Wenn Vampire Tango tanzen. Heike Möller

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Wenn Vampire Tango tanzen - Heike  Möller

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nickte. „Sie verkrampfen schon von vornherein. Sie erwarten regelrecht, dass Sie scheitern. Lassen Sie los, denken Sie einfach nicht daran.“

      Hanna wusste, dass Gudrun Niemark Recht hatte, aber das nutzte im Moment nichts. Sie hatte eine panische Angst.

      „Wann ist denn die erste Tanzstunde?“

      Hanna schluckte krampfhaft. „Heute Abend“, nuschelte sie.

      „Großartig. Dann möchte ich morgen von Ihnen hören, dass Sie es genossen haben und das es Spaß macht.“

      Hanna verzog das Gesicht zu einem gepeinigten Lächeln. „Oder ich erzähle Ihnen von meinem neuen Rekord, einen Tanzlehrer ins Krankenhaus zu bringen!“

      Gudrun lachte. „Kennen Sie den Trauzeugen?“

      Hanna nickte. „Flüchtig. Ich bin ihm am Sonntag das zweite Mal begegnet. Er wirkt ruhig und gelassen.“

      Gudrun entging nicht das kurze Aufblitzen in den Augen von der jungen Frau. „Wie sieht er aus?“

      Hanna zögerte. „Wie … ein Mann. Mittelgroß, dunkelblond, schlank.“

      Gudrun kicherte. „Ist er hässlich?“

      Verblüfft verzog Hanna erneut das Gesicht. „Nein! Ich meine, er ist ganz passabel. Aber das ist irrelevant.“

      “So so! Ich möchte morgen einen vollständigen Bericht, Hanna.“ Gudrun trank ihr Wasser aus. In den grauen Augen lag ein belustigtes Glitzern.

      Hanna seufzte ergeben und nickte.

      >Was mache ich nur hier!<

      Hanna stand auf der anderen Straßenseite und starrte auf die Fassade der Tanzschule. Es war ein schmucker Altbau aus dem frühen 20. Jahrhundert, die Fenstersimse jeder Etage hatten ihre eigene, individuelle Ornamentik. Hanna erkannte, dass das Flair des letzten Jahrhunderts erhalten geblieben war, jedoch eine Grundsanierung stattgefunden haben musste. Alle Fenster bestanden aus modernem Thermoglas mit entsprechendem Rahmen, aber die Kreuzoptik war geblieben. Das rote Dach war erst vor kurzem neu gedeckt worden und die Steigleitungen glänzten silbern. Die große und hohe Holztür war rotbraun lackiert und mit Milchglas eingelegt.

      Hanna hörte verschiedene Musikrhythmen, die gelegentlich unterbrochen wurden. Ab und zu hörte sie auch ein gleichmäßiges Klatschen durch eines der geöffneten Fenster. Ein Mann zählte dabei: „Und eins, zwei, drei, vier!“ Die Stimme klang sehr weich und nasal.

      Hanna pustete, straffte sich und ging über die Straße. Sie war mit der U-Bahn bis Hackescher Markt gefahren und dann die paar Straßen gelaufen. Es war jetzt kurz vor 20.00 Uhr und der Drang, einfach wegzurennen, wurde übermächtig.

      >Verdammt! Sei nicht so feige, Johanna Martens! Du willst doch deinem Kind ein Vorbild sein, oder etwa nicht?<

      „Und noch mal zwei, drei vier!“ Der Mann mit der nasalen Stimme trieb seine Tanzschüler mit Klatschen zusätzlich an.

      Hanna schielte auf das große Schild über den Fenstern im Erdgeschoss.

      `Kerners Tanzschule´ stand darauf. Auf einem länglichen Schild neben der Eingangstür standen in schwungvollen schwarzen Buchstaben die verschiedenen Tanzstile, die hier unterrichtet wurden. Von einigen hatte Hanna noch nie gehört.

      >Geh rein, du Feigling!<, sagte sich Hanna, holte erneut tief Luft und öffnete die Haustür. Kurz blickte sie auf das Klingeltableau, nur um festzustellen, dass überall der Name Kerner stand. Offensichtlich gehörte Tobias das ganze Haus!

      Der enge Hausflur bestand aus grauem und braunem Stein sowie Holz. Die Stufen der Altbautreppe waren aus Holz, mit Messingzierleisten beschlagen. Das dunkle Geländer hatte Vertikalstreben, die in sich gewunden waren. Auf der linken Seite befand sich eine hohe, dunkle Tür. Daran war ein Messingschild mit der Aufschrift `Saal 1´ zu lesen.

      „Und von Anfang an. Eins, zwei, drei, vier!“

      Die Stimme kam aus dem Raum hinter dieser Tür und Hanna wendete sich um, zu der Tür auf der anderen Seite.

      „Empfang und Büro“, murmelte Hanna, als sie das Messingschild las. Sie räusperte sich, streckte ihren Rücken und öffnete die Tür.

      Ein brusthoher Tresen aus Kirschholz stand ihr gegenüber. Dahinter saß eine junge, blonde Frau mit aufreizenden Sommersprossen und dick getuschten Wimpern. Der Mund leuchtete in einem knalligen Rot.

      „Hallo!“, sagte Hanna und versuchte, ihrem Gegenüber ihre Unsicherheit nicht anmerken zu lassen.

      „Hallo!“ Die Stimme der jungen Frau klang freundlich, aber auch ein wenig gelangweilt. „Was kann ich für Sie tun?“

      >Tanzen. Du willst tanzen. Nein, ich muss tanzen. Lernen. Tobias.<

      Hanna versuchte eine lässige Haltung einzunehmen. „Ich bin mit Tobias Kerner verabredet. Mein Name ist Hanna Martens.“

      >Der geschäftstüchtige Apothekerton. Professionell und distanziert.<

      „Ach ja! Tobi hat erzählt, das er jemanden erwartet.“ Die Frau änderte merkwürdigerweise ihre Tonlage. Sie klang nicht mehr so freundlich wie vorher, sondern abweisend. „Setzen Sie sich doch, er kommt bestimmt gleich.“

      Damit kümmerte sich die Frau wieder um Papiere, die hinter dem Tresen für Hannas Blick verborgen waren.

      Hanna wollte sich nicht setzen, legte aber ihre Sporttasche auf einem der Stühle ab. Betont gleichgültig sah sie sich um. An den Wänden hingen Urkunden von Tanzturnieren der letzten drei Jahre. Erste, zweite und dritte Plätze wurden in den verschiedenen Tanzstilen belegt. Bei Kinderkursen hingen auch Urkunden an den Wänden, bei denen auch der vierte oder sechste Platz gewürdigt wurde. Daneben hingen Zeitungsartikel, manche mit Fotos. Auf einem Foto war Tobias zu sehen. Er hatte den Kopf ein wenig weggedreht, als ob er nicht fotografiert werden wollte.

      „Hallo, Hanna.“

      Sie wirbelte erschrocken herum und musste ihren Kopf heben, um Tobias in die Augen sehen zu können. Er war gut zehn Zentimeter größer als sie, wenn nicht noch mehr. Er trug eine schwarze, locker sitzende Hose und ein schwarzes, kurzärmeliges Shirt, das die Muskeln seiner Oberarme gut zur Geltung brachte. Die Haare hatte er wieder zu einem Zopf gebunden.

      „Hallo!“ Die Stimme war ihr wieder eine Oktave höher gerutscht.

      Tobias verkniff sich ein breites Grinsen und lächelte nur freundlich. „Schön, dass du hergefunden hast.“ Tobias hatte von einem Fenster im ersten Stock Hanna beobachten können. Ihre Unsicherheit, ihr Zögern. Sanft war er in ihre Gedanken getaucht und hatte ihren Widerstreit gesehen. Ihn gefühlt. Umso mehr bewunderte Tobias Hannas Mut, letztendlich doch seine Tanzschule betreten zu haben. Er spürte, dass Hanna Komplexe wegen Gabi, seiner Empfangsdame und Sekretärin hatte.

      >Dabei hast du es nicht nötig wegen irgendjemanden Komplexe zu haben, Mädchen! < Er dachte an den Augenblick, als er Hanna zum ersten Mal in der Disko gesehen hatte. Sie war ihm aufgefallen, weil sie eben nicht versuchte, mit knappen Outfits, hohen Schuhen und einem überschminkten Gesicht die Aufmerksamkeit an sich zu ziehen.

      „Ich gehöre zu den Frauen, die einen Stadtplan und Straßenkarten lesen können.“

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