Weltenwanderer-Chroniken I. Heike Möller

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Weltenwanderer-Chroniken I - Heike  Möller

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noch mal Tee ein und lehnte sich zurück.

      „Was haben Sie mit dem Mehl im Arbeitszimmer Ihres Vaters gemacht?“

      Sondra zuckte kurz zusammen. „Ich habe mich schon gefragt, wann Sie endlich zu diesem Punkt gelangen.“

      Die beiden taxierten sich einen Moment, jeder versuchte den anderen einzuschätzen.

      >Gar nicht mal so übel<, dachte Sondra. >Der Typ sieht nicht nur gut aus, er ist auch noch clever. Aber ein Bulle stellt zu viele Fragen. Nachher findet er noch Dinge heraus, die ihn nichts angehen. Nein, Mädchen, sei bloß vorsichtig!<

      Sondra holte tief Luft. „Mein Vater hat, wie sie ja aus dem Autopsiebericht wissen, im Todeskrampf mit seiner Hand was auf dem Parkett im Arbeitszimmer gekratzt. Ich dachte, er wollte mir eine Nachricht hinterlassen und wendete ein Trick an, um verborgenes sichtbar zu machen. Ich hätte auch einen Bogen Pergament und etwas Kohle nehmen können, aber letzteres habe ich zurzeit nicht im Haus.“

      Andreas Laurenz hatte einen trockenen Mund, obwohl seine zweite Tasse fast leer war. Als er Sondra Wieland am Vormittag das erste Mal sah, auf dem Friedhof, wirkte sie zuerst zerbrechlich. Doch als er sah, dass Sie nach der Trauerfeier ging, ohne dem Rest der Familie und vor allem nicht dem Patriarch auch noch eines einzigen Wortes zu würdigen, wusste er, dass dieses Frau mit beiden Beinen fest im Leben stand. Dann die Szene an der Haustür mit ihrer Tante und den Cousins, das war unglaublich!

      Und nun der klare, analytische Verstand, gepaart mit einem Aussehen, das – gelinde gesagt – reizvoll war.

      Andreas musste sich räuspern. „Und, hat er Ihnen eine Nachricht hinterlassen?“ Ihm war bewusst, dass er Sondra mehrere Sekunden angestarrt hatte und es war ihm peinlich.

      „Ja.“

      „Wirklich? Ehrlich gesagt, hätte ich gedacht, dass Sie das verneinen würden.“

      Sondra lächelte. „Ich würde doch nie die Polizei anlügen.“

      Wieder dieser leichte Sarkasmus.

      „Sagen Sie mir, was er geschrieben hat?“

      „Nein.“

      „Warum nicht?“

      „Weil es sehr privat war und im Endeffekt nichts mit seinem Tod zu tun hatte. Sein Tod war natürlich und ich wünschte, dass er noch hier wäre.“

      Sondra merkte, wie sich ein Kloß in ihrer Kehle manifestierte. Sie räusperte sich.

      „Bitte, gehen Sie jetzt, Herr Kommissar. Ich bin wirklich müde und möchte gern allein sein. Ich habe morgen einen harten Tag mit meinen `lieben Verwandten´ bei der Testamentseröffnung und brauche dazu noch ein wenig Kraft.“

      Andreas merkte, dass Sondra gerade einen Tiefpunkt bekam und jede weitere Frage keine Antwort sondern nur Verärgerung hervorrief. „Ja, natürlich.“

      Er stand auf und nahm die Tasse mit in die Küche. Das leise Lachen hinter ihm irritierte ihn.

      Sondras Lächeln erreichte fast ihre Augen. „Ich erlebe selten Männer, die ihr Geschirr wegräumen“, sagte sie erklärend.

      „Ich habe keine Putzfrau“, antwortete er. „Könnte ich kurz Ihre Toilette benutzen?“

      Sondra wies ihm den Weg und ging ins Wohnzimmer. Sie nahm eine Visitenkarte aus ihrem Terminkalender und ging in den Flur zurück.

      „Falls Sie noch Fragen haben, können Sie mich gerne demnächst anrufen, Herr Kommissar Laurenz.“

      Er nahm die Karte entgegen und zögerte einen Moment. „Brauchen Sie morgen vielleicht seelische Unterstützung, wenn Sie auf Ihre Familie treffen?“

      Sondra war sich nicht sicher, aber irgendwie hatte sie gehofft, dass er eine Frage in diese Richtung stellen würde. „Ja.“

      „Wann und wo?“

      Sondra nannte ihm die Adresse und die Uhrzeit. „Ich kann Sie ja als meinen Bodyguard vorstellen.“

      Jetzt musste Andreas grinsen. „Gibt es Menschen, die glauben, dass Sie einen nötig hätten?“

      Sondra lächelte zurück. „Gute Nacht, Herr Kommissar.“

      Kapitel 2: Das Erbe

      Es war ein klarer Morgen im September des Jahres 2005, kühl und trotzdem sonnig. Sondra mochte dieses Wetter. Während sie vor der Kanzlei auf Kommissar Laurenz wartete, betrachtete sie die Sonne, die sich durch die Blätter der Bäume ihren Weg bahnte. Tief sog sie die Luft ein, die ein wenig noch Wald und Pilzen roch.

      „Hallo, Cousinchen!“

      Sondra brauchte sich nicht umdrehen. So eine Selbstsicherheit brachte nur Gregor Baier zustande. Er machte einen halbherzigen Versuch, seine Cousine zu umarmen, aber ihr Gesichtsausdruck beendete diese Aktion, bevor sie begann.

      „Wo ist der Rest der Bagage?“ fragte Sondra.

      „Der Patriarch kommt im Konvoi mit den anderen.“

      „Du nennst ihn Patriarch?“

      Gregor guckte sie erstaunt an. „Natürlich. Ich will schließlich in seinem Testament bedacht werden, also werde ich ihn offiziell mit Respekt behandeln. Täte dir auch ganz gut.“

      Sondra schluckte sich drei Bemerkungen gleichzeitig runter und atmete erleichtert auf, als sie Andreas Laurenz sah. „Ah, da kommt ja mein Bodyguard“, sagte sie, mit Absicht ein wenig lauter, so dass sowohl Gregor Baier als auch Andreas Laurenz diese Bemerkung hören konnte.

      „Wozu brauchst du den einen Bodyguard?“ fragte Gregor. Er taxierte den Neuankömmling mit eisigem Blick. Andreas erwiderte den Blick, ohne mit der Wimper zu zucken.

      „Ich habe ihn engagiert, weil ich euch alle als gefährlich einstufe.“

      Gregor wurde abwechselnd rot und blass, setzte ein paar Mal zum Sprechen an und gab dann achselzuckend auf.

      „Tolles Timing“, sagte Sondra leise zu Andreas.

      „Wo sind die anderen?“

      Sondra guckte die Einbahnstraße runter. „Da kommt der Konvoi. Gregor war nur die Vorhut. Wahrscheinlich sollte er mich aushorchen oder einschüchtern.“

      Sondra ging zielstrebig auf den Eingang der Kanzlei zu.

      „Du kannst doch nicht vor dem Patriarchen die Kanzlei betreten!“, brüllte Gregor. In seinem Gesicht waren hektische Flecke zu sehen.

      „Natürlich kann ich das. Dr. Kolbrink ist der Anwalt meines Vaters und von mir, nicht der von Großvater.“

      Sondra ging weiter, gefolgt von Andreas Laurenz.

      „Ich habe das Gefühl, Sie haben es sich jetzt endgültig beim Rest der Familie verscherzt“, murmelte Andreas beim Betreten des Hauses.

      Durch seinen Beruf hatte er schon viele Anwaltskanzleien

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