Der Fluch. Michael Lindner

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Fluch - Michael Lindner страница 5

Автор:
Серия:
Издательство:
Der Fluch - Michael Lindner

Скачать книгу

neben dem Eingang. Nuii ging nach draußen. Die Stämme der Palmen waren nur mehr schemenhaft zu sehen und die Treppe gleich neben dem Eingang, die gerade hinauf, vorbei an den drei großen Fenstern führte und von dort weiter in das Obergeschoss, lag beinahe schon völlig im Dunkel. Nur durch die rückwärtigen Fenster, von Westen her, kam noch Licht herein. Es beleuchtete Nuii schwach, als er mit den Scheiten in der Hand zurückkehrte und sie in den Kamin warf. Die auf seiner dunklen Haut aufgemalten Zeichen reflektierten den Schein des auflodernden Feuers. Sein Gesicht glänzte rot. Robin ging zum Tisch und nahm ein langes Stück Holz, das da lag. „Hier habe ich eine Fackel“, sagte er und entzündete das obere Ende mit einem kleinen Span. Sofort erhellte sich der Raum. Nuii blickte in die Richtung der alten Treppe, die jetzt wieder sichtbar wurde.

      „Hier können wir hinauf“, sagte er.

      „Ja“, antwortete Robin, „wir hoffen, dass sie nicht einstürzt.“ Er wies mit der Hand zu dem geraden Abschnitt hinauf, der entlang der Fenster über der Haustüre verlief und von dort weiter in rechtem Winkel steil nach oben führte.

      „Siehst du da?“ sagte er zu ihm, „dort am Geländer sind noch Kerzenhalter angebracht.“ Nuii sah die Reihe der gewundenen Säulen, von denen zwei bereits abgebrochen waren. Robin gab ihm die Fackel. „Nimm sie in die rechte Hand“, sagte er zu ihm. „Du gehst voraus!“

      Nuii schritt voran. Die Planken knarrten unter jedem seiner Schritte. Er vermied es, sich am wackeligen Geländer zu stützen und hielt die Fackel hoch in der rechten Hand. Robin folgte ihm. Er betrachtete aufmerksam den Boden unter seinen Füßen, um nur ja nirgendwo durchzubrechen. Im Schein des Feuers flackerten die alten Verstrebungen in den Fenstern auf. Sie waren teilweise komplett vermodert und zerfressen vom salzigen Meereswind. Knapp unterhalb der Decke war eine Stelle, wo sie ganz fehlten und wo auch das Glas beschädigt war.

      Die schmale Mondsichel stand blass am Himmel und es umfing die beiden ein Gefühl von prickelnder Spannung. Aus irgendeinem Grund hatte Robin nun keine Angst mehr, die Treppe würde nicht halten. Er folgte Nuii nach, mit einem etwas mulmigen Gefühl. Oben am Treppenabsatz führte ein Gang in beide Richtungen und an der dem Aufgang gegenüberliegenden Seite war eine verschlossene Tür. Ohne zu fragen, ging Nuii nach links in einen längeren Korridor, wo sich Eingang an Eingang reihte, bis zu einer Tür am Ende des Flurs, die offenstand und durch die der blasse Mondschein fiel.

      Robin kannte den Weg. Er hatte sämtliche Räume betreten. Er kannte sie alle, eingeschlossen die des riesigen Dachbodens, wohin man über die Treppe auf der anderen Seite des Ganges gelangte, von wo sie gerade links abgebogen waren.

      Sie traten ein in einen hohen Raum, an dessen Wand ein stark gebauter, mit vielerlei hölzernen Segmenten verzierter Schrank stand, der zu beiden Seiten mit zwei schwarzen, eindrucksvoll gewundenen Säulen versehen war, die sich von der oberen Kante bis zum Boden schlängelten. Nuii steuerte daran vorbei, dorthin wo sich der Ausgang zum Balkon befand, der direkt über der Veranda lag. Die Tür ließ sich leicht öffnen, sie quietschte ein wenig und scharrte am Holzboden. Er trat hinaus, ein wenig zögerlich setzte er zunächst einen Fuß vor den anderen. Er prüfte, ob die Vorrichtung hielt und stand schließlich draußen im Freien, ohne das Geländer zu berühren.

      Als Robin das sah, wurde ihm ein wenig schwindelig, wusste er doch um die Beschaffenheit der Holzpfeiler und der Träger. „Komm zurück!“ rief er ihm zu, doch Nuii ging weiter. Er beschwichtigte ihn: „Hier ist alles okay, kein Problem. Komm heraus. Nur keine Angst.“

      Als der Feuerschein schon ein Stück weit weg war, trat auch Robin auf den Balkon. Er wollte nicht alleine im Dunkeln bleiben. Mit wild schlagendem Herzen tastete er sich vorsichtig voran, bis er ihn wieder erreichte. Er war jetzt da, wo der Balkon in flachem Winkel schräg nach hinten zur Rückseite verlief. Er konnte es an den Streben erkennen, die hier in zweifacher Ausführung vorhanden waren. „Hier ist ein sicherer Ort zum Stehen“, dachte er.

      Aber Nuii zwängte die Fackel in den Spalt der Pfeiler und ging weiter den Balkon entlang in die Dunkelheit. Es kam noch eine weitere Biegung des Geländers. Robin war sich gewiss.

      „Würde er so weit gehen? Was hatte er vor?“

      „Ich bleibe hier“, rief er ihm zu. Da erreichte ihn seine Stimme wie zuvor:

      „Komm weiter. Ich bin da!“ Robin griff an den Rahmen des Fensters von einem der dahinterliegenden Räume mit den verschlossenen Türen. Er hielt sich vorsichtig daran fest, als wäre ein Abgrund vor ihm, als stünde er auf einem ausgesetzten Gipfelgrad. Mit dem Rücken zur Hauswand schob er sich entlang, solange bis er Nuii an seiner Seite fühlte und sie Schulter an Schulter nebeneinanderstanden.

      „Was machst du da?“ flüsterte er mit zitternder Stimme.

      „Da schau!“

      Robin schaute. „Ja, was? Es ist finster.“

      „Du musst genau schauen!“ sagte Nuii ruhig.

      Robin strengte sich an, aber er war noch immer aufgeregt und es fiel ihm deshalb schwer. Doch plötzlich sah er etwas draußen auf der großen, schwarzen Fläche. „Ein Licht ist dort! Meinst du das Licht?“

      Nuii schwieg. Eine friedliche Stille ging von ihm aus und seine Worte klangen fast feierlich: „Dort, wo das Feuer ist, ist mein Stamm. Dort bin ich geboren.“

      Robin kannte die große Insel, die der ihrigen vorgelagert mitten im offenen Meer lag, doch noch niemals hatte er irgendwelche Anzeichen von Menschen darauf entdeckt, auch nicht als er sie vom Berg aus betrachtete. „Wahrscheinlich ist der Berg zu weit davon entfernt“, dachte er. „Oder vielleicht hätte er es sogar sehen können, ganz schwach vielleicht.“

      „Schön“, flüsterte Robin. „Kannst du nicht mehr zurück?“ fragte er ihn mit leiser Stimme.

      „Nein“, sagte Nuii. „Ich bin hier wegen Layla.“

      „Wegen ihr wollten sie dich töten?“ fragte Robin. Er sah weiter auf den winzigen Lichtschein in der Ferne.

      „Layla war mit einem einflussreichen Mann verheiratet. Er ist ein großer Krieger. Ein grausamer Mann. Layla wollte ihn nicht.“ antwortete Nuii.

      „Sie wollte zu mir!“

      „Liebst du sie sosehr?“ fragte Robin weiter.

      „Ja“, sagte er. „Ich habe meine Frau verlassen, nur um mit ihr zusammen zu sein.“

      Robins Gefühl kam wieder zurück. Es kam ihm bekannt vor, was Nuii ihm erzählte. Nach einer Weile sagte er leise: „Ich habe auch meine Frau verlassen. Wir haben ein Kind gemeinsam.“

      „Aber warum kommst du hierher, so weit weg?“

      „Ich habe sie betrogen mit einer anderen“, sagte er fast lautlos. „Irgendwann hat sie es erfahren.“

      „Aber warum bist du weggegangen? Konntest du nicht dortbleiben?“

      „Sie wollte mich nicht mehr sehen, aber ich konnte nicht mehr ohne sie leben. Ich hielt es einfach nicht aus.“

      „Das Kind“, sagte er, „das Kind konnte ich auch nicht sehen. Also fuhr ich.“

      „Du bist so weit gefahren? Von Europa hierher? Du bist ein großer Seemann!“

      Robin musste lachen. Aber sein Lachen klang seltsam. Es verhallte in der Stille der Nacht.

      „Nein“,

Скачать книгу