „Doch so sehen Heinzelmännchen nun mal aus. Und du hast keine Ähnlichkeit mit dem hier. Du hast ja noch nicht mal eine rote Zipfelmütze auf dem Kopf.“

      „Bin aber trotzdem Heinzelmann“, beharrte Zankintos.

      „Kannst du das beweisen?“

      „Beweisen?“

      „Ja, eigentlich macht ihr doch sauber und seid hilfsbereit. Du bist aber ein

      Dieb und wahrscheinlich auch ein Lügner.“

      „Uijuijuijui“, heulte Zakintos.

      Sofort tat es Anne leid. „Hey, nicht weinen.“, sagte sie und rutschte näher

      an den kleinen Heinzelmann heran. „Ich bin nur sauer, weil du meinen Kompass

      geklaut hast.“

      „Du mich nicht mögen“, jammerte Zankintos.

      „Doch, eigentlich mag ich dich schon.“

      Anne legte den Arm um ihn. Zakintos sah fragend zu ihr auf.

      „Wirklich?“

      „Ja“, sagte Anne, „ich finde dich süß.“

      Zankintos Nase wurde ganz rot. Schnell blickte er zu Boden.

      „Dich ich auch“, flüsterte er. „Hab euch zugesehen beim Einziehen. Mochte dich auf ersten Blick. Mag rote Haare bei dir und Sommersprossen. Hast so traurig ausgesehen. Wollte ein bisschen auf dich aufpassen. Heimlich. Wenn Zucker das hätte gewusst… uijuijuijui… Hätte er gar nicht gut gefunden. Wollte wirklich nur aufpassen auf dich, ehrlich. Doch all die Dinge, so glänzend und schön, konnte Zankintos nicht widerstehen.“

      Anne wurde ganz warm ums Herz. Da gab es wirklich jemanden, der sich um sie gekümmert hatte. Spontan drückte sie Zankintos einen Kuss auf den runden Kopf.

      „Oh!“, hauchte dieser und krallte sich an seinem Schwanz fest.

      Anne lächelte.

      „Was machst du mit den Sachen, die du hier weggenommen hast?“, fragte sie.

      „Ich meinen Bau schmücken. Willst du sehen?“

      „Ja, gerne.“

      Zankintos sprang auf. „Dann mitkommen, ich dir zeigen.“

      „Jetzt?“, fragte Anne.

      „Ja, schnell.“

      „Es ist mitten in der Nacht“

      „Weiß ich. Na und?“

      „Überleg doch mal. Wie sollen wir hier unbemerkt rauskommen?“

      „So wie Zankintos reingekommen. Gleicher Weg. Ganz einfach.“

      Bisher hatte sich Anne noch keine Gedanken gemacht, wie der

      Heinzelmann in die Wohnung gekommen sein konnte.. Doch jetzt, wo er davon sprach…. natürlich, ganz klar, es musste einen Weg geben, den außer ihm niemand kannte.

      „Durch den Schornstein bist du jedenfalls nicht ins Haus gekommen.“

      „Nicht Schornstein“, sagte Zankintos, „durch Wand“.

      Durch die Wand

      Anne hatte einen Geheimgang vermutet. Sie hatte genug Drei ??? – CD´s gehört, um ausreichend über derlei Dinge Bescheid zu wissen. Doch was jetzt geschah, hatte sie nicht erwartet. Zankintos rieb seine Hände aneinander, immer schneller, bis ein leises Zirpen zu hören war, dem einer Grille nicht unähnlich. Dann legte er seine Zauberhände auf eine beliebige Stelle der Wand. Sogleicht verflüssigte sich die berührte Stelle

      „Sieht nur aus wie Wasser“, sagte Zankintos, „ist aber ganz trocken. Schnell beeil dich, hält nicht lange an.“

      Anne überwand ihre Scheu und schlüpfte durch die Wand. Sie war tatsächlich nicht nass geworden. Es hatte sich angefühlt, als wäre sie von ihrem Zimmer einfach in den Flur gegangen. Vom Hausflur gelangten sie unbemerkt ins Freie.

      „Das ist unglaublich“, rief Anne. „Woher kannst du das?“

      „Jedes Heinzelmännchen kann das.“

      „Kann man das lernen?“

      „Nein.“

      „Woher weißt du das? Hast du schon mal versucht, es jemandem beizubringen?“

      Zankintos schüttelte den Kopf. „Nein, aber die Heinzelmädchen können es auch nicht.“

      „Was?“ Anne war empört. Sie hatte zu oft von Swontje zu hören bekommen, dass Mädchen dümmer seien als Jungs. Und bei den Heinzeln schien diese Meinung ebenfalls vorzuherrschen. Eine Gemeinheit war das, eine himmelschreiende Ungerechtigkeit.

      „Ungerecht? Wieso ungerecht?“ Zankintos begriff die Welt nicht mehr.

      Annes Augen blitzten vor Zorn. „Kapierst du das nicht? Eure Jungs dürfen durch Wände gehen. Und eure Mädchen, was dürfen die? Häkeln und malen und artig sein. Oder was?

      „Nein“, sagte Zakintos

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