Neues Leben für Stephanie. Lisa Holtzheimer

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Neues Leben für Stephanie - Lisa Holtzheimer

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Glauben auseinanderzusetzen. Britta lächelte in sich hinein. Sie würde ein wenig forschen – und rein vom Typ her konnte sie sich die beiden gut zusammen vorstellen. „Let’s pray!“ sagte sie laut und erntete einen erstaunten Blick einer Patientin, die auf dem Flur spazieren ging. Sie musste lachen, zuckte mit den Schultern und fügte dann hinzu: „Ist doch das Beste, das wir tun können, oder!?“ Die Patientin sah sie nur fragend an, antwortete aber nichts darauf. Vielleicht verstand sie kein Englisch.

      * * *

      Die Nachbarn von Max und Heidi wussten wieder genau, dass Mittwochabend war. Der Gesang aus dem kleinen Reihenhaus war nicht zu überhören, stellte Britta fest, als sie aus dem Auto stieg. Die Haustür war nur angelehnt, und das war gut so, denn eine Klingel hätte niemand dort drinnen gehört. Britta hängte ihre Jacke an die Garderobe und öffnete die Tür zum Wohnzimmer. Sie winkte einmal in die Runde und setzte sich auf den Fußboden, wo schon drei andere junge Leute hockten. Jemand schob ihr ein offenes Liederbuch rüber, doch das Lied war gerade zu Ende. „Hi Britta! Gibt’s was Neues?“ „Ja, ich hab’ mich heute mit einem Patienten unterhalten, der schon 5 Wochen bei uns liegt.“ „... und so lange habt ihr nicht miteinander geredet?“ unterbrach Johannes grinsend. Britta warf das Liederbuch nach ihm. „Nein, aber ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich heute erst mitgekriegt habe, dass er Christ ist. Und er wusste es von mir natürlich auch nicht.“ Sie erzählte von Michael und dem Gespräch, auch von Stephanies Frage nach der Bibel für diesen Patienten, und fügte zum Schluss hinzu: „Ich fänd’s gut, wenn wir für beide beten würden. Für Stephanie sowieso, dass sie wieder kommt und Jesus kennen lernt, und für den Patienten können wir auch echt beten. Er ist schon recht alleine hier, und ein bisschen mehr Heilung könnte er auch gebrauchen.“ Die Hauskreisler nickten zustimmend, und jemand meinte plötzlich: „Wir können ihn doch mal besuchen!“ Britta war überrascht. „Hey, das ist wirklich eine gute Idee. Vielleicht nicht gleich alle auf einmal“, sie grinste, „aber er freut sich bestimmt, wenn er Besuch bekommt – dazu christlichen. Das vermisst er nämlich besonders, hat er heute gesagt.“ Sie nannte Namen und Zimmernummer des Patienten und freute sich über diesen Vorschlag.

      Bestimmt würde Herrn Aschmann das gut tun. „Es ist das Bett am Fenster.“ Max machte direkt Nägel mit Köpfen. „Okay, ich habe Urlaub und darum Zeit. Heidi, was hältst du davon, wenn wir den Anfang machen?“ Heidi stimmte zu. „Klar, gleich morgen Nachmittag. Bist du dann auch da, Britta?“ „Nein, morgen habe ich ganz frei. Und danach Nachtdienst. Aber ich glaube, Stephanie hat Spätdienst. Vielleicht seht ihr sie ja.“ „Dann hätten wir gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen“, feixte Max, der sich in Gedanken schon vorstellte, wie er Stephanie völlig selbstverständlich in den nächsten Hauskreis einplanen würde, ohne dass sie noch nein sagen konnte. Heidi erriet die Gedanken ihres Mannes und mahnte ihn zur Vorsicht: „Dräng sie nicht in die Ecke, dann kommt sie gar nicht mehr.“ Max versicherte, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauche, er würde schon mit der notwendigen Sanftmut vorgehen. Er streichelte Heidis Kopf, als wäre er ein kleines Tier. Die anderen schütteten sich aus vor Lachen.

      * * *

      Michael saß im Bett und löste Kreuzworträtsel. Florian Mooser versorgte ihn treu und regelmäßig mit entsprechenden Zeitschriften. Draußen strahlte die Frühlingssonne, und er hatte einen wunderschönen Blick auf die umliegende Berglandschaft. Die höheren Gipfel waren noch weiß gezuckert, aber dort, wo er noch vor wenigen Wochen Ski gelaufen war, war jetzt kein Schnee mehr zu sehen. Sein Zimmernachbar war – wie schon fast üblich – irgendwo unterwegs; er kam nur noch zum Essen und Schlafen ins Zimmer. Als es an der Tür klopfte, rechnete Michael damit, dass ein Besucher kurz den Kopf zur Tür ‘reinstecken und dann wieder gehen würde. Aber der junge Mann, der die Tür öffnete, betrat zielstrebig das Zimmer. Die Frau hinter ihm schloss die Tür von innen, und beide kamen direkt auf ihn zu. „Hallo, ich bin der Max. Du bist bestimmt Michael.“ Dieser starrte Max mit großen Augen an, besann sich dann und bestätigte die Annahme. „Das ist Heidi, die beste Ehefrau aller Zeiten.“ Max stellte seine Begleiterin in Anlehnung an einen bekannten Schriftsteller vor.

      Michael guckte immer noch überaus irritiert, was Max nicht im Geringsten dazu veranlasste, die Sache aufzuklären. Heidi gab ihm die Hand und erklärte dann: „Gestern Abend im Hauskreis hat Britta ... nun, sagen wir mal, ein bisschen aus dem Nähkästchen geplaudert.“ Jetzt verstand Michael, und seine Mine hellte sich auf. „Das ist ja genial“, meinte er dann immer noch staunend. „Freu dich nicht zu früh“, gab Max nur trocken zurück, „du wirst den Tag noch bereuen, an dem du uns kennen gelernt hast.“ Michaels Gesicht wurde wieder zu einem Fragezeichen. Heidi nahm den Faden auf, bevor ihr Mann noch mehr Verwirrendes von sich geben konnte. „Nimm ihn nicht so ernst, er kann nicht anders. Aua!“ Max hatte sie gekniffen. „Als Britta gestern Abend von dir erzählte, hatte jemand die Idee, dass wir dich ab und zu mal besuchen könnten.“ Sie gab in wenigen Worten wieder, welche Idee am Abend vorher entstanden war. „Natürlich nur, wenn dir das überhaupt Recht ist“, fügte sie dann hinzu. „Und ob mir das Recht ist“, meinte Michael, „nichts habe ich in den letzten Wochen so sehr vermisst, wie ein paar leibhaftige Christen.“

      Er wurde schnell warm mit Max und Heidi und war schon gespannt auf die anderen, die noch kommen sollten. Gott hatte eine echte Gebetserhörung geschenkt. Das junge Ehepaar war sehr nett, und Michael konnte sich ihnen gegenüber ohne Angst öffnen und über seine Situation sprechen. Er erzählte von seinem Urlaub, den er jedes Jahr hier machte, von dem Unfall, den beiden Operationen, sogar von Katrin, von seiner Verzweiflung und Schmerzen, und natürlich auch von den Fortschritten der letzten Zeit und der Hoffnung, Ostern wieder zu Hause zu verbringen. Bis dahin war es gar nicht mehr lange. „Und wenn nicht, dann kommt der Osterhase hierher gehoppelt“, unterbrach ihn Max. Michael musste lachen. „Auch eine nette Vorstellung, aber wenn ich ehrlich bin, würde ich ihn lieber in Frankfurt empfangen.“ Das konnten seine Besucher gut verstehen. Michael war froh wie schon lange nicht mehr. Es tat so gut, sich auf dieser ganz anderen Ebene unterhalten zu können, und schnell entstand eine Vertrautheit, die sie beinahe vergessen ließ, dass sie sich gerade erst kennen gelernt hatten. Die Gesprächsthemen gingen den dreien nicht aus, und sie vergaßen völlig die Zeit. Irgendwann ging die Tür auf.

      „Hallo Stephanie!“ rief Max, kaum, dass sie das Zimmer betreten hatte. Die Krankenschwester guckte nicht weniger irritiert als Michael zwei Stunden vorher. „Was macht ihr denn hier?“ brachte sie schließlich heraus, nachdem sie Max und Heidi wiedererkannt hatte. „Einen Krankenbesuch“, antwortete Max mit der selbstverständlichsten Mine der Welt. Stephanie fiel keine Antwort ein. Er hatte wohl Recht, und im Grunde ging sie das ja auch überhaupt nichts an. Trotzdem versuchte sie, ihren Patienten und das Ehepaar aus Salzburg in eine Schublade zu bringen. Es gelang ihr nicht sofort. Wenn sie sich kannten, wieso waren sie nicht schon vorher einmal hier gewesen? Wenn aber nicht, was machten sie dann im Krankenzimmer von Michael Aschmann? Wieder war es Heidi, die die beinahe sichtbaren Fragezeichen über Stephanies Kopf auflöste. Sie erzählte noch einmal kurz vom Hauskreis am Tag vorher, und nun verstand Stephanie. „Stimmt. Darauf hätte ich auch kommen können, dass Britta dahinter steckt.“ Nun musste sie selbst lachen.

      Dann erinnerte sie sich, warum sie überhaupt hier war. „Ich will euch auch gar nicht lange stören, ich habe nur eine kurze Frage an Herrn Aschmann.“ Sie wandte sich an Michael. Bevor sie ihr Anliegen näher erläutern konnte, fragte Max erstaunt: „Herr Aschmann? Ihr siezt euch??“ Stephanie sah ihn groß an. „Was denn sonst? Ich kann doch nicht einfach die Patienten duzen.“ Wieder spürte sie eine unangenehme Wärme in ihrem Kopf hochsteigen. Wie so oft, musste Heidi den Übermut ihres Ehemannes dämpfen: „Du duzt doch deine Kunden auch nicht.“ Stephanie war Heidi dankbar für die Hilfe. Das Ganze war ihr ziemlich peinlich und sie wusste nicht mehr, wie sie das Gespräch wieder in eine andere Richtung leiten sollte.

      Michael verfolgte den Wortwechsel schmunzelnd und ergriff dann die Gelegenheit beim Schopfe. „Also, ich finde, eigentlich hat Max Recht. Nach so langer Zeit hier sind wir ja schon beinahe alle Freunde.“ Wieder einmal entspannte Michael die Situation

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