Mitgefühl kann tödlich sein. Henning Marx

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Mitgefühl kann tödlich sein - Henning Marx

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kraulte ihrem plötzlich sichtlich aufgeregten Mann sanft den Nacken. »Was ist los? Wer ist gestorben?«, lachte sie in der Erwartung, sich lediglich einen Scherz erlaubt zu haben.

      Horst schaute sie mit ernstem Blick, aber inzwischen wieder entspannter an. »Gerade habe ich gelesen: ›Heidelberger vor Barbados tödlich verunglückt‹. Da habe ich erst mal einen Hammerschreck bekommen.«

      Seine Frau sah ihn spöttisch an, obwohl sie genau wusste, wie sehr er seinen Chef und Freund Thomas Sprengel schätzte, dem er sogar schon das Leben gerettet hatte. »Ja, aber wenn du mich fragst, sollte es noch mehr Heidelberger Touristen auf Barbados geben! Manchmal glaube ich, dass dich dein Beruf ab und zu zum Schwarzseher werden lässt.«

      »Wir haben doch gar keinen Fernseher«, grinste er sichtlich wieder hergestellt.

      »Nicht schlecht für diese Uhrzeit«, zollte sie ihm Respekt für seinen Witz. »Also was?«, wollte sie jetzt aber endlich über den Inhalt des Artikels informiert werden.

      »Es hat wohl einen Bootsunfall gegeben. Ganz in der Nähe von Bridgetown. Dort sind doch auch Lene und Thomas irgendwo. Vielleicht haben die das sogar mitbekommen«, schilderte er endlich in Auszügen den Inhalt, vermischt mit seinen eigenen Gedanken. »Ein Heidelberger Professor ist dabei zu Tode gekommen ...«

      »Professor Himmelreich«, fiel sie ihm ins Wort.

      Ihr Mann bekam große Augen. »Woher weißt du das jetzt bitte schon wieder? Du hattest den Teil der Zeitung doch noch gar nicht«, beschwerte er sich darüber, dass sie mehr wusste, als ihr zu diesem Zeitpunkt zustand.

      »Was in Gedanken ist dein, liebes Schatzilein, das ist auch mein«, umdichtete sie die immer mal wieder von ihr behaupteten paartelepathischen Fähigkeiten.

      Skeptisch zog Horst die Augenbrauen zusammen, während Heike einen Schluck Kaffee nahm und sich noch ein Brot mit Butter beschmierte.

      »Ich habe den Teil mit den Todesanzeigen gelesen«, gab sie dann lapidar zu, nachdem sie seine Überraschung zufriedenstellend ausgekostet hatte. Sie kratzte ein Stück Butter von der Zeitung, das dort wohl nicht hingehörte, bevor sie ihm die Seite hinhielt.

      Horst staunte nicht schlecht. Eine ganze Seite mit Anzeigen zum Tod von Professor Himmelreich: von der Familie, der Universität, den Mitarbeitern seines Lehrstuhls sowie seiner Firma »compassion4u« und vom »Bundesverband deutscher Unternehmensberater«. Aha. Und der kommt aus Heidelberg? Nachdenklich kratzte er sich am Kopf. »Kennst du den?«

      »Nicht direkt. Seine Tochter ist mit mir die letzten zwei Jahre auf das Helmholtz-Gymnasium gegangen. Die war sehr nett, aber ich hatte nicht viel mit ihr zu tun.«

      »Aha.«

      Heike musste lachen. »Manchmal wurde sie aufgezogen. Daran kann ich mich noch erinnern, weil sie Magdalena hieß, äh ... heißt, hoffe ich doch mal«, verbesserte sie sich schnell.

      »Wieso?«, verstand Horst nicht gleich. »Es gibt eindeutig schlimmere Vornamen. Stell dir mal Brunhilde vor oder so.«

      Heike stand auf und gab Horst einen Kuss auf den Scheitel. »Na, weil der Nachname eben Himmelreich ist, alles sehr biblisch, nicht?«

      »Ich war noch nie sehr bibelfest«, rief Horst ihr selbstironisch hinterher. Nach einem Blick auf die Uhr stellte er zu seiner Bestürzung fest, dass die leider nicht stehen geblieben war, und folgte Heike in ihr nicht allzu großes Bad, das aber immerhin über ein Fenster zum Hof verfügte.

      »Meinst du, die haben die Tochter absichtlich so genannt?«, beschäftigte Horst immer noch die Namensgebung der Himmelreichs, ohne die soeben bemühte Zahnbürste aus dem Mund zu nehmen.

      »Ich kann dich leider nicht verstehen«, antwortete Heike, die neben ihm am Waschbecken stand.

      Nachdem sie auch nach zwei weiteren Versuchen nicht entschlüsselt hatte, was Horst wissen wollte, nahm der endlich die Bürste aus dem Mund, um seine Frage loszuwerden.

      »Können Eltern einen Namen unabsichtlich aussuchen?«, schüttelte Heike in Ermangelung genauerer Hintergrundinformationen nur den Kopf und wurde zur Belohnung kurz in den Po gekniffen.

      »Hast du eine Vorstellung, wann du heute Abend nach Hause kommen wirst?«, wollte Heike wissen, während sie noch nach ihrem Schlüsselbund fahndete.

      »Es gibt bisher keinen Grund für Überstunden. Hast du etwas vor?«

      Heike unterbrach kurz ihre Suche, um ihn anzusehen. »Ich möchte dich vernaschen. Am liebsten wäre ich vorhin schon zu dir in die Dusche gestiegen. Der Wecker im Bad war leider bedingungslos. Wir haben heute Morgen als Erstes eine Trauung. Da sollte ich pünktlich erscheinen.«

      »Das sagst du mir jetzt erst? Wie schade! Das ist kaum wieder gutzumachen«, war er zutiefst betrübt und schickte seine Hände auf sinnliche Wanderschaft, bis Heike endlich ihre Schlüssel gefunden hatte.

      »He, das ist nicht fair«, war sie es nun, die protestierte.

      »Kleine Entschädigung für entgangene Duschfreuden«, grinste er sie frech an, »aber wie gesagt: nicht wieder gutzumachen.«

      Sie verließen Hand-in-Hand die Wohnung. Unten auf der Straße küsste Heike ihn ungewöhnlich innig. »Mir fällt da heute Abend sicher was ein«, stellte sie Horst zum Abschied vielversprechend in Aussicht.

      »Ich eile«, entgegnete er nur knapp. Lächelnd wandte Heike sich Richtung Rathaus und winkte ihm ein letztes Mal zu, bevor er hinter der nächsten Häuserecke verschwand.

      Kapitel 10

      Das Ehepaar Dunkerbeek hatte Lene Huscher und Thomas Sprengel vorgeschlagen, im Restaurant des Hotels zu essen. Gerne hatten die beiden zugestimmt. Das Essen, sogenannte »Fusion-Küche«, war sehr gut, wenn man das mochte. Dazu hatten sie einen Tisch reservieren können, der einen freien Blick auf die Bucht und den inzwischen aufgezogenen Sternenhimmel gewährte. Es dauerte natürlich nicht lange, bis die beiden Paare auf das allgegenwärtige Gesprächsthema der letzten Tage zu sprechen kamen.

      »Wissen Sie eigentlich inzwischen, wem Sie das Leben gerettet haben?«, erkundigte sich Frau Dunkerbeek, weil in der hiesigen Zeitung kein Name erwähnt worden war. Deshalb hätte sie allerdings nie an der Rezeption gefragt oder Unbeteiligte darauf angesprochen. Durchaus auch zum Bedauern von Thomas Sprengel und Lene Huscher waren sie dem Ehepaar Dunkerbeek immer nur kurz über den Weg gelaufen, seit sie sich kennengelernt hatten.

      »Magdalena Himmelreich«, antwortete Lene Huscher auf ihre Frage. »Und Sie werden es kaum glauben, die Familie lebt wie wir in Heidelberg – leider in Zukunft ohne Familienvater, der ja nur noch tot aus dem Wasser geborgen worden ist.«

      Bestürzung gepaart mit Überraschung breitete sich auf Philipp Dunkerbeeks Gesicht aus. »Sie meinen doch nicht etwa den Himmelreich?«

      Lene und Thomas warfen sich einen fragenden Blick zu, wodurch Herr Dunkerbeek begriff, dass er seine Frage präzisieren musste. »Volker Himmelreich ist ... war Professor in Heidelberg, wo er einen Lehrstuhl für Personalführung und Organisation innehatte. Er forschte in den letzten Jahren in einem noch wenig beachteten Bereich der Wirtschaftswissenschaften: mitfühlende Organisationen. Über sein kleines Consultingunternehmen hat er versucht, seine Erkenntnisse und Ideen in der Praxis zu verbreiten.«

      Das frisch verheiratete

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