Afrikanische Märchen auf 668 Seiten. T. von Held
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Der Hundsaffe setzte sich in einen Busch, welcher
dicht bei dem Wasser stand, und wartete auf den
Schakal. Bald kam dieser auch. Es dauerte aber nicht
lange, so gewahrte er die Gegenwart des Hundsaffen
und erriet, was ihn hergeführt hatte.
Da er sehr wohl wußte, wie gern der Affe Honig
aß, sann er sich schnell eine List aus. Er ging unbesorgt
an dem Damme auf und nieder und tauchte hin
und wieder seine Pfoten in seinen Tontopf, den er mitgebracht
hatte, um Wasser damit zu schöpfen. Mit
dem Ausdruck höchsten Entzückens leckte er dann die
Spitzen der Finger und murmelte halblaut vor sich
hin: »Ich brauche ihr schmutziges Wasser nicht, da
ich diesen köstlichen Honig habe. Wie süß er doch
ist!«
Das war denn doch zu viel für den armen Affen,
der unmöglich länger widerstehen konnte. Er kam
langsam aus seinem Versteck hervorgekrochen und
bat den Schakal, ihm etwas von seinem Überflusse zu
geben. »Ich bin so müde und hungrig,« fügte er kläglich
hinzu; »denn der Löwe befahl mir, hier Wache zu
halten.«
Zuerst stellte sich der Schakal, als bemerke er den
Hundsaffen gar nicht; endlich aber wandte er sich um
und sagte herablassend, daß er ihn wirklich herzlich
bedauere und gern bereit sei, ihm unter gewissen Bedingungen
von seinem Honig zu geben.
Der Affe versprach willig, auf alles einzugehen.
»So gib mir deinen Knobkirie,« sagte der Schakal,
»und lasse dich von mir binden.«
Der Hundsaffe tat, was von ihm verlangt wurde,
und nach wenigen Minuten lag er an Händen und
Füßen gebunden auf der Erde.
Nun trank der Schakal vergnügt aus dem Damm,
füllte seinen Topf mit Wasser und schwamm fröhlich
auf und ab. Dabei rief er dem armen Affen hohnlachend
zu, wie dumm er doch gewesen sei, daß er sich
so leicht habe betören lassen, und daß er statt des Honigs
gern einige Schläge mit seinem eigenen Knobkirie
bekommen könne.
Nachdem der Schakal fortgegangen war, kamen die
übrigen Tiere und waren nicht wenig erstaunt, den
Affen in diesem elenden Zustande zu finden.
Der Löwe war empört, als er den ganzen Vorgang
erfahren hatte, ließ den Affen streng bestrafen und erklärte
ihn für einen leichtsinnigen Toren.
Da trat die Schildkröte hervor und bot sich an, den
Schakal einzufangen.
Anfänglich glaubten die Tiere, sie scherze nur; als
sie aber sagte, welche List sie sich ersonnen habe,
fand man ihren Plan ungemein klug und nahm ihn an.
Die Schildkröte ließ sich nun ganz und gar mit
einer klebrigen, wachsartigen Masse bestreichen, welche
man außerhalb der Bienenstöcke findet; dann ging
sie an den Eingang zum Damm und legte sich davor.
Am folgenden Tage näherte sich der Schakal mit äußerster
Vorsicht dem Wasser und war sehr erstaunt,
jemanden in der Nähe vorzufinden. »Wie freundlich,
mir den schönen schwarzen Stein wie einen Tritt hier
hinzulegen!« rief er, als er die Schildkröte sah.
Kaum aber hatte er auf den vermeintlichen Stein
getreten, klebte er fest und sah nun, daß man ihm eine
Falle gestellt hatte; denn die Schildkröte steckte nun
ihren Kopf hervor und fing an sich zu bewegen.
Der Schakal hatte seine Hinterfüße noch frei und
bedrohte die Schildkröte, ihren Panzer zu zertreten,
falls sie ihn nicht frei gäbe.
»Tue was du willst,« sagte diese. Darauf sprang
der Schakal mit aller Macht mit den Hinterfüßen auf
die Schildkröte; zu seinem Entsetzen aber mußte er
gewahren, daß diese nun auch festklebten.
»Schildkröte,« sagte er, »meine Zähne sind noch
frei. Ich werde dich lebendig verzehren, wenn du mich
nicht befreist!«
»Tue, wie du willst!« war wiederum die Antwort.
Sofort biß der Schakal auf das Tier unter ihm ein,
aber – nun waren nicht nur seine Füße, sondern auch
sein Kopf gefangen.
Die Schildkröte war überglücklich und stolz, daß
ihre List so vorzüglich gelungen war. Deshalb bewegte
sie sich langsam aufwärts das Ufer entlang, damit
alle Tiere, wenn sie zum Wasser kämen, gleich sehen
könnten, wie sie den Schakal gefangen hatte.
Allgemein wurde denn auch die kluge Schildkröte
gelobt und bewundert, während erneutes Gespött sich
über den unglücklichen Hundsaffen ergoß.