Der Fluch. Michael Lindner

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Der Fluch - Michael Lindner

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und kam wieder zurück. Ein paar Mal lief er die Strecke bis zu den Palmen hin und her, ging um das Haus herum, suchte alles ab, schaute in jedem Winkel, doch er konnte ihn nicht finden. Schließlich gab er auf. Er war niedergeschlagen und mutlos und bald darauf wurde er wütend. „Wenn er gar glaubte, er könnte hier wieder hereinspazieren, dann hatte er sich getäuscht“, schwor er sich.

      Insgeheim aber hoffte er, er käme gleich irgendwo aus dem Wald spaziert. Doch nichts dergleichen geschah. Weder an diesem Tag, noch am nächsten. Robin war wieder alleine. In der darauffolgenden Nacht brach ein schreckliches Unwetter über die Insel herein. Ein solches, wie er es nur selten erlebt hatte.

      Sosehr er sich an das Alleinsein gewöhnt hatte, sosehr war er nach so langer Zeit wieder froh gewesen, mit jemandem sprechen zu können. Er hatte sich schon darauf eingestellt, in Nuii einen Gesprächspartner zu finden. Er war nicht im Geringsten so, wie er sich einen Wilden vorgestellt hatte, sondern ganz anders, mit menschlichen Zügen, wie er fand. Am nächsten Morgen, dem dritten Tag nach seinem Verschwinden, an dem die Sonne so freundlich vom Himmel schien und die Vögel zwitscherten wie eh und je, wollte er den Strand aufsuchen.

      Er ging zu der alten Dattelpalme, die sich sanft zum Wasser neigte. Es war die einzige Palme auf der ganzen Insel, die er kannte, die auf eine solche Weise gewachsen war. Er staunte jedes Mal wieder, dass der Stamm geradezu dafür geschaffen schien, darauf Platz zu nehmen. Er kam aus der Erde, dick und fest und wandte sich sogleich, wie man es kaum für möglich hielte, dem Boden in engem Bogen zu, wuchs ein gutes Stück in horizontaler Linie Richtung Meer hinaus, krümmte sich dann allmählich dem Himmel entgegen, ehe er sich weiter oben, wo die jüngeren Triebe waren, beinahe senkrecht aufrichtete. Von den grünen Palm­blättern, die sich wie ein riesiger Schirm auffächerten, fiel ein Schatten auf das türkisblaue, sanft plätschernde Meerwasser, das in leichten Wellen an das Ufer schlug. Robin baumelte mit den Beinen und sah hinab zum dunklen, nassen Sand und den feinen Bläschen, die gleich wieder verschwanden nach jedem Wellengang und dachte, dass sie wohl vom Salz stammen mussten und davon, dass das Salz das Wasser, bevor es versickerte, kurz aufschäumen ließ. Wie oft war er hier schon gesessen! Wie oft hatte er den Zikaden gelauscht, während ihm der Wind leicht über den Rücken strich! Viele einsame Stunden hatte er hier verbracht.

      Er sinnierte darüber nach, wie es wäre, wenn er das Haus verlassen würde, wie es wäre, würde er alles zurücklassen und zurückkehren in die alte Welt, das alte Leben. Er vermisste sein Boot, das auf der anderen Seite der Insel lag, im Ufergestrüpp verborgen, sodass man es nicht sehen konnte. Weder vom Wasser, noch vom Land war es sichtbar, denn die Stelle, wo er es versteckt hatte, war völlig unzugänglich. Es sei denn, man marschierte einen Kilometer weit im seichten Wasser der Lagune, schwamm dann noch eine Weile in eine bestimmte Richtung bis es tiefer wurde, dorthin, wo die großen Steine das Ufer säumten.

      Die Sonne stand jetzt höher am Himmel, es wurde wärmer und er erinnerte sich an Australien und wie er auf der Suche war.

      Ein Verkäufer fragte ihn damals, wozu er ein so großes Boot brauchte und ob es ein kleineres nicht täte. Robin meinte, es wäre eine alte Sehnsucht von ihm, er wollte schon immer einen Segeltörn machen, alleine, von allem befreit, zwei Wochen lang auf hoher See. Und er wollte Papua ansteuern.

      „Was wollen sie dort tun?“ fragte der Mann.

      „Ich besuche einen Freund. Er lebt dort. Ein Aussteiger.“

      „Kennen sie das Meer?“ fragte der Verkäufer weiter.

      „Ja, ich kenne Spanien und die Küste, ich kenne das Mittelmeer.“

      Der Mann ließ nicht locker. Als wollte er ihn von seiner Idee abbringen, drang er auf ihn ein. „Und den Pazifik?“

      „Den Pazifik? Nein, den Pazifik kenne ich nicht.“

      „Sie müssen wissen“, sagte der Mann, „der Pazifik ist etwas anderes als das Mittelmeer. Es gibt hier höhere Wellen und Stürme.“

      „Ich weiß es“, sagte er, als müsste er ihn überzeugen. „Ich bin schon mitgefahren.“

      Doch der Mann merkte seine Unsicherheit. „Sie brauchen eine zweite Person. Jemanden, der mit ihnen mitfährt. Es ist zu gefährlich alleine! Was ist, wenn sie krank werden, wenn ihnen etwas passiert?“

      Robin seufzte, es hatte keinen Zweck hier noch etwas zu versuchen. Aber er wollte es weiter probieren.

      Beim nächsten Mal war er vorbereitet. Am Vortag hatte er eine Frau getroffen und sie blieb bei ihm während der Nacht. Sie war hübsch und an einem Auge war sie verletzt. Eine alte Verletzung von einem Autounfall, wie sie sagte.

      „Willst du mit dem Schiff fahren“, fragte er sie. Ihre Augen leuchteten und es erschien ihm wie ein guter Einfall. Er würde sie zwei Tage mitnehmen und dann wieder absetzen. Ja, das konnte er sich gut vorstellen.

      Diesmal waren es zwei Männer und sie fragten ihn nach den Dokumenten, dem Reisepass, den Segelscheinen und seiner Bankverbindung. Er gab ihnen alles in Kopie, wie er es vorbereitet hatte.

      „Wohin fahren sie?“ wollten die Männer wissen. Das Mädchen drückte seine Hand.

      „Nach Papua!“ sagte er. „Zuerst der Küste entlang.“

      „Was machen sie in Papua?“

      „Wir haben da einen Freund. Einen Aussteiger. Wir besuchen ihn!“

      „Na schön“, sagte einer der beiden.

      „Das Land ist wild“, sagte der andere, „das wissen sie wohl?“

      Robin parierte seinen forschenden Blick. Er spürte, diesmal würde es klappen.

      Das Mädchen lachte vergnügt. Man zeigte ihnen das Boot. Es war kleiner, mit Mahagoniholz in der Kabine und an Deck. Ein Einmaster mit Dieselmotor, großem Wohnbereich, zwei Schlafkojen und Kochnische. Auf dem Heck waren zwei kleine Holzsitzflächen, ringsherum verlief die Reling und in der Mitte führte eine Leiter hinab. „Sieh nur, sogar eine Badeleiter hat es! Die werden wir brauchen, oder?“ Sie war ganz außer sich, aber die Freude in ihren Augen machte ihn ein wenig nachdenklich. Er sah in ihr strahlendes Gesicht und wusste, sie hatte keine Ahnung davon, was er wirklich vorhatte. Beklommen zwinkerte er ihr zu.

      Dann ließ er sich von den Männern die Steuerung und das Navigationssystem erklären. Er wusste, wie sie funktionierten. Ähnliches hatte er bereits bedient. Den Peilsender erwähnten sie nicht. Er hoffte, er könnte ihn finden. Irgendwo bei den Geräten müsste er sein. „Er würde ihn auf Papua lassen“, dachte er.

      Sie würden glauben, er wäre dort vor Anker gegangen, um seinen Freund zu besuchen. Aber dann wäre er schon längst wieder weg. Sie könnten ihn niemals finden…“

      Sie stachen in See und nach einer Woche, nachdem er das ganze Schiff auf den Kopf gestellt hatte, entdeckte er die Geräte. Es waren zwei kleine Boxen mit weißem Gehäuse, an denen jeweils vier Schrauben angebracht waren. Eine von ihnen befand sich unterhalb der Steuerungseinheit, die andere lag dort, wo der Backofen war.

      Das Mädchen begann zu weinen, als er ihr sagte, er müsse nun alleine weiter, um seinen Freund zu besuchen. Sie wollte ihn nicht verlassen. Sie fragte ihn, ob er sie denn nicht liebe und aus welchem Grund er sie eigentlich mitgenommen hatte.

      „Ich weiß es selbst nicht!“ antwortete er. „Aber ich werde zurückkommen.“ Doch sie merkte, dass er nicht die Wahrheit sagte.

      Robin sinnierte noch eine ganze

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