Geheimnis der blauen Kugel. Ekkehard Wolf

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Geheimnis der blauen Kugel - Ekkehard Wolf

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regelmäßig befahren wurde, als Wetterschutz für die Passagiere gedient haben dürfte.

      „Da!“, flüsterte Kirsten Thorsten ins Ohr.

      Der sah sie erst fragend an, dann folgte er dem halb ausgestreckten Arm des Mädchens und stellte fest, dass der Mann mit der Halbglatze am Gleis stand und darauf wartete einsteigen zu können. Kurz darauf hatte er sich auf die Bank hinter ihnen gesetzt. Aber wo war der Kapuzenmann?

      Die weitere Fahrt führte erst an einem Wäldchen vorbei und danach an Schrebergärten. An der nächsten Haltestelle war es Thorsten, der die erlösende Entdeckung machte. Der Kapuzenmann war zugestiegen und setzte sich zu einer Familie, die ihre Sachen daraufhin etwas wegzog.

      „Das ist ja selbstverständlich. Bei einem so ordinären Mann der nie seine Kapuze abnimmt, würde doch jeder seine Sachen wegziehen“, murmelte Kirsten mit leiser Stimme vor sich hin. Das hinderte sie aber nicht daran, ihre Aufgabe im Auge zu behalten.

      „Wir müssen jetzt aufpassen, was die Beiden anstellen. Ich gehe jetzt zu dem mit der Brille und mache mein Interview. Ihr behaltet den Menschen mit der Kapuze im Auge.“ Möglichst unauffällig erhob sich das Mädchen von ihrem Platz und begab sich in den Nachbarwaggon.

      „Guten Tag,“ leitete Kirsten ihre Ansprache ein, „bitte entschuldigen Sie die Störung. Aber darf ich Sie mal was fragen? Ich bin von der Schülerzeitung und mache eine Umfrage unter Brillenträgern.“

      Der Mann mit der Halbglatze sah sie verdutzt an, räusperte sich verlegen und nahm dann seine Brille ab.

      „Tut mir leid, junge Dame, ich fürchte, da kann ich dir nicht behilflich sein. Weißt du, ich bin in Wirklichkeit gar kein Brillenträger. Ich setze das Ding eigentlich nur zum Spaß auf.“

      Kirsten ließ sich davon nicht beirren und antwortete frech: „Das sollten Sie aber unterlassen; denn wenn Sie das noch lange machen, könnte es durchaus sein, dass Sie wirklich bald eine Brille benötigen. Außerdem ist das auch gut. Stellen Sie sich vor: Ein ausführlicher Bericht darüber, weshalb Sie das tun. Also fangen wir an. Ihr Name bitte.“ „Andreas Höfke.“

      „Gut. Alter? Beruf?“

      Der Mann ist nicht nur kriminell, sondern auch noch geschwätzig“, machte sich Kirsten klar als er anfing zu erzählen, dass er 47 Jahre alt und seit 2 Jahre arbeitslos gewesen sei, bevor er vor wenigen Monaten eine neue Arbeit im Überseemuseum bekommen habe und, und, und. Der Mann erzählte bereitwillig seine Lebensgeschichte und Kirsten hatte das Gefühl, er schien geradezu froh darüber zu sein, dass sich jemand für ihn interessierte. Bereits im nächsten Augenblick sah jedoch alles ganz anders aus.

      Kirsten notierte sich alles sorgfältig in ihrem Block, bedankte sich höflich und hatte ganz plötzlich irgendwie Mitleid mit dem Mann. Der sollte ein Verbrecher sein? War es möglich, dass sich Alfreds Mutter geirrt hatte? Oder verstellte sich dieser Herr Höfke nur besonders geschickt? Die junge Reporterin versuchte sich Klarheit zu verschaffen, indem sie den Mann direkt danach fragte, ob er kürzlich in seinem Museum eine blaue Kugel gesehen habe.

      „Warum willst du das denn wissen?“

      Urplötzlich war die Redseligkeit ihres Gesprächspartners umgeschlagen in unverhohlenes Misstrauen. Kirsten suchte krampfhaft nach einer plausiblen Erklärung für ihre tatsächlich etwas überraschende Frage, wurde statt dessen aber erst einmal puterrot im Gesicht.

      „Ich habe im Unterricht erfahren, dass dort eine blaue Kugel gestohlen worden sein soll und unser Lehrer hat gesagt, dass wir uns danach erkundigen sollen, wenn wir jemanden kennen, der dort arbeitet,“ log das Mädchen und bekam einen noch röteren Kopf, als ihr klar wurde, wie sehr sie bei diesem Satz gestottert hatte.

      Der Mann bemerkte ihre Unsicherheit und war mit einem Mal wie ausgewechselt. Jetzt hatte er nichts mehr von dem leutseligen, armen Menschen, als der er Kirsten vor wenigen Augenblicken noch erschienen war. Er sah das Mädchen mit durchdringendem Blick an.

      „Wie war das noch gleich? Von welcher Schule kommst du? Was hast du gesagt?“

      Kirsten beeilte sich, dem Mann die gewünschten Auskünfte zu geben.

      „So, so und da denkst du, du musst hier die kleine Nervensäge rauskehren, nur weil dein Lehrer das gesagt hat?“

      Kirsten blickte erstaunt auf die Person, die diese wenig freundlichen Worte an sie gerichtet hatte. Es war der Kapuzenmensch, der sich neben ihr aufgebaut hatte. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass er in das Abteil gekommen war.

      „Ich wollte ja nur, also ich...“

      Sie kam nicht mehr dazu, den Satz zu Ende zu bringen, da sich direkt neben ihr ein Mobiltelephon mit einer sehr lauten Melodie bemerkbar machte. Das Gerät gehörte dem Kapuzenmann. Er klappte das Handy auf, meldete sich mit „hallo“, lauschte auf das, was der Anrufer sagte, blickte dann erstaunt erst das Mädchen und anschließend den Mann an, der sich Andreas Höfke genannt hatte, wandte sich gleich darauf ab, verließ das Abteil und stellte sich auf die kleine Plattform davor.

      Kirsten konnte sehen, dass der Mann sich angeregt unterhielt. Noch zwei Mal sah er mit erstauntem Ausdruck in den Augen zurück. Kirsten konnte nicht unterscheiden, ob die Blicke ihr oder Herrn Höfke galten.

      Der hatte sich vorgebeugt und versuchte offenkundig aus der Gestik seines Bekannten zu entnehmen, was der gerade zu besprechen hatte. Kirsten hatte den Eindruck, dass er sich irgendwie unwohl fühlte. Je länger das Gespräch dauerte, desto unruhiger jedenfalls kratzte sich der Mann erst am Kinn und dann am Kopf. Kirsten nutzte die Gelegenheit, sich unauffällig aus dem Staub zu machen und hoffte darauf, bei der Beobachtung von ihrer neuen Freundin abgelöst zu werden. Noch auf dem Weg zurück zu ihren Eltern überlegte sie, wie sie das anstellen könnte.

      Im Vorbeigehen gab sie Snotra ein Zeichen. Mit ihrem Zeige- und Mittelfinger deutete sie erst auf ihre Augen. Unmittelbar darauf dann zeigte sie mit dem Daumen rückwärts in Richtung des Mannes, mit dem sie sich gerade unterhalten hatte. Snotra hatte verstanden. Jetzt würde sie wieder die Beobachtung der beiden Männer übernehmen. Gerade als sie im Begriff war, sich zu erheben, um sich einen Platz auf der Bank gegenüber zu suchen, kam der Kapuzenmann wieder in das Abteil. Er setzte sich zu dem Mann mit der Halbglatze und redete auf ihn ein.

      Snotra beeilte sich in die Nähe der Beiden zu kommen und fand tatsächlich einen freien Fensterplatz auf der anderen Bankseite. Angestrengt blickte sie nach draußen. Tatsächlich versuchte sie krampfhaft zu verstehen, was die beiden Männer miteinander zu besprechen hatten. Doch die ließen ihr keine Chance. Sie hatten die Köpfe eng zusammen gesteckt und redeten abwechselnd im Flüsterton aufeinander ein. Der Kapuzenmann war anscheinend ziemlich aufgeregt. Jedenfalls bemerkte Snotra, immer wenn sie einen gelegentlichen Blick auf das Duo warf, dass er heftig mit den Händen fuchtelte. Es sah danach aus, als ob er seinem Gegenüber Vorwürfe machte. Der Mann mit der Halbglatze war mit dem, was der Kapuzenmann sagte, aber anscheinend nicht einverstanden. Snotra sah, wie er mit beiden Händen abwehrende Bewegungen machte und dann seinerseits auf sein Gegenüber einredete. Der schüttelte heftig den Kopf und sah zu Snotra hinüber.

      „Was glotzt du so?“

      Snotra brauchte einen Moment, bis sie begriff, dass er sie meinte. Auch sie bekam einen roten Kopf, wandte sich mit einem Ruck ab und tat so, als ob sie wieder aus dem Fenster sehen würde. Sie spürte trotzdem, dass die beiden Männer ihr Gespräch unterbrochen hatten. Aus dem Augenwinkel bekam sie nur noch mit, dass beide aufstanden und das Abteil verließen.

      Nur einen Augenblick später, bremste der

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