Weltenwanderer-Chroniken I. Heike Möller

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Weltenwanderer-Chroniken I - Heike  Möller

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      Sondra biss sich sofort auf die Lippen. Eigentlich hatte sie das nicht fragen wollen. Nachher dachte Andreas noch, dass sie ihn vermisst hätte.

      Hatte sie ja auch!

      Ärgerlich runzelte sie die Stirn.

      Er lächelte, zeigte dabei seine Zähne. „Haben Sie mich etwa vermisst?“, fragte er und sah sie ein wenig seitlich an, während er einen neuen Pfeil nahm und in den Langbogen legte.

      >Da! Wieder das sanfte Schimmern auf der Haut! Ich bilde mir das doch nicht ein!<

      „Ihre Fragen haben mir gefehlt.“

      Sondra versuchte sich aus dieser Situation zu manövrieren, aber sie merkte, dass sie darin nicht sehr geübt war.

      Fast zärtlich berührten seine Lippen die Sehne, als den Bogen spannte. Diesmal traf er nur den Rand des Goldenen.

      „Ich hatte viel zu tun. Musste ein paar Dinge klären und habe Recherchen gemacht.“

      „Über mich etwa?“

      Sie hatte mit einer scherzhaften Antwort gerechnet. Andreas blickte ruhig in Sondras Augen. „Ja.“

      Sondra wusste, dass der Moment gekommen war, wo sie auf alle seine Fragen antworten würde müssen.

      „Okay“, sagte sie leise. „Kommen Sie, drinnen kann man besser reden.“

      Nachdem Sondra sämtliche Bögen und Pfeile in der trockenen Kammer verstaut hatte, die im Flur unterhalb der Treppe lag, ging sie in die Küche. Sie musste daran denken, dass sie vor fast drei Wochen schon einmal Tee für sich selbst und Andreas zubereitet hatte.

      Sie spürte, dass er hinter ihr stand.

      „Ich bin nicht Ihr Feind, Sondra. Das ich hier bin, ist rein Privat und hat nichts mit dem Tod ihres Vaters oder mit Gregors Überfall auf Sie zu tun.“

      Sondra drehte sich um und sah in braune Augen. Auf seinen Schläfen bildeten sich plötzlich kleine rote Flecken und Sondra bemerkte, dass seine Atmung flacher ging.

      Mit einem scharfen Einatmer nahm Andreas wieder Abstand zu Sondra. Er räusperte sich.

      >Verdammt, benimm dich nicht wie ein Teenager im Liebesrausch<, schallt er sich selber.

      „Ich gebe ja zu, dass der Tod Ihres Vaters mein Interesse neu geweckt hat, wie eine Art Auslöser fungiert hat. Aber all die Fragen, die mich schon seit beinahe zwanzig Jahren beschäftigen, haben mich letztendlich hierher geführt, Sondra.“

      „Neu geweckt?“, fragte sie. Irgendwie hatte Sondra Probleme, Andreas richtig zu folgen.

      Andreas schnappte ein paar Mal, als ob er sprechen wollte, den Satzanfang verwarf und neu anfing.

      „Ich war zehn, als ich Ihren Vater bei einer Signierstunde begegnete. Ein Jahr zuvor habe ich das erste Mal ein Buch von Thorben Wieland gelesen. Die Art und Weise, wie er die Reise des Weltenwanderers beschrieb, seine Abenteuer und das alles fesselten mich.“

      Andreas Laurenz zog seine Jacke aus und warf sie über einen Küchenstuhl. Er wirkte nervös, kämpfte um die richtigen Worte.

      „Ihr Vater hatte eine frische Narbe auf der linken Wange. Sah aus wie ein Schnitt. Ein Jahr später kam dann wieder ein Roman raus, indem sein Protagonist bei einem Kampf einen Messerschnitt ins Gesicht bekam. Lange Zeit dachte ich, das Thorben Wieland wirklich ein Weltenwanderer ist und seine eigene Geschichte aufschrieb. Doch dann wurde ich älter und verwarf meine Fantasien.“

      Sondra reichte ihm eine Tasse Tee. Andreas verbrannte sich fast die Zunge, aber er war so aufgeregt wie seit langem nicht mehr.

      „Haben Sie aus Bewunderung für meinen Vater reiten und Bogenschießen gelernt?“

      „Reiten konnte ich schon, als ich drei Jahre alt war. Ich bin auf einem Gestüt aufgewachsen. Als ich sechs Jahre alt war, fing ich mit Judo, etwas später dann mit Karate an. Mit zehn quengelte ich meine Eltern voll, dass ich Bogenschießen lernen wollte. Daran war Ihr Vater nicht ganz unschuldig.“

      Andreas stellte die Tasse leise auf den Holztisch ab. Mit geschlossenen Augen atmete er kurz aus und schluckte. Dann zwang er sich, Sondra in die Augen zu sehen.

      „Ich weiß, dass ich mich jetzt wie ein Groupie anhöre, aber ich muss es wissen. Ist Vilgard Realität?“

      Sondra sah in zwei braune Augen, die verunsichert in ihre grünen blickten.

      >Irgendwann musst du mal jemanden dein Vertrauen schenken<, hatte Holger Kolbrink ihr vor wenigen Tagen gesagt.

      >Eines Tages bin ich nicht mehr da. Wer soll dann eine Geschichte mit Reisen oder ähnlichem in Umlauf bringen. Du solltest jemanden suchen, dem du dein Geheimnis anvertrauen kannst. Und wenn ich mich nicht sehr täusche, hast du bereits jemanden gefunden.<

      Konnte sie Andreas Laurenz wirklich ihr Vertrauen schenken? Sie kannte ihn doch erst seit ein paar Tagen.

      „Vilgard ist Realität“, sagte sie schließlich.

      Andreas sackte ein wenig in sich zusammen und hielt sich am Holztisch fest. Als er seine Frage gestellt hatte, leuchtete ihre Haut regelrecht kurz auf. Jetzt pulsierte ein schwacher, immer schwächer werdender Schimmer.

      „Dann sind Sie Keelas Tochter?“

      Noch nie war Sondra auf ihre Mutter angesprochen worden. In der Schule fragten damals einige Mitschüler nach ihrer Mutter, doch als Sondra ihnen erzählte, dass die Mutter gestorben sei, als sie noch ein Baby war, wurde nicht weiter nachgefragt.

      Sie nickte. Sondra bemerkte, dass Andreas leicht zitterte.

      „Jetzt ahne ich auch, warum sie nicht zu einem Arzt oder ins Krankenhaus gegangen sind. Sie wären wahrscheinlich wie ein Alien behandelt worden.“

      „Kommen Sie“, forderte sie ihn auf und streckte ihm ihre Hand entgegen.

      Zögernd ergriff Andreas die Hand und wurde von Sondra zu einem Regal an der Küchenwand geführt. Darin standen einige Gewürz- und Kräutergläser. Am Rand waren vier alte Metallhaken angebracht, woran Topflappen und Küchenhandtücher hingen. Sondra griff nach einem Haken und drehte ihn ein wenig zu sich.

      Hinter der Wand ertönte ein leicht knirschendes Geräusch und es gab ein leises metallischen „Pling“. Das Regal sprang ein paar Millimeter weit auf. Sondra zog an dem Regal, es schwang wie eine Tür zur Seite und gab den Weg frei in einen Keller. Sie schaltete das Licht an und führte Andreas die schmale und eng stufige Treppe hinunter. Am Fuß der Treppe befand sich ein großer, fast rechteckiger Raum mit mehr als einem Dutzend Weinregale. Einige dieser Weine, so bemerkte Andreas beim Vorbeigehen, waren fast 100 Jahre alt, die meisten aber unter fünfzig.

      „Ich dachte immer, dass Häuser in Norddeutschland keine Kellergewölbe dieser Art hätten“, sagte er erstaunt.

      „Die wenigsten haben einen Keller. Das liegt am sandigen Untergrund. Das Haus hier ist von meinem Ururgroßvater auf Fels erbaut worden. Er hat den Keller in den Fels treiben lassen.“

      An der Rückwand des Kellers war eine

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