Das RFID Komplott. Jürgen H. Ruhr

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Das RFID Komplott - Jürgen H. Ruhr

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Jetzt fehlte noch das Lesegerät für die Karte. Frank hatte das Gerät früher einmal günstig erworben, zusammen mit anderen Sachen in einem sogenannten ‚Bundle‘, es aber niemals benutzt. Hoffentlich war es noch auffindbar und nicht bei einer Aufräumaktion in den Müll geworfen worden.

      Aber Frank konnte sich auch nur schwer von den Dingen trennen und schließlich fand er das Lesegerät in einem Karton mit anderem Computerschrott. ‚Na, ob das noch funktioniert ...‘, dachte er skeptisch, schloss dann aber den Kartenleser an seinem Computer an und schob die Chipkarte vorsichtig ein.

      Kaum lag die Karte korrekt im Lesegerät, da erschien auch schon ein Bild auf dem Monitor. Frank legte das Lesegerät auf den Schreibtischrand und konnte gerade noch erkennen, wie es langsam abrutschte und von dort hinter den Rechner fiel. Das Anschlusskabel war wohl doch etwas zu kurz gewesen. Na, jedenfalls lief das Gerät noch und Frank war jetzt auch zu neugierig, als dass er das Lesegerät hinter dem Rechner wieder hervorkramen würde.

      Er betrachtete das Bild am Monitor näher. In bunten Buchstaben auf einem grellbunten Bild standen dort die Worte ‚Die Waldabenteuer von Bing Bom und Dul Drein‘. Das war ein Computerspiel. Oder noch schlimmer: ein Computerspiel für Kinder. Frank wischte sich über die Augen. Wollte Dr. Schwenker ihn verarschen? Solch ein Riesenaufwand für ein Kinder - Computerspiel?

      Frank hatte nie viel für Computerspiele übrig gehabt. Und auch, wenn die Entwicklung der Spiele bis hin zu interaktiven Holografiespielen, den sogenannten ‚IAHG‘, in denen man Tage verbringen konnte, gelangt war, sein Interesse hatte immer anderen Dingen gegolten. Aber das hier jetzt: Ein offensichtlich dilettantisch gemachtes, zweidimensionales Kinderspiel, das eher an die Gründerzeit der Computer erinnerte, als an das Zeitalter des High Tech. „Mein lieber Freund, ich glaube du willst dir einen Riesenjux mit uns erlauben“, schalt er seinen Vorgesetzten Dr. Schwenker im Selbstgespräch.

      „Du sitzt jetzt auf deiner Segelyacht und lachst über uns Idioten, die wir auf deine Spielchen hereingefallen sind. Dr. Schwenker, nicht mit mir!“ Frank war sauer. Hatte er nichts Besseres zu tun, als hier Dr. Schwenkers Spielchen zu spielen? Er griff zum Schalter. Einfach ausschalten und dann lieber ein gutes Buch lesen!

      „Was ist mit Dr. Schwenker, Liebster?“ Zuckersüß klang es von der Türe her. Lydia stand im Rahmen. Offensichtlich hatte sie sich beruhigt und war nach Hause zurückgekommen. Aber musste sie sich immer so anschleichen? Frank atmete tief durch. Junge, hatte sie ihn erschreckt.

      „Lydia, du hast mich aber erschreckt. Seit wann bist du wieder hier?“

      Und wie viel hatte sie von seinen Selbstgesprächen mitbekommen?

      „Gerade auf die Minute, Liebster. Es tut mir leid, ich habe einfach sauer reagiert. Es ging mir alles noch einmal durch den Kopf, vielleicht war ich ja doch etwas zu aufgeregt. Kannst du mir noch einmal verzeihen?“ Damit kam sie näher und blickte auf den Bildschirm. „Ist das Dr. Schwenkers Spielchen, von dem du eben sprachst?“

      Frank improvisierte und wie von selbst kam die Ausrede über seine Lippen. Es wunderte ihn selbst, wie einfach ihm das fiel. „Nein, ich meinte, dass Dr. Schwenker einmal erwähnt hatte, dass dieses Spiel sehr interessant sein sollte, darum habe ich es mir aus dem Internet heruntergeladen.“ Frank bezweifelte selbst, dass Lydia ihm das glauben würde.

      „Ein Kinderspiel? Ich denke, du machst dir nichts aus Computerspielen? Und schon gar nicht aus solch einem Schrott.“

      Frank wollte den Rechner jetzt endlich abschalten.

      „Nein, mein Schatz, nicht abschalten“, Lydia hielt seine Hand fest. „Lass uns doch mal in das Spiel von Dr. Schwenker reinschauen.“ Damit drückte sie die Starttaste. Lydia kannte offensichtlich von Computerspielen wesentlich mehr als er. Geschickt bewegte sie eine behäbige Bärenfigur durch einen bunten Wald. Frank fiel ein Wort ein, dass sie während des Studium mehr als häufig benutzt hatten: grottenschlecht. Ja, das Spiel war einfach unmöglich.

      „Komm, Lydia, lass es sein. Das Spiel ist schlecht und uninteressant. Erzähl‘ mir lieber, wo du gewesen bist.“ Lydia würde ihm seinen Lebtag nicht erzählen, wo sie vorhin gewesen war, aber Frank hatte von diesem miesen Spiel die Nase voll. Jetzt ein gutes Glas Wein, vielleicht eine Kleinigkeit zu essen und dann mit Lydia ... Es gab doch eigentlich nichts Schöneres als Versöhnungssex, oder?

      Ein metallischer Ton drang aus dem kleinen Lautsprecher am Monitor. Am Bildschirm erschien ein Eingabefeld: ‚Du hast das erste Rätsel gefunden. Gib den Zugangscode ein und sammle Bärenpunkte‘, stand da in bunter Schrift, jeder Buchstabe hatte eine andere Farbe. Lydia tippte einige Zahlen ein. ‚Falsch, falsch, falsch‘, in Sprechblasen stieß der jetzt tanzende Bär die Worte aus. Frank sah entgeistert auf den Bildschirm. Das miese Computerspiel an sich war ja schon ausreichend, ihm die Laune zu verhageln, aber was er auf den Tod nicht ausstehen konnte, waren Comics mit sinnlos brabbelnden Sprechblasenjongleuren.

      Lydia schien das nicht zu stören. Sie versuchte es erneut. Wieder tanzte der Bär. Erneut versuchte sie den richtigen Code einzugeben.

      Frank hatte genug. Sollte Lydia sich doch alleine amüsieren. Er stand auf. In diesem Moment knackte es empfindlich im Lautsprecher und der Bildschirm färbte sich komplett rot. In weißer Schrift erschien der Satz: ‚Spiel verloren - ENDE‘. Dann ging gar nichts mehr.

      Lydia war enttäuscht. „Na, das ist ja vielleicht ein Mistspiel, mein Lieber. Sonst meidest du Computerspiele wie der Teufel das Weihwasser, und jetzt so ein Schrott. Frank, du verwunderst mich immer wieder.“ Wütend sprang sie auf.

      Frank schaltete den Rechner ab. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es weit nach Mitternacht war. „Komm, Lydia, lass uns schlafen gehen. Es ist schon spät. Gut, dass ich morgen - nein heute - nicht zur Arbeit muss.“

      Er hatte Glück. Obwohl Lydia wieder wütend war, musste er die Nacht diesmal nicht auf der Couch verbringen. Frank schwor sich, am Wochenende lieb und zuvorkommend zu Lydia zu sein. Der ganze Ärger wegen eines dummen Computerspiels. Langsam senkte sich der Schlaf über ihn.

      Es wurde eine unruhige Nacht. Neben tanzenden Bären erschien das Gesicht Dr. Schwenkers immer wieder und rief ‚falsch, falsch, falsch‘. Dabei blubberten Sprechblasen aus seinem Mund und zerplatzten anschließend, um rote Farbe zu verspritzen. Frank schreckte schweißgebadet auf. Die ersten Sonnenstrahlen drangen durch die Ritzen der Rollladen und verbreiteten ein diffuses Licht im Schlafzimmer. Der Wecker auf dem Nachttisch zeigte kurz nach sieben Uhr. Heute würde er sich mit Lydia endgültig wieder versöhnen. Frank war sich ganz sicher. Wohlig streckte er sich unter der warmen Decke aus. Sollte er Lydia jetzt schon aufwecken? Vielleicht ganz leise unter ihre Decke schlüpfen? Frank malte sich aus, wie er Lydia mit zärtlichen Küssen wecken würde. Er würde mit seinen Händen zärtlich ... Vorsichtig drehte er sich um. Aber da war keine Lydia. Frank wischte sich über die Augen. Nein, wirklich, niemand. Lydia musste schon aufgestanden sein. Also war sie immer noch böse auf ihn. Sehr böse?

      Dr. Frank Rudak überlegte. Sollte er nicht einfach jetzt im Bett liegen bleiben und vielleicht noch einmal einschlafen? Oder lieber doch aufstehen und den Kampf - oder die Versöhnung - mit Lydia aufnehmen? Frank entschloss sich für das Zweite.

      Nachdem er sich gewaschen hatte, machte er sich auf die Suche nach seiner Frau. In der Küche fand er sie nicht, auch nicht im Wintergarten. War Lydia etwa schon wieder weggegangen? Und das ohne ihm Bescheid zu sagen?

      Ohne viel Lärm zu machen, stieg er die Treppe zu seinem Arbeitszimmer hoch. Ja, Lydia musste in seinem ‚Büro‘ sitzen, es drang Licht und leises Fluchen aus dem Raum. Frank, immer noch im Schlafanzug, betrat den Raum. Lydia hatte ihn nicht kommen hören, und jetzt blickte er ihr über die Schulter. ‚System wird formatiert‘

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