Die Begegnung. Ralf Wider

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Die Begegnung - Ralf Wider Ferry Blacks Abenteuer

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werdet ihr zum ersten Mal ganz viele Graue von nahem sehen. Auge in Auge. Wir wissen, wie sich das beim ersten Mal anfühlt. Also immer schön ruhig bleiben, ja?", ermahnte er die Truppe. "Sie erwarten nur Laura und mich. Vielleicht reagieren sie ein bisschen nervös auf so viele Besucher." Er blickte in die Runde. "Keine Waffen, egal, was passiert! Wir haben Frieden geschlossen mit den Grauen. Sie sind jetzt unsere Freunde, egal was früher gewesen ist. Ihr müsst das Vergangene ausblenden. Alles klar?"

      Knappes, militärisches Kopfnicken allerseits bestätigte ihm, dass sie ihn verstanden hatten. Er öffnete die Tür.

      Gleissendes Sonnenlicht brach herein. Ferry gönnte seinen Augen einige Sekunden, um sich daran zu gewöhnen, dann trat er, Hand in Hand, mit Laura hinaus.

      Annunfala stand direkt vor der Toilette. Hinter ihr stand ein Trupp von bewaffneten Grauen, die Waffen steckten jedoch in den Gürteln, wie Ferry erleichtert bemerkte. Annunfala schien zu lächeln, aber so ganz wurde Ferry immer noch nicht schlau aus der Mimik der Grauen. Sie legte den Kopf schief, wie sie es immer zu tun schien, wenn sie angestrengt nachdachte. Sie schien an ihnen vorbeizuschauen.

      "Ihr bringt Freunde.", klang es in Lauras und Ferrys Köpfen. Der Dolmetscher funktionierte tadellos. Leider konnte man dem unparteiischen Dolmetscher keine Stimmfarbe entnehmen. Ferry war sich nicht sicher, ob die Frage einen kritischen Unterton hatte. Er spürte, wie sich sein Körper anspannte. Laura blieb jedoch ganz locker und ging auf die Königin zu, um sie zu begrüssen.

      "Ja. Sie haben ein Zeichen bekommen! Sieh nur!", sagte sie. Ferry bewunderte ihre Coolness. Laura hatte sich umgedreht und zeigte auf die Schulterpatten. Annunfala legte wiederum den Kopf schief und blinzelte. Paris, der direkt hinter Ferry und Laura stand, neigte sich nach vorne, damit die kleinwüchsigen Grauen seine Gradabzeichen sehen konnten. Ein Raunen ging durch die Reihen der Grauen, die hinter ihrer Königin standen. Offensichtlich schien das Zeichen wirklich etwas Bedeutungsvolles zu sein.

      "Gut.", sagte die Königin. "Mehr Freunde gut. Mehr Hilfe gut." Der Dolmetscher war eine Riesenhilfe, aber Ferry hätte sich ein wenig mehr Finessen gewünscht. Auf jeden Fall war er froh, dass Annunfala ihnen die Überraschung nicht übelnahm. Er begann, sich zu entspannen.

      Es folgte ein langwieriger Prozess, bei dem Laura und Ferry ihre Freunde der Königin vorstellten. In den Gesichtern ihrer Freunde konnte man eine Vielzahl von Emotionen ablesen: Neugier, Aufregung, Misstrauen, Furcht, Überraschung. Das war auch nicht weiter erstaunlich. Immerhin trafen sie zum ersten Mal auf die fremde Spezies, konnten sie aus der Nähe betrachten und sogar anfassen. Ferry hatte das Gefühl, das Adrenalin riechen zu können, welches gerade in rauhen Mengen ausgeschüttet wurde.

      Als das Prozedere beendet war, traten fünf Graue vor, die mit den Neuankömmlingen die Installation des Dolmetschers durchführten.

      Ferry schaute sich derweil um. Sie waren auf dem grossen Platz mitten in der Hauptstadt gelandet, die Laura und er bei ihrem ersten Besuch nur von weitem gesehen hatten. Die Bauten waren in der Tat beeindruckend. Der Turm, der wie eine gerollte Serviette aussah, war atemberaubend hoch. Ferry erstaunte jedoch, dass er nebst dem Empfangskomitee nirgends Graue entdecken konnte. Die Stadt schien komplett ausgestorben.

      "Wo sind alle?", flüsterte Laura neben ihm. Sie hatte es auch bemerkt.

      "Keine Ahnung. Vielleicht haben sie Angst und verstecken sich?", flüsterte er zurück.

      Er machte ein paar Schritte auf eine Seitenstrasse zu, um sich etwas umzusehen. Sofort lösten sich zwei Graue aus der Formation und stellten sich ihm in den Weg, die Hände auf ihre Waffen gelegt.

      "Gach!", zischte der eine Ferry an. "Fremder!", tönte es in seinem Kopf. Es hatte nicht freundlich geklungen.

      Hinter ihm fuhr die Königin herum und fauchte die Wachen mit schnell gesprochenen Worten an. Der Dolmetscher lieferte dafür keine Übersetzung. Doch die zwei Grauen verkrümelten sich blitzartig wieder in die Formation. Ferry tauschte einen Blick mit Laura. Es schien, dass es auch bei den Grauen gemischte Gefühle über ihr Auftauchen gab. Ferry konnte es ihnen nicht verübeln. Sie würden vorsichtig sein und gut aufpassen müssen.

      Die Justierung der Dolmetscher-Software schien abgeschlossen. Annunfala meldete sich zu Wort.

      "Heute hier essen, schlafen, sprechen. Morgen unsere Welt sehen. Grosses Tor gehen."

      Den erstaunten Gesichtern entnahm Ferry, dass ihre kleine Kampftruppe verstanden hatte, was die Königin gesagt hatte.

      Annunfala ging voran, auf den grossen Turm zu.

      Doch plötzlich kam Aufruhr in das Empfangskomitee der Grauen. Aus einem Gebäude an der Südseite des Platzes kamen zwei Graue angehastet. Sie steuerten direkt auf die Königin zu und als sie sie erreicht hatten, begannen sie, wild gestikulierend, auf diese einzureden. Ferry konnte leider nicht hören, was sie zu besprechen hatten, doch sie zeigten immer wieder auf die Toilettentür, mit der die Besucher angekommen waren. In Ferrys Bauch begann sich ein ungutes Gefühl auszubreiten.

      Laura ergriff seinen Arm und drückte ihn. Er konnte in ihrem Gesicht lesen, dass sie ebenfalls beunruhigt war. Ein Blick zu ihren Freunden liess Ferry erkennen, dass auch sie die Unruhe wahrgenommen hatten. Dans Hand lag wie zufällig auf seiner Waffe. Jane hatte sich breitbeinig hingestellt und sah sich unauffällig um. Carla und Youssef flüsterten miteinander. Judy kam langsam zu ihnen hinübergeschlendert, doch Ferry konnte sehen, dass jeder Muskel in ihrem athletischen Körper gespannt war. Paris stand nur da und verfolgte das Gespräch der Grauen mit ihrer Königin. Doch aus Paris' Mimik liess sich selten etwas ablesen.

      Einer der Grauen tippte mit einem knubbeligen Finger an den Helm, den er trug. Beide trugen einen schlanken, silbernen Helm, im Gegensatz zu den Grauen, die sie empfangen hatten. Vorne an dem metallisch glänzenden Helm, der ihrer Kopfform perfekt angepasst schien, lugte ein Teil heraus, das wohl ein Mikrofon war, denn es endete direkt vor dem Mund seines Trägers.

      Die Königin drehte sich zu der Besuchertruppe um. Den Gesichtsausdruck, den sie trug, hatte Ferry bisher noch nie gesehen. Wut? Angst? Fassungslosigkeit? Gab es diese Gefühle überhaupt in ihrem Repertoire?

      "Gehen! Schnell! Gefahr!", dröhnte es ihn ihren Köpfen. Annunfala zeigte nun in eine andere Richtung, auf eins der kleineren Gebäude, das neben dem Turm stand. Es war ein Bau mit rundem Grundriss und einer kleinen Domkuppel. Es schimmerte bläulich in der Nachmittagssonne. Sie ging mit schnellen Schritten auf das Gebäude zu und drehte sich kurz um, um ihnen zu winken, dass sie ihr folgen sollten.

      Genau wie seine Kameraden, war auch Ferry dabei, den Horizont mit Blicken abzusuchen.

      "Was zum Geier…?", hörte er Paris neben sich knurren.

      "Rückzug?", fragte Jane.

      "Wir hätten noch Zeit!", fiel Carla ein und zeigte auf die Toilettentür.

      Ferry drehte sich zu seinen Freunden und hob die Hände.

      "Ruhig Blut! Aufpassen und ruhig bleiben. Wir folgen Annunfala. Aber haltet eure IFOs bereit. Und Dan: lass sie stecken!" Er hatte gesehen, dass Dan den Halteriemen seiner Handfeuerwaffe gelöst hatte. Laura hatte sich an seine Seite gestellt.

      "Wir wissen nicht was los ist, aber wir sind hier nur zu Gast. Die Grauen haben hier das Sagen... Folgen wir Fala!" Damit drehte sie sich um, und folgte der Königin.

      Nach einem kurzen Zögern begann sich der Rest der Truppe in Bewegung zu setzen.

      Ferry war mit wenigen Schritten bei Annunfala, die bereits

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