Mitgefühl kann tödlich sein. Henning Marx

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Mitgefühl kann tödlich sein - Henning Marx

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hast?«, kam es genauso leise zurück.

      Das Frauen nicht einfach mit »ja« oder »nein« antworten konnten. Er schielte kurz zu Heiner und Lene, aber die beachteten ihn gar nicht. »Ich frage eher wegen Heiner«, klärte er sie auf.

      »Ach so«, flüsterte sie verschwörerisch zurück. »Ich passe schon auf, dass der sich nicht verrennt.«

      »Danke, ... aber hast du jetzt einen Mann?«, konnte er es nicht lassen.

      »Behältst du die Antwort für dich?«

      »Logisch.«

      »Nein, mein Guter.« Dann lachte sie auf und fragte auch Lene und Heiner, ob sie noch einen Amaretto oder Ähnliches wollten. Thomas und Lene lehnten dankend ab und ließen Heiner mit einem Grappa bei Bea im »Peppers« zurück.

      Sie gingen die Plöck herunter, weil es da um diese Zeit am ruhigsten war.

      »Was wolltest du vorhin von Bea?«, erkundigte sich Lene beiläufig.

      »Sag ich dir nur, wenn du mir verrätst, wie ich zu meinen Pommes gekommen bin«, hatte Thomas sich eine aus seiner Sicht vielversprechende Taktik zurechtgelegt.

      »Du willst deine eigene Frau erpressen?«, war Lene empört.

      »Ja.«

      »Dann behalte es halt für dich«, beschied sie ihm trocken und sprach kein Wort mehr, während sie in die Nadlerstraße abbogen. Auch nachdem sie die Friedrich-Ebert-Anlage überquert hatten, schien sie sich weiterhin einer Auskunft verweigern zu wollen.

      Folglich blieb ihm keine andere Wahl, als es mit einer Vorleistung zu versuchen: »Ich habe Bea gefragt, ob sie einen Mann hat«, erklärte er ihr, gerade als sie am Adenauerplatz an der Fußgängerampel waren.

      »Du hast was?« Lene konnte es nicht fassen und blieb mitten auf der Straße stehen. »Und?«

      Thomas nahm ihre Hand und zog sie auf die andere Seite, weil die Ampel eigentlich Rot zeigte. »Sie hat keinen Mann«, eröffnete er ihr. »Sie hat mir aber versichert, auf Heiner aufzupassen.«

      »Das hätte mich andernfalls auch schwer gewundert«, war sich Lene sicher.

      »Jetzt du!«, forderte er sie auf, bekam aber keine Antwort. Erst als sie die Gaisbergstraße bereits zur Hälfte bis nach Hause gelaufen waren, erlöste sie ihn doch noch. »Bea hat deine Miene gesehen und ich habe ihr zu verstehen gegeben, dass das eine gute Idee ist.«

      Verblüfft hakte Thomas nach: »Aber wie habt ihr das gemacht?«

      »Kein Kommentar. Das bleibt ein Frauengeheimnis«, gab sie sich sofort wieder zugeknöpft und nahm ersatzweise seine Hand.

      »Das war aber sehr fürsorglich«, freute er sich lieber an seiner Frau und drückte ihre Hand zärtlich.

      »So bin ich.«

      Kapitel 15

      Dicht an die Fassaden gedrängt zog ein Austräger einen mittelgroßen Handwagen langsam hinter sich her. Vor jedem Haus griff er unter die Plane, um von den dort vor dem Wetter geschützten, bedruckten Papierbögen zu nehmen. Wenn er Glück hatte, konnte er seine Nachrichten direkt in Postfächer am Gehsteig einwerfen. In diesem Teil der Bergstraße überwog das Pech für all diejenigen, die nicht das Privileg besaßen, dort zu wohnen. Insofern musste er erst bis zu den Hauseingängen laufen, wo sich deren Briefkästen befanden. Er war zwar gegen die Kälte und den Schneeregen vollständig vermummt, so dass man in der Dunkelheit selbst in der Straßenbeleuchtung nicht einmal sein Gesicht ausmachen konnte. Aber seine Finger steckten wider Erwarten nicht in Handschuhen, weil ihm sonst das Gefühl für die einzelnen Blätter abhanden gekommen wäre. Immer wieder blieb er stehen, um sich die Hände zu reiben oder sie warmzuhauchen.

      Es war noch deutlich vor sechs Uhr. Außer ihm war keine Menschenseele auf der Straße zu sehen. Erneut nahm er einen kleinen Stapel aus seinem Handkarren, als aus der Querstraße hinter ihm das Herannahen zweier Autos zu hören war, die kurz darauf von Norden her in die Bergstraße einbogen. Ohne sich nach den Wagen umzusehen, warf der Austräger seine Botschaften in die Postkästen einer hübschen alten Villa mit Arkaden am Eingang. Als er wieder zu seinem Wägelchen zurückkam, suchte er unter der Plane nach einem Gegenstand, den er nicht auf Anhieb zu finden schien. Er konnte dabei beobachten, wie die beiden Limousinen in die Auffahrt des Grundstücks Bergstraße 65 einbogen. Es handelte sich um ein zurückversetztes Gebäude mit einem zentralen Eingangsportal, das über zwei geschwungene Treppen von beiden Seiten zugänglich war. Davor zog sich die Auffahrt elliptisch von der nordwestlichen Ecke des Grundstücks bis zur südwestlichen, so dass ankommende Fahrzeuge nicht zurücksetzen mussten, um das Anwesen wieder zu verlassen.

      Der Austräger beobachtete, wie das größere der schwarzen Fahrzeuge bis zur vorderen Treppe vorfuhr, während das zweite auf Höhe des hinteren Aufgangs zum Stehen kam. Der größeren Limousine entstieg kurz darauf ein Mann in dunkelgrauem Anzug, der gemessenen Schrittes die Stufen nach oben nahm, um daraufhin an der Haustür zu klingeln. Kurze Zeit später trat ein distinguierter Herr in das Licht der Portalbeleuchtung, der einen dunklen Mantel, einen Hut sowie einen Aktenkoffer trug. Bevor die beiden das vor dem Regen schützende Vordach verließen, spannte der Fahrer einen Regenschirm auf, so dass er seinen Begleiter trockenen Fußes bis zu der Limousine geleiten konnte, wo er diesem die hintere Tür auf der linken Seite öffnete. Aus dem zweiten Fahrzeug war hingegen niemand ausgestiegen.

      Bis die beiden Pkw sich der Grundstücksausfahrt näherten, dort für einen Moment stoppten und in die Bergstraße Richtung Süden einbogen, hatte sich der stark vermummte Mann die nächsten drei Häuser auf der gegenüberliegenden Straßenseite vorgearbeitet. Der Austräger befand sich inzwischen in einem schlecht beleuchteten Teil der Straße, weil hier ein großer Baum die Straßenlaterne verdeckte und deren Licht weitgehend abschirmte. Aus der einmündenden Seitenstraße fiel an dieser Stelle ebenfalls nur ein schwacher Schimmer aus der parallel verlaufenden Brückenstraße.

      Der Vorstandsvorsitzende Brandner hatte sich bereits die Morgenzeitung vorgenommen, als sein Chauffeur direkt vor sich den Austräger zwischen den geparkten Autos auf die Straße treten sah und gezwungen wurde, abrupt zu bremsen.

      »Passen Sie doch auf, Weltke. Schlafen Sie noch?«, zog er sich umgehend den Ärger seines Chefs zu.

      »Entschuldigen Sie, Herr Brandner. Der Mann ist mir unmittelbar vor das Auto gelaufen«, versuchte der zu Unrecht Gescholtene sich zu rechtfertigen.

      »Ich weiß schon. Es sind immer die anderen. Das höre ich den ganzen Tag. Passen Sie gefälligst besser auf«, akzeptierte sein Insasse diese Erklärung nicht.

      Innerlich ärgerte er sich über diese Ungerechtigkeit, während er in stoischem Tonfall antwortete: »Selbstverständlich, Herr Brandner.«

      Der Austräger hatte mittlerweile die Straße mit seinem Bollerwagen überquert und dabei durchaus registriert, wie auf der Beifahrerseite des folgenden Pkw sofort nach der überraschenden Bremsung die Tür geöffnet worden und ein Mann neben den Wagen getreten war. Völlig gelassen entnahm die gebeugte Gestalt seinem Wägelchen einen weiteren Stapel mit Nachrichten, die er hier nun direkt am Gehweg in die Briefkastenschlitze einwerfen konnte.

      Gleichzeitig schaute er den beiden Limousinen hinterher, die am Ende der Bergstraße rechts abbogen und damit aus seinem Sichtfeld verschwanden. In aller Ruhe notierte er auf einem seiner Zettel: »5.45 Ankunft, 5.51 Treffpunkt. Fahrer, zwei

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