Das Blut des Wolfes. Michael Schenk
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„Weiß ich“, meinte Klaus ungeduldig. „Ist nicht mein erster Naturpark. Auf den Wegen bleiben, nicht rauchen und kein offenes Feuer, keine Abfälle und so weiter und so weiter.“
„Und keine Musik oder lautes Geschrei“, fügte Turner auflachend hinzu. „Der Besuch des Parks ist natürlich kostenfrei. Das gilt auch für die Wegekarte. Falls Sie Interesse an Souvenirs, Informationsschriften oder Erfrischungen haben, erhalten Sie die im Laden von Frau Honnig.“ Der Ranger deutete zum Kiosk. „Gehen sie einfach hinüber und klopfen sie an die Tür. Nun, dann also einen schönen Aufenthalt. Falls etwas sein sollte, so können sie die Rangerstation über die 113 erreichen. Sie haben ein Mobiltelefon dabei?“
„Ein Handy? Klar, haben wir.“
„Handy, sicher.“ Turner zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Ich kann mich mit diesem deutschen Begriff noch immer nicht richtig anfreunden.“ Er hob grüßend die Hand und ging ins Gebäude zurück.
Klaus Proschke vergewisserte sich, dass er Reserveakku und zusätzliche Chipkarte für seine Digitalkamera eingesteckt hatte. „Schön, machen wir uns auf den Weg.“ Er deutete vor sich. „Da, den Weg. Der führt am Zaun und diesem Böttenbach entlang.“
Ab der Rangerstation war der Ziegenbendges Weg kaum mehr als ein Feldweg. Rechts und links seiner Mitte hatten die Reifen von Fahrzeugen Spuren hinterlassen, die jedoch nicht besonders tief waren.
„Wir hätten auch mit dem Auto fahren können“, meinte Lydia prompt.
„Die fahren hier mit Forstfahrzeugen herum“, entgegnete Klaus. „Als Besucher geht man in einem Naturpark zu Fuß. Du fährst beim Einkaufsbummel doch auch nicht mit dem Auto durchs Geschäft, oder?“
Lydia sah ihn missbilligend an und fächelte sich frische Luft zu.
Der Weg führte in eine urwüchsige und unberührte Landschaft hinein. Wildblumen und Gräser wucherten am Wegesrand, während zwischen den Bäumen dichte Farnbüschel wuchsen. Lydia verzog das Gesicht, als ein dicker Käfer vor ihr über den Weg kroch und wurde dann vom Anblick eines Eichhörnchens wieder versöhnt. Manchmal wichen die Bäume etliche Meter zurück, an anderen Stellen führte der Pfad unter ihren schützenden Zweigen hindurch. Kleintiere und Insekten huschten und summten umher. Ab und zu war das Knacken eines zerbrechenden Zweiges zu hören.
„Ich hoffe, wir sehen etwas Interessantes.“ Klaus fingerte an seiner Kamera. „Nicht, dass wir den ganzen Weg umsonst gemacht haben.“
Irgendwo war ein Specht zu hören und Lydia zuckte zusammen. „Ich hoffe, wir begegnen keinem Wildschwein. Die sollen gefährlich sein.“
„Du hast ja gehört, die sind woanders.“
„Aber dieses Knacken hört sich an, als würde uns jemand verfolgen.“
„Ist wahrscheinlich ein Hirsch oder ein Reh“, erwiderte er. „Außerdem ist der Wald hier ziemlich unberührt. Manchmal brechen alte Bäume auseinander.“
Der Weg führte sie am Zaun zum abgesperrten Bereich entlang. Klaus betrachtete das Metallgeflecht mit Unbehagen. „Ist ziemlich neu“, brummte er. „Den haben die erst vor Kurzem aufgestellt.“
„Ist ja alles neu hier. Bestimmt wegen der Luchse.“ Lydia schauderte zusammen. „Die sollen gefährlich sein.“
„Für dich ist ja jedes Tier gefährlich, dass du nicht als Kleidungsstück erwerben kannst.“
„Was soll das denn heißen?“
„Du findest ja jedes Tier gefährlich, dass nicht als Kragen um deinen Hals hängt.“
„Also, hör mal…“
„Ach, schon gut. Lass uns weitergehen.“
Die Vielzahl der Pflanzen und Tiere war tatsächlich überraschend und doch interessierten sie Klaus nur wenig. Die von Ranger Turner erwähnten Luchse fand er da schon weitaus spektakulärer. Die Wildkatzen zu fotografieren würde sich wirklich lohnen. Allerdings hatte er schon gehört, dass die Tiere sehr scheu und eher nachtaktiv waren. Keine guten Aussichten, sie auf den Chip zu bannen. Trotzdem war es ein reizvoller Gedanke.
Klaus schätzte, dass sie inzwischen zwei Kilometer zurückgelegt hatten, als Lydia ihn plötzlich anstieß. „Du, da vorne liegt was.“
„Hm? Wo?“
„Na, da vorne, wo die ganzen Fliegen sind.“ Sie deutete aufgeregt vor sich. „Da, Rechts.“
Sie waren beide neugierig und näherten sich der Stelle.
„Ich glaube, das ist ein Hund“, meinte Lydia und verzog angewidert das Gesicht. „Aber man kann nicht mehr viel erkennen.“
Klaus ging in die Hocke. Auf der anderen Seite des Zauns lag ein kleiner Kadaver, den er nicht richtig zuordnen konnte.
„Fass das Vieh bloß nicht an“, warnte Lydia. „Nachher hat es was Ansteckendes.“
„Der Ranger hat nichts von Tollwut gesagt.“ Klaus nahm einen kleinen Ast vom Boden auf. Das tote Tier lag dicht am Zaun. „Aber keine Sorge, ich gebe Acht.“
Er stocherte an dem Kadaver. „Der kann noch nicht lange hier liegen. Sieht nach einem Hund aus. Frage mich, wie der auf die andere Seite rüber gekommen ist.“
„Lass uns hier verschwinden, das sieht eklig aus.“
„Könnte auch ein Wolf gewesen sein“, vermutete Klaus.
„Ein Wolf? Gott, der arme. Das sind doch diese süßen Hunde mit den schönen blauen Augen.“
„Du meinst Huskies“, korrigierte er. Er stocherte erneut. „Dem ist der Kopf abgerissen worden. Das sollten wir dem Ranger melden.“
Irgendwo war ein lautes Knacken zu hören.
„Komm, Klaus, lass uns jetzt wirklich hier verschwinden“, sagte Lydia. „Das ist mir jetzt echt zu unheimlich.“
Er kannte diesen Blick an ihr und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Wir sind gerade Mal angekommen.“
„Wir müssen wieder bis nach Köln.“
„Na schön“, lenkte er widerwillig ein. „Heute Abend ist ohnehin die Übertragung von dem Länderspiel.“
„Du und dein Fußball.“
„Na und?“ Er richtete sich auf und warf den Ast von sich. „Dafür siehst du dir diese hirntoten Talkshows an.“
„Klaus?“
„Was ist denn?“
„Da war was.“ Sie deutete in den Wald hinein und ihre Hand zitterte leicht. „Was großes.“
Er stieß ein leises Schnauben aus. „Jetzt lass dich von dem Kadaver hier nicht verrückt machen. Ist ganz normal, dass gelegentlich ein Tier stirbt oder gerissen wird.“
„Trotzdem habe ich da was gesehen.“ Sie biss sich auf die Unterlippe und sah