Die Krieger des Horns - Blutmond. Josefine Gottwald
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Robin und Andy versuchen gemeinsam, einer sandfarbenen Stute ein Halfter anzulegen, aber sie wehrt sich mit allen Kräften, wirft den Kopf nach oben, steigt und schlägt mit den Vorderbeinen. Piper nähert sich der Stute langsam von der Seite und versucht, sie mit sanften Worten zu beruhigen. Andy schließt das Halfter mit ruhiger Hand und Robin lobt das Pferd ausgiebig. Dann wandert sein Blick zu mir und er mustert mich mit gespielter Überraschung.
„Dina, was machst du denn hier?“ Aber sein Grinsen kehrt schnell zurück. „Hast du gut geschlafen?“
Ich stecke ihm die Zunge raus, aber zum Glück fordert der Mustang wieder seine Aufmerksamkeit; die Stute tänzelt an seinem Strick, rempelt ihn an und springt bei der Berührung erschrocken zur Seite. Robin verliert das Gleichgewicht und kann sich geradeso abfangen, bevor er im Sand landet. Ich grinse schadenfroh, während er vor sich hin flucht: „¡Bruja! Ein sehr passender Name für dieses Pferd!“
„Das geschieht dir ganz recht!“, rufe ich frech und kassiere einen finsteren Blick. Schnell mache ich das Zeichen gegen böse Flüche, damit er mir nicht mit seinen telekinetischen Fähigkeiten zuleibe rückt, aber Robin rollt nur mit den Augen und wendet sich ab.
Erst jetzt entdeckt mich Piper und kommt lachend auf mich zu. Sie klettert über die Umzäunung und begrüßt mich mit einer Umarmung. Ich entschuldige mich sofort bei ihr für mein Zuspätkommen, aber sie winkt ab.
„Bist du ohne mich klargekommen mit den Jungs?“, frage ich besorgt.
Piper nickt beruhigend, aber als ihr Blick die Männer streift, die vor dem Stall ihre Reitpferde absatteln, sehe ich, wie sie wieder ins Grübeln gerät. Ich entdecke Danny im selben Moment und ahne nichts Gutes.
Um sie ein wenig abzulenken, knuffe ich sie in die Seite und verlange: „Erzähl mir, wie groß die Prärie ist! Ihr seid bestimmt lange geritten; ich will alles wissen!“
Pipers Pferdeschwanz wippt, als sie begeistert nickt. Jetzt gehört ihre Aufmerksamkeit wieder mir. „Du kannst es dir nicht vorstellen, Dina!“
Andy öffnet neben uns das Tor für die Stute und Robin führt den Mustang am langen Strick in Richtung des Round Pens, seines Ausbildungsplatzes.
„Und die Herde?“, frage ich weiter, während wir ihm folgen.
„Sie sind wundervoll!“ Piper strahlt. „Ihre Hufe im Sand, der Wind in ihren Mähnen, dieser stolze Blick ...“ Sie versucht, mit Robin Schritt zu halten, und fährt der Stute langsam über das golden glänzende Fell. „Einfach wundervoll!“
Andy, der ein Stück vorausgegangen ist, grinst über Pipers romantische Anwandlung und legt einen Arm um sie. „Du bist auch wundervoll, mein Engel!“, grinst er, und ich muss einen Schritt zur Seite gehen, um ihnen Platz zu machen.
Piper lächelt glücklich. Als er sich von ihr löst, um seinem Bruder zu helfen, lässt sie ihn nur widerwillig gehen.
Wir setzen uns auf eine Bank außerhalb des Zirkels und sie blickt verträumt zu den beiden hinüber, als sie das Pferd losmachen und locker im Kreis traben lassen.
„Ach Piper, du hast so ein Glück!“, gestehe ich seufzend. Einen Moment hört sie mich gar nicht, aber dann kehrt sie in meine Welt zurück.
„Ach, wieso denn?“, fragt sie. „Was ist denn mit dir und Leo?“
Ich zucke mit den Schultern. Eigentlich habe ich keine Lust, mich jetzt diesen melancholischen Gedanken hinzugeben. „Ich habe das Gefühl, es ist alles anders“, beginne ich, „seit dem Wolf Forest, den Vampiren und dieser seltsamen Fähigkeit ...“
„Er versteht dich nicht, was?“ Piper sieht mich mitfühlend an, während das Pferd vor uns seine Runden dreht und beruhigt schnaubt.
„Er hört mir nicht einmal zu; von übernatürlichen Dingen will er nichts wissen. Wahrscheinlich hält er mich für verrückt ...“ Ich sehe Piper an, dass sie nicht weiß, was sie davon halten soll, und erkläre weiter: „Manchmal habe ich Träume ...“
„Visionen?“, fragt sie sofort, und ich sehe die Alarmbereitschaft in ihrem Blick.
Schnell schüttele ich den Kopf. „Ich glaube, es sind nur Träume. Mir wäre es ja auch lieber, wir könnten das alles hinter uns lassen. Aber irgendwie verfolgt es einen doch ...“
Piper nickt gedankenversunken. Doch die Art, wie sie die Jungs beobachtet, zeigt mir, dass sie sich um sich selbst am allerwenigsten Sorgen macht.
„Irgendwann werden wir schon davon loskommen“, murmele ich und krame nach ein bisschen Optimismus. „Im Grunde ist es ja vorbei, nicht wahr?“
„Hoffentlich“, sagt sie leise.
„Aber wo wir bei Leo sind ...“, lenke ich ab. „Er spielt mit seiner Band am Samstag im Black Apple. Vielleicht sollten wir hingehen, würdest du mitkommen?“
Sie zuckt mit den Schultern. „Warum nicht … Wahrscheinlich ist es ganz gut, mal auf andere Gedanken zu kommen. Vielleicht sollten wir die Beiden auch fragen ...“
Mein Blick wandert wieder zu dem Pferd, das gerade von der Bahn abweicht und die Richtung wechselt, während Robin und Andy sich bemühen, ihm den Weg abzuschneiden.
Ich rufe meine Einladung zu ihnen herüber, aber Robin schüttelt sofort den Kopf. „Tut mir leid, aber ich habe da andere Verpflichtungen“, deutet er an, bevor er die Stute in einen Galopp treibt.
„Nadine?“, fragt Piper mit einem vielsagenden Unterton.
Ich will sofort wissen: „Wer ist Nadine? Du hast schon wieder eine neue Freundin? Ich komme ganz durcheinander! Was war denn mit Vicky?“ Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, aber Robin hebt nur die Schultern in seinem üblichen Gehabe.
Andy lacht und stichelt: „Ach, Vicky war letzten Monat aktuell! Robin war schon immer eher praktisch veranlagt ...“
Sein Bruder boxt ihn in die Rippen, aber auch er muss darüber lachen. „Wehe dir, wenn sie das hört!“
„Nein, aber im Ernst“, setzt Andy an, auch wenn er ganz und gar nicht ernst sein kann. „Am Wochenende bekommen wir Besuch aus Mexiko.“
Piper hebt die Augenbrauen. „Achso?“
„Unsere Mutter hat ihre Schwester eingeladen, mit ihrer kleinen Tochter herzukommen. Vielleicht werden sie sogar hierbleiben ...“
„Das ist schön.“ Piper versteht sofort. „Eure Mutter möchte wieder ein Kind hier haben, nicht wahr?“
Andy nickt. „Selva hat nicht den besten Ruf in unserer Familie, ihre Tochter hat keinen Vater.“
„Wie alt ist sie?“, fragt Piper.
Andy überlegt. „Ich habe sie das letzte Mal gesehen, als sie noch ein Baby war – wie lange ist das her?“ Er wendet sich an Robin.
Sein Bruder zuckt mit den Schultern, während er das Pferd weiter um sich herumgehen lässt. „Ein paar Jahre.“
Während ich die Informationen sortiere, versuche ich, Robins Bewegungen zu folgen und zu verstehen, was er tut. Auch wenn er mit uns spricht, hält er den Blickkontakt