Heidesumpf. Herbert Weyand

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Heidesumpf - Herbert Weyand KHK Claudia Plum

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Melaten. Susanne folgte ihr ebenso, wie der Mann. In Höhe der Studentenwohnungen stieg die fremde Blonde aus. Während der Unbekannte zurückblieb, schloss Susanne auf. Sie folgte der scheinbaren Studentin in den Wohnblock und beobachtete, wie sie im Appartement dreihundertzwölf verschwand. Auf dem Briefkasten im Eingangsbereich fand sie den Namen Gerlinde Schmied. Die Arme, dachte sie. Auch noch ›deutsche‹ Eltern ...

      Susanne suchte schnurstracks eine Auskunftei und beauftragte sie mit der Beschattung von Gerlinde Schmied sowie des Unbekannten. An Geld mangelte es ihr nicht. Ihre Mutter verschwand an ihrem vierten Geburtstag. Der Vater hinterließ ihr, nach einem Autounfall, wenige Tage nach ihrem achtzehnten Geburtstag, ein beträchtliches Vermögen.

      Vierzehn Tage später hielt sie den ersten Bericht der Detektei in den Händen und wusste, dass das, was sie vermutete, wieder geschehen war.

      Empfindungen, die sie vergessen glaubte, stiegen empor und traten in den Vordergrund des Denkprozesses. Übelkeit und Schauer schüttelten ihren Körper. Unbändige Angst zog auf. Sie musste etwas unternehmen.

      *

      Susanne stand auf und ging der Frau entgegen, die das Büro betrat.

      »Schön, dass Sie kommen konnten. Ich bin Susanne Treber.« Sie reichte der Besucherin die Hand.

      »Gerlinde Schmied. Selbstverständlich bin ich gekommen. Ich wundere mich etwas, weil ich erst im dritten Semester bin. Nie rechnete ich damit, schon so früh zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden.« Das sympathische Gesicht lächelte.

      »Ich dachte an einen Job. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Studenten immer knapp bei Kasse sind.« Sie musste irgendeine plausible Geschichte zusammenbekommen.

      »Da haben Sie recht. Woran haben Sie gedacht?« Gerlinde trat unbefangen auf.

      »Zunächst einfache Arbeiten hier im Büro.« Susanne deutete zu dem Besprechungstisch, auf dem Tagungsgetränke standen. »Nehmen Sie Platz.«

      »Wie Sie wissen, studiere ich Maschinenbau. Ich habe es bei unserem Telefonat erwähnt.«

      »Ja. Richtig«, erwiderte Susanne. »Sie glauben nicht, wie die Architektur mit dem Maschinenbau verwoben ist. Die physikalischen Grundlagen sind dieselben. Sie werden genug zu tun bekommen.«

      »Ich freue mich darauf«, entgegnete Gerlinde.

      Das geschah vor drei Monaten. Gerlinde fügte sich gut ein und arbeitete im Schnitt zwanzig Stunden in der Woche für das Büro. Den heutigen Termin beraumte Susanne kurzfristig an, nachdem sie gestern den Namen des Mannes mit den stechenden Augen erfuhr. Günter Säger, vierundfünfzig Jahre alt, wohnhaft in Herzogenrath.

      »Gerlinde. Ich möchte ein heikles Thema mit Ihnen besprechen.« Ihre Augen ruhten gespannt auf der Studentin.

      »Sie können alles mit mir besprechen, Susanne. Wollen Sie mir kündigen?«

      »Nein. Dazu besteht kein Anlass. Es ist ein privater Grund und könnte Sie verletzen.« Sie begann vorsichtig.

      Sofort trat ein misstrauischer Ausdruck in Gerlindes Gesicht, den schmerzhafte Gewissheit ersetzte. »Sie wissen, was mir geschehen ist?«

      Susanne nickte. »Mir ist es vor elf Jahren ebenso geschehen.«

      »Deshalb stellten Sie mich ein? Ich habe den Wahnsinn so gut wie möglich verdrängt.« Dicke Tränen kullerten die Wange hinunter. Susanne stand auf und nahm die junge Frau in den Arm. Nach einiger Zeit fand Gerlinde ihre Fassung wieder und drückte sie weg. »Sie wissen, wer uns das angetan hat?« Etwas wie Hoffnung glomm in ihren Augen.

      »Ja und nein. Seit gestern habe ich einen Namen und eine Adresse. Mehr nicht. Aber vielleicht eine erste Spur.«

      »Wollen Sie sich das Schwein, packen? Ich bin dabei.« Sie sprang auf und ging zum Fenster. »Ich habe so lange darauf gewartet, mit jemandem darüber zu sprechen. Die Situation macht mich wütend, dass ich alles kurz und klein schlagen könnte, und ist mir ungemein peinlich, dass ich im Erdboden versinken möchte. Ich dachte mir, dass ich nicht die Einzige bin, der das passierte. Bin aber nie auf die Idee gekommen, andere Opfer zu suchen.«

      »Bei mir spielte der Zufall eine Rolle.« Sie verschwieg, dass sie die Vergewaltigung Gerlindes hätte verhindern können, wenn sie sie damals angesprochen hätte. Die Gewissensbisse dazu, verdrängte sie. »Ja. Ich will mir das Schwein packen.«

      *

      Sechs

      Peter Brock saß, mit ungefähr fünfundzwanzig weiteren jungen Männern, um den langen Tisch. Es lief anders ab, als in seiner Fantasie. Die Kumpel- und Saufromantik, von der das Internet berichtete, gab es nicht. Der Raum, in dem sie tagten, wies schlichte und geschäftsmäßige Einrichtung auf. Mehr ein großes Konferenzzimmer. Keine Pokale, Urkunden oder Symbole an den Wänden.

      Ihn packte nervöse Erwartung, weil er nicht wusste, was auf ihn zukam. Er besaß keine Vorstellung. Stefan Roth sah er nicht, obwohl der Lehrer ihn eingeladen hatte.

      »Du wirst abgeholt«, sagte Roth bei der nächsten Begegnung auf dem Schulhof. »Tue einfach das, was dir gesagt wird … mag es dir auch noch so merkwürdig vorkommen.«

      Und tatsächlich fuhr am späten Nachmittag des verabredeten Tages ein schwarzer Mercedes mit dunkel verspiegelten Scheiben vor. Der Fahrer ging wahrscheinlich davon aus, dass er ohne Aufforderung herauskam, denn er wartete. Wenig später fuhren sie los.

      Peter wohnte in Übach-Palenberg, genauer gesagt im Stadtteil Boscheln. Sie fuhren dort auf die Roermonderstraße in Richtung Aachen. Doch in Altboscheln bog das Fahrzeug in Richtung Eschweiler zur A4 ab. Kurz vor dem Kreisverkehr mit dem Löwen reichte ihm der Fahrer eine Sturmhaube, mit dem Hinweis, er möge sie überziehen. Er folgte der Aufforderung verwundert und versank Dunkelheit.

      »Eine Sicherheitsmaßnahme«, meinte der Fahrer. »Nach der Aufnahmeprüfung wird die Geheimnistuerei unnötig. Ein Tipp noch, du scheinst sympathisch zu sein. Halte die Klappe, bis du aufgefordert wirst, etwas zu sagen.«

      Peter schwieg. Ihm wurde mulmig. Er konzentrierte sich auf sein Richtungsgefühl und, versuchte herauszufinden, wohin die Fahrt ging. Er nahm an, in die Eifel. Doch das konnte genauso falsch, wie richtig sein. Seine Gedanken schweiften und rekapitulierten, was er über die Burschenschaft erfahren hatte. Im Grunde, weniger als nichts. Den Namen Germanicus kannte er von Stefan. Im Netz stand nichts. Darüber war er weniger verwundert, als er sich zugestehen wollte. Der Reiz des Unbekannten hielt ihn im Griff. Aufgrund seiner überdurchschnittlichen schulischen Leistungen besaß er eine herausgehobene Stellung in der Schülerschaft, die, die Lehrpersonen förderten. Er war also etwas Besonderes. Damit stand ihm die Mitgliedschaft in einer wahrscheinlich exklusiven Burschenschaft zu. Allerdings berührten ihn zwiespältige Gefühle. Jedoch Stolz verdrängte die leichte Angst.

      Das Internet rückte Burschenschaften in das rechte politische Spektrum. Das schreckte ihn nicht. Im Großen und Ganzen vertrat er die Thesen. Antisemitismus hielt er zwar für antiquiert, denn jeder sollte glauben, was er wollte. Doch, dass die Ausländer und bestimmte soziale Schichten dem Steuerzahler auf der Tasche lagen, durfte nicht sein. Und … Deutschland war kein Einwanderungsland. Genug, dass Deutsche mittlerweile Lewandowski und Lemaire hießen. Jetzt kamen noch Afrikanische hinzu. Das musste nicht sein. In Aachen besaßen Türken ganze Straßenzüge, während gute Deutsche und Rentner von Hartz IV lebten. Und seit Beginn

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