Mitgefühl kann tödlich sein. Henning Marx

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Mitgefühl kann tödlich sein - Henning Marx

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eher schüchtern. »Lene.«

      »Na, dann wäre das ja auch geklärt.«

      Thomas´ besorgte Miene entspannte sich sofort, als er sah, wie Lene an der Seite von Frau Dunkerbeek irgendwie gelöst wirkte. Zu gerne hätte er gewusst, was die beiden miteinander gesprochen hatten. Aber Lene würde es ihm später sicherlich noch erzählen.

      »Habe ich es nicht gesagt? Von wegen ein Glas, da steht eine ganze Pulle! Wer wäre ich auch, wenn ich meinen Mann nicht kennen würde«, schimpfte Viktoria Dunkerbeek beinahe.

      Ihr Mann schaute bereits schuldbewusst, als ihm dieses Mal Thomas Sprengel aus der Klemme zu helfen versuchte.

      »Das war meine Idee.« Er hob die Hände. »Ihr Mann wollte tatsächlich nur ein klitzekleines Gläschen bestellen.«

      »Sind Sie betrunken oder lügen Sie immer so gekonnt«, ließ sie sich jedoch nicht beirren. »Im Übrigen sind wir Frauen schon weiter, auch ohne Alkohol. Ich bin Viktoria. ... Lene, das ist Philipp. Freut mich Thomas«, wandte sie sich abschließend noch einmal diesem zu.

      Der hob etwas verdutzt das Glas. »Dann auf euer Wohl. Viktoria. Philipp.«

      Es folgte eine sehr heitere Fortsetzung ihres sehr späten Frühstücks. Das Hotelpersonal war so rücksichtsvoll, die Runde nicht zu stören, obwohl bereits alle anderen Tische für den Mittag hergerichtet wurden. Ungern mussten Lene und Thomas sich dann doch aufmachen, um den Rest ihrer Sachen zu packen. Ihre Abfahrt zum Flughafen stand endgültig kurz bevor. Bei der Verabschiedung sah Thomas mit Erstaunen, wie Lene Viktoria Dunkerbeek lange drückte und diese ihr die Wange tätschelte. »Wir sehen uns spätestens im Sommer, meine Liebe.«

      »Ganz sicher.«

      Kapitel 13

      Er stand hinter seinem Schreibtisch, dessen Glasplatte Dimensionen erreichte, die der Größe mancher Angestelltenbüros nahekam. In Händen hielt er ein Dokument, das ihm sein rundlicher Besucher mitgebracht hatte, der sichtlich unwohl in einem schicken Ledersessel eines Lounge-Ensembles mit Blick auf die Frankfurter Skyline saß.

      Zunächst zeigte der gut aussehende Büroinhaber keine Reaktion, als er die wenigen Blätter kurz überflog. Anschließend wedelte er damit in der Luft herum und kam rasch auf seinen Besucher zu. »Was soll das hier sein?«, fragte er mit unterdrücktem Ärger in der Stimme.

      Der Angesprochene schluckte. »Das ist die Zusammenfassung des Quartalsberichts, wie abgemacht.«

      »Das sehe ich selbst«, kommentierte sein Freund das Offensichtliche, »aber wo sind die anderen?«

      »Gibt es nicht.« Am liebsten wäre er in seinem Sessel versunken oder einfach abgehauen. Er spürte, wie sein Gegenüber ihn musterte und zu verstehen versuchte, welche Rolle er in diesem Moment spielte.

      »Wieso nicht?«, kam es nach einer Weile knapp. »Ich habe geliefert.«

      »Die sagen, dass sie nie mit einer solchen Maßnahme gerechnet hätten. Daher bestünde keine Vereinbarung«, quetschte er mühsam heraus.

      »Habt ihr sie nicht mehr alle?«, wurde er aus nächster Nähe angeblafft. »Ich habe mich da reingehängt, hatte Ausgaben ... Letztlich habe ich euch einen riesigen Gefallen getan.« Der maßlos erzürnte Büroinhaber wandte sich von seinem Besucher ab und starrte aus dem Fenster.

      Der Andere begann in seinem Ledersessel spürbar zu schwitzen und registrierte aus den Augenwinkeln, wie die Sekretärin unauffällig die gepolsterte Tür zu ihrem Vorzimmer schloss. Irgendwie fühlte er sich endgültig so, als wäre er mit einer Raubkatze in einem Käfig eingesperrt. Hilflos versuchte er den Verärgerten zu besänftigen. »Deshalb habe ich dir ja auch meine Unterlagen mitgebracht.«

      »Was soll ich auf Dauer damit!«, wurde die Skyline aufgeklärt, »du weißt genau, dass ich mehrere brauche, wenn es sich lohnen soll, und damit das im Laufe der Zeit nicht auffällt.« Nur Augenblicke später drehte sich der gereizte Anleger um und ließ sich ebenfalls in einen seiner exklusiven Sessel fallen. Irgendwie erschöpft rieb er sich das Gesicht, um besser nachdenken zu können.

      »I need a hero. I´m holding out for a hero ´til the end of the ...«, wurde er von seinem Telefon unterbrochen. Blitzschnell war er aufgesprungen, hatte das Smartphone von seinem Schreibtisch genommen, die Nummer gesehen und ohne Zögern den Anrufer angebrüllt: »Habe ich nicht ausdrücklich gesagt, ich möchte in der nächsten Stunde auf keinen Fall gestört werden! Bin ich heute nur von Deppen umgeben!« Er unterbrach die Verbindung, ließ sich wieder in den Sessel fallen und warf das Telefon verärgert auf die neben ihm befindliche Couch.

      »Was ist denn mit dir los?«, wunderte sich sein Besucher, der inzwischen begriffen hatte, an diesem Tag nicht der einzige Überbringer schlechter Nachrichten gewesen zu sein, und der hoffte, mit dem Themenwechsel den Zorn seines Freundes in andere Bahnen kanalisieren zu können.

      Der sah ihn innerlich schäumend an. »Venezuela ist pleite«, antwortete er ohne weitere Erklärung mit nachdenklicher Miene.

      »Und weiter?«

      »Und weiter? Willst du mich auf den Arm nehmen?«, lachte der Gequälte sarkastisch. »Mein Hedgefonds ist dort sehr stark investiert. Das werden meine Anleger wahnsinnig zu schätzen wissen.«

      »Wo wird der Schnitt liegen?«

      »So wie die informelle Nachrichtenlage aussieht, reden wir von einer Größenordnung zwischen siebzig und neunzig Prozent.«

      »Das ist viel«, pflichtete ihm der Rundliche bei. »Warum dermaßen hoch?«

      Sein angeschlagener Freund schnaufte verächtlich. »Die meisten Gläubiger sind der Ansicht, das Land könne nur wenig dafür. Absoluter Quatsch. Demnächst werden das dann alle für sich reklamieren, die sich übernommen haben: Oh, ich konnte ja nichts dafür, dass ich meinen Job verloren habe. Obwohl der seinen Kredit für das neue, zu große Auto erst aufgenommen hat, als bereits der Insolvenzverwalter bei seinem Arbeitgeber vor der Tür stand«, wurde er zynisch.

      »Warum hast du das Geld nicht vorher abgezogen?«

      »Weil ich nicht damit gerechnet habe, dass China so schnell so viel weniger Öl braucht, die Saudis weiterhin den Markt fluten, um das Fracking in den USA unrentabel zu machen, die aber von einem überraschenden Technologiesprung profitieren und ... Erspar mir das Weitere. Der Ölpreis ist dermaßen schnell unter zwanzig Dollar gerauscht, da wäre nichts mehr zu verkaufen gewesen, weil jeder inzwischen wusste, wie es um die Staatseinnahmen Venezuelas stand.«

      »Nicht unbedingt dein Tag«, musste der Rundliche nach dieser Schilderung zugeben. Für einen Moment gab er sich der Hoffnung hin, sein eigenes Anliegen abgebogen zu haben.

      »Besser hätte ich das nicht formulieren können. Nun aber zu unserer Angelegenheit zurück«, bekam sein Gegenüber eine granitharte Miene. »Ich hätte gerne einen Namen deiner werten Herren.«

      »Wofür?«, schwante ihm nichts Gutes.

      »Das muss dich nicht interessieren. Aber so geht niemand mit mir um«, beschied ihm sein Freund trocken.

      »Das kann ich nicht machen.«

      Der Andere schaute ihn lange prüfend an. Er hielt dem Blick nur wenige Sekunden stand und musste wegschauen. Es wurde immer noch schlimmer,

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