Ernteplanet. Rolf-Dieter Meier

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Ernteplanet - Rolf-Dieter Meier

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da ihm Louis Cortez, der ihm gegenüber saß, vertraulich die Hand tätschelte.

      „Herr Stendahl, es steht ja nun eine längere Zeit der Zusammenarbeit an und ich kann sagen, ich freue mich schon darauf, sie wieder in Madrid begrüßen zu dürfen. Aber ganz sicher werden sie auch noch einige andere Städte unseres schönen Landes kennen lernen, da die Unternehmen der Global Mecánica SA in vielen Landesteilen vertreten sind. Auf jeden Fall werden wir für einen angenehmen Aufenthalt sorgen und ich hoffe, dass wir die Gelegenheit finden werden, auch mal gemeinsam einen guten Wein zu genießen. Vielleicht können sie ja auch ihre Frau überzeugen, sie einmal zu begleiten. Meine Frau würde sich sicher freuen, ihr ein paar exquisite Sehenswürdigkeiten zeigen zu können. Ich meine …“ Er machte eine kleine bedeutsame Pause, um dann fortzufahren: „… Schuhgeschäfte!“

      Louis Cortez begann lauthals zu lachen. Dr. Konzalik, der zwar keinen Grund für solche ausgelassene Heiterkeit erkennen konnte, schloss sich dennoch aus taktischen Gründen dem Gefühlsausbruch seines Mandanten an. Merkwürdigerweise wirkte sein Lachen dabei völlig unverkrampft, geradezu gelöst. Erik war verblüfft, ließ doch das Wort Schuhgeschäft unvermittelt die Szene am Flughafen mit dem lustigen Frauentrio und den herabgefallenen Schuhen vor seinem geistigen Auge entstehen und konnte dann zu seiner eigenen Verwunderung nicht umhin, ebenfalls in das Gelächter einzufallen. Die Lautstärke musste beträchtlich und trotz der gut gedämmten Wände und der schweren Tür außerhalb des Gästezimmers vernehmbar gewesen sein, denn ein besorgter Küchenchef trat ein.

      „Ist alles in Ordnung?“

      Dr. Konzalik beruhigte sich als erster.

      „Alles bestens, mein Lieber. Sie haben sich selber übertroffen!“ Er sprang auf, ging schnellen Schrittes auf den völlig entgeistert wirkenden Küchenchef zu, nahm seine Hand und schüttelte sie kräftig. Auch Louis Cortez fühlte sich verpflichtet, eine Danksagung an den Küchenchef zu richten: „Das Menu war wundervoll! Danke!“

      Erleichtert, dass nicht sein Menu verantwortlich für die Heiterkeit war, zog sich der Küchenchef wieder zurück.

      „Meine Herren“, begann Louis Cortez fast feierlich, “wenden wir uns wieder den Geschäften zu. Ich habe Ihnen für die Untersuchung der Global Mecánica SA die grundlegenden Unterlagen mitgebracht.“ Dabei wies er auf seinen Aktenkoffer, den er auf einem kleinen Beistelltisch abgelegt hatte. „Ich würde sie gerne noch mit ihnen kurz durchsprechen.“

      „Das ist auch in unserem Interesse“, antwortete Dr. Konzalik, „aber wir sollten dazu in mein Besprechungszimmer gehen!“

      Alles Weitere war reine Routine. Erik nahm die Unterlagen entgegen, zu denen der CEO die eine oder andere Erläuterung abgab. Insgesamt wirkte das Zahlenwerk aussagefähig und gut aufbereitet, sodass zumindest zum jetzigen Zeitpunkt für Erik nur wenig Bedarf an weitergehenden Fragen bestand. Auch Dr. Konzalik schien beeindruckt und sah keinen weiteren Klärungsbedarf. So bestand über die Aufgabenstellung bald Einvernehmen und man verabschiedete sich voneinander in der Hoffnung, dass die kommende Auftragsabwicklung zur Zufriedenheit aller Beteiligten ausgehen möge, woran aber auch niemand wirklich zweifelte.

      Nachdem Louis Cortez das Haus verlassen und ihm Dr. Konzalik ausdrücklich jegliche Unterstützung bei der Bewältigung des Auftrags zugesichert hatte, zog sich Erik in sein Büro zurück; er brauchte ein paar Minuten der Ruhe, um die letzten Stunden zu verarbeiten. Doch es hielt ihn nicht lange in seinem Sessel, er musste mit jemandem sprechen. „Mal sehen, ob Marco da ist“, dachte er gerade, als es an der Tür klopfte und sich diese unmittelbar danach öffnete. Ein von der Sonnenbank verwöhntes Gesicht erschien und präsentierte ein Lächeln, dass zwei beneidenswerte weiße Zahnreihen zeigte. Das lange dunkle Haar war im Nacken zu einem kleinen Zopf zusammen gebunden, so, wie es seit kurzem wieder in Mode war. Die Geschäftsleitung hatte gegen solche modischen Äußerlichkeiten nichts einzuwenden, sofern sie den allgemeinen Geschmack nicht allzu sehr strapazierten. Ganz im Gegenteil, demonstrierte man doch damit Fortschrittlichkeit und Modernität.

      „Mensch, Marco, kannst du Gedanken lesen?“

      „Hi, Erik! Noch nicht, aber die Neugierde hat mich hergetrieben. Ich habe Dich in dein Büro gehen sehen und mir gedacht, frag doch mal nach, wie dein Meeting ausgegangen ist.“

      Marco Trebisch hatte im gleichen Jahr wie Erik bei der T. Summerset Consulting AG angefangen. Die berufliche Ausbildung und diverse Projekte hatte sie immer wieder zusammengeführt. Im Laufe der Zeit entwickelte sich daraus ein freundschaftliches Verhältnis, was sich in gelegentlichen privaten Zusammenkünften manifestierte. Marco, dessen Mutter Italienerin war, was zu seiner Namensgebung ganz maßgeblich beigetragen hatte, war ein Jahr jünger als Erik. Beide waren gut ins Berufsleben gestartet, ihre Karriereverläufe waren sehr ähnlich und es schien nur eine Frage der Zeit, bis sie ihr Ziel, die Partnerschaft, erreichen würden. Aus für beide unerklärlichen Gründen wurde der zunächst unaufhaltsame Aufstieg vor zwei Jahren gebremst. Trotz der ihrer Ansicht nach hervorragenden Arbeitsergebnisse war Dr. Konzalik nicht bereit, sie dem Partnerrat für die Partnerschaft vorzuschlagen. Sie vermuteten, dass Dr. Konzalik eine Abneigung gegen ihre soziale Einstellung hegte, die sie sich trotz des harten Wettbewerbs bewahrt hatten und die nicht unwesentlich ihre Arbeit beeinflusste. Dies stieß nicht in jedem Fall bei den Mandanten auf Verständnis und führte dann in der Regel zu ausgedehnten Diskussionen, die bei Dr. Konzalik auf wenig Gegenliebe stießen, galt für ihn doch das Motto: „Time is money“. Bisher konnten Erik und Marco ihre Vorstellungen zumindest in Teilen durchsetzen, da ihre Konzepte letztendlich fundiert genug waren, auch die zunächst unwilligen Mandanten zu überzeugen. Aber das Risiko, dass ein Mandant die Ergebnisse und Schlussfolgerungen nicht akzeptieren könnte, war durchaus gegeben und damit wohl ein Grund für die ablehnende Haltung des Dr. Konzalik, der nichts mehr fürchtete, als eine unliebsame Auseinandersetzung mit einem Mandaten, der dem Ruf seiner Abteilung schaden könnte. Dies hätte mit Sicherheit auch Auswirkungen auf seine eigene finanzielle Situation.

      „Gehen wir doch in die Cafeteria“, sagte Erik und schob Marco wieder zur Tür hinaus, „ich muss mit dir reden.“

      Die Cafeteria befand sich auf der gleichen Ebene wie die Kantine und war von dieser nur durch Stellwände und mittlerweile üppig bewachsenen Pflanzentrögen abgetrennt. Getränkeautomaten sowie Stehtische und Barhocker waren Bestandteile der Cafeteria, die ob der Qualität der diversen Kaffeespezialitäten und der Möglichkeit des Gedankenaustausches gern besucht wurde. Heute allerdings waren sie die einzigen Besucher, was Erik in diesem Fall sehr entgegenkam. Beide wählten am Automaten einen Kaffee und nahmen dann auf den Barhockern an einem der Tische Platz. Erwartungsvoll schaute Marco Erik an, der bis zu diesem Zeitpunkt beharrlich geschwiegen hatte.

      „Na los, erzähl“, forderte Marco nun doch ungeduldig.

      „Ich weiß eigentlich gar nicht, womit ich beginnen soll. Je länger ich darüber nachdenke, umso unheimlicher wird mir die Geschichte. Dieser plötzliche Umschwung von Dr. Konzalik ist für mich nicht nachvollziehbar.“ Gedankenverloren blickte Erik auf seine Tasse Kaffee.

      „Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, wo es da ein Problem gibt“, stellte Marco fest, nahm einen Schluck von seinem Kaffee und fuhr dann fort: „Du bist einer der Besten! Na ja, nach mir.“ Marco lächelte verschmitzt und auch Erik konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Aber augenscheinlich hast du die Gunst der Stunde genutzt. Der richtige Auftrag zur richtigen Zeit. Und du hast damit einen dicken Fisch an Land gezogen. Einen sehr Dicken! So dick, dass Doktorchen gar nicht anders kann, als dir nun die Partnerschaft anzubieten. Ich an deiner Stelle würde ein Fass aufmachen und du nörgelst hier rum.“ Marco schien sichtlich betrübt, dass sich ihm solch eine Chance nicht geboten hatte. Aber dieser Zustand war nur von kurzer Dauer; Marcos Miene heiterte auf und er gab Erik einen kräftigen Klaps auf die Schulter, wobei er diesem ein „Das ist doch wunderbar!“ hinzufügte. Unvermittelt lachte er auf, fröhlich und unverkrampft. Erik musterte ihn prüfend.

      „Warum

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