Neues Leben für Stephanie. Lisa Holtzheimer

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Neues Leben für Stephanie - Lisa Holtzheimer страница 15

Автор:
Серия:
Издательство:
Neues Leben für Stephanie - Lisa Holtzheimer

Скачать книгу

knappe Viertelstunde später führte die Straße in einem kleinen Tunnel unter einer Start- und Landebahn hindurch und der Wegweiser führte direkt auf den Parkplatz vor dem kleinen Flughafen. „Süß“, war ihr erster Gedanke beim Anblick des einzelnen Gebäudes, das offensichtlich alle Funktionen in sich vereinigte. Sie betrat die Halle und suchte nach Hinweisschildern zur Ankunftshalle, als sie fast umgeworfen wurde. Jana hing an ihrem Hals.

      * * *

      Während die Kaffeemaschine gurgelnde Geräusche von sich gab, deckte Stephanie den Tisch und Jana erkundete die Wohnung. Nach einer weiteren recht abenteuerlichen Fahrt durch Salzburg waren die Freundinnen gut eineinhalb Stunden später am Ortsrand von Berchtesgaden angekommen, wo auch gleich Stephanies Wohnung lag. Der Schnee fiel immer noch ohne Pause vom Himmel, so dass Jana auf der Autofahrt kaum etwas von der schönen Landschaft rund um sie herum zu sehen bekommen hatte. Der Untersberg jedoch, der genau zwischen Salzburg und Berchtesgaden lag, war so nahe, dass man ihn fast greifen konnte, an ihm entlang führte ein Teil der Strecke, und für ein Nordlicht wie Jana war dies schon ein beeindruckender Berg. Stephanie grinste, als Jana dies äußerte. Im Prinzip ging es ihr genauso, aber südlich von Berchtesgaden standen noch weit höhere Berge, und diese hatte sie seit einigen Wochen täglich vor Augen. Nun wollte Jana zuallererst genauestens erkunden, wie und wo die Freundin jetzt lebte, und vor ihr war wirklich keine Ecke der Wohnung sicher. „Hey, du Unhold – lass den Vorhang zu, da hab’ ich alles hingeworfen, das im Wege ‘rumlag!“ warnte Stephanie mit gespielter Drohung, „komm lieber ins Wohnzimmer, der Kaffee ist nämlich fertig.“

      Das wirkte. Jana ließ den Vorhang los, hinter den sie gerade einen Blick werfen wollte, und kam ins Wohnzimmer. Kaffee war gut nach der Reise. Der eigentliche Flug dauerte kaum länger als eine Stunde, aber alles in allem verging doch ein halber Tag, bis das wirkliche Ziel, Stephanies Wohnung, endlich erreicht war. Zudem hatte Jana das Mittagessen ausfallen lassen und war direkt vom Büro aus zum Flughafen aufgebrochen. Frischer Kaffee war genau das, was sie nun brauchen konnte. Dazu hatte Stephanie noch ein paar leckere Dinge vom Bäcker mitgebracht – Jana war zufrieden. Sie ließ sich auf das altbekannte Sofa fallen. „Schon witzig – all die bekannten Möbel in einer unbekannten Wohnung wiederzufinden“, meinte sie dann kauend. „Aber ich muss zugeben, diese Wohnung übertrifft deine alte bei weitem.“ „Gell?“ kommentierte Stephanie nur. Jana riss die Augen auf. „Wie bitte?? Das darf doch einfach nicht wahr sein! Da lässt man dich ein paar Wochen aus den Augen, und du sprichst bayerisch und gehst zur Kirche!“ „Warte erst mal ab, bis du dich mit ein paar Leuten hier unterhalten hast, und dann frag ich dich noch mal, ob ich bayerisch spreche. Und im übrigen bin ich hier noch nicht ein einziges Mal zur Kirche gegangen.“ „Naja, aber dieser komische Kreis da hinten – der ist doch dasselbe.“ Jana konnte es einfach nicht lassen, dieses Thema anzusprechen. „Ist es nicht – du kannst ihn dir gerne mal angucken, wenn du willst.“ Jana schüttelte energisch den Kopf. „Und außerdem war ich nur ein einziges Mal da, und das war ganz nett. Was dagegen, dass ich mir hier Freunde suche?“ Stephanie war ein wenig gereizt. „Nee, natürlich nicht“, beschwichtigte Jana, „nur die richtigen sollten es sein“.

      Stephanie schluckte eine Antwort hinunter. Sie hatte keine Lust auf diese Diskussion und wollte nicht gleich am ersten Tag mit Jana streiten. Sie hatte das ungute Gefühl, dass ihre beste Freundin und sie sich auseinanderleben könnten. Der Gedanke gefiel ihr nicht, aber auf der anderen Seite lebte sie jetzt hier und wollte hier Freundschaften schließen. Völlig ungewollt begann sie, Jana mit Britta zu vergleichen. Die beiden waren schon sehr verschieden, und beide waren Freundinnen von ihr. Ob sie sich verstehen würden? Stephanie wünschte es sich sehr.

      * * *

      „Wo bin ich?“ Jana rieb sich die Augen und versuchte sich zu orientieren. Stephanie musste laut lachen. Schon immer hatte ihre Freundin Probleme, sich am ersten Morgen in einer neuen Umgebung zurechtzufinden. In einem früheren Urlaub fand sie sich in der Nacht einmal auf dem Balkon statt im Bad wieder. „Im Watzmannhaus“, gab sie dann zur Antwort. „Im was??? Was’n das schon wieder?“ Jana wurde langsam wach und schnupperte Kaffeeduft. „Egal, solange es hier Kaffee und Brötchen gibt, von mir auch aus das Witzmannhaus – oder wo auch immer.“ Stephanie bog sich vor Lachen. Das würden lustige Tage werden. Sie hatte der Hamburgerin so viel zu zeigen und zu erklären.

      Jana rieb sich die Haare trocken, während sie auf dem Küchenstuhl gegenüber Stephanie Platz nahm. Kaffee, Orangensaft, Brötchen, Eier und diverse Auflagen standen auf dem Tisch. „Das reicht ja bis heute Abend“, meinte sie, und Stephanie nickte. „Soll es auch. Guck mal auf die Uhr.“ Die Frauen hatten bis lange in die Nacht hinein geredet, sie hatten sich unendlich viel zu erzählen. Und das ging wie fast immer am allerbesten im Schlafzimmer, wo eine Matratze auf dem Fußboden als Bettersatz für Jana herhalten musste. Die Schläge der Kirchturmuhr wurden zuerst mehr, dann weniger und schließlich wieder mehr, bis die Antworten aus der einen oder anderen Ecke des Zimmers immer schläfriger und dann gar nicht mehr kamen. Stephanie jedoch war das frühe Aufstehen so sehr gewöhnt, dass sie auch nach einer solchen Nacht nicht bis mittags schlafen konnte. Ganz im Gegensatz zu Jana. Als sie um kurz nach 9 endgültig aus dem Bett stieg, rührte sich auf der Matratze überhaupt noch nichts. Zwei Stunden später griff Stephanie zur Methode Kaffeeduft – die hatte bisher noch immer gewirkt.

      Nach einem ausgiebigen Brunch lockte das strahlende Wetter die beiden nach draußen. Immer noch lag eine dichte Schneedecke nicht nur auf den Bergen, sondern auch im Ort. Jana war fasziniert, das musste sie zugeben. Bei Sonne und in dieser Umgebung wirkte der Schnee ganz anders als in Hamburg. Sie spazierten in den Ort und später fuhren sie an den Königssee, den Jana unbedingt gleich sehen wollte. Wie fast immer, trafen sie hier auf jede Menge Winterurlauber. „Komm, jetzt gehen wir in das Café, in dem ich letztens mit Britta war.“ Stephanie zog die Freundin vom See weg. „Der läuft dir nicht weg, hier können wir von mir aus jeden Tag her kommen.“ Jana grinste. Stephanie hatte sie durchschaut. Sie liebte das Wasser, das gab ihr etwas Vertrautes. Während sie bei Kaffee und Kuchen saßen, konnte Stephanie nicht anders, als Jana zu ärgern. „Und gleich steigen wir auf den Jenner.“ Sie erinnerte sich an ihr eigenes entsetztes Gesicht, als Britta ihr vor gar nicht langer Zeit genau denselben Vorschlag unterbreitet hatte. Jana guckte nicht weniger dumm. „Wie bitte? Ich bin doch nicht zum Kraxeln hergekommen.“ „Da gibt’s Wege, da musst du nicht klettern.“ Stephanie kostete ihre Überlegenheit noch ein bisschen aus und Jana schien schon zu resignieren. „Wenn’s unbedingt sein muss ...“ Dass sie bis zur Hüfte oder weiter im Schnee versinken würde, wenn sie das wirklich versuchten, darauf kam sie gar nicht. Stephanie musste aufpassen, dass sie den Kaffee nicht durch die Gegend prustete, und entschloss sich, die Freundin aufzuklären. „Zum Glück!“ war deren einziger Kommentar. Schwimmen, Segeln, Rad fahren, das war etwas für Jana. Laufen in jeder Form nicht. Und auch noch steil nach oben, das konnte sie sich überhaupt nicht vorstellen. Natürlich wusste Stephanie das.

      Langsam wurde es dunkel, und sie entschlossen sich, zurück nach Hause zu fahren. Jana hatte einen ganzen Stapel Fotos mitgebracht, und Stephanie war sehr gespannt. Nicht alle hatte Jana selbst gemacht, mindestens fünf Dutzend hatte Stephanies Mutter ihr mitgegeben. „Damit sie uns das nächste Mal noch erkennt“, hatte sie zu Jana gesagt. Stephanie verdrehte die Augen, als diese ihre Mutter zitierte. Sie liebte ihre Familie, aber ihre Mutter konnte auch sehr klammern, und seitdem sie weit von Hamburg weg wohnte, genoss sie diesbezüglich eine ganz neue Freiheit. Ihre Mutter hatte Fotos vom Haus, von ihren Geschwistern, vom Garten und sogar von der Garage gemacht. „Du meine Güte“, stöhnte Stephanie, „glaubt sie, ich hab’ schon Alzheimer?“ Jana fiel fast vom Sofa. „Ich bin doch nicht aus der Welt, nicht mal aus Deutschland raus.“ Stephanie konnte es nicht fassen. „Und bevor ich’s vergesse, ich musste deiner Mom fest versprechen, dich in allen Lebenslagen und vor allem jede Ecke deiner Wohnung zu fotografieren.“ unterbrach Jana. „Untersteh’ dich! Sonst noch ‘was!?“ „Ja, ich soll dir sagen, dass sie im UKE eine OP–Schwester suchen.“ Eine Freundin von Stephanies Mutter arbeitete in der Verwaltung der Universitätsklinik in Hamburg-Eppendorf und wusste immer zuerst die neuesten Neuigkeiten

Скачать книгу