Weltenwanderer-Chroniken I. Heike Möller

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Weltenwanderer-Chroniken I - Heike  Möller

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so gut sie konnte.

      Eine Stunde später machte Sondra es sich mit dem Abendessen und einem Glas Weißwein im Wohnzimmer vor dem Kamin gemütlich. Nachdenklich blickte sie in das Feuer. Sie musste ihre nächsten Schritte jetzt sorgfältig planen, sonst würde der Rest der Familie sie entmündigen lassen, wenn sie auch nur einen Hauch dessen mitbekommen würden, was sie vor hatte.

      Wie eine Bestätigung ihrer Gedanken klingelte es an der Haustür.

      Sondra sah auf die Uhr. Es war 19.23 Uhr.

      „Können die nicht bis morgen zur Testamentseröffnung warten? Warum muss die Bagage mich unbedingt jetzt belästigen.“

      Seufzend stand sie auf und ging zur Haustür.

      „Wer ist da?“ fragte sie, obwohl sie die Antwort in etwa kannte.

      „Ach Liebes, mach doch die Tür auf. Du solltest in deiner Trauer nicht alleine sein“, säuselte eine ältere weibliche Stimme in vermeintlicher Fürsorge. „Ich bin es doch, Gisela. Und Paul und der Gregor sind auch da.“

      „Oh Mann“, murmelte Sondra, atmete erneut tief durch und öffnete die Tür. Allerdings nur so weit, dass sie zwar durchsehen, die Außenstehenden aber nicht hineingehen konnten.

      „Hallo, Tante Gisela.“

      „Ach, Kind, sei doch nicht so förmlich. Lass dich drücken.“ Gisela Baier ging einen halben Schritt auf Sondra zu mit übertrieben weit geöffneten Armen. Als sie Sondras unbewegtes Gesicht sah, stockte sie. „Willst du uns nicht hineinbitten?“

      „Nein.“

      Giselas grell geschminktes Gesicht mit dem neonfarbenen Lippenstift zuckte einen kurzen Moment. Dann schüttelte sie ihre blondierte Mähne, bei dem schon der Gelbstich des Alters durchkam. Gisela Baier war 58 Jahre alt, sah aber aus wie eine auf jung getrimmte 70 jährige Frau, die alles im Leben probiert hatte, was ihr in die Finger kam, von Alkohol über andere Drogen bis hin zu diversen Männern.

      Paul Baier, Giselas ältester Sohn, hatte sich in einer Bank eine Führungsposition erarbeitet. Er war ein gradliniger, strebsamer Mann ohne eigene Familie, da `Mutti´ die passende Frau für ihn noch nicht gefunden hatte. Ein ewiger Ja-Sager ohne eigene Meinung. Gregor Baier, der jüngste Sohn von Gisela, war da ganz anders. Er sah gut aus und wusste das, aber innerlich war er leer und kalt.

      „Aber Sondra, was hast du nur? Wir wollen doch nur Trost spenden.“ Gisela drückte sich sogar eine Träne heraus.

      „Gisela, ich möchte bitte einfach nur allein sein. Wir sehen uns ja morgen. Du und die anderen werden bei Kolbrink gegen 10 Uhr aufschlagen, nicht wahr?“

      „Aber du brauchst doch jetzt deine Familie um dich herum“, sagte Paul.

      Sondra sah ihn verwirrt an. Er redete selten unaufgefordert. Aber das was er sagte, war garantiert einstudiert.

      „Paul, mach dich nicht lächerlich.“ Sondra hatte genug. Alles Aufgestaute der letzten Zeit wollte raus. „Glaubst du ehrlich, dass ich jetzt, nach dem Tod meines Vaters noch irgendetwas mit euch zu tun haben will? Eure geheuchelte Trauer und Anteilnahme könnt ihr wieder mitnehmen. Verlasst bitte mein Grundstück.“

      „Dein Grundstück? Das Testament wird morgen verlesen. Dann werden wir ja sehen, wem das alles gehört. Und das ganze Geld.“

      Gisela Baier verwandelte sich in Bruchteilen von Sekunden in eine keifende, spuckende Furie. Die blauroten Äderchen pulsierten unter den Schichten von Make-up.

      „Ich werde nicht mit dir oder deinen Söhnen diskutieren. Das wird morgen der Anwalt und Notar erledigen. Ich wünsche euch eine gute Heimfahrt.“

      Sondra wollte die Haustür schließen, aber Gregor stellte seinen Fuß dazwischen. Sein sonst so hübsches Gesicht war eine wutverzerrte Maske.

      „Du kannst uns nicht einfach so abwimmeln. Du bist genauso verrückt wie dein Vater. Du gehörst auch in die Klapse.“

      „Und du in den Knast! Oder wie wird Fahrerflucht unter Alkoholeinfluss bestraft?“

      Gregor Baier wurde leichenblass. Er keuchte. „Woher weißt du das?“

      Sondra lächelte kalt. „Wenn ich dir das sage, habe ich doch nichts mehr gegen dich in der Hand! Lass mich in Ruhe und ich lasse dich in Ruhe! Und jetzt nimm deinen Fuß aus der Tür, bevor ich ihn zertrümmere.“

      Fünf Minuten später hatte Sondra es sich wieder auf ihrer Couch gemütlich gemacht und einen Schluck von ihrem Wein getrunken, als es wieder an der Haustür klingelte.

      „Das darf doch nicht wahr sein!“ Sondra war jetzt wirklich sauer und brüllte diesen Satz hinaus. Wütend ging sie zur Haustür und riss sie auf.

      „Sagt mal, habt ihr das immer noch nicht begriffen, ihr sollt verschw…!“

      Sie unterbrach sich selbst, denn vor ihr stand kein Verwandter, sondern ein ihr völlig fremder Mann. Sondra war selten sprachlos oder verlegen, aber dieser Typ verwirrte sie.

      Mitte bis Ende zwanzig, etwa 1,85 groß und schlank. Kurzes hellblondes Haar und dunkelbraune Augen. Jeans, Pullover, hellbraune Lederjacke und weiße Sportschuhe. Sondra hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, die Menschen, mit denen sie es zu tun hatte in Bruchteilen von Sekunden zu visualisieren.

      Er grinste leicht. „Ich bin keiner Ihrer gierigen Verwandten, Frau Wieland.“

      „Das sehe ich jetzt auch.“

      Einen Moment sahen sie sich wortlos an.

      „Sie sind mir gegenüber im Vorteil“, sagte Sondra trocken.

      „Wie bitte?“ fragte der Mann mit leicht verwirrtem Blick.

      „Na ja, Sie wissen, wer ich bin. Aber Sie haben sich mir noch nicht vorgestellt.“

      „Oh, entschuldigen Sie bitte. Mein Name ist Andreas Laurenz und ich bin Kriminalkommissar bei der Kripo Flensburg.“ Mit diesen Worten zückte der Mann seinen Dienstausweis und reichte ihn Sondra.

      Sie sah sich den Ausweis an. „Welcher Bereich bei der Kripo?“ fragte sie.

      „Kapitalverbrechen.“

      „Beinhaltet das nicht auch Körperverletzung und Mord oder so?“

      „Sie sind gut informiert, Frau Wieland.“

      „Habe ich irgendjemanden tätlich angegriffen oder warum sind sie hier?“

      Inspektor Laurenz kratzte sich am Hals. „Ich bin hier, weil die Autopsie an ihrem Vater einige Ungereimtheiten aufwiesen.“

      Sondra zog überrascht die Augenbrauen hoch. „Sie machen mich neugierig. Bitte, kommen Sie doch herein.“

      Kommissar Laurenz betrat das Haus, das an ein englisches Cottage erinnerte. Allerdings nur von außen. Innen verströmte es die Gemütlichkeit Norddeutschlands. Warme Holztöne der Dielen und Treppen, geweißte Wände und teilweise altes, antikes Mobiliar.

      Sie führte ihn ins Wohnzimmer. „Kann ich Ihnen irgendetwas zu trinken anbieten?“

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