Das RFID Komplott. Jürgen H. Ruhr

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Das RFID Komplott - Jürgen H. Ruhr

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das passte denen gar nicht. Schauen Sie sich doch die Frauen unserer Ärzte einmal an: Frau Dr. Grander, Lydia, und und und ...‘

      Frank las die Zeilen, konnte sich aber bisher noch keinen Reim darauf machen. Was hatte das jetzt alles mit den Frauen zu tun? Dr. Schwenker sprach doch sehr in Rätseln. Er las weiter:

      ‚Die Frauen sind neugierig und sollen es auch sein, denn ihre Aufgabe ist es, ihre Ehemänner zu überwachen und alles weiter zu melden. Wem? Das kann ich Ihnen jetzt noch nicht sagen. Wir sprechen immer von der ‚Organisation‘, auch wenn die natürlich einen Namen hat. Den erfahren sie aber später in diesem Schreiben, wenn ich ihnen ein wenig mehr über die Hintergründe erzählt habe. Es wird sie überraschen und ihnen das gesamte Ausmaß dieser ‚Angelegenheit‘ vor Augen führen. Sprechen wir aber zunächst nur von der ‚Organisation‘, denn das ist auch der offizielle Terminus, den alle nutzen. Aber weiter im Text ...

      Garantiert werden Ihre Räume, Dr. Rudak, mit Kameras überwacht. Deswegen auch das Spielchen mit der Wolldecke. Außerdem wird niemand wissen, was Sie mit der Chipkarte angefangen haben, denn nach dem Einfügen des Chips in das Lesegerät sandte diese für einige Stunden ein hochfrequentes Störsignal aus. Kameras und Mikrofone wurden dadurch in der Funkübertragung gestört. Hoffentlich haben unsere Gegner Funkübertragung benutzt. War Lydia sehr wütend? Sie gerät jetzt langsam unter Druck.

      Kommen wir zurück zu meiner Frau und dem Grund, warum Sie diese Zeilen lesen. Meine Frau gehörte nie zu der ‚Organisation‘ und ich habe sie ehrlich geliebt. Allerdings erhöhte man nach und nach den Druck auf mich, da die Überwachung meiner Person wohl zu lückenhaft war. Man zwang mich schließlich zu der Scheidung, ansonsten hätte man Katrin, so hieß meine Frau, umgebracht. Ich sollte dann nach gewisser Zeit eine andere heiraten. Zum damaligen Zeitpunkt war mir schon alles egal, nur Katrin durfte nichts geschehen und so ließ ich mich auf die Scheidung ein.

      Aber man brachte sie kurz nach unserer Trennung doch um, davon habe ich erst vor zirka einem Monat erfahren. Das war der Zeitpunkt, an dem Katrin mit mir in Kontakt treten sollte. Tat sie auch, aber posthum. Wir hatten bestimmte Codes vereinbart, die mir mitteilen sollten, ob es ihr gutging. Nachdem ich von ihrem Tod erfahren hatte, reifte in mir der Plan alles über die ‚Organisation‘ und das von ihr installierte System an die Öffentlichkeit zu bringen.

      Dass ich jetzt tot bin, ist der Beweis für meine Unvorsichtigkeit. Oder dafür, dass es einfach keine Chance gegen die Organisation gibt. Sie lassen niemanden am Leben, der ihnen schaden könnte.‘

      Frank wischte sich über die Augen. Alle diese Maßnahmen. Sollte wirklich stimmen, was Dr. Schwenker da schrieb, dann ...

      ‚Aber jetzt nicht nachdenken, erst einmal lesen‘, schalt er sich und richtete die Augen erneut auf den Bildschirm.

      ‚So, jetzt wissen Sie zumindest meine Beweggründe. Ich kann nicht alle Informationen, die für Sie wichtig sind, auf diesem Chip unterbringen. Deswegen erhalten Sie jetzt die notwendigsten und wichtigsten Anweisungen. Vor allem bedenken Sie eines: Unterschätzen Sie unsere - äh, Ihre - Gegner nicht. Niemals.

      Zunächst müssen Sie die Chipkarte sicher verschwinden lassen. Gehen Sie davon aus, dass man Sie beobachten wird. Entweder vernichten Sie die Karte komplett, oder Sie finden einen Ort, möglichst nicht in Ihrem Haus, der absolut sicher ist. Die Informationen, die sich auf diesem Chip befinden sind sehr brisant und wenn sie in falsche Hände geraten, könnte dies meine gesamten Recherchen und den Tod vieler Menschen umsonst sein lassen.

      Es gibt zwei Verstecke, die Dokumente und Beweise enthalten. Herauszufinden, wo sie sich genau befinden, überlasse ich Ihrem Scharfsinn und Ihrer Kombinationsgabe. Ja, Frank, Sie lesen richtig: Entgegen Ihrer Selbsteinschätzung verfügen Sie nämlich über eine exzellente Kombinationsgabe. Erinnern Sie sich an einige unserer Gespräche und nutzen Sie meine Aussagen, so wie Sie auch den Code für dieses Spiel herausgefunden haben. Kombinieren Sie richtig, so finden sie die Verstecke. Eines befindet sich auf meinem Segelboot, ein anderes in der Klinik. Sie werden noch einige Zeit in der Klinik mehr oder weniger sicher sein, also gehen Sie wie gewohnt zur Arbeit. Verhalten Sie sich zunächst möglichst unauffällig, so wie immer und gehen Sie niemals auf entsprechende Andeutungen Ihres Umfeldes ein. Man wird mit Sicherheit versuchen herauszufinden, wie viel Sie schon wissen. Dann gibt es einen Mann in England, den Sie aufsuchen sollten. Dort erfahren Sie Details, die ich selbst hier niemals nennen kann oder auch nicht kenne. Mehr als den Namen des Mannes habe ich aber auch nicht.

      Doch zunächst muss ich Sie erneut warnen: Ich nenne Ihnen jetzt einige Namen von Personen, die für Sie äußerst gefährlich sind. Auf der folgenden Seite finden Sie eine Liste der gefährlichsten Leute. Und danach folgen zwei Seiten mit näheren Informationen zur Sache. Also, Dr. Rudak, machen Sie sich auf einiges gefasst und blättern Sie jetzt um ...‘

      Der Bildschirm wurde schwarz. Kein Geräusch war zu hören. Stromausfall. Frank lugte unter der Decke hervor. Weder die elektrische Uhr, noch das Licht, noch irgendein elektrisches Gerät im Raum funktionierte. Stromausfall. Dann hörte er dumpf die Stimme Lydias:

      „Schatz, Fraaaaank. Hier ist ein Kurzschluss. Der Strom ist ausgefallen. Fraaank, komm mir bitte helfen!“

      Es klang jämmerlich. Frank wollte aus Reflex direkt aufspringen. Dann besann er sich. Die Chipkarte! Mit der Decke über dem Kopf beugte er sich zu seinem Computer herunter. In nahezu perfekter Dunkelheit tastete er nach dem Lesegerät, das hinter dem Rechner am Kabel hing. Dann zog er die Chipkarte aus dem Gerät heraus und ließ sie unauffällig in der Hosentasche verschwinden. Jetzt erst legte er die Wolldecke zur Seite und stürzte auf die Tür zu.

      Lydia stand völlig aufgelöst in der Küche. In der linken Hand hielt sie noch die Glaskanne der Kaffeemaschine. Die allerdings stand rauchend und zischend da. „Frank, Frank!“ Lydia stürzte in seine Arme. „Ich wollte uns einen Kaffee machen, da ist das Ding plötzlich explodiert!“ Sicherlich dramatisierte sie jetzt ein wenig. Frank zog den Stecker aus der Steckdose.

      „Hmm, bestimmt ein Kurzschluss. Ich glaube, wir brauchen eine neue Kaffeemaschine.“

      Lydia drängte sich an ihn. „Frank, es tut mir so leid. Ich liebe dich so. Ich möchte mich nie mehr mit dir streiten. Warst du oben in deinem Büro? Was hast du dort gemacht?“

      Zu viele Fragen auf einmal. Frank machte sich los und ging in die Diele zum Sicherungskasten. Sämtliche Sicherungen waren aus. Alle Sicherungen wegen des Kurzschlusses in der Küche ausgefallen? Er schob die Hebel der Automaten nach oben. Warum fiel im Schlafzimmer der Strom aus - oder in seinem Büro -, wenn es lediglich in der Küche einen Kurzschluss gab?

      Frank warf durch die geöffnete Tür einen Seitenblick auf Lydia. „Hast du die Sicherungsautomaten ausgeschaltet?“ Er schaute auf seine Frau, die immer noch die Glaskanne der Kaffeemaschine in der Hand hielt. Fast wartete er schon darauf, dass sie sich wegen der Frage wieder aufregen würde, aber Lydia blieb erstaunlich gefasst.

      „Nein, Liebster. Warum sollte ich das denn getan haben? Wie kommst du bloß immer auf so etwas?“ Sie schüttelte den Kopf. Dann stellte sie die Kanne ab und schmiegte sich in seine Arme.

      „Ich habe solch einen Schreck bekommen. Da hat es geknallt, das Licht ging aus und ich wusste gar nicht, was ich tun sollte.“

      Aus großen, unschuldigen Augen schaute sie ihn an. Dann kullerten plötzlich Tränen aus ihren braunen Augen. Frank schmolz dahin. Er hatte noch nie vertragen können, dass seine Frau weinte. Oder dass irgendeine Frau weinte. Das rührte ihn immer zutiefst. Er wusste, dass Lydia seine Schwäche schon mal gezielt ausnutzte, dagegen etwas ausrichten konnte er trotzdem nicht.

      Zärtlich küsste er ihr die Tränen von den Wangen.

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