Geh in die Wueste. Christine Jörg
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Ihre Eltern waren natürlich neugierig den jungen Mann kennen zu lernen, der das Herz ihrer Tochter erobert hatte.
Vater und Mutter erwarteten den Freund ihrer Ältesten schon in der Haustüre. Sowohl der Vater, als auch die Mutter hatten sich zur Feier des Tages herausgeputzt. Ihre Mutter war sicherlich direkt aus der Küche gekommen, trotzdem hatte sie es sich nicht nehmen lassen, zur Begrüßung des Gastes die Schürze abzunehmen.
Ruth war diese feierliche Art der Begrüßung peinlich, aber ändern konnte sie es nicht.
„Herzlich Willkommen“, sagten sie wie aus einem Mund, so als hätten sie das vorher einstudiert.
„Guten Abend“, antwortete Fernando artig mit seinem unverkennbaren Akzent. „Ich danke Ihnen herzlich für die Einladung. Ruth hat viel von Ihnen erzählt.“
„Es ist vielleicht übertrieben“, lächelte der Vater freundlich, „aber nett, dass Sie das sagen.“
„Jetzt kommt erst einmal rein“, die Mutter trat von der Haustüre zurück, damit Fernando und Ruth eintreten konnten. „Ich bin mir sicher, Sie haben Hunger“, fügte Ruths Mutter sofort hinzu. „Wir können gleich essen.“
„Sehr freundlich von Ihnen“, meinte Fernando höflich.
„Komm, ich zeig dir dein Zimmer“, Ruth nahm Fernando bei der Hand und zog ihn mit sich die Treppe hoch, zu den Schlafzimmern. Dort öffnete sie eine Türe und deutete mit einladender Geste hinein.
„Hier ist dein Reich“, damit schob sie ihn ins Zimmer.
Fernando schaute sie verständnislos an. „Und wo schläfst du?“
„Meine Eltern sind etwas konservativ“, gestand Ruth nun kleinlaut. „Sie wissen zwar, dass wir in München miteinander schlafen, doch unter ihrem Dach dürfen Unverheiratete das nicht. Sie behaupten, es ist nicht gut, wenn die Nachbarn reden, dabei sehen die doch gar nicht ins Haus. Es gibt eben gewisse Spielregeln hier im Haus, sagt mein Vater. Lassen wir ihm die Freude. So kann er den Schein wahren.“
Fernando lachte leise. „So ist das bei uns auch. Das heißt, normalerweise stellt man die Frau oder den Mann erst vor, wenn man sich verloben will.“
Da war es wieder. Das war genau das, was Fernando schon einmal gesagt hatte. Sie hoffte immer, dass sie sich verlobten, bevor Fernando nach Chile zurückkehrte und mit derartigen Äußerungen zerstörte er ihre Hoffnungen. Noch hatte sie Zeit, Fernando davon zu überzeugen, dass sie die richtige Frau für ihn war. Dazu musste sie sich von ihrer besten und vernünftigsten Seite zeigen. Von ihrer Schokoladenseite eben.
„So, hier sind Bad und Toilette“, wollte sie ihn aus dem Zimmer ziehen, doch Fernando hielt sie fest, schnell schob er die Zimmertüre zu, zog Ruth an sich und küsste sie fest auf die Lippen. Dann ging er zur Türe und öffnete sie, so als wäre nichts geschehen. Er drehte sich nochmals kurz zu ihr um und lächelte sie verschmitzt an.
Ruth machte zwei Türen auf und zeigte ihm, wie angekündigt, Toilette und Badezimmer. Nun gingen die Beiden Hand in Hand die Treppe hinunter ins Esszimmer. Der Tisch war bereits gedeckt. Ruth ließ Fernando bei ihrem Vater, der schon zu warten schien und ging in die Küche zu ihrer Mutter.
Ruth schnüffelte in die Luft und roch, dass ihre Mutter gefüllte Paprikaschoten zubereitet hatte.
„Hm, Mama“, hielt sie nochmals die Nase in die Luft, „das riecht aber gut.“
„Ja, meinst du?“, ihre Mutter schien etwas unsicher, „isst Fernando das?“
„Aber sicher Mama“, Ruth streichelte ihrer Mutter den Rücken. „Du kochst ausgezeichnet, weshalb sollte Fernando das nicht mögen?“
„Na ja“, sie zögerte immer noch und zuckte mit den Schultern, „wie soll ich den jungen Mann denn ansprechen?“
„Am besten bei seinem Namen“, sagte Ruth kurz, „einfach Fernando.“
Ruth nahm die Schüssel mit dem dampfenden Reis und trug sie ins Esszimmer. Dort saßen Fernando und ihr Vater bereits am Tisch und unterhielten sich angeregt. Beide hatten eine Flasche Weizenbier und das dazugehörige Glas vor sich stehen. Die Männer hatten schon begonnen das Bier ins Glas zu gießen.
Im Augenblick schienen sie den Rest Bier in der Flasche vergessen zu haben, denn beide prosteten sich zu und nahmen einen kräftigen Schluck aus dem hohen Weizenglas.
Zum ersten Mal hörte Ruth Fernando wirklich Deutsch sprechen. Mit Gabi war ihr das nie richtig aufgefallen. Doch hier ging es um technische Dinge. Nun konnte Ruth feststellen, dass Fernando sich in diesem Bereich durchaus korrekt ausdrücken konnte. Nun ja, in Ruths Vater, der früher KFZ-Mechaniker war und jetzt als Industriekaufmann arbeitete und nach wie vor mit technischen Dingen zu tun hatte, traf Fernando auf einen Kenner der Fachausdrücke.
Ruths Mutter kam mit den Paprikaschoten zum Esstisch und begann zu servieren. Als alle am Tisch saßen und sich guten Appetit gewünscht hatten, stürzten sich die vier hungrig auf das Essen. Schweigen herrschte am Tisch.
Nachdem Fernando mehrere Bissen probiert hatte, lächelte er Ruths Mutter freundlich an und meinte: „Das schmeckt sehr gut. Sie kochen wirklich ausgezeichnet. Das Rezept müssen Sie mir geben.“
„Ach, danke“, Ruths Mutter wurde beinahe rot. „Das ist aber lieb von Ihnen. Natürlich bekommen Sie das Rezept.“
„Jetzt weiß ich, wo Ruth so gut Kochen gelernt hat“, schmeichelte Fernando weiter Ruths Mutter.
Ruth mischte sich ins Gespräch ein: „Das ist Quatsch. Fernando kocht echt gut. Und Sachen, die ich noch gar nicht gekannt habe.“
„Aha“, sagte der Vater nun, „dann müssen wir uns mal von Ihnen bekochen lassen, Fernando.“
„So besonders ist es auch nicht“, hob Fernando abwehrend die rechte Hand. „Ruth übertreibt.“
„Jetzt spielt er herunter“, bekräftigte Ruth ihre Aussage und legte die rechte Hand auf Fernandos linken Arm.
Nach dem Essen setzten sich die Männer in die Sitzecke, während Ruth ihrer Mutter half den Tisch abzuräumen und das Geschirr zu versorgen.
Ruths Vater hatte aus dem Keller eine Flasche Rotwein geholt und zur Feier des Abends geöffnet.
Als Ruth und ihre Mutter aus der Küche kamen, saßen ihr Vater im Sessel und Fernando auf dem Sofa. Die zwei Männer waren schon wieder angeregt ins Gespräch vertieft. Die Frauen gesellten sich zu den Mannsbildern.
In fröhlicher Runde saßen sie zusammen und unterhielten sich angeregt über Politik. Ruths Vater zeigte sich an Chile und den Problemen interessiert und natürlich auch an Fernandos Familie. Er wollte wissen, wie das Leben dort ist. Dass in Chile viele Deutsche lebten, davon hatte er schon gehört.
Um halb elf verabschiedete sich Ruths Mutter. Sie war müde und ging zu Bett. Eine halbe Stunde später zog sich auch ihr Vater zurück, während Ruth und Fernando noch sitzen blieben.
„Meinst du, du kannst heute Nacht bei mir bleiben?“, wollte Fernando wissen, während