Shoel - endlich frei!. Michael Geigenberger

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Shoel - endlich frei! - Michael Geigenberger

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geschoben, dann lässt er seine Gedanken weiter um die Unbekannte kreisen. Als Shoel wieder auf die Uhr sieht, ist es kurz vor neun. Da hat er doch tatsächlich die ganze Zeit verträumt. In seinen Gedanken sieht er sich bereits an ihrem Krankenbett. Was für eine Augenfarbe hat sie eigentlich? Dunkel, ja dunkel waren sie, da ist er sich ganz sicher. Schwarz oder Braun, ja das glaubt er nun ganz sicher.

      Dann aber, nachdem Shoel sein Fahrzeug geordnet hat, alle Frühstückssachen in die schmalen kleinen Schränke verräumt hat, zieht er noch seine leichten Wanderschuhe an und macht sich auf den Weg zum Hospital. Dreihundert Meter, mehr ist es nicht.

      Sein Blick ist auf das vermeintliche Zimmer gerichtet. Er hofft, dass sie vielleicht am Fenster steht und ihn schon von weitem erkennen könnte.

      Aber was hat er da für Gedanken, sie liegt ja bewegungslos in ihrem Bett. Zuerst müssen ja ihre Verletzungen heilen, bevor sie sich am Fenster zeigen könnte.

      An der Rezeption des Krankenhauses, wird er nach seinem Namen gefragt und dann soll er einen Zettel ausfüllen, worin er erklären muss, wen er zu besuchen beabsichtigt.

      Shoel überlegt kurz, versucht sich daran zu erinnern, welche Zimmernummer der Raum hatte. Es will ihm nicht einfallen, so fragt er das junge Fräulein nach einer Zigeunerin, die er hier gestern abgeliefert hat. „Ein Autounfall“, meint er noch erklären zu müssen.

      „Dritter Stock, Zimmer dreihunderteinundzwanzig, aber die Eltern sind gerade gekommen.“

      „Danke, dann werde ich etwas warten.“ Erklärt Shoel.

      Shoel nimmt die Treppe, da er ja nicht stören will, wenn die Eltern zu Besuch sind.

      Dann sieht er durch das Fenster in der Türe, dass nicht nur die Eltern im Raum sind, es sind mindestens fünf Personen, die um das Krankenbett herum stehen.

      Die überwiegende Kleiderfarbe im Raum ist schwarz. Das liegt wohl daran, muss Shoel erkennen, dass es vier Frauen und nur ein Mann sind, die Frauen tragen bodenlange schwarze Röcke. Shoel überlegt, ob er wirklich eintreten soll. Was werden sie sagen, vielleicht vermuten sie, dass er, Shoel vielleicht mit im Fahrzeug gesessen hat. So könnten sie vielleicht einen falschen Eindruck von ihm bekommen.

      Egal, denkt Shoel, drückt auf die Klinke der Zimmertüre und betritt den Raum.

      Über die Reaktion der besuchenden Personen ist er doch sehr erstaunt. Als würden sie ihn kennen. Eine ältere Frau fällt Shoel um den Hals und küsst ihn auf die Wangen. Sie beginnen auf ihn einzureden, aber Shoel versteht kein Wort.

      Dann sieht er, dass die junge Frau im Bett ihre Hand nach Shoel ausstreckt. Der Vater schiebt ihn dicht an das Bett und so gelingt es Shoel, die Hand von seiner noch immer unbekannten Frau zu drücken.

      Shoel blickt ihr in die Augen um umgehend feststellen zu können, dass ihre Augenfarbe tatsächlich dunkel braun ist. Er bildet sich ein, dass sie eine Träne im Augenwinkel hat. Eine Freudenträne? Shoel ist gerührt und muss sich ernsthaft zusammen nehmen, damit ihm nicht Gleiches widerfährt.

      Janine, ihr Name ist Janine, Gott sei Dank hat ihr Vater sie gerade so gerufen. Janine das Zigeunermädchen. Was nun folgt ist ein unmissverständliches Kauderwelsch von Worten. Bis der Vater von Janine einschreitet und nach Shoels Nationalität fragt.

      So einigt man sich auf Deutsch. Schon nach wenigen Minuten erfährt Shoel, dass die ganze Familie mal für lange Zeit in Österreich gelebt hat.

      Es wurde ihnen dort aber nahegelegt, das Land zu verlassen. Über zwanzig Jahre haben sie bei einem Weinbauer gelebt und ihm den Haushalt geführt. Als dieser verstarb, wurden sie vom Sohn des Verstorbenen vom Hof gejagt.

      Er war ein Rassist, wie es schlimmer nicht sein könnte. So blieb ihnen nur die eine Möglichkeit, zu ihrer Familie in der Camarqué zurück zu kehren. Dort gibt es noch einen Schwager, der das kleine Anwesen etwas erweiterte und so seine Verwandschaft unterbringen konnte.

      Janine hat während der gesamten Zeit, als ihr Vater von alten Zeiten erzählte, Shoel betrachtet. Der Mutter Janines ist dies natürlich nicht entgangen und so fragt sie ganz spontan, ob Shoel nicht mit zu ihnen kommen will. Für ein Wohnmobil haben sie immer einen geeigneten Platz, erklärt der Vater. Shoel soll doch wenigsten solange am Ort bleiben, bis sich Janine von ihrem Unfall erholt hat.

      Shoel spürt, dass er nun nicht einfach weiterfahren kann. Die Familie von Janine hat ihn in seinen Bann gezogen.

      Wollte er nicht ausziehen um das Leben der Zigeuner zu studieren? Nun ergibt sich eine Gelegenheit, die er so schnell nicht wieder kommen würde, das ist ihm inzwischen klar geworden. So willigt er ein, ohne von seinem Vorhaben, ein Buch über das Zigeunerleben schreiben zu wollen, zu berichten.

      Er wird es zu einer passenden Gelegenheit erklären. Dann würden sie ihm vielleicht einen Einblick in ihre Lebensgewohnheiten geben. So zumindest ist seine Hoffnung.

      Ein Weg, denn eine richtige Straße ist es nicht, führt Shoel und sein Wohnmobil in eine abgelegene Gegend der Camarqué. Vom Hospital sind es gute zwanzig Kilometer, bis sie endlich vor einem Eisengitter zum Stehen kommen. Es ist die Einfahrt zu einem Anwesen, welches Shoel für die nächsten Tage noch einiges an Rätseln aufgeben wird. Aus dem weitläufigen Garten kommen Kinder mit viel Geschrei zum Tor gelaufen. Sie schieben die Gitter beiseite.

      So fahren der Vater mit seinem alten Citroen und Shoel mit seinem Wohnmobil durch den mit einem Bogen verzierten Eingang. Shoel bekommt eine Anweisung, wo er sein Fahrzeug abstellen kann. Im vorderen Bereich des Grundstückes, gibt es ein mit einer Gartenlaube verziertes Anwesen. Hier soll sein vorübergehendes Quartier sein. Er könne selbst entscheiden, ob er lieber in der Gartenlaube oder seinem Wohnmobil wohnen will.

      Shoel betrachtet sich das kleine Häuschen und stellt fest, dass es sogar eine Dusche gibt. Der Vater von Janine zeigt ihm auch gleich die Steckdose, die er für sein Wohnmobil so dringend benötigt.

      Nach und nach lernt Shoel die große Familie kennen. Alle scheinen zu wissen, das Shoel, der kleinen Janine, wie sie hier genannt wird, bei ihrem schweren Unfall geholfen hat.

      Ihm selbst war es zwar nicht so bewusst, aber widersprechen will er nun auch nicht. Dass es doch für ihn eine Selbstverständlichkeit war und so gibt es da doch eigentlich nichts mehr zu reden. Deshalb schweigt er auch und die jüngere Schwester von Janine führt ihn im Anwesen herum.

      Zwei riesige Wohnmobile stehen im hinteren Teil des Anwesens. Drei Wohnwagen sind in einer Reihe aufgestellt und miteinander durch Zeltplanen verbunden. Verschieden große Steinhäuser gibt es ebenfalls. Eines der Steinhäuser, muss früher eine Scheune gewesen sein. Nun ist sie aber ausgebaut und im hinteren Teil scheint eine Werkstatt installiert zu sein aus der man lautes Hämmern wahrnehmen kann.

      Ein Blick in den Raum verrät ihm, dass hier wohl eine kleine Autowerkstatt betrieben wird. Ein junger Mann ist damit beschäftigt, an einem Unfallwagen die Türe auszubauen. Dann aber steht auch schon Janines kleine Schwester hinter ihm und erklärt ihm, dass es wohl Essenszeit ist.

      Getafelt und so muss man es nennen, wird hier an einem langen großen Naturholztisch. Shoel spürt die Nähe zu den Zigeunern und er spürt auch, dass es ihm nicht unangenehm ist. In dem Gesicht einer älteren Frau, glaubt er Gesichtszüge seiner Tante zu erkennen.

      Er betrachtet sich die Tischplatte und überlegt, vielleicht war es zu früheren Zeiten mal eine Türe, zumindest deuten die noch vorhandenen Beschläge darauf hin. Nur das Schloss selbst hat man wohl entfernt, vielleicht wurde es an einer anderen Stelle des Hauses benötigt. Dafür

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