Die Krieger des Horns - Blutmond. Josefine Gottwald

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Die Krieger des Horns - Blutmond - Josefine Gottwald Die Krieger des Horns

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Tier wäre, eher ein ... eben ein Wesen.

      „Ein Wesen? Was denn für ein Wesen? Sind wir nicht alle Wesen?“

      Ich ermuntere ihn zu einem lockeren Trab.

      Du verstehst das nicht, Mensch!, schnaubt er und ich muss lachen.

      „Ich gebe mir ja Mühe! Ich lese alles über Wesen, was ich finde, wenn ich wieder am PC sitze, aber das wird mir nicht sagen, wie es für dich gerochen hat, verstehst du? Oder wie seine Aura aussieht!“

      Eine Aura sieht überhaupt nicht aus!, berichtigt er und schüttelt die Mähne. Sie ist eher – wie ein Gefühl, als ob dich ein Schaudern überkommt, wenn du jemanden ansiehst, eine kalte Hand dein Herz ergreift oder eine wohlige Wärme dich durchströmt.

      „Hmm ...“ Ich denke über seine Worte nach und blicke in den Himmel. Ein Stück entfernt ruft ein Grünhäher in den Zweigen und ein Schmetterlingspaar tanzt an uns vorbei.

      Da ist es wieder! Justo bleibt wie angewurzelt stehen. Dort, zwischen den Bäumen!

      Eine Viertelmeile entfernt erkenne ich ein Gestrüpp, aber meine Augen sind zu schlecht, um ein Tier darin auszumachen.

      „Zwischen den Bäumen?“, frage ich. „Sind wir wirklich so nah an den Wolf Forest herangeritten?“

      Sei still, ich muss mich konzentrieren!

      „Und, was siehst du?“, flüstere ich und ducke mich an seinen Hals. „Spürst du eine Aura?“

      Er reckt die Nase in die Luft und zieht die Lippe nach oben, um zu schnüffeln.

      Es riecht. Seltsam. Und seine Aura ... ist seltsam. Unschlüssig wirft er den Kopf hin und her.

      „Sollten wir näher heran?“ Unschlüssig halte ich mich an ihm fest, aber er nimmt mir die Entscheidung ab. Schritt für Schritt schleicht mein Pferd am Waldrand entlang und ich starre konzentriert auf das Gebüsch, aber nichts regt sich.

      „Vielleicht ist es ganz klein“, vermute ich, „wie eine Maus oder sogar eine Ameise.“

      Das hättest du wohl gern, du Angsthase! Nein, ich glaube, es ist groß.

      Ich schlucke. Warum sagt er nicht, wie groß?

      „Ich sehe gar nichts!“

      Aber ich sehe es! Vor Überraschung bleibt er stehen und zuckt zusammen, und ich erschrecke mich gleich mit und falle in seinen Rücken.

      Entschuldigung, sagt er halbherzig, um gleich darauf wieder den Hals zu recken wie eine Giraffe. Was ist das?

      „Mein Gott, was siehst du denn? Ich erkenne –“

      Als mir bewusst wird, was dort unten im Gras kauert, schrecke ich hoch und stoße mit dem Kopf an einen Ast. Mein Hut rutscht mir in die Augen und vor Überraschung ziehe ich an den Zügeln.

      Halt doch still!, meckert das Einhorn

      Ich rücke die Krempe gerade und sortiere eilig meine Hände, während mein Blick wieder zu dem Gebüsch wandert. „Ist das ... ist das ein Wolf?“, frage ich.

      Ich weiß nicht ...

      Unwillkürlich klammere ich mich mit den Beinen an ihm fest und merke es erst, als er die Flanken bläht, um sich Platz zu machen. „Er beobachtet uns!“, flüstere ich. „Lass uns hier verschwinden, Justo, das ist ein Werwolf!“

      Am helllichten Tag?

      „Das meine ich ernst!“

      Bevor wir unsere Diskussion beendet haben, hat die Kreatur sich schon entschieden. Schneller, als ich sehen kann, schießt sie aus ihrer geduckten Haltung empor und jagt mit großen Sätzen auf uns zu, die Zunge weit heraushängend und die schwarzen Augen starr auf uns gerichtet. Der Wolf ist viel kleiner als in meiner Erinnerung, aber trotzdem stellen sich mir die Nackenhaare auf. Mit einer Hand umklammere ich die Zügel und mit der anderen taste ich nach dem Shel, das ich um den Hals trage.

      „Ich weiß wirklich nicht, was an dieser Aura seltsam sein soll!“, schaffe ich noch, zu sagen. „Also für mich ist der Fall klar!“ Mein Einhorn tänzelt nervös auf der Stelle. „Lauf endlich!“, schreie ich, aber Justo antwortet: Es ist zu spät! Dann hebt er die Vorderhufe, um sich zu verteidigen; ich suche einen Moment mein Gleichgewicht und schaffe es nicht, mit dem Amulett zu zielen.

      Dann denke ich nur noch eins: Unsere Rettung. Mein ganzer Körper spannt sich, ich bewege mich nicht mehr und halte die Luft an. Dann steht die Zeit still. Mein Einhorn sinkt zurück auf den Boden, aber der Wolf ist in der Bewegung erstarrt. Es sieht aus, als ob er mir genau in die Augen sehen würde, und er hat sich zum Sprung aufgerichtet.

      Justo schnaubt und wird wieder ruhig. Das war knapp!

      Ich nicke nur – unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Das kann er laut sagen!

      Allmählich erlange ich die Kontrolle über meine Muskeln wieder und dirigiere Justo in eine scharfe Wendung.

      „Nichts wie weg hier!“

      Ich werfe noch einen letzten Blick auf die gelben Augen, und es sieht aus, als ob sie meiner Bewegung folgen würden. Ich schaudere, aber dann greife ich die Zügel fester und treibe Justo vorwärts.

      Einige Augenblicke schweigen wir uns an und hängen unseren Gedanken nach. Irgendwann murmele ich: „Bei allen Göttern, die es gibt: Ich hatte so gehofft, nie wieder einem Werwolf begegnen zu müssen!“

      Aber mein Einhorn widerspricht noch immer: Das kann keiner gewesen sein! In einer Wolfsgestalt am Vormittag? Sein Kopf pendelt hin und her und seine Ohren wippen. Ich begreife, dass er damit unterstreichen will, wie sehr er an meinem Verdacht zweifelt.

      „Aber was war es sonst? Für einen Kojoten war es zu groß und zu ... unheimlich. Viel zu aggressiv!“ Ich denke noch einmal an die hellen Augen und die Art, wie er uns anvisierte und die Verfolgung aufnahm.

      Naja, murmelt Justo nachdenklich, es war ... eben ein Wesen!

      Dina

      Und trotzdem bin ich zu spät! Wie man es dreht und wendet, keine Ausrede kann entschuldigen, dass ich schon wieder verschlafen habe! Wer kommt aber auch auf die verrückte Idee, mitten in der Nacht in die Prärie rauszureiten?

      Also gut. Ich werde geduldig das milde Lächeln über mich ergehen lassen. „Das ist typisch Dina“, werden sie sagen, „immer kommt sie zu spät! Wenn die Welt untergeht, wird sie es verschlafen!“

      Ich stoße das Tor auf; an den Anbindeplätzen stehen noch mehr Pferde als sonst. Señor Davis nickt mir nur von Weitem zu, als er mich sieht; er hat alle Hände voll zu tun damit, im Paddock seine Jährlinge von der Herde zu trennen und in verschiedenen Koppeln unterzubringen.

      Ich sehe, wie die Jungs und Piper ihm helfen, die Mustangs auseinanderzutreiben. Einige von ihnen sind an Menschen gewöhnt und lassen sich führen, aber die jungen Stuten und Hengste springen immer wieder fort und traben mit geblähten Nüstern am Zaun entlang. Die Herde ist in heller Aufregung, die sofort von mir Besitz ergreift.

      Ich

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