Geh in die Wueste. Christine Jörg

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Geh in die Wueste - Christine Jörg

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ist bei euch“, meinte Ruth und puffte ihn mit der Faust leicht auf die Brust, „aber nicht hier.“ Insgeheim hoffte sie jedoch, dass es irgendwann auf eine Verlobung hinauslaufen würde. Und das noch vor Fernandos Abreise nach Chile. Fernando erzählte sie selbstverständlich nichts davon.

      „Mal sehen“, sagte der junge Mann zurückhaltend.

      Ruth, die sich eine freudigere Reaktion erhofft hatte, konnte ihre Enttäuschung kaum verbergen, deswegen schaute sie aus dem Fenster in den finsteren Tunnel der S-Bahn und biss sich auf die Lippen. Auf keinen Fall wollte sie hier und jetzt zu heulen anfangen.

      Fernando schien Ruths Erregung und vor allem Enttäuschung zu spüren, denn er nahm ihre Hand und drückte sie fest.

      „Natürlich besuche ich dich, während der Semesterferien“, sagte er mit weicher Stimme, hob ihre Hand an seine Lippen und drückte einen zarten Kuss darauf. „Ich hätte dich auch ohne Einladung deiner Eltern besucht.“

      Ruth schaute durch einen Tränenschleier auf Fernando und lächelte ihn scheu an. Er legte den Arm um ihre Schulter, doch sie kamen schon an den Rosenheimer Platz. Beide erhoben sich. Fernando nahm die Tasche auf und sie verließen die S-Bahn.

      In der Wohnung waren sie alleine, da Gabi bei ihrem Freund verweilte und erst am Dienstag zurückkehren würde.

      Fernando stellte nur die Tasche neben der Wohnungstüre ab und schob die Türe mit dem Gesäß zu. Dann beugte er sich herab, hob Ruth hoch und trug sie ins Zimmer. Sie lachte und versuchte sich scheinbar zu wehren, doch erfolglos.

      „Ein Wochenende ohne dich, das ist einfach zu lange“, sagte Fernando mit rauer Stimme. Er stellte sie in Ruths Zimmer auf den Boden und nahm sie ganz fest in die Arme.

      „Ja, viel zu lange“, hauchte Ruth nur, denn Fernando drückte ihr einen Kuss auf den Mund. Langsam strichen sie sich die Kleidung vom Körper und liebkosten sich.

      Irgendwann landeten sie auf dem Teppich und liebten sich hingebungsvoll. Fernando war nicht ihr erster Mann, doch empfand sie den Sex mit ihm als besonders schön und sie genoss es jedes Mal in seinen Armen zu liegen.

      „Oh, mein Liebster“, hauchte sie nun, „wie werde ich es ohne dich nur aushalten?“

      „Wieso?“, wollte Fernando wissen und nagte zärtlich an ihrem Ohr, „ich bin doch da.“

      „Ja“, Ruth drehte sich ihm zu und schaute ihn eingehend an. „Aber deine Zeit hier ist begrenzt. Und dann wirst du weit weg sein. Unerreichbar! Es macht mich jedes Mal verrückt, wenn ich darüber nachdenke.“

      „Denk einfach nicht dran“, schlug Fernando vor und spielte mit ihren Brustwarzen.

      „Ich muss aber ständig daran denken“, gestand Ruth. „Es ist nun einmal so.“

      „Ach, Ruth“, stöhnte Fernando, „musst du alles vermiesen? Lass uns doch einfach die Zeit genießen, die wir zusammen sein können. Später wird man weitersehen.“

      „Fernando, ich liebe dich“, meinte Ruth eindringlich und fuhr mit ihrem Zeigefinger über seine vollen Lippen. „Du bedeutest mir sehr viel.“

      „Aber mein Herzchen, ich liebe dich auch“, bestätigte ihr Fernando, nachdem er sanft auf ihren Finger gebissen hatte. „Und du weißt, dass du mir viel bedeutest. Genau deswegen genieße ich jetzt jede einzelne Minute mit dir. Mehr können wir doch gar nicht tun. Komm, lass dich streicheln. Ich habe so sehr Lust auf dich.“

      Immer noch auf dem Teppich liegend liebten sie sich erneut. Diesmal war Ruth jedoch nicht bei der Sache, weil sie immer daran denken musste, dass ihre gemeinsame Zeit mit Fernando in München sehr gegrenzt war, und dass er dann weit weg von ihr sein Leben führen würde.

      Nachdem sie sich zum zweiten Mal geliebt hatten, erhoben sie sich. Ruth ging nackt in den Gang, holte die Reisetasche und räumte sie endlich aus. Natürlich hatte ihre Mutter wieder feine Sachen zum Essen mitgegeben. Das war so üblich.

      Fernando folgte ihr bekleidet mit ihrem Bademantel, als sie die Lebensmittel in die Küche trug. Er stellte sich hinter sie und küsste sie auf den Nacken. Ruth drehte sich zu ihm um und wieder lagen sie sich in den Armen.

      Ein drittes Mal liebten sie sich in der Küche auf der Arbeitsplatte.

      „Wir müssen verrückt sein“, stellte Ruth atemlos fest.

      „Wieso, ist doch schön“, meinte Fernando schlicht, löste sich von ihr und betrachtete sie eingehend. „So einen schönen Körper bekommt man nicht alle Tage zu sehen, anzufassen und zu lieben.“

      Ruth boxte ihn. Fernando lachte und küsste sie auf die rechte Brust. Beide verließen die Küche und gingen nacheinander duschen.

      Danach begaben sie sich brav ins Bett. Sie lagen sich noch ein wenig den Armen, doch an Sex dachten sie nicht mehr. Bald schlief das Paar zufrieden ein.

      *

      Zwei Wochen später begannen die Semesterferien. Ruth würde sieben oder acht Wochen arbeiten. Mit Fernando vereinbarte sie, dass sie sich ein Wochenende in München und eines in Kempten treffen würden. Es kam natürlich immer drauf an, ob Fernando mit seiner Gruppe auftreten musste.

      „Du kannst in der Zeit hier in der Wohnung bleiben“, bot Ruth ihm an. „Mit Gabi ist es abgesprochen.“

      „Nein, das möchte ich nicht“, wehrte Fernando ab. „Ich bleibe lieber im ungemütlichen Wohnheim.“

      „Gut“, sagte Ruth nur schulterzuckend, „den Schlüssel hast du.“

      Für Ruth war es ein trauriger Augenblick, als Fernando sie am Sonntagnachmittag zum Bahnhof brachte und alleine winkend auf dem Bahnsteig zurückblieb. Sie setzte sich auf ihren Platz und schaut teilnahmslos auf die vorbeirasenden Häuser vom Stadtrand Münchens.

      Am Montag trat sie, wie schon während der vergangenen Semesterferien ihre Aushilfsstelle als Verkäuferin in einem Schuhladen an.

      Am Mittwochabend rief Fernando Ruth bei ihren Eltern an.

      „Hola, querida“, begann er das Gespräch, als Ruth den Hörer aus der Hand ihrer Mutter erhielt. „Qué tal?“

      „Mir geht es gut, mein Liebling“, erwiderte Ruth brav, „und dir?“

      „Ja, auch. Du fehlst mir“, gestand Fernando.

      „Du mir auch“, pflichtete Ruth bei, „wann kommst du am Wochenende?“

      „Deswegen rufe ich an“, Ruth spürte, wie Fernando zögerte, „wir müssen am Samstag auftreten. In La Peseta Loca ist jemand ausgefallen, und sie haben uns gebeten, einzuspringen.“

      „Ach, nein“, rief Ruth aus. Die Enttäuschung stand ihr ins Gesicht geschrieben.

      „Ja, leider“, sagte Fernando. „Wir können das Treffen um ein Wochenende verschieben, wenn es deinen Eltern recht ist.“

      „Muss es ja“, Ruth wurde fast garstig. „Dann komme ich am Samstag nach der Arbeit nach München.“

      „Machst du das wirklich?“, Fernandos Stimme klang hoch erfreut.

      „Ja“,

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