Das Blut des Wolfes. Michael Schenk

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Das Blut des Wolfes - Michael Schenk

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was?“

      „Der Kermeter ist ein Höhenzug“, erklärte er. „Ziemlich steile Berge und ziemlich groß. Ich habe mal irgendwo gelesen, dass er hauptsächlich von Wald bedeckt ist. Von Wolfgarten aus soll man eine tolle Aussicht haben.“

      „Wie soll man denn bei den vielen Bäumen was sehen?“

      „Wolfgarten liegt ziemlich oben auf dem Berg, Schatz. Und da gibt es einen alten Feuerwachtturm, der für seine Aussicht berühmt ist.“

      „Ich dachte, du wolltest unbedingt in den Park? Fahr langsamer.“ Lydia hielt sich am Handgriff fest. „Ich mag es nicht, wenn du so rast.“

      „Hier kommt doch eh keiner“, seufzte er und sah ihren ängstlichen Blick. „Schön, ich fahre langsamer. Zufrieden?“

      „Wir hätten auch in den Zoo oder einen Tierpark fahren können. Oder zur Urfttalsperre.“ Lydia öffnete ihre Handtasche und begann darin zu suchen. „Das wäre weniger umständlich gewesen und wir müssten nicht durch so eine gottverlassene Gegend fahren.“

      „Das ist nicht dasselbe.“ Er warf ihr einen ärgerlichen Blick zu. „Im Naturpark leben die Tiere ungestört und ganz natürlich.“

      „Das tun sie im Zoo auch.“ Sie zog einen Handspiegel hervor und prüfte den Sitz ihrer Frisur. „Die haben sich ja längst an die Besucher gewöhnt, nicht?“

      „Das ist trotzdem nicht dasselbe.“ Er legte die Hände etwas fester um das Lenkrad und atmete einige Male tief durch. Er musste auf seinen Blutdruck achten. Der war wieder Mal viel zu hoch. Kein Wunder, bei der ewigen Nörgelei von Lydia.

      Sie fuhren an einem Schild vorbei, das auf ein Forsthaus hinwies. Automatisch verlangsamte er die Fahrt und schaltete herunter. „Muss gleich kommen“, murmelte er.

      „Wirklich, wir hätten so schön in Gemünd spazieren können.“

      „Wir sind ja schon da.“ Gelegentlich nervte ihn seine Lydia doch beachtlich. Aber es war besser, mit Bedacht darauf zu reagieren, sonst bekam sie wieder ihre Migräne und dann war sie tagelang ungenießbar. Ebenso, wie das Essen, dass sie ihm dann vorsetzte. „Hier, halblinks. Das ist das Merrchen.“

      Wolfgarten lag Links der Landstraße und es gab zwei Straßen und einen ausgebauten Weg, über die man das Dorf erreichen konnte. Da Klaus und Lydia über Gemünd gefahren waren, fuhren sie nun über die Straße am südlichen Ortsrand, „Am Merrchen“. Ein Stück weiter hätten sie die Kermeterstraße nutzen können, doch Klaus hatte dies mit Bedacht vermieden. Dort lag die bekannte Kermeter Schänke und Lydia hätte sicherlich erneut Hunger und Durst verspürt. Klaus hatte jedoch nicht vor, die besten Stunden des Tages am Tisch zu verbringen.

      Zunächst führte auch die Straße „Am Merrchen“ zwischen dicht stehenden Bäumen hindurch, bis diese zunächst auf der Linken und dann auch der Rechten Seite wichen und den Blick auf den Ort freigaben.

      „Da, da vorne, das muss Wolfgarten sein!“ Sie deutete durch die Frontscheibe.

      „Ich sehe es“, brummte er. „Bin ja nicht blind, oder? Achte Mal lieber darauf, ob du irgendwo ein Hinweisschild zur Rangerstation findest.“

      „Dafür hast du ja wohl dein Navi“, erwiderte sie schnippisch.

      Er sah auf den Schirm des Navigationsgerätes und runzelte die Stirn. „Das Ding tut es nicht.“

      „Ich habe dir ja gleich gesagt, du sollst nicht so ein Billigding holen.“

      „Scheint das GPS zu sein“, murmelte er und versuchte, die Fahrbahn im Auge zu behalten und zugleich die Funktion des Navigationsgerätes zu überprüfen. „Probier mal dein Handy aus.“

      „Und wen soll ich anrufen?“

      „Ist doch Scheißegal“, zischte er erregt. „Meinetwegen ruf den Pizzaservice. Ich will nur wissen, ob du Empfang hast.“

      Sie zog ihr Mobiltelefon aus der Handtasche und nickte. „Ja, habe ich.“

      „Komisch.“ Er seufzte. „Na, wenigstens sind wir in Wolfgarten. Den Ranger zu finden, kann ja nicht so schwierig sein.“

      Wolfgarten war eines jener malerischen Dörfer, wie sie häufig in der Eifel zu finden waren. Mit rund zweihundert Einwohnern war es eine relativ kleine Siedlung, die aus Fachwerkhäusern und Neubauten bestand. Der Ort lag, malerisch von Wäldern umgeben, auf der Kermeter Höhe und seine Lage galt nicht umsonst als einmalig, befand er sich doch inmitten des Naturparks. Alles wirkte idyllisch, denn zwischen den Häusern gab es Abstand für Gärten und immer wieder waren kleine oder größere Gruppen von Bäumen zu sehen.

      „Gott, ist das Nest winzig“, stellte Lydia fest. „und es sind gar keine Leute zu sehen.“

      „Wir wollen hier ja nicht shoppen gehen.“ Er konzentrierte sich darauf, ob er ein Hinweisschild auf die Rangerstation fand. „Außerdem sind die Leute jetzt sicher zur Arbeit. Ist doch mitten in der Woche“, brummte er.

      „Hier werden die sicher keine Arbeit finden“, meinte Lydia. „Hier gibt es bestimmt nicht einmal einen Laden.“

      Links von ihnen erhob sich ein hoher Turm über die Bäume am Ortsrand. Es war der alte Feuerwachtturm der als Eifelblick diente. Klaus war froh, dass Lydia ihn nicht bemerkte. Sie liebte Aussichtstürme und er hatte keine Lust, die vierundneunzig Stufen zur überdachten Plattform zu ersteigen. Er hatte seine Digitalkamera nicht dabei, um die schöne Landschaft zu fotografieren, sondern wollte ein paar der Tiere aufnehmen.

      „Verdammtes Navi“, knurrte er. „Ausgerechnet jetzt versagt das Mistding. Na ja, wir werden uns wohl kaum verfahren können. Ich glaube, wir müssen zum anderen Ende von dem Dorf.“

      Eigentlich konnte man sich wirklich nicht verfahren. Am Ende der Straße bog er nach Rechts in die Straße „Zum Stich“ und erreichte kurz darauf die Straße „Wolfgarten“. Hauptstraße und Dorf trugen den gleichen Namen und die Straße teilte den Ort mit ihrer angedeuteten S-Form.

      „Wir müssen Links“, entschied er.

      „Woher willst du das wissen?“

      „Rechts kommen wir wieder zur Landstraße“, erwiderte er lakonisch. „Da kommen wir ja her.“

      Ein kurzes Stück die Straße entlang, sah Klaus die richtige Abzweigung. „Ziegenbendges Weg. Hier müssen wir Rechts rein.“

      „Schau mal, die haben sogar eine Polizeiwache“, stellte Lydia fest. „Und das in diesem kleinen Kaff.“

      „Die haben hier sogar eine Feuerwehr.“

      „Ach, wirklich?“

      „Wir sind eben fast dran vorbei gefahren. Von der Kreuzung aus, da konnte man sie sehen.“

      „Oh.“ Sie lehnte sich in die Polster zurück. „Na, jedenfalls sind wir jetzt da.“

      Nach der Abzweigung zur Rangerstation passierten sie einige Häuser und einen Bauernhof. Rechts und Links lagen kleine Weideflächen, auf denen ein paar Kühe grasten und wenige Hundert Meter voraus begann schon wieder der dichte Wald. Unmittelbar davor lagen ein Parkplatz und das von Klaus ersehnte Ziel.

      Die

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