Afrikanische Märchen auf 668 Seiten. T. von Held
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Dies tat der Strauß, und die Löwin fand, daß ihre
beiden Stimmen einander glichen; deshalb sagte sie
zu dem Strauß:
»Du bist meinesgleichen; laß uns zusammen auf
Jagd gehen.«
Als sie jagten und viel Wild sahen, erlegte aber die
Löwin nur ein einziges Stück, während der Strauß,
indem er nach seiner Beute schlug, eine große Menge
mit seiner großen Klaue tötete.
Da sie nun müde und hungrig waren, rief die
Löwin ihre Jungen und legte sich mit ihnen in den
Schatten eines Baumes.
»Mache das Fleisch zurecht,« sprach sie zum
Strauß, »und laß uns essen.«
»Tue du es,« entgegnete der Strauß; »ich will nur
das Blut haben.«
Da aß die Löwin mit ihren Jungen das Fleisch, und
der Strauß trank das Blut.
Dann legten sie sich schlafen; aber die jungen
Löwen spielten umher. Als der Strauß schlief, öffnete
er den Schnabel, und die kleinen Löwen traten an ihn
heran und sahen, daß er keine Zähne hatte; sofort gingen
sie zu ihrer Mutter, weckten sie und sprachen:
»Dieser Bursche dort will deinesgleichen sein und
hat keine Zähne. Das ist eine Beleidigung!«
Als die Löwin dies gehört hatte, stand sie auf,
weckte den Strauß und sprach: »Laß uns kämpfen!«
Und sie kämpften.
Da sagte der Strauß zur Löwin:
»Stelle du dich auf diese Seite des Ameisenhaufens;
ich werde mich auf jene Seite stellen.«
Nun schlug er gegen den Ameisenhügel und warf
der Löwin die Erde ins Gesicht. Danach tötete er sie
mit seiner Klaue durch einen Schlag in ihre Leber.
Eine Zulukindergeschichte.
Einstmals erhob sich ein gewaltiger Sturm, der trug
eine Schar Kinder in die Wüste. Unter ihnen war auch
ein kleiner Knabe, der hieß Tsegana-nkokopana.
Als es einmal in der Wüste anfing zu regnen, sagte
er zu den Mädchen:
»Wenn ich zu dem Stroh sage, es soll zu einer
Hütte werden, so wird es meinen Worten folgen.«
»Tue es!« sprachen die Mädchen.
Er tat es, und aus dem Stroh wurde eine Hütte.
Als es Nacht wurde, kam ein Menschenfresser, der
wollte alle Kinder verschlingen. Sie fürchteten sich
und kletterten eiligst auf einen hohen Baum, welcher
nahe der Hütte stand, und sagten zu diesem:
»Falle nicht!«
Der Menschenfresser kam an den Baum und fing
an, ihn zu zersägen, aber er fiel nicht um; deshalb
ging der Mann am folgenden Tage fort.
Darauf kam ein großes Wesen, wie die Kinder noch
nie ein ähnliches gesehen hatten, das nannten sie Pukhupukhu
und freuten sich darüber.
»Pukhu-pukhu,« riefen sie, »komm her, komm her
und gehe mit uns!«
Pukhu-pukhu kam, nahm die Kinder und brachte
sie ihren Eltern wieder. Als er mit den Kindern zum
Eingange des Kraals gekommen war, zu dem sie gehörten,
stand er still. Da kam die Mutter von Tsegana-
nkokopana und warf Asche über ihn. Darauf nahten
noch andere Frauen, und Pukhu-pukhu sprach zu
ihnen: »Sagt euren Leuten, sie sollen mir rote Erde
und blaue Steine bringen, und laßt sie Matten ausbreiten
bis an das Tor des Kraals.«
Das taten sie, und er gab jeder Mutter ihr Kind
wieder.
Aber den kleinen Tsegana-nkokopana nahm er wieder
mit sich, weil seine Mutter Asche auf ihn geworfen
hatte, und gab ihm den Menschenfresser; der verschlang
ihn.
Der kleine Rotbauch.1
Eine Geikageschichte.
Es war einmal ein kleiner Knabe, der hieß Rotbauch.
Eines Tages ging er ins Feld, um es zu bearbeiten.
Während er fleißig war und die Sonne warm schien,
wurde er durstig; deshalb ging er zu einem Teich und
trank aus ihm.
Seine Mutter aber kam plötzlich zu ihm und sagte:
»Trinke nicht aus diesem Teiche; denn du weißt
nicht, wem er gehört.«
Er aber entgegnete:
»Ich will daraus trinken!«
Die Mutter des Knaben sprach:
»Der Eigentümer des Wassers wird dich töten!«
»Das tut nichts!« entgegnete Rotbauch.
»Gut! so gehe ich fort von dir!«
Damit ließ sie ihn allein, und der Knabe trank von