Elementa. Daniela Kappel

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Elementa - Daniela Kappel Elementa-Trilogie

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alles in meiner Macht Stehende tun, um die Prophezeiung zu boykottieren“, gab sie unumwunden zu.

      Sophia knallte erneut ihre Hand auf den Tisch und schrie sie an: „Sie wollten meinen Neffen töten! Wagen Sie es bloß nicht, mir Ihr Verständnis vorzuheucheln!“

      „Sophia“, sagte General Forbes schlicht, was sie dazu veranlasste, ihre Arme vor der Brust zu verschränken und sich in ihrem Sessel zurückzulehnen.

      Dieser Kerl mochte vielleicht keine Elementarkräfte haben, trotzdem schien er einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Garde auszuüben, stellte Iris fest.

      Mit stoischer Miene richtete er das Wort nun an sie: „Was hat sich geändert?“

      Iris hielt einen Augenblick lang seinen Blick, bevor sie sich an Erik wandte.

      „Nichts. Mein einziges Bestreben ist und war seit jeher, meine Tochter, meine Familie zu beschützen. Als ich den Auserwählten in die Hände gefallen war, konnte ich das am besten bewerkstelligen, indem ich ihnen, so gut es mir möglich war, gedient habe. Als dieses kranke Miststück Roxanna und ihr missratener Bruder Daria entführt und sie so in den Fokus der Vier gerückt hatten, tat ich das Einzige, dass sie in diesem Moment retten konnte. Als sie mir befohlen haben, Vincent zu töten, damit Daria am Leben bleiben durfte, habe ich ihre Anweisungen ohne Zögern befolgt.“ Iris atmete schwer, und ohne es zu wollen, waren heiße Tränen in ihre Augen getreten. Als sie weitersprach, war ihre Stimme heiser. „Die Prophezeiung ist mir egal. Ich habe keine Ahnung, wie es sein kann, doch nun scheint sie sich zu erfüllen, und der einzige Weg mein Kind weiterhin zu beschützen ist, an ihrer Seite zu stehen und sie so gut es mir möglich ist zu verteidigen. Ich bin bereit, alles dafür zu tun.“ Bei den letzten Worten hatte sie ihren tränenverschleierten Blick von Eriks warmen Augen abgewandt und ihn wieder auf Sophia Terres und den General gerichtet.

      Sophia wirkte wenig überzeugt. Nach wie vor beäugte sie Iris argwöhnisch.

      General Forbes hingegen quittierte ihre Aussage mit einem steifen Nicken. „Dann erzählen Sie uns alles, was Sie über die Auserwählten wissen“, forderte er sie auf.

      *

      Flankiert von zwei uniformierten Gestalten wurde Raffael einen endlos scheinenden, spärlich beleuchteten Gang entlanggeführt. Er wusste nicht, was sie nun mit ihm vorhatten, doch im Grunde war es ihm auch egal. Raffael hatte alles und jeden in seinem Leben verloren. Ja, er hatte den einzigen Menschen, der ihm noch von seiner Familie geblieben war, sogar eigenhändig umgebracht.

      Einer seiner Begleiter öffnete eine Tür zu seiner Linken und der andere manövrierte ihn auf einen von vier Stühlen, die rund um einen blank polierten Metalltisch aufgestellt waren. Die beiden Männer postierten sich links und rechts neben der Tür und nur einen Moment später trat jemand zwischen den beiden hindurch. Vincent.

      Er sah fürchterlich aus und es erstaunte Raffael sehr, dass er sich nach Marias Tortur überhaupt noch aufrecht halten konnte. Dieser Kerl war offenbar zäher, als man ihm ansah.

      Vincent wechselte ein paar Worte mit den Uniformierten. Diese warfen sich unschlüssige Blicke zu und einer der beiden erwiderte etwas, dass Raffael nicht richtig verstehen konnte.

      „Ich habe gesagt, dass ich alleine mit ihm sprechen werde“, gab Vincent schneidend zurück, woraufhin sich beide Uniformträger mit einem knappen Nicken verdrückten. Vincent war anscheinend nicht nur hart im Nehmen, sondern innerhalb dieser Mauern auch tonangebend.

      Er ließ sich mit einem schmerzerfüllten Grunzen auf den Stuhl gegenüber von Raffael sinken. An seiner Stirn prangte eine blutunterlaufene Schramme und die Augenbraue direkt darunter war ziemlich geschwollen. „Du wolltest mich umbringen“, sagte Vincent gerade heraus. Sein nüchterner Tonfall und der intensive Blick, mit dem er Raffael bedachte, riefen unangenehme Gefühle wach.

      Ja, er hatte ihn töten wollen. Irgendwie. Und soweit er wusste, war er da nicht der Einzige gewesen. Doch so empfand er schon lange nicht mehr, wenn er ehrlich zu sich war.

      Vincent schnaubte leise, während sich seine grünen in Raffaels dunkelbraune Augen bohrten. „Und doch hast du mich gerettet. Mich, Daria und …“, er ließ den Satz in der Luft hängen, aber Raffael wusste auch so, wen oder was er meinte. Das Baby.

      Vincent löste seine vor der Brust verschränkten Arme und streckte den rechten Raffael über den Tisch hinweg entgegen.

      Raffael blinzelte ein paar Mal und überlegte, was hier eigentlich los war. Zögerlich ergriff er Vincents ausgestreckte Hand und erwiderte deren Druck.

      Als Vincent seinen Arm wieder zurückgezogen hatte, lehnte er sich nach vorne, als würde er Raffael ein Geheimnis anvertrauen wollen. Doch, anstatt zu flüstern, sprach er klar und mit einer Inbrunst, bei der sich Raffael die Härchen auf den Armen aufstellten.

      „Es ist mir egal, woher du kommst, wie du aufgewachsen bist, wem du gefolgt bist oder wer deine Familie war.“

      Seine Worte verursachten ein dumpfes, schmerzhaftes Pochen in Raffaels Brust.

      „Wir alle haben gelitten und wir beide wissen, der Kampf hat erst begonnen. Ich würde es verstehen, wenn du dich da lieber raushalten willst. Doch sei dir einer Sache gewiss: Wenn du bei uns bleibst und an unserer Seite kämpfst, dann bist du nicht allein. Du gehörst zu uns und wir kümmern uns umeinander.“ Um Raffael zu signalisieren, wie ernst er es meinte, nickte Vincent einmal bedeutsam.

      Raffael fixierte ihn einige Zeit lang. Nur Vincents unregelmäßiger Atem war zu hören. Schließlich nickte auch er.

      Wie von allein trugen Vincents Beine ihn den Gang entlang. Die rauen Betonwände schluckten das Geräusch seiner Sohlen. Jeder Schritt schmerzte. Jeder Atemzug brannte in den Lungen. Jedes Mal, wenn er an einer der spärlichen Wandleuchten vorbeilief, versetzte ihm das Licht einen Stich in seinem pochenden Schädel. Trotzdem ging Vincent immer weiter, schlängelte sich durch die Eingeweide des Bunkers, mit Tränen in den Augen und den Kopf voller Erinnerungen.

      Es war Jahre her, seit er das letzte Mal hier gewesen war. Sein Vater hatte Derek und ihn schon als Kinder gelegentlich mitgenommen, damit sie sich mit den Räumlichkeiten vertraut machten. Sie waren durch die endlosen Gänge getollt, hatten sich in den Lagerräumen versteckt und ihren Vater so regelmäßig zur Weißglut getrieben.

      Vincent stieß die Tür zum Trainingsraum auf und marschierte schnurstracks zur Schießanlage. Aus einem der raumhohen Eisenregale griff er sich eine Pistole und nahm vor der Markierung des Trainingskanals Aufstellung. Gut zehn Meter vor ihm hing ein Roll up von der Decke, welches drei ineinanderliegende Kreise zeigte. Vincent visierte sein Ziel an und drückte, ohne zu zögern, ab. Da er keinen Gehörschutz trug, traf ihn der Schall unangenehm laut. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, wie ein Besessener das ganze Magazin leer zu ballern.

      Schwer atmend knallte er die Pistole auf einen Metalltisch und wirbelte herum. Von einer kaum zu bändigenden Unruhe getrieben durchquerte er den Kraftraum und machte vor einem der Boxsäcke halt. Er holte aus und ließ seine Fäuste in einem unsteten Rhythmus auf das glatte Leder prasseln. Erst als er schweißnass und völlig außer Atem war, hörte er auf. Die Haut auf seinen Knöcheln war aufgeplatzt und blutete leicht. Doch ebenso wie seine anderen Verletzungen war ihm das herzlich egal. Der einzige Schmerz, der ihm wirklich zu schaffen machte, war der des Verlustes und der Angst.

      Als Vincent die Tür öffnete, unterbrach er damit eine hitzige Debatte zwischen Sophia und seiner Mutter. Beide richteten ihre Blicke auf ihn. Der gequälte Ausdruck in den Augen seiner Mutter intensivierte sich, als sie seine geschundenen

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