Silber. Hans.Joachim Steigertahl

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Silber - Hans.Joachim Steigertahl

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kurzem Ringen hatte der andere Walters Schwertspitze an der Kehle und ließ sein Schwert fallen. „Was soll dieser Wahnsinn?“ fragte der Ritter und sein Gegner antwortete in gebrochenem Deutsch: „Das unser Land. Ihr Sakra Germàn, verdammten Deutschen, nehmt uns Wälder, macht Äcker und dann gehört euch Land. Wir wollen das nicht. Wir verlieren Land.“ „Wer seid Ihr?“ „Ich bin Rytíři Bobdan Rožmitâl, der Herr dieser Wälder!“ „Für mich seid Ihr ein Dieb. Ihr wartet, bis die Siedler das Land urbar gemacht haben, dann tötet ihr sie und nutzt das Land selbst! Bauer“ wandte sich Walter an den verängstigten Siedler, „ Gib mir ein starkes Seil und dann kannst du den gefesselten Bobdan Rožmitâlund seine Spießgesellen zu Graf Weißensee auf Burg Nepomuk bringen – er soll entscheiden!“ Bobdan ließ sich nur mit Mühe fesseln und wehrte sich so verzweifelt, dass Walter selber eingreifen musste. Dann schob ihn Cuno mit der Spitze der Lanze vor sich her ins Freie, wo sich unterdessen die anderen Dorfbewohner und die Thüringer Ritter versammelt hatten. Ein Mann in schwarzer Kutte nahm das Wort: „Ich danke Euch, Ihr Herren. Meine kleinen Gemeinden hier im Wald haben jahrelang bis zur Erschöpfung gearbeitet, um sich hier ihren Broterwerb zu sichern; als Zisterziensermönch hat mich mein Abt hierher beordert, damit ich mit den Siedlern die bestmöglichen Anbaumethoden ausprobiere – und wir waren erfolgreich!“ Die umstehenden Siedler klatschten zur Bestätigung. „Ohne Euch wäre auch diese Rodung verloren, denn den Česka fehlen die Arbeitskräfte, aber nicht der Hochmut. Lasst uns die glückliche Fügung mit einem guten Mahl feiern!“

      Die Frauen des Weilers, von denen keine zu Schaden gekommen waren, genausowenig die Kinder, das Vieh, die Gebäude, beeilten sich, die Worte des Paters umzusetzen. Vor dem Haus, in dem Walter den Ritter gestellt hatte, wurde Glut zusammengetragen, mehrere Hühner und ein Lämmchen mussten den Tag vorzeitig beenden, und selbst das im Weiler gebraute Bier – Wasser, Hefe, Hopfen und Weizen – mundete allen, auch Bobdan, den Cuno mit allem Notwendigen versorgte. Während sich ein kleiner Trupp der Siedler mit den Gefangenen auf den Weg nach Nepomuk machte, richteten die Frauen den Rittern und Knechten ein Nachtlager, denn die waren viel zu müde und aufgeregt, um noch den fehlenden Halbtagesritt bis Pisek hinter sich zu bringen. So blieben sie in dem Weiler und verschoben die Weiterreise auf den nächsten Tag.

      Der brach unerbittlich an, mit Sturm, Regen und Nebel. „Ihr müsst aufpassen, wenn Ihr gegen Mittag nach Pisek kommt – die Stadt liegt in einem Kessel, rundum von Bergen umgeben, und man hat das Gefühl, als würde man in diesen Kessel wie in einen Schlund gezogen“, hatte der Zisterzienser die Ritter noch am Abend ermahnt, „aber es ist nicht einfach, auch für mich als Mann der Kirche nicht, die Stadt zu betreten. König Ottokar hat Pisek befestigen lassen, um den Übergang über die Otava mit einer Brücke abzusichern. Pisek ist eine Königsstadt, das heißt, alle Rechte, die eine Stadt haben kann – auch das Gerichtsrecht – hat Pisek. Die Wachen sind unerbittlich. Das Schreiben von Boleslav Přemysl wird Euch allerdings helfen. Wenn Ihr Herberge sucht, wendet Euch nach dem Putimská-Tor nach Sonnenaufgang, dann kommt Ihr zur Burg. Graf Heinrich, der Statthalter, ist ein Neffe König Johanns, also aus dem Hause Luxemburg. Wenn Ihr Hilfe braucht: das Dominikaner - Kloster liegt direkt neben der Pfarrkirche zur Heiligen Elisabeth am Marktplatz. Pisek ist wichtig, denn hier kontrolliert der Herrscher Böhmens den „Goldenen Steig“-die Leute hier nennen das den Zlatá stezka:im Sand der Otava findet sich viel Gold, das dort herausgewaschen und dann über die Vitava – oder wie Ihr Deutschen sagt, die Moldau –nach Prag weitertransportiert wird.“

      Als sie sich, an einem Nebenfluss der Otava entlangreitend, Pisek näherten, war alles anders als vom Mönch beschrieben: der Bergkessel, in dem Pisek liegen sollte, war in Regen und Nebel verborgen, das Stadttor stand weit offen, die Wachen ließen sie ohne Kontrolle passieren und wiesen ihnen sogar den Weg zur Burg. Die Straßen waren voller Menschen, die unter lautem Jubeln die Straßen auf- und abzogen. Als sie sich schließlich durch die Massen einen Weg gebahnt hatten und vor der Burg standen, erfuhren sie auch den Grund: König Johann hatte an eben diesem Tag der Stadt das Salzrecht gegeben; nun mussten alle, die in Südböhmen Salz brauchten, dieses in Pisek kaufen – es war ein reiches Geschenk. Der Wohlstand würde weiter wachsen und die Bürger noch treuer zum König stehen als bisher schon. Die Ratsherren der Stadt hatten sich schon zum königlichen Statthalter in die Burg begeben, um die Urkunde in Empfang zu nehmen. Als der Erste Magistrat aus dem Tor trat, die gesiegelte Urkunde über den Kopf schwenkend, brandete noch lauteres Rufen auf. „Heute Abend wird aus den Brunnen der Stadt Bier fließen – lasst uns diese Gabe feiern!“ Dann wandte er sich etwas erstaunt den nassen und schmutzigen Reisenden vor ihm zu, deren Kleidung aber doch noch erkennen lies, dass es sich um höheren Besuch handelte: „Meine Herren – was ist euer Begehr?“ „Wir wollen Graf Heinrich sprechen!“ Der Magistrat schickte einen Knappen zurück in die Burg und machte sich mit seinen Begleitern auf zum Marktplatz, wo weiter gejubelt und gefeiert werden würde.

      Unterdessen kam der Knappe zurück, bat die Reisenden in die Burg, pfiff nach ein paar Stallknechten, die sich um die Pferde kümmern sollten und brachte die Herren in die Halle. Ein noch recht junger, hochgewachsener Ritter, deutlich gekennzeichnet durch das luxemburger Wappen, den aufrechtstehenden roten Löwen auf grauem Grund, erhob sich aus dem Hochsessel. „Was wünscht ihr?“ Heinrich von Hohnstein neigte wie die anderen seinen Kopf und sprach für alle: „Wir sind thüringische Ritter, geschickt von meinem Vater Cuonrad von Hohnstein, dem Münzmeister des Landgrafen von Thüringen, um diesen Knaben“, er deutete auf Cuno, „ zu Boleslav Přemysl in Jihlava zu bringen, bei dem er Knappendienste leisten soll.“ Er stellte die Ritter vor. Heinrich grinste immer breiter und streckte dann den Rittern die Hand hin: „Ihr kommt wie gerufen! Die ganze Stadt wird heute toben, das Saufen wird kein Ende nehmen und die Büttel werden eifrig zu tun haben. Gerade eben hat mich der Magistrat eingeladen, mit den Ratsherren und den Bürgern zu feiern, aber jetzt kann ich doch nicht so ehrenwerte Gäste einfach allein lassen!“ Er rief nach Mägden und Knechten, und bald wurde in der Halle aufgedeckt. Die Reisenden legten ihre nassen Mäntel ab und reinigten sich so gut es ging. Nur Gernot und Cuno gingen zum Brunnen im Lichthof und wuschen sich wenigstens oberflächlich. Dabei bekam Wolf auch gleich einen Krug voll Wasser.

      Als die drei zurückkamen, saßen die anderen bereits am Tisch. Ein Krug kreiste, die Becher wurden gefüllt, und die Thüringer berichteten von der Reise. Graf Heinrich war besonders an dem Bericht über Salomon Herschels Flucht interessiert. „Er ist, nein, war einer der wichtigsten Kaufleute in Prag, und wenn er geht… Ich muss morgen mit dem Ältesten der jüdischen Gemeinde hier reden, um zu sehen, ob wirklich Gefahr besteht oder Herschel einfach nur langsam zu alt wurde. Aber lassen wir das Tagesgeschäft: Darf ich Euch meine Gattin Ermingilde vorstellen, die Hausherrin hier in Pisek!“ Eine großgewachsene, recht rundliche Frau mit einem freundlichen Lächeln trat an die Tafel und begrüßte die Ritter. „Und das ist mein Patenkind Salwa, die Tochter eines edlen Ritters aus der Nachbarschaft, die in den Unruhen der letzten Jahre leider alle engen Verwandten verloren hat und deshalb an Kindesstatt bei uns aufwächst, nachdem wir selbst keine Kinder haben!“ Ein Mädchen, etwa so alt wie Cuno, trat an den Tisch und knickste. Der kleine Steigerthal starrte sie an. Sie war gertenschlank, hatte rotbraune Haare, zu Zöpfen geflochten und wie einen Kranz um den Kopf gelegt, Augen, die so grün waren wie die saftigen Wiesen, durch die sie geritten waren, ein ovales Gesicht mit hohen Backenknochen und eine schneeweiße Haut mit ein paar winzigen Sommersprossen. „Setz dich zu Cuno, dann kannst du ihm alles über die Česka erzählen, zumindest alles, was er wissen muss, wenn er hier dienen soll!“ Salwa gehorchte und setzte sich Cuno gegenüber an die Tafel. „Das tut mir Leid mit Deinen Eltern.“ „Ist gut, es ist schon so lange her, dass ich mich kaum noch an sie erinnern kann, und außer, dass ich Tschechin bin, gehöre ich eigentlich zu Heinrich und Ermingilde – ich sage aber immer Hermine zu ihr! Sie senkte ein wenig ihre helle Stimme: „Wo sollst du dienen? Als was? Wie kommt es, dass nur du und dein Bruder sich gewaschen haben – ich habe euch am Brunnen gesehen?“ Cuno war verwirrt, dass ausgerechnet sie das Waschen mitbekommen hatte, aber eigentlich war das das Einfachste von allem, und deshalb begann er: „Also, das mit dem Waschen ist so eine verrückte Sache in meiner Familie: Mein Urgroßvater war bei dem letzten Kreuzzug dabei und lernte auf Zypern, als sie auf Schiffe warteten, die sie weiterbringen könnten, seine spätere Frau kennen. Die hat ihn die orientalischen Gewohnheiten der Körperpflege gelehrt,

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