Pferdesoldaten 2 - Im Krieg gegen Mexiko. Michael Schenk
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Benjamin Holmes Blicke pendelten zwischen den Scouts und Dunhill, bevor er langsam den Kopf schüttelte. „Die Greaser haben alle Hände voll zu tun, um sich Scott, Taylor, Wool und Kearney entgegen zu stellen. Sie haben mehrfach eine Tracht Prügel bezogen und konzentrieren ihre Kräfte nun im Norden und Süden.“
„An ihrer Stelle würden wir aber sicher versuchen, die Mitte des Landes zurückzuerobern und die Verbindung der Nachschubwege wieder zu sichern“, wandte Thomas Deggar ein.
Holmes schüttelte erneut den Kopf. „Wir Amerikaner sind auch zu kühlem taktischen Denken befähigt“, behauptete er leichthin. „Mexikaner sind da anders. Sie sind… heißblütig, Gentlemen. Ihnen fehlt die Gabe der Vorausplanung.“
Sam Rivers stieß ein bellendes Lachen aus, während sich Dunhill und Deggar kurz anblickten. Die Worte des Vorgesetzten machten sie betroffen. Sie ließen jeden Realitätssinn vermissen. Auch wenn die Mexikaner ein paar Niederlagen erlitten hatten, so kämpften sie doch keineswegs schlecht.
„Sir! Reiter am anderen Ufer!“
Die Worte eines Soldaten ließen die Männer nach Mexiko hinüber blicken.
Dort waren drei Männer schienen, die offensichtlich vom Anblick der Kolonne überrascht waren und ihre Pferde zügelten.
„Das sind Soldaten“, stellte Hornist Kershaw fest. „Unsere.“
Die Reiter zogen ihre Pferde herum, spornten sie an und galoppierten hastig davon.
„Keine Soldaten“, stellte Rivers fest. „Deserteure.“
„Widerliche Feiglinge“, stieß Holmes voller Verachtung hervor.
Während des vergangenen Kriegsjahres hatten die amerikanischen Truppen einige Verluste hinnehmen müssen. Ein Sechstel durch unmittelbare Feindeinwirkung, die meisten jedoch durch Krankheiten oder Desertion. Manchmal verließen gleich Dutzende von Männern ihre Regimenter und versuchten die Heimat zu erreichen. Immer wieder gab es Soldaten, die sogar zum Feind überliefen und für diesen kämpften, da die Mexikaner mit Gold oder Landversprechen lockten. Die Strafen für Desertion waren entsprechend drakonisch.
„Rivers! Santiago! Bringen Sie mir diese Bastarde!“, befahl Holmes und deutete in Richtung der Fliehenden. „Ich will die Kerle hängen sehen!“
„Das lohnt die Mühe nicht“, erwiderte der Texaner. „Die armen Schweine haben einfach die Schnauze voll und wollen nur nach Hause. Wahrscheinlich fallen sie sowieso den Mexikanern in die Hände.“
„Rivers!“ Holmes starrte den Texaner mit zornrotem Gesicht an. „Ich habe Ihnen einen Befehl gegeben.“
Rivers warf einen Blick zu Dunhill, der mit den Schultern zuckte und zögernd nickte. Der Captain hatte kein großes Mitgefühl mit Deserteuren.
„Na schön“, lenkte der Scout ein. „Wir bringen Ihnen die Burschen.
Gemeinsam mit vier Dragonern machten sich die beiden Scouts an die Verfolgung der Flüchtigen.
Matt Dunhill sah ihnen mit zwiespältigen Empfindungen hinterher. Es war der festen Überzeugung, dass die Deserteure Strafe verdienten, aber es gefiel ihm nicht, dass die beiden fähigen Scouts nun hinter diesen her ritten und somit nicht vor der Kolonne erkunden konnten. Der Captain sah sich nicht als Pessimist, aber er hatte ein seltsam ungutes Gefühl, während er nach Mexiko hinüber blickte.
Major Holmes klatschte in die Hände. „Wir werden uns kurz besprechen, Gentlemen. Hornist, Offiziers-Ruf!“
Kershaw blies das Signal, welches die Offiziere beim Kommandeur zusammenrief. Holmes war inzwischen abgestiegen und breitete eine Karte aus, um die sich die Männer versammelten. „Gentlemen, wir haben die Einmündung des Rio Conchos erreicht und werden jetzt den Rio Grande überqueren und somit das Gebiet der Republik Mexiko betreten. Ungefähr dreißig Kilometer in westlicher Richtung liegt die kleine Siedlung Presidio del Norte. In mexikanischen Dörfern gibt es ja immer Hühner und ein paar Rinder. Wir werden dort also unsere Vorräte an Frischfleisch ergänzen.“
„Sofern uns die mexikanischen Truppen nicht zuvorgekommen sind“, wandte Captain Walters ein, der die G-Kompanie führte.
Holmes blickte irritiert auf. „Unsinn. Hier gibt es keine mexikanischen Truppen mehr.“
„Dafür aber Banditen und Indianer“, mahnte Matt Dunhill, den es zunehmend ärgerte, dass der Major sämtliche Einwände einfach zur Seite fegte. „Sir, die Dörfer wurden früher von der Armee geschützt, aber jetzt sind sie leichte Beute.“
Der Major blinzelte und schien zu überlegen. „Mit uns werden sie sich jedenfalls nicht anlegen, Mister Dunhill. Wir haben fünf Kompanien Dragoner und eine Batterie Artillerie. Zusammen mit den Fahrern und Gespannführern der Frachtwagen sind das fast vierhundertfünfzig Mann.“
„Ich meinte auch nur, dass wir uns nicht darauf verlassen können, unsere Vorräte in den Dörfern zu ergänzen.“ Dunhill seufzte vernehmlich. „Wahrscheinlich hat sich dort schon jeder bedient. Die meisten Bewohner dürften ohnehin geflüchtet sein.“
„Nun, mag sein.“ Benjamin Holmes fuhr mit dem Finger die Markierungen auf der Karte entlang. „Wir können dem Rio Conchos fast zweihundert Kilometer weit folgen, immer in Richtung Süden, bis hier, zu dieser Stelle. Dort schwenken wir scharf nach Westen und stoßen auf Chihuahua vor. Wahrscheinlich haben wir schon lange vorher Verbindung mit unseren eigenen Truppen.“ Er richtete sich auf, gab die Karte an seinen Adjutanten, der sie zusammenrollte und in ihren geteerten Köcher schob. „Wir werden die Marschordnung ändern. Lieutenant Brenton übernimmt mit A die Spitze, gefolgt von Lieutenant Forsythe mit Kompanie F. Captain Dunhill mit B und Captain Deggar mit C reiten hinter den Wagen. Captain Walters übernimmt mit G den Flankenschutz der Wagen.“
In Matt Dunhill regte sich Widerspruch. „Sir, ich würde empfehlen, dass B oder C die Spitze übernehmen. Immerhin bewegen wir uns in Feindesland und die Lieutenants haben, bei allem Respekt ihren Fähigkeiten gegenüber, noch nicht unsere Erfahrung.“
Das Regiment hatte einige bewährte Offiziere an andere Truppen abgeben müssen. Etliche Kompanien wurden nun durch Lieutenants befehligt, die ihre „Bestallung“ (Commission) zum Captain noch nicht erhalten hatten.
Holmes lächelte. „Nun, Mister Dunhill, bislang haben wir den Staub Ihrer Kompanie schlucken müssen. Es ist an der Zeit, die Positionen zu wechseln.“
Matt hätte diese Entscheidung klaglos akzeptiert, wenn ein erfahrener Offizier an der Spitze der Kolonne geritten wäre. Der Marsch einer Truppe wirbelte Staub empor, der sich natürlich wieder absenkte. Nicht selten waren die blauen Uniformen der vorderen Abteilung noch gut zu erkennen, während die hinteren unter einer Staubschicht verschwanden. Zudem reizte der aufgewirbelte Schmutz die Atemwege und es gab keine Halstücher, mit denen man diese hätte schützen können. So war es übliche Praxis, dass die Abteilungen ihre Positionen während eines Marsches tauschten.
„Dann wäre es mir eine Ehre, wenn ich meinen Lieutenant Clyborn…“
Major Holmes bemerkte, wie das Gesicht von Lieutenant