Taubenjahre. Franziska C. Dahmen

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Taubenjahre - Franziska C. Dahmen

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kommen konnten.«

      »Früh? Bin ich etwa zu früh?«

      Rafael lachte laut auf und entblößte dabei sein strahlend weißes Gebiss, während er mit den Schultern zuckte.

      »Ja, wann fangen bei ihnen denn die … ich meine, wann, um wie viel Uhr fängt denn ein Fest bei ihnen an?«

      Rafael schmunzelte noch immer. »Eine feste Uhrzeit gibt es in dem Sinne nicht. Aber es wird schon etwas später sein. So ab Mitternacht …« Ein spitzbübisches Grinsen breitete sich in seinem Gesicht aus

      »Mitternacht?«, stieß Hanna fassungslos aus.

      Rafaels Grinsen wurde noch breiter.

      »Rafael«, mischte sich mit einem Mal der Mann mit dem Walroßbart ein, »veräpple das Fräulein nicht!«

      »Wie kommst du darauf? Ich würde es nie wagen …!«, Rafael lachte laut auf. »Entschuldigen sie Fräulein Schubek, die Gelegenheit sie auf den Arm zu nehmen, konnte ich mir einfach nicht entgehen lassen … Aber Spaß beiseite! Ohne unsere Frauen können wir kein Fest anfangen. So einfach ist das.« Rafael breitete wie zur Entschuldigung die Hände aus.

      Misstrauisch schaute sie ihn an. »Aber diese Mami … und die eine, die sie eben geholt hat …?«

      »Notbesetzung!«

      »Notbesetzung?« Hanna verstand nichts mehr.

      »Was mein Sohn ihnen damit sagen will«, mischte sich dieses Mal Rafaels Vater ein, »ist, dass unsere Frauen erst vom Markt zurückkehren müssen. Celia und Paruli passen auf die Kinder auf. Auf die Großen«, dabei zeigte er grinsend auf sich selbst, »und auf die Kleinen.« Ein lautes, volltönendes, donnerndes Lachen begleitete seine letzten Worte.

      »Tut mir Leid, ich wusste nicht …«, hilflos lächelnd blickte sie Vater und Sohn an.

      »Woher auch!«

      Musik und zwei Geschichten

      Es war stockdunkel als eine fröhlich schnatternde Frauengruppe in das Lager zurückkehrte und es mit neuem Leben erfüllte. Die Kinder, von denen Hanna angenommen hatte, dass sie längst schlafen würden, stürmten aus den Wagen und stürzten sich mit lautem Tohuwabohu auf die Heimkehrerinnen, die sie herzlich umarmten und küssten. Als dann die Hunde sämtliche Bewohner des Lagers bellend umsprangen, schien das Chaos komplett zu sein.

      Was für ein Empfang!, dachte Hanna bei sich. Niemand in ihrer Familie oder in ihrer Nachbarschaft wäre auf den Gedanken gekommen, jemanden bei seiner Heimkehr so freudig zu empfangen. Da sie nicht Karl hieß, wurde sie zu Hause eh geflissentlich ignoriert. Allenfalls ein auf Abend reduzierter, kühler Gruß kam hin und wieder vor. Mit mehr war nicht zu rechnen.

      Neidisch beobachtete Hanna, wie ein Mädchen von vier Jahren in den Rocktaschen seiner Mutter nach Süßigkeiten wühlte und sich mit glänzenden Augen ein Bonbon in den Mund steckte, während ihre Mutter ihr liebevoll übers Haar strich.

      »Meine Familie!«, meinte Rafael mit weit ausgebreiteten Armen lachend. »Kommen sie. Ich werde sie meiner Mutter vorstellen.«

      Schüchtern folgte Hanna Rafael, der auf eine hochgewachsene Frau zusteuerte, die lautstark im Begriff war, den schwarzschnäuzigen Köter zu vertreiben, der ihr wild wedelnd und winselnd um die Beine strich.

      Wenigstens noch jemand, der diesen Köter nicht ausstehen kann!, dachte Hanna.

      »Dej, darf ich dir Fräulein Hanna Schubek vorstellen? – Hanna meine Mutter Rupa Zlobek.«

      Ein neugieriger, wenn auch etwas distanzierter Blick traf Hanna. Rupa Zlobek mochte an die vierzig sein. Dichtes, dunkelbraunes Haar, das von ersten grauen Strähnen durchzogen wurde, umschmeichelte ein klar geschnittenes Gesicht. Ein feiner Linienkranz, der sich um ihre blauen Augen gebildet hatte, verriet, dass sie gerne und oft lachte. Jetzt allerdings blickte sie Hanna ernst, fast zurückhaltend an.

      »Freut mich, sie kennenzulernen Frau Zlobek.«, sagte Hanna mit einer etwas wackligen Stimme, die ihre Unsicherheit verriet.

      Rafaels Mutter nickte verhalten, während ein kleines Mädchen angelaufen kam, um sich an ihren knöchellangen Rock zu schmiegen. Neugierig starrte sie Hanna aus großen, runden Augen an.

      »Fräulein Schubek.« Ein kurzer Händedruck mehr nicht.

      Hanna spürte, wie die anderen Frauen sie unter halb gesenkten Augenlidern misstrauisch beäugten.

      »Ich habe sie zu unserm Fest eingeladen.«, meinte Rafael laut und schaute dabei seiner Mutter geradewegs in die Augen.

      »Ich sehe es!«, kam es trocken zurück.

      »Falls ich ihnen ungelegen komme, kann ich wieder nach Hause gehen. Bitte …, ich möchte ihnen keinerlei Umstände oder gar Unannehmlichkeiten bereiten.« Hanna war froh, dass sie endlich ausgesprochen hatte, was sie fühlte.

      Ein erstes Lächeln huschte über das Gesicht von Rafaels Mutter. Aber noch ehe sie etwas erwidern konnte, warf Rafael sich für sie in die Bresche und protestierte lautstark: »Bitte Fräulein Schubek, bleiben sie. Es war mein Fehler. Ich hätte ihnen von Anfang an sagen sollen, dass unsere Feste erst spät beginnen. Können sie mir noch einmal verzeihen?«, dabei bedachte er sie mit einem Blick, der einen Stein zum schmelzen gebracht hätte. »Kommen sie, geben sie ihrem Herzen einen Ruck und bleiben sie ... Ich verspreche ihnen, ich werde meinen Fehler wieder gut machen, ja? Sie werden es nicht bereuen.«

      Trotz hochgezogener Augenbraue mütterlicherseits sowie trotz des spürbar leisen Getuschels von Seiten der anderen Frauen, die sich darum bemühten, nicht ein einziges Wort ihres Gesprächs zu verpassen, schmolz Hanna bei Rafaels Anblick dahin.

      »Na, gut!« gab Hanna mit einem gepressten Lachen von sich. »Ich bleibe!«

      »Wunderbar!« Rafael strahlte sie an und Hanna merkte, wie ihre Knie anfingen zu zittern. »Kommen sie, ich zeige ihnen wie es Fusco geht!«, und schon riss Rafael sie mit sich fort.

      *

      Hanna war satt und zufrieden und genoss die Wärme des Lagerfeuers in vollen Zügen. Nur mit einem Ohr lauschte sie der Musik. Ein Mann begleitete ein junges Mädchen auf seiner Geige. Mit halb geschlossenen Augen summte sie die Melodie mit, während ihre Gedanken unwillkürlich den bisherigen Abend Revue passieren ließen.

      Es hatte einige Zeit gedauert, bis die Frauen aus ihrer Reserviertheit aufgetaut waren. Aber nachdem Rafael sie stur jedem einzelnen Clanmitglied meinte vorstellen zu müssen, war die anfängliche Skepsis verschwunden. Insbesondere Rafaels Großvater erwies sich als Charmeur. Der alte Zausel umgarnte sie derart mit blumigen Komplimenten, dass sie sich wie eine Prinzessin aus Tausendundeinenacht vorkam.

      »Meine kleine duftende Rose, sie müssen noch eine Tasse türkischen Mocca trinken. Er ist so schwarz wie die Nacht und so süß wie die Liebe. Kennen sie eigentlich die Geschichte vom Nachtigallenmädchen und den 41 Räubern? – Sie wird ihnen gefallen, insbesondere da mich ihre Stimme an sie erinnert. Sie haben ein wunderbares Timbre in ihrer Stimme meine kleine duftende Rose.«

      Erstaunt bemerkte Hanna, wie Rafael bei den Worten seines Großvaters nach Luft schnappte. »Ich würde eher sagen, dass Hanna

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