Das RFID Komplott. Jürgen H. Ruhr

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Das RFID Komplott - Jürgen H. Ruhr

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Tages werden sie vielleicht eine Postkarte von mir erhalten. Schenken sie der Briefmarke dann besondere Beachtung ...‘

      Lydia kam ihm im Hausflur entgegen. Frank wunderte sich einmal mehr über das Verhalten seiner Frau. Nicht, dass Lydia je prüde gewesen wäre, aber in den ganzen Jahren, die sie sich kannten, hatte sie ihn noch niemals Abend für Abend in solch einem sexy Outfit begrüßt. Gestern ganz in Rot, trug sie heute blaue Strapse, einen blauen, dazu passenden, Spitzen BH, hauchdünne blaue Seidenstrümpfe und - wenn man das noch so bezeichnen durfte - ein blaues Spitzenhöschen.

      Obwohl Frank anerkennen musste, dass da nicht mehr viel Höschen war.

      „Hallo mein Schatz“, flötete sie. „ Deine brave Ehefrau hat schon auf dich gewartet. Champagner steht bereit. Komm, lass uns direkt nach oben gehen.“

      Frank war im Nu auf der Treppe. Dieses Angebot konnte er sich doch nicht entgehen lassen. Lydia rekelte sich schon im Bett.

      „Hier, Frank, trink erst einmal einen Schluck Champagner!“ Lydia reichte ihm das Glas.

      Bevor er es an die Lippen setzte, musste er allerdings die in ihm brennende Frage loswerden: „Sag mal, Schatz, wo ist eigentlich die Postkarte von Dr. Schwenker?“ Bestimmt war das nicht die richtige Frage zu diesem Zeitpunkt, aber Frank hatte sich fest vorgenommen, heute seine Sinne nicht verwirren zu lassen.

      Lydia sah ihn merkwürdig an. „Die Postkarte? - Ist das jetzt wichtig?“

      „Nein, nicht wirklich. Nur interessieren würde es mich, denn die Karte, die Dr. Grander bekommen hatte, ist verschwunden.“ Und etwas kleinlaut, wie zur Entschuldigung setzte er hinzu: „Den habe ich heute nämlich zufällig im Aufzug getroffen.“

      Lydia war aufgestanden und zog sich an. Jeans und Pullover. Mit ärgerlichem Gesichtsausdruck raunzte sie ihn an: „Also, du kannst auch jede schöne Stimmung zerstören! Die Karte habe ich weggeworfen. Ich wusste ja nicht, dass du so daran hängst!“ Ihre Stimme wurde gehässig. Jetzt war mit ihr bestimmt nicht mehr zu reden, geschweige denn ... Frank sah seine Frau an. Manchmal kam Lydia ihm schon unheimlich vor. Eben noch lieb und nett, konnte sie von einem Moment auf den anderen in diese bösartige Stimmung verfallen. In solchen Momenten war es immer besser, all das zu tun, was seine Frau vorgab. Jetzt nur keine Widerworte oder anderslautende Vorschläge.

      „Ich fahr jetzt einkaufen - in die Stadt. Bis später.“

      Weg war sie. Frank nippte an seinem Glas. Ja, das war ein Fehlschlag. Diese dumme Postkarte. Wie konnte er in solch einer Situation auch danach fragen!

      Er hatte sie nicht gehört und erst als Lydia ihn von hinten ansprach und er sich den Kopf an der Spüle stieß, erkannte er schmerzhaft, dass sie ihn schon eine Weile beobachtet haben musste.

      „Verdammt, Frank, was machst du denn da? Suchst du etwas zu essen? Das findest du immer noch im Kühlschrank, mein Freund!“ Anscheinend hatte sie sich während ihres Einkaufens nicht wirklich beruhigt. Oder jetzt wieder aufgeregt. Natürlich stellte der im Mülleimer wühlende Ehemann nicht den Wunschanblick einer Frau dar, aber Frank hatte ja seine guten Gründe. Nach reiflicher Überlegung war er zu dem Entschluss gelangt, die Postkarte zu suchen. Und jetzt, hier beim letzten von ihm durchwühlten Mülleimer, musste ihn Lydia ausgerechnet erwischen.

      „Ich suche die verdammte Postkarte“, knurrte er und rieb sich die schmerzende Stelle am Kopf. „Du hast sie ja weggeworfen, aber wohin?“ - „Deine Postkarte muss dir ja sehr wichtig sein. Stimmt denn irgendetwas mit Dr. Schwenker nicht? Sag‘s mir, mein Lieber.“

      Der Tonfall erinnerte Frank plötzlich an diesen unsympathischen McDagon, den er auf der Party letztens kennengelernt hatte. „Verdammt, Lydia, wo ist die Karte. Mach‘ es mir doch nicht so schwer!“

      „Na, der Herr verlegt sich jetzt aufs fluchen! Verdammt, verdammt Lydia“, äffte sie ihn nach. „Aber damit du zufrieden bist: Ich habe die Karte zerrissen und draußen in den Mülleimer geworfen. Eine Suche erübrigt sich damit wohl. Und jetzt gute Nacht. Schlaf‘ doch diese Nacht mal auf der Couch. Und in Zukunft möchte ich von solchen Kinkerlitzchen nichts mehr hören!“

      Frank hob den Zeigefinger: „Kinkerlitzchen“

      „Was?“

      „Kinkerlitzchen, es heißt Kinkerlitzchen.“

      Wutschnaubend verließ Lydia die Küche. Verdammt, was war bloß in die Frau gefahren? Warum spielte die Postkarte eine so große Rolle, dass Lydia sich jetzt so aufführte? Frank konnte sich keinen Reim darauf machen. Sicher, Lydia war oft aufbrausend, teilweise unberechenbar und auch rechthaberisch. Aber das hatte er immer auf ihr osteuropäisches Temperament geschoben.

      Dr. Frank Rudak wachte wie gerädert auf. Eine Nacht auf der Couch war wirklich nicht das Wahre. Er musste mit Lydia wieder ins Reine kommen. Allein schon, um seinen Platz im Bett zurückzuerhalten. Mit steifen Gelenken schlurfte er die Treppe zum Schlafzimmer hoch. Aber Lydia war nicht da. War sie schon aufgestanden und machte Frühstück? Er hatte sie doch gar nicht gehört. Frank machte kehrt und schlich in die Küche. Aber auch hier keine Lydia. Dann suchte er sie im Wintergarten. Nichts. Lydia hatte wohl das Haus verlassen. Keine Nachricht, nichts. Frank sah auf die Uhr. Verd... - nein, kein Fluchen mehr. Es wurde Zeit zur Arbeit zu fahren. Er würde heute ohnehin zu spät kommen. Lydia ging ihm nicht aus dem Kopf.

      Im Ärztezimmer rasierte er sich noch schnell und machte sich ein wenig frisch. Schon nahm ihn der Tagesablauf wieder voll in Anspruch. Die Probleme mit Lydia gerieten in den Hintergrund. Das ließe sich doch bestimmt heute Abend klären.

      Aber Dr. Frank Rudak war unruhig. Irgendetwas stimmte nicht. Sein Unterbewusstsein ließ ihm keine Ruhe, immer wieder kreisten seine Gedanken um die Postkarte. Frank beschloss in der Mittagspause ein paar Worte mit Dr. Grander zu wechseln. Was hatte noch genau auf dessen Postkarte gestanden?

      Aber aus seiner Mittagspause wurde nichts. Ein Notfall nahm sie alle in Beschlag. Bis zum Abend fand Frank keine Zeit für andere Gedanken, als die an seine Arbeit. Dafür ließ ihn der Zufall mit Dr. Grander im Parkhaus zusammentreffen. „Dr. Grander, welch seltener Zufall!“

      „Hallo, Dr. Rudak. Wie geht es denn so? Was machen die Kinderchen auf ihrer Station?“

      „Alles bestens. Ich wollte mit ihnen noch einmal über die Postkarte von Dr. Schwenker sprechen.“

      „Ja, die Karte ist verschwunden. Ich hatte sie in der Küche zu meiner übrigen Post gelegt. Plötzlich war sie nicht mehr da.“

      „Hmm, können sie sich erinnern, was genau auf der Karte stand? Wissen sie noch den genauen Wortlaut?“

      „Dr. Rudak, ich habe zwar ein hervorragendes Gedächtnis, aber an solche Kleinigkeiten kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern. Ich solle sie grüßen. Das war soweit eigentlich alles. Ein wenig merkwürdig, nicht?“

      „Ja, ein wenig merkwürdig ist es schon.“ Frank wollte Dr. Grander von Lydias Verhalten erzählen, unterließ es dann aber doch. „Naja, dann einen schönen Abend, Dr. Grander. Man sieht sich.“ Frank wandte sich ab.

      „Bis dann, Dr. Rudak. Gut, dass ich wenigstens die Briefmarke verwahrt habe.“ Dr. Grander ging weiter.

      Frank blieb mitten im Schritt wie versteinert stehen. Dann drehte er sich blitzschnell um und jagte hinter Grander her. „Dr. Grander. Moment mal.“ Keuchend holte er Grander ein. Verdammt, ein wenig Sport könnte ihm auch nicht schaden. Er war zu bequem geworden. Schon so kleine

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