Silber. Hans.Joachim Steigertahl

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Silber - Hans.Joachim Steigertahl страница 18

Silber - Hans.Joachim Steigertahl

Скачать книгу

sie es, die errötete, bevor sie in einem der Karren verschwand.

      Sie ritten den Bach in seiner Fließrichtung entlang und überquerten ihn dann Richtung Sonnenaufgang, bevor andere Bäche ihn anschwellen ließen. „So“, sagte Walter, „nun sind wir über die Eger und damit raus aus Thüringen. Die ganze Herrschaft Böhmen liegt vor uns, an deren anderen Ende Mähren beginnt; dort, an der Grenze, liegt unser Ziel- ich hoffe, dass wir es in zwei Wochen erreicht haben. Und ich hoffe, dass sich mein Vater richtig erinnert hat, denn auch er war erst einmal bei Boleslav Přemysl.“

      Ausgeruht und gestärkt wie sie waren, stellten sie sich auf lange Tagesetappen ein. Entlang eines anderen Bachbetts stiegen sie bis zur Höhe hinauf, dann an der anderen Seite wieder hinab, durch Wälder, über Wiesen. Das Land menschenarm. Nur hin und wieder ein kleiner Weiler, in dem es Cuno zunehmend schwerer wurde, Milch für Wolf zu bekommen, nicht, weil die Bauern nichts hatten, sondern weil er Schwierigkeiten hatte, sich mit ihnen zu verständigen. Ihr Deutsch war hart und seltsam betont, ihre eigene Sprache, die die Dörfler als „Česka“ bezeichneten, verstand Cuno nicht. Das machte ihm sehr zu schaffen, denn wenn er schon so weit weg seine Knappenjahre abdienen sollte, dann wäre eine andere Sprache, die so seltsam klang, nicht auch noch vonnöten gewesen.

      Zwei Nächte lagerten sie im Freien, am dritten Abend rief sie Walter auf einem Hügelrücken zusammen. Selbst er hatte einen Teil seiner guten Laune verloren: der Weg war lang, und das Wetter wurde zunehmend schlechter. Regenschauer und Sturmböen deuteten auf eine weitere feuchte Nacht hin. Aber als er sie zusammenrief, zeigte er nach Süden und fragte: “Was seht ihr dort auf dem Hügel? Das ist doch eine Burg mit einem Bergfried, der von einer Kuppel gekrönt ist, oder? Und wenn es so ist, dann sind wir endlich in Nepomuk – Vater hat von Küche und Keller dort geschwärmt, und trockene Schlafstellen gibt es allemal in der großen Halle!“ Er drückte seinem Pferd die Hacken in die Seite und preschte den Hügel hinunter, um an der anderen Seite wieder den Aufstieg zu machen. Die anderen folgten ihm, angesteckt von der Hoffnung auf eine gute Nacht.

      In Sichtweite des Burgtores lies sich Walter von einem der Knechte seine Lanze mit dem wappengeschmückten Wimpel reichen und ritt vor die verschlossene Zugbrücke. „Heinrich von Hohnstein, Sohn des Cuonrad von Hohnstein, erbittet für sich und seine Begleiter ein Quartier für die Nacht.“ „Wo kommt ihr her und wo wollt ihr hin?“ fragte eine deutsche, aber brummige Stimme aus der Wachstube. „Wir sind vor drei Tagen über die Eger und wollen zu BoleslavPřemisl – gib deinem Herrn, dem Grafen von Weißensee Bescheid!“

      Es dauerte einige Minuten, bis die Zugbrücke sich senkte, das eiserne Gatter hochgezogen wurde und ein älterer Ritter unter dem Torbogen sichtbar wurde. „Willkommen auf Nepomuk“ rief dieser und begrüßte Walter mit „Ganz der Vater!“. Walter stieg mit seinen Gefährten von den Pferden, stellte sie dem Grafen vor und dankte für die Gastfreundschaft. Weißensee geleitete sie zur Halle und trug zwei Stallburschen auf, die herbeigelaufen waren, als sich die Zugbrücke quietschend senkte, die Pferde in den Stall zu bringen, abzusatteln, abzureiben und zu füttern.

      Nachdem sie die Stufen zur Halle hinaufgestiegen waren, krumm und lahm vom langen Ritt, begrüßte sie der Sitte gemäß die Hausherrin mit Brot und Wein und bat sie, Platz zu nehmen. Die fünf Männer setzten sich zum Grafen an die erhöhte Tafel, Cuno suchte sich eine Ecke, in der er Wolf absetzten konnte, ohne dass es allzu sehr auffiel. Der Kleine war in der kurzen Zeit seit der Attacke durch das Wolfsrudel sichtbar gewachsen und zeigte deutlich, dass er ein Wolf war. Die Schnauze spitz mit ersten kleinen Zähnen, der Körper gedrungen, wie es bei Welpen üblich war, nur die Rute war ganz ungewöhnlich buschig. „Ist der putzig!“ hörte Cuno eine Frauenstimme neben sich. Als er aufschaute, sah er die Gräfin, die, den leeren Weinkrug in der Hand, auf dem Weg zur Küche war. „Lass ihn hier in der Ecke, ich bringe ihm eine Schale Milch. Setz‘ du dich zu den Männern, für dich gibt es gleich einen Krug Wasser.“

      Als Cuno an die Tafel trat, begann Weißensee gerade zu berichten: „Ihr wisst, dass der letzte böhmische König aus der Familie der Přemisliden, König Wenzel, vor einer Generation in Olmütz ermordet wurde. Immer wieder hatte er wie seine Väter vor ihm versucht, Böhmen auszudehnen und als unabhängiges Reichsland zu erhalten. Nach seinem Tod wollten sowohl die polnischen Könige als auch die österreichischen Habsburger Böhmen in ihre Ländereien eingliedern. Da heiratete Wenzels Schwester Elisabeth Graf Johann von Luxemburg, der ja auch schon Friedrich von Thüringen geholfen hatte, sein Land frei zu halten, wie ihr“ – und er schaute Gernot und Cuno an „ mit eurer Familie selbst erfahren habt. Seit einigen Jahren herrschte wieder Ruhe und Frieden, als einige der alten Adelsgeschlechter der Česka, also der alteingesessenen Böhmen - ja, Cuno, sie nennen sich genauso wie die Sprache“ Cuno wurde wieder rot, weil er ungefragt herausgeplatzt war, „sich zusammenrotteten und versuchten, die deutschen Siedler, die schon Wenzel und dann Johann nach Böhmen geholt hatten, zu vertreiben und sich die urbar gemachten Gebiete anzueignen. In Böhmen gibt es kein Lehenswesen wie in Thüringen oder in anderen deutschen Landen; jeder versucht deshalb, sich soviel unter den Nagel zu reißen wie es geht und daraus entstehen Unfriede und Fehden. Deshalb hat mich Johann aus Thüringen geholt und als Statthalter für die Česka eingesetzt; Burg Nepomuk ist Königsgut und von hier aus suche ich, den Siedlern zu helfen. Ihr habt ja gesehen, dass das Burgtor verschlossen war, als ihr kamt. Bevor ihr euer Wappen gezeigt hattet, wussten die Wachen nicht, zu wem ihr gehört und hatten deshalb die Brücke hochgezogen. Fast täglich erwarten wir kleine Überfälle und Scharmützel, und immer wieder fliehen Siedler in den Schutz der Burgmauern. Da, wo ihr hin wollt, nach Jihlava, oder wie die Siedler sagen, Iglau, ist es einfacher, dort gibt es so viele Deutsche, dass die Aufrührer kaum Fuß fassen können.

      Nun berichtet, was euch herführt: Wie geht es Cuonrad? Hat Landgraf Friedrich das Geldproblem gelöst? Ich habe deinen Vater“, wandte er sich an Walter „schließlich hier beherbergt, als er für Friedrich Silber in Böhmen kaufen wollte. Wie vertragen sich Meißener und Thüringer, die ja nun alle dem gleichen Herrscher unterstehen?“

      Walter, Alexander, Bodo und Gernot antworteten gleichzeitig, ein ungeheures Stimmengewirr entstand, keiner verstand irgendetwas und nach kurzer Zeit brachen alle in Gelächter aus und versuchten, nach einander zu sprechen und nicht alles zu wiederholen. Die Gräfin ließ ein schnelles Abendessen für die Gäste servieren. Cuno hatte sich Wolf auf den Schoß gesetzt und lauschte den Berichten. Wer weiß, was er in Jihlava noch alles gefragt werden würde und dann wäre es gut, wenn er Antworten bereit hätte!

       Am nächsten Mittag wurde sie Zeuge eines Vorgangs, wie ihn Graf Weißensee beschrieben hatte. Sie näherten sich gerade einem kleinen Weiler. Aus allen Kaminen kam Rauch, vor den recht neu aussehenden Häusern standen Karren mit Ochsen oder Eseln, und auf der Allmende graste eine ganze Reihe von Tieren. Cuno hoffte schon auf Milch für Wolf, als plötzlich mit wüstem Getöse ein Dutzend Reiter aus dem Wald hinter dem Dorf preschten und über die Felder den Hang hinunterjagten. Sie verteilten sich vor den Häusern und drangen mit gezogenen Schwertern ein. Lautes Geschrei, ängstliche Rufe, Schmerzenslaute und lautes Flehen waren das Ergebnis. Ohne lange zu überlegen, gaben die thüringischen Ritter ihren Pferden die Absätze und jagten nun ebenfalls auf das Dorf zu. Am ersten Haus angekommen, sprangen Bodo und Alexander aus dem Sattel, stürmten hinein und riefen laut: „Was ist hier los?“ „Sakra Germàn!“ war die Antwort und die beiden Schwarzenbergs sahen sich zwei ganz offensichtlich wütenden Bewaffneten gegenüber, die von ihren bäuerlichen Opfern abließen und nun ihre Schwerter gegen die Ritter richteten. Aber die Thüringer machten nicht viel Federlesens, schlugen die beiden nieder, riefen dem Bauern zu: „Bindet sie!“ und stürmten zum nächsten Hof, wo Gernot und Tasso Ähnliches erlebt hatten, während Walter, gefolgt von Cuno, schon zum dritten Haus geritten war. Dem fiel Wolf aus dem Sattel. Sobald der die Pfoten auf dem Boden hatte, fing er, wahrscheinlich aus Schmerz, an zu jaulen wie ein richtiger Wolf. Jemand rief. „Wölfe!“ und aus den restlichen Häusern rannten die Bewaffneten. Als sie die Ritter sahen, sprangen sie auf ihre Pferde und jagten wieder davon. Walter trat in das Haus und wäre beinahe gefallen, denn ein deutlich besser gekleideter und offenbar auch besser kämpfender Mann als die Geflohenen versuchte,

Скачать книгу