Silber. Hans.Joachim Steigertahl

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Silber - Hans.Joachim Steigertahl страница 16

Silber - Hans.Joachim Steigertahl

Скачать книгу

denn er durfte keine Tiere im Haus halten, und wollte alles über den Kleinen wissen.

      Die fünf Ritter bezogen das Gästehaus der Markgrafen von Weimar, die ja nun auch Landgrafen von Thüringen waren; die Knechte entluden die Pferde, verbanden das verletzte noch einmal mit zerstampftem Spitzwegerich und verzogen sich dann mit den anderen Stallburschen in den Gesindebereich.

      Der Abend war noch einmal die Gelegenheit, Speis und Trank zu würdigen und dem Gastgeber und seiner Gemahlin mit manch frohem Lied zu danken. Eginhard und Cuno gaben vor, müde zu sein und schlichen mit Milch und einigen Leckereien nach oben, weil sie fürchteten, der Welpe würde sich bemerkbar machen. „Du musst ihn Wolf nennen“, beharrte Eginhard, nachdem sie festgestellt hatten, dass es ein Männchen war. „Stell dir vor, ihr seid unterwegs, du fühlst dich unsicher, rufst ‚Wolf‘ und er kommt mit Geheul in deine Richtung – da bist du doch gleich viel sicherer!“ „Wolf –Wölfchen!“ Der Welpe schaute Cuno an, rollte sich an seine Seite und schlief leise behaglich knurrend ein und die Burschen mit ihm.

      Am nächsten Morgen ging es über die Sternbrücke weiter in Richtung Sonnenaufgang – die Ritter müde und verkatert, die beiden Knechte, die die halbe Nacht mit den anderen Knechten geredet hatten, nur müde. Cuno war putzmunter, den Welpen vor sich auf dem Sattel und einen Schlauch aus Ziegenleder mit nahrhafter Suppe, die ihm Eginhard organisiert hatte, hinter sich.

      Das verletzte Packpferd konnte schon wieder ganz gut mithalten, die Pferde hatten alle noch einmal Hafer und gute Streu bekommen, die Menschen wussten – das hatte Graf Eginhard ihnen noch mal bestätigt – dass der weitere Ritt lang, eintönig, aber relativ sicher war. Bis zur nächsten festen Herberge würden Tage vergehen. Bergauf an Bächen entlang, über die Bergkuppe, am nächsten Bach entlang wieder ins Tal, um wieder anzusteigen. Das Wetter war wechselhaft, aber weder brannte die Sonne ihnen Löcher in die Kappen, noch durchnässte sie dauerhafter Regen – „Herrliches Reisewetter“ ,wie Heinrich von Hohnstein grinsend meinte, als die anderen sich ob der Strapazen der Reise beschwerten. Sie lagerten im Freien an irgendwelchen Bächen und lebten von dem, was das Packpferd trug und der Wald hergab. Wolf lernte, aus einer irdenen Schale zu schlabbern. Abends stellte Cuno den Milchkrug der Bäuerin ans Feuer, gefüllt mit Wasser und all den Resten des Abendessens – abgenagte Knochen, Brotrinden, Speckschwarten – und hatte am Morgen eine kräftige Brühe, die Wolf bald nicht nur aus zu schlabbern lernte; er fing auch an, die festeren Teile zu zernagen. Er wurde zunehmend kräftiger, und die Pferdedecke roch schon sehr intensiv nach Hund oder Wolf, aber Cunos Pferd hatte sich daran gewöhnt und scheute nicht mehr, im Gegenteil, es schien vor dem Abritt zu warten, bis Wolf auf dem Sattel lag.

      Sie überquerten die Saale auf einem Fährboot, die Wälder wechselten von Laubbäumen zu Nadelbäumen, schließlich erreichten sie nach 7 Tagen ereignislosen Reitens Silberbach, den letzten Ort auf landgräflichem Gebiet. Walter inspizierte im Auftrag seines Vaters die wenigen Dörfler, die tatsächlich noch Silber aus dem Bach wuschen, die anderen schlugen das Lager auf der Almende am Bach auf, der hier vielleicht 20 Fuß breit und recht flach war.

      Ihnen gegenüber auf der anderen Bachseite hatte eine andere Reisegruppe bereits ihr Quartier errichtet:

      Drei hohe Karren, die offensichtlich von den 6 schweren Gäulen, die in einer Koppel grasten, gezogen wurden, waren zu einem zum Bach hin offenen Viereck zusammengeschoben worden. An der offenen Seite brannte ein Feuer, über dem an einem Dreibein ein Eisenkessel hing, aus dem Wohlgeruch zu den Beobachter hinüberzogen. Eine ältere Frau in langer, dunkler Kleidung rührte den Topfinhalt, warf immer wieder Salz oder Gewürze hinein und starrte - wie es Cuno schien – furchtsam herüber. Hinter ihr stieg aus einem der Karren ein ebenfalls dunkel gekleideter alter Mann mit langem grauen Bart und langen grauen Locken an den Schläfen und einem schwarzen Käppi, trat zum Bach und verneigte sich: „Ich bin Salomon Herschel, Händler aus Prag, auf dem Weg nach Meißen. Ich grüße euch und wünsche die Erfüllung der irdischen Wünsche. Wenn ihr erlaubt, möchte ich fragen, wer ihr seid und was euch hierherführt.“ Da Walter noch bei den Silberwäschern war, antwortete Bodo von Schwarzburg als der erhabenste der Anwesenden: „Wir sind eine Gruppe thüringischer Ritter aus der Gegend von Nordhausen, die diesen Knaben“, er wies auf Cuno, „als Kappen zu BoleslavPřemisl nach Iglau bringen.“ „Dann freue ich mich, dass ich sowohl Herren treffe, die dort herkommen, wo ich hin will, und gleichzeitig Herren, die meinen guten Geschäftspartner BoleslavPřemisl bald treffen werden. Wenn Ihr nichts anderes vorhabt, würde ich Euch gerne zum abendlichen Mahl einladen – ihr seht, dass meine Magd bereits reichlich Essen vorbereitet!“ Die Genannte erwachte aus ihrer Starre und begann, ein neben dem Feuer liegendes, schon gehäutetes Zicklein auf einen Spieß zu stecken um es zu grillen. Bodo schaute in den Kreis der Ritter, und da alle nickten, dankte er für die Einladung und sagte das Kommen bei Einbruch der Dunkelheit zu. Der Mann am anderen Ufer verbeugte sich und gab der Magd weitere Anweisungen, während zwei weitere Frauen und fünf oder sechs Knechte aus den Karren stiegen und begannen, eine Tafel vorzubereiten, gedeckt mit schwerem Tuch und metallenem Geschirr. Während die zwei Knechte begannen, für alle ein Zelt aufzubauen, denn es sah zum ersten Mal seit sie Kloster Himmelgarten in Nordhausen verlassen hatten aus, als ob es bald stark regnen würde, fragte Cuno seinen Bruder Gernot, was das für seltsame Menschen seien. „Das ist – wie du am Namen schon hörst – ein jüdischer Händler, einer von denen, die Silber aufkaufen und dafür Wein, Edelsteine und Gewürze liefern. Sie stehen eigentlich unter dem Schutz des Kaisers, aber wenn – wie nun schon viele Jahre – kein wirklicher Kaiser da ist, steht es um ihren Schutz nicht allzu gut. Und da sie mit ihrem Handel viel Geld verdienen, gibt es natürlich viele Neider, die sich gern holen würden, was ihnen nicht gehört. Wir hatten in Steigerthal mal einen jüdischen Viehhändler, der natürlich versucht hat, für sich so viel wie möglich herauszuholen, aber er hat nie betrogen und immer pünktlich bezahlt. Und dann hat er den Herren von Buchholz – du weißt, die Burg einen Tagesritt nördlich von Steigerthal – Geld geliehen, mit dem sie ihre Wehrmauern erneuert haben. Und auf dem Weg dorthin, um die verliehene Summe und die Zinsen wieder zu holen, verschwand er. Nie fand man ihn oder seinen Karren. Die Buchholzer haben allerdings ein „gutes Geschäft“ gemacht.“ „Ist der Herschel deshalb so freundlich, fast unterwürfig?“ „Klar! Wir sind Ritter, Edle; er ist Jude. Wenn er nicht auf seine Freundschaft zu Boleslav Přsymel oder Landgraf Friedrich bauen kann, ist sein Leben nichts wert und sein Besitz verloren!“ „Was ist eigentlich ein Jude?“

      Günter von Schwarzburg, der die Frage gehört hatte, lachte laut auf: „Gut, dass du uns fragst, und nicht Tasso! Der würde dir jetzt das lange Lied von den vertauschten Ringen singen, bis dir alles zu den Ohren rauskommt!“ Tasso von Weinbergen, der in Hörweite sein Lager vorbereitete, grinste schief. „Kommt schon noch, die Reise ist noch lang!“ „Also“ setze Alexander wieder an, „die Juden haben unseren Herren Jesus Christus hinrichten lassen, weil sie glauben, dass ihr Gott Jahwe der wahre Gott ist. Weil sie sich dann gegen die Römer aufzulehnen versuchten, wurden die Juden von den Legionen des römischen Kaisers aus Palästina- das ist da, wo alle Kreuzzüge hin wollen – verjagt, so dass sie jetzt überall als kleine Gemeinden zu finden sind. Sie dürfen kein ehrliches Gewerbe betreiben und kein Amt übernehmen. Deshalb bleibt ihnen nur der Handel als Broterwerb. Man sagt ihnen viele komische Dinge nach, aber mir geht es wie Gernot: die Juden, die ich kennengelernt habe, waren auch nicht schlechter als unsereins – ein bisschen eigen eben.“

      Als sich die Sonne den Hügelkuppen im Westen näherte, rief der alte Jude hinüber, dass das Mahl gerichtet sei. Die Ritter und Cuno überquerten den Bach auf ein paar über den Wasserspiegel hinausragenden Steinen und wurden zu Tisch gebeten.

      Die Tafel war so gestellt, dass alle auf den Bach schauen konnten; an der einen Seite saßen Walter und Bodo in der Mitte, links davon Alexander und Tasso, rechts Gernot und Cuno. Ihnen gegenüber der alte Jude in der Mitte, rechts und links zwei kräftige junge Männer, ebenfalls mit Schläfenlocken, am linken Ende eine schüchterne junge Frau und am rechten Ende, Cuno gegenüber, ein junges Mädchen, etwa in seinem Alter, mit langen schwarzen Locken und schwarzen Augen in einem blassen Gesicht. Im Gegensatz zu der jungen Frau schaute sie keck umher und betrachtete

Скачать книгу