Vermächtnis der Toten. Emma Richi
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“Gut, dann sag mir doch bitte, warum du dich verhältst, als wären wir alle deine Untertanen?“ Seine Augen weiteten sich, als wolle er mich gleich auffressen. Das war das Zeichen, dass er mir meine nächste Frage beantworten würde: “Wen vermisst du am meisten?“ “Meine Tante.“ “Kanntest du sie gut?“ Ich hatte ihn geknackt. Ganz easy. “Ich hab lange bei ihr gewohnt“ “Warum?“ “Meine Eltern mussten viel arbeiten und hatten nicht viel Zeit um sich um mich zu kümmern.“ “Tut mir leid. Was ist mit ihr passiert?“ “Sie wurde bei einem Autounfall getötet.“ “Fühlst du dich schuldig?“ Oscar nickte nur. “Es war nicht deine Schuld.“ Ich wusste es gar nicht, aber ich wusste, dass er wirklich traurig deswegen war. “Willst du mir sagen warum?“ “Ich hatte Blödsinn gemacht und sie abgelenkt. Der LKW kam wie aus dem Nichts.“ Und jetzt meine Meister Frage: “Wie alt warst du damals?“ Es dauerte einen Moment, aber er flüsterte: “Fünf.“
Ich fühlte mich schuldig, schuldig weil ich ihm so vieles entlockt hatte und er mir nichts. Als Mrs. Green den Unterricht beendete und alle Notizen einsammelte, gab ich ihr ein leeres Blatt. Ich hatte zwar von Oscar vieles gehört, aber das musste ich nicht weiter erzählen. Das Gefühl, dass er hatte, kannte ich nur zu gut. Oscar gab ihr ein Blatt und verschwand. Kein Blick zurück, das schien zu heißen, das ich ihm echt weh getan hatte. Eigentlich wollte ich ihm nur ‘ne Retourkutsche verpassen für heute Morgen, aber ihn tief zu verletzten war nicht meine Absicht. Ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare. Statt mir Sorgen um sonst was zu machen, machte ich mir sorgen um ihn. Es war das, was er gesagt hatte. Fünf. Dasselbe Alter in dem ich gewesen war. Vielleicht sollte ich mal Google dazu befragen, vielleicht konnte ich sein Schuldgefühl vernichten. Seufzend fuhr ich mir noch einmal durch die Haare.
Fragend sah uns Mrs. Green an. Denn wir waren die letzten in der Klasse. “Ja, wir wollten fragen, ob wir in die Stadt fahren dürfen, denn Remy hat keine Sportsachen oder lange Hosen.“ “Ich werde mit Mr. Green reden, aber ich denke in Begleitung wird das kein Problem sein am Samstag. Ihr solltet allerding Mrs. Monroe nicht warten lassen, sonst wird das nichts mit dem Shoppen.“
Wir beeilten uns, aber da ich kein Sportzeug mithatte, ging ich in meinem Outfit von vorher, ich wechselte nur das Oberteil. Zusammen gingen wir zum Training nach Draußen. Mrs. Monroe kam nur einen Millimoment nach uns. “Nun gut! Eine Runde laufen! Dann Zweikampf!!“ Ich rannte einfach mit und als sich dann alle an der großen Matte trafen, stand Mrs. Monroe darauf. Sie sprach so laut, das alle sie hören konnten: “Cassandra gegen Riley! Na los!“ Sie kämpften ordentlich. Monroe brach den Kampf ab, da es immer hin und her ging. Alissia war die nächste und sie durfte sich einen Partner aussuchen. Sie drehte sich und sagte dann mit einem Grinsen: “Die neue!“ Alle sahen mich mitleidig an. “Wenn du nicht möchtest, dann musst du nicht Kämpfen“, meinte Mrs. Monroe, doch ich würde kämpfen. Ich trat auf die Matte, kickte meine Schuhe zur Seite. “Keine Schläge ins Gesicht Mädchen. Bereit?“ Wir nickten. “Dann los.“
Aus dem Training wusste ich, wer sich zuerst bewegt, verliert. Deswegen wartete ich bis sie sich bewegte. Einen Schritt zur Seite war die Bewegung, die es entschied. Doch der Kampf war noch lange nicht begonnen. Diese Alissia war extrem dürr, als wäre sie nur Haut und Knochen. Ich ließ sie näher und näher kommen, bis sie den ersten Schlag ausführte. Zur Seite hatte ich mich geduckt. Ihr Lächeln war wissend, doch sie wusste nichts über mich. Der Nächste Schlag zielte auf meine Schulter, doch ich verlängerte ihn und schlug auf ihr Schulterblatt. Das hatte sie nicht erwartet. “Du wirst untergehen“, sagte sie zornig, doch der Meinung konnte ich mich nicht anschließen.
Es dauerte einige Minuten, in denen ich defensiv war. Schläger abgewehrt hatte, Tritte verhinderte und einige wenige erfolgreiche Angriffe ihrerseits. Doch jetzt kannte ich ihre Bewegungsabläufe und konnte sie zu Fall bringen. Es war ein Minimaler Fehler von Alissia, doch den ließ ich nicht ungenutzt. Ich drehte ihr den Arm auf den Rücken in einer eleganten Drehung und beförderte sie mit Druck auf ihre Kniekehlen auf den Boden. Den zweiten Arm auf dem Boden fixiert und dem rechten Knie in ihrem Rücken, fragte ich: “Reicht das?“ Die Stille war greifbar und ich versuchte zu lächeln, doch diese Zicke unter mir meckerte nur rum, ich solle sie los lassen. Mrs. Monroe nickte mir erstaunt zu und ich ließ von ihr ab. Ich reichte ihr sogar meine Hand, doch sie schlug sie beiseite. Ich wandte mich meinen Freundinnen zu, die jubelten. Natürlich freute ich mich auch, aber es war seltsam für Prügelei Noten zu bekommen. Taylor gestikulierte plötzlich heftigst und ich drehte mich um. Alissia schlug zu: “Das hast du nicht erwartet, oder?“ Sie hatte mich schwer an meinem Hals getroffen. Die Luft blieb mir weg, doch sie war schon wieder bereit ein zweites Mal zuzuschlagen. Diesmal streifte sie mich nur, doch ihr Ring hinterließ eine blutige Spur.
Jetzt reicht es!! Ich beherrschte mich und trat mit all meiner Kraft zu. Sie stolperte zurück und hielt sich krampfartig ihren Bauch. Diesmal war es an mir mich zu beherrschen, also ging ich zu Taylor und Cassandra. Mrs. Monroe schickte Alissia hoch, sie wurde von einem Wachmann begleitet. Sie erteilte neue Aufgaben, bevor sie mich auch hoch schickte: “Du gehst auch zur Krankenstation und wenn du weiter machen darfst, dann kommst du zurück.“ “Wo muss ich da lang?“ “Jackson!! Du bringst sie hoch.“ Diese Monroe war echt okay für ihren Beruf. Jackson, der bei Oscar gestanden hatte, kam zu mir rüber und stapfte los.
“Guter Kampf, die Zicke hat’s echt verdient, mach dir da nichts draus“, sagt er und lächelte mich an. Nicken, war alles was ich zustande brachte, denn es ärgerte mich immer noch, dass ich den Angriff nicht verhindert hatte. Es war wirklich ein riesiges Zimmer, viele abgetrennte Betten. Eine Frau wuselte herum. Jackson sprach sie an: “Mrs. Trimbee, wir bräuchten einmal ihre Hilfe.“ Sie lächelte mich warm an. “Setz dich gleich her, ich mach das eben.“ Schnell holte sie Tupfer und Pflaster. “Wie schafft ihr Schüler nur immer so etwas?“ Aber nicht ich, sondern Jackson antwortete: “Mrs. Trimbee, so etwas passiert wenn man trainiert.“ Konzentriert nickte sie und fragte dann: “Noch irgendwelche anderen Verletzungen?“ “Das ist doch gar nichts, ein kleiner Kratzer, sonst nichts. Sie sollte mal meine Gegnerin sehen.“ Plötzlich lachte sie auf. Ihre Augen strahlten mich an: “Das habe ich schon junge Dame. Ein sauberer Tritt in den Magen.“ Sie schien zufrieden, denn es blutete nicht mehr.
Ich stand auf und war mit Jackson fast aus der Tür, als ich sie murmeln hörte: “Wie die Mutter so die Tochter.“ Ich war mir nicht sicher, ob sie mitbekommen hatte, dass ich es gehört hatte, doch Jackson zog mich mit sich raus. Er redete keine Wort, bis er sich sicher war, das wir ganz allein waren: “Was hast du mit Oscar gemacht?!“ Überrascht fragte ich: “Bitte?!“ “Er ist total abgelenkt und verschlossen. Und das erst seit Verhörtechnick mit dir!“ Plötzlich ging mir ein Licht auf, er hing in seiner Erinnerung fest. Es war wirklich meine Schuld. Ich würde mit ihm reden, mich entschuldigen. Vielleicht würde es etwas besser werden für ihn.
“Jackson, geh und trainier mit Oscar. Du bleibst hier“, sagte sie an mich gerichtet. Na super, jetzt bekam ich sicherlich ein großes Problem. “Ich bin beeindruckt, ich hatte nicht erwartet, dass Kampf dir ebenso liegt wie das Schwimmen. Aber du musst auch lernen, nicht zu defensiv zu sein im Kampf. Der Boomboy wird dir helfen, deine Kraft zu erhören in deinem Schlag.“ Was? Nicht einmal ein kleines, sie können hier nicht einfach eine Schülerin in den Krankenflügel befördern? Ich war gelobt worden dafür. “Was ist ein Boomboy?“, fragte ich doof. Ihr grinsen verriet mir, dass sie es