Geh in die Wueste. Christine Jörg

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Geh in die Wueste - Christine Jörg

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auf die rote Fußgängerampel zu achten, auf die Straße trat, um sie zu überqueren. „Gib mir deine Hand, auf dich muss man aufpassen wie auf ein kleines Kind.“ Damit ergriff er entschlossen ihre Hand und ließ sie auch nicht mehr los, als sie sicher die andere Straßenseite erreichten.

      Ruth schwebte im siebten Himmel. Nun ging sie Hand in Hand mit ihrem Liebsten durch die Straßen. Das hätte sie sich nicht träumen lassen.

      „Ja, also mit dem in Deutschland bleiben ist das so eine Sache“, fuhr Fernando nun unbeirrt fort. „Wir bekommen ein Visum für die Zeit, die die Firma beantragt. Und danach müssen wir wieder gehen. Zu einer Verlängerung eines Praktikumsvertrags kommt es so gut wie nie.“

      Ruth wurde ein wenig traurig. Wie sie schon befürchtet hatte, war es also nur eine Liebesgeschichte auf Zeit. Sie beschloss die Monate mit Fernando bis auf die letzte Minute voll auszukosten. Dann würde man weitersehen.

      Nachdem sie eine große Runde Händchen haltend spaziert waren, begleitete Fernando Ruth nach Hause. Unten vor der Haustüre verabschiedete er sich von ihr, indem er ihr einen Kuss jeweils auf die rechte und linke Wange drückte. Ruth hätte mehr erwartet, aber sie wollte nicht alles auf einmal fordern. Fernando sollte einen guten Eindruck von ihr haben, darauf legte sie großen Wert.

      „Hast du am Freitag Zeit?“, wollte Fernando wissen, bevor er ging.

      „Nein, leider fahren Gabi und ich nach Hause“, Ruth zog, wie um sich zu entschuldigen, die Schultern hoch.

      „Und wann kommst du zurück?“, Fernando ließ nicht locker. Auch ihre linke Hand hielt er immer noch fest.

      „Ja, normalerweise am Sonntag, so gegen zehn Uhr abends“, antwortete Ruth wahrheitsgemäß.

      „Aha.“ Die Enttäuschung war Fernando förmlich ins Gesicht geschrieben. „Dann wird es nichts mit einem gemeinsamen Wochenende.“

      „Leider nicht“, auch Ruth war traurig, aber sie konnte die Fahrt nach Hause nicht mehr verschieben. Schließlich hatte sie sich mit Freunden verabredet. Außerdem wollte sie Wäsche waschen und Mamas Vorratskammer erleichtern.

      „Also“, Fernando löste sich nur ungern von ihr. „Dann melde ich mich nächste Woche wieder. Qué nos vemos!“, war das Letzte, was Ruth von ihm hörte, dann war er auch schon weg. Sie hatte nicht einmal mehr Zeit ihm Danke zu sagen und Gute Nacht zu wünschen.

      Betreten stieg sie die Stufen in den zweiten Stock hinauf und mit hängendem Kopf schloss sie die Wohnungstüre auf. Gabi war nicht zu sehen. Besser so!

      Ruth eilte sofort in ihr Zimmer und verriegelte die Türe. Kurz danach klopfte es. Die Klinke bewegte sich.

      „Hey, Ruth“, hörte sie Gabis Stimme durch die verschlossene Türe.

      Ruth überlegte sich, ob sie der Freundin die Türe öffnen sollte oder besser nicht. Schließlich entschied sie sich dafür. Sie erhob sich und ging zur Tür. Langsam drehte sie den Schlüssel im Schloss. Gabi stand vor ihr und schaute sie neugierig an.

      „Was ist passiert?“, wollte die Freundin sofort wissen.

      „Nichts“, Ruth schüttelte den Kopf, „wir haben gegessen und uns unterhalten. Es war schön. Dann sind wir spazieren gegangen, auch das war okay. Als er dann unten vor der Türe erfahren hat, dass ich am Wochenende nicht da bin, hat er nur gesagt, er meldet sich, und weg war er.“

      „Aha“, war alles was Gabi sagen konnte oder wollte. „Na ja, wenn er sagt, er meldet sich, dann wird er es auch tun. Hat er ja heute auch gemacht.“

      „Ja“, überlegte Ruth, „aber das war doch etwas anderes. Wir hatten uns nur einmal gesehen. Er denkt bestimmt, ich fahre nach Hause und habe da einen Freund.“

      „Vielleicht“, bestätigte Gabi, „dann musst du es ihm eben erklären.“

      „Du hast leicht reden“, fuhr Ruth etwas verärgert ihre Freundin an. „Was soll ich denn machen, wenn er sagt, er wohnt in einem Wohnheim für ausländische Studenten und ans Telefon würde sowieso niemand gehen. Und wenn einer abhebt, ruft er nicht die gefragte Person.“

      „Ist jetzt auch egal“, versuchte Gabi ihre Freundin zu beruhigen, „ändern kannst du es heute Abend auch nicht mehr.“

      „Genauso ist es“, dabei ließ sich Ruth schwer in den Sessel fallen, in dem vor ein paar Stunden Fernando gesessen hatte.

      „Wenn er sich nicht mehr meldet, musst du eben zu dem Wohnheim fahren und mit ihm reden. Eine andere Lösung sehe ich nicht“, schlug Gabi vor.

      „Ich laufe ihm doch nicht nach“, sagte Ruth, der Tränen in die Augen traten, patzig.

      „Wie du meinst. Und wie ist er sonst?“, Gabi war neugierig geworden und setzte sich zu Ruth auf die Sessellehne.

      „Ich bin total in ihn verliebt“, mit verträumten Augen starrte Ruth an Gabi vorbei ins Leere.

      „Gut“, sagte Gabi nüchtern und stand wieder auf. „Dann brauche ich nicht weiter zu fragen, wie er ist, weil ich doch keine objektive Antwort von dir bekomme.“

      Ruth schien sie nicht zu hören, denn sie sagte: „Und wie er meine Hand genommen hat.“

      „Ach!“, rief Gabi verwundert aus, „Händchen gehalten habt ihr auch schon!“

      Das Läuten des Telefons riss Ruth aus ihren Gedanken. Sie wollte aufspringen, doch sie ließ sich einfach wieder in den Sessel zurückfallen als sie sah, dass Gabi zum Telefon rannte und sich meldete.

      „Ruth“, hörte sie ihren Namen, „für dich.“

      „Wer ist es?“, Ruth hatte keine Lust auf ein Telefongespräch mit irgendjemandem. „Ich bin nicht da“, rief sie zurück.

      „Nein, das sage ich jetzt nicht“, widersetzte sich Gabi.

      Langsam und unwillig erhob Ruth sich trotzdem und ging ans Telefon.

      „Ja“, sagte sie lustlos. Doch dann stellte sie sich plötzlich stramm hin und begann zu strahlen.

      „Ruth“, hörte sie Fernandos Stimme, „ich möchte mich bei dir entschuldigen, weil ich vorhin einfach verschwunden bin. Aber ich war so enttäuscht, dass du am Wochenende nicht da bist.“

      „Ist schon in Ordnung“, Ruths Welt sah rosarot aus.

      „Weißt du?“, fuhr Fernando fort, „ich habe vergessen, dass du hier in der Nähe wohnst und natürlich am Wochenende nach Hause fährst.“

      „Ich fahre nicht jedes Wochenende nach Hause“, klärte Ruth ihn auf, „aber für dieses ist alles schon geplant.“

      „Wann kommt denn euer Zug am Sonntagabend an?“, erkundigte sich Fernando nun, „ich hole euch ab.“

      „Um 21:50 Uhr am Hauptbahnhof“, sagte Ruth prompt.

      „Ich werde zur Stelle sein“, bestätigte Fernando nochmals. „Und Ruth...“

      „Ja, Fernando“, säuselte diese.

      „…vielen Dank für den schönen Abend“, sagte er

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