Geh in die Wueste. Christine Jörg
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„Und wo ist dein Zimmer?“, Fernando war neugierig geworden. „Du hast es mir gar nicht gezeigt.“
„Wir hatten vorhin keine Zeit mehr“, erinnerte Ruth ihn.
Fernando wurde ungeduldig. „Auf was warten wir noch?“
Ruth lächelte ihn verschmitzt an. „Darauf, dass sie hoffentlich einschlafen und nicht mitbekommen, dass du nicht direkt in dein Zimmer gehst.“
„Soll das heißen, du hast schon einschlägige Erfahrungen?“, auch Fernando lächelte und streichelte weiterhin Ruths Brüste.
„Kann man so sagen“, Ruth kuschelte sich an Fernandos Brust, „schließlich hat mich mein erster Freund im Alter von sechzehn unter dem Dach meiner Eltern entjungfert.“
Fernando schien überrascht. „Ehrlich? Hier?“
„Ja“, gestand Ruth. „Es war der Freund meines Bruders. Er hat hier geschlafen. Na ja, da ist es halt passiert.“
„Hast du dieses Experiment noch öfters durchgeführt?“, Fernando war neugierig geworden.
„Noch zweimal“, antwortete Ruth und schaute Fernando offen an. „Dann war Schluss mit dem Jungen.“
„Ich weiß nicht“, Fernando zögerte plötzlich, „vielleicht sollten wir das Glück nicht herausfordern.“
„Quatsch!“, Ruth stand auf, „komm, wir gehen ins Bett.“
Fernando holte den Toilettenbeutel aus seinem Zimmer und begab sich ins Badezimmer. Ruth zeigte ihm, bevor sie in ihr Zimmer ging, wo Fernando sie finden würde, damit er später nicht das falsche Zimmer betrat.
Während Fernando sich im Bad aufhielt, entledigte sich Ruth rasch ihrer Kleidung und legte sich splitternackt ins Bett. Sie hatten sich eine Woche nicht gesehen und sie war ganz heiß auf Sex mit ihm. Hoffentlich war Fernando nicht zu verklemmt, weil ihre Eltern auf der gleichen Etage schliefen. Aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihn das stören würde.
Ruth kam es wie eine Ewigkeit vor, doch endlich erschien Fernando. Er brachte seinen Toilettenbeutel mit und stellte ihn auf den Stuhl, auf dem bereits Ruths Kleider lagen. Die Bettdecke hatte sie bis zum Hals hochgezogen. Fernando brauchte nicht sofort wissen, dass sie ohne Nachthemd im Bett lag.
„Den hättest du im Bad lassen können“, erklärte ihm Ruth und deutete mit dem Kinn auf den Beutel. „Komm, mein Liebster, ich warte schon zu lange auf dich.“
Fernando zog sich bis auf den Slip aus und kroch zu Ruth unter die Decke.
„Oh!“, lächelte Fernando und kniff vorsichtig in Ruths rechte Brustwarze. „Du hast es aber eilig.“
„Ich warte lange genug“, gurrte Ruth heißer.
Sie liebten sich wie zwei ausgehungerte Wesen. Dann stand Fernando auf, zog seinen Slip wieder an und klemmte sich die Kleider und den Toilettenbeutel unter den Arm. Vorsichtig öffnete er die Zimmertüre und schaute, ob die Luft rein war. Dann schlich er auf Zehenspitzen in das ihm zugewiesene Zimmer hinüber.
Das Wochenende mit Ruths Eltern verlief harmonisch. Fernando hatte einen ausgezeichneten Eindruck hinterlassen. Ruths Eltern hatten bislang nicht viel mit ausländischen Mitmenschen zu tun gehabt und waren angenehm überrascht, dass es heute noch junge Männer gab, die so gut erzogen waren. Inzwischen lehnten sie die Wahl ihrer Tochter nicht mehr strikt ab. Die Entfernung nach Chile machte ihnen jedoch nach wie vor Sorgen, doch das stand auf einem anderen Blatt.
*
Die Woche danach trafen sich die Liebenden nicht. Dafür würde Fernando in zwei Wochen mit Atilio und Oscar nach Kempten kommen. Wie vereinbart konnten sie bei Ruths Eltern übernachten.
Am Freitag- und Samstagabend traten sie jeweils im Internationalen Haus in Kempten auf.
Ruth begleitete die Freunde schon am Freitagabend. Am Samstag ließen es sich Ruths Eltern nicht nehmen, auch zum Konzert zu gehen. Sie waren begeistert.
Obwohl die Freunde es nicht wollten, wurden sie von Ruths Mutter bekocht und verwöhnt.
Ruth war überglücklich. Sie hatte nie gedacht, dass sich ihre Eltern so für die lateinamerikanische Sache begeistern könnten.
Am Sonntag, nach dem Mittagessen, es gab einen richtigen Schweinsbraten mit abgeschmelzten Spätzle und grünem Salat, fuhren die Freunde bei strömendem Regen wieder nach München zurück.
Ruth war traurig, weil sie in Krugzell zurückbleiben musste.
*
Drei Wochen vor Ende der Semesterferien bekam auch Fernando Urlaub und die beiden Turteltauben beschlossen mit dem Zelt an den Gardasee zu fahren. Fernando lieh sich Atilios Auto aus, also stand dem Unternehmen nichts im Weg.
Das Wetter am Gardasee war zwar nicht umwerfend, doch das tat der Liebe und der Zweisamkeit Fernandos und Ruths keinen Abbruch. Sie genossen diese Zeit umso mehr, als Fernando Anfang November nach Chile zurückkehren würde. Er hatte nie Anstalten gemacht, seinen Aufenthalt zu verlängern. Ruth hatte zwar insgeheim darauf gehofft, aber ihr Wunsch ging nicht in Erfüllung.
Beide wussten, dass eine lange Zeit der Trennung bevorstand, doch sie versprachen sich, auch das zu meistern. Liebten sie sich doch über alles.
Am letzten Abend am Gardasee war Ruth wieder melancholisch. Fernando spürte es und war besonders liebevoll zu ihr. Sie schlenderten in Bardolino Hand in Hand die Strandpromenade entlang.
„Mein Liebes“, sagte er und streichelte ihre Wange. „Du weißt, dass nichts zwischen uns kommt. Ich kann ohne dich nicht mehr sein. Wir werden noch viele schöne Tage in Chile zusammen verbringen. Wichtig ist nur, dass du durchhältst und dein Studium zu Ende bringst. Dann hast du dort viele Möglichkeiten als Lehrerin zu arbeiten.“
„Ja, ich weiß“, schniefte Ruth und wischte sich mit der Hand über die Nase. „Aber zweieinhalb Jahre sind eine verdammt lange Zeit. Ich weiß nicht, ob ich das durchhalte.“
„Vielleicht kannst du nächstes Jahr während der Semesterferien kommen“, schlug Fernando vor. Er hatte inzwischen seinen Arm um Ruth Schultern gelegt.
Ruth blieb stehen und schaute Fernando mit großen, fragenden Augen an. „Und wo soll ich das Geld für den Flug hernehmen?“
Fernando hatte sie an beiden Schultern ergriffen, drehte sie zu sich und sah ihr fest in die Augen. „Da findet sich bestimmt eine Lösung. Es ist ja noch fast ein Jahr bis dahin.“
„Ich denke“, Ruth heulte beinahe, „dieser Illusion sollten wir uns nicht hingeben.“
„Oder vielleicht doch“, berichtigte Fernando und küsste sie auf den Mund, „dann wird die Zeit kürzer.“
„Aber auch die Enttäuschung, wenn es nicht klappt“, sagte Ruth nüchtern.
Diese Art von Gesprächen hatten sie, bis zum Tag der Abreise des Öfteren. Ruth musste sich zwingen regelmäßig die Vorlesungen zu