Shoel - endlich frei!. Michael Geigenberger
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„Wie praktisch!“, meint Shoel zu dieser simplen Erklärung.
Große Teller mit Salaten und Meeresfrüchten werden herausgetragen. Schnell ist der Tisch mit leckeren Speisen gedeckt.
Zwei große Brotlaibe liegen zum Zerteilen auf dem Tisch. Der Hausherr greift zum Messer und beginnt mit der Aufteilung der großen Laibe.
Die Frauen am Tisch verteilen die Salate mit den dazugehörigen Saucen. Ein Stimmengewirr, eine Lebendigkeit, wie Shoel sie bisher nicht erlebt hat. Shoel ist begeistert von diesem Treiben am abendlichen Tisch.
Wie die Familien zusammen gehören hat er natürlich noch nicht herausgefunden. Er erkennt, dass es mindest noch drei weitere Schwestern von Janine geben muss. Dann gibt es drei ältere Frauen, die wohl für die Ordnung auf dem Anwesen zuständig sind. Oder ist vielleicht die Bezeichnung Chaos besser?
Shoel kann nach einiger Zeit beobachten, dass es sich um zwei Familien am Tisch handelt. Sie sitzen zwar durcheinander, aber von den vier jüngeren Kindern gehören zwei zu Janines Familie, da sie zwischendurch Deutsch sprechen. Die Ähnlichkeit ist sofort zu erkennen. Nur eines haben alle gemeinsam, es sind die dunkelbraunen Augen. Zwei, für Shoel ältere Männer sind wohl die Familienoberhäupter. Sie sitzen über Eck am Tisch und haben wohl gerade einiges zu besprechen. Sie stecken ihre Köpfe zusammen und es scheint wichtig zu sein, das erkennt Shoel an der Mimik. Die jüngeren Kinder sprechen teilweise ein sehr deutliches österreichisch. Sie scheinen sogar dort zur Schule gegangen zu sein. So erklärt eine, wohl die ältere von vieren, wie eine Rechenaufgabe zu lösen ist.
Zwei junge Männer stecken ihre Köpfe ebenfalls zusammen. Einen von beiden erkennt Shoel als den Burschen aus der Autowerkstatt. Soweit Shoel es versteht, kommt wohl in den nächsten Tagen ein weiterer Wagen, der für den Verkauf hergerichtet werden muss. Interessant ist für Shoel, dass alle reichlich zu tun haben. Eigentlich hatte er vermutet, dass sie von Staatlicher Hilfe leben würden, aber weit gefehlt, hier verdient jeder sein eigenes Geld.
Die älteren Frauen betreiben mit zwei jüngeren Frauen zusammen eine Töpferei. Da fällt Shoel ein, dass er im Unfallwagen von Janine eine Kiste mit Töpferware gesehen hat. Leider ist sie nun nicht mehr für den Verkauf geeignet.
Der Vater von Janine spricht Shoel auf den Unfall an. Die Polizei, die den Unfall aufgenommen hat, behauptet, Janine sei von der Straße abgekommen. Dagegen spricht aber, dass der zweite Wagen, der ebenfalls am Unfall beteiligt war, einen Schaden aufweist, der auf seine Schuld schließen lässt. Aber der Besitzer des zweiten Wagens kennt wohl einen der Polizisten, die den Schaden aufgenommen haben. So wurde der Unfall zu Gunsten des zweiten Fahrzeuges gedreht.
Der zweite Beteiligte ist in der Gemeinde tätig und hat natürlich die erforderlichen Möglichkeiten den Fall zu beeinflussen. Janines Onkel meint, dass sie den Schaden wohl selbst bezahlen müssen. Nur gut, dass Janine eine ordentliche Krankenversicherung hat. Diese stammt noch aus der Zeit, als sie in Österreich wohnten.
Die Tafel wird aufgehoben und Janines Vater bitten Shoel an seine Seite. Shoel vermutet, dass Janines Vater nun ein bisschen über sein Leben erfahren möchte.
Auf die Frage nach Shoels Beruf, antwortet dieser, dass er Autor verschiedener Bücher sei.
Die Enttäuschung ist Janines Vater anzusehen, er erhoffte sich wohl eher einen wohlhabenden jungen Mann. Shoel begreift schnell. Der Vater, der sich übrigens den Namen „Kaiser“ gibt, ist wohl auf der Suche nach einem geeigneten Schwiegersohn.
Shoel fragt ganz direkt nach Janines Alter. „Dreiundzwanzig? Ist sie da nicht noch viel zu jung?“
Der Kaiser, also Janines Vater ist fast verärgert, über diese Reaktion. So meint er mit grimmiger Miene, „Wie alt soll sie den noch werden. Normalerweise würden sich die jungen Frau schon mit neunzehn einen Bräutigam suchen.“
Um das Thema zu drehen, versucht es Shoel mit der Frage, Wie kommst du denn zu dem Namen Kaiser?“
„Das ist ein Spitzname, den hat er von seinem ehemaligen Chef in Österreich erhalten. Dann wurde er von diesem Tag an, nur noch der Kaiser genannt.“
Die Mutter nennen sie alle nur die „Chefin“. Sie trägt die Verantwortung für die Kinder und für alles was im Haus zu geschehen hat. Sie unterrichtet auch die Kinder in allen Fragen des öffentlichen Lebens. Seit einigen Monaten gibt es endlich einen Schulbus. So ist ein regelmäßiger Besuch des Unterrichts gewährleistet.
Der nächste Ort in dem sich eine Schule befindet ist Aigues-Mortes. Die Schule stammt noch aus den Fünfzigern und benötigt dringend eine Renovierung, meint der Vater.
Shoel ist mit dem Kaiser in ein Gespräch vertieft, als plötzlich die Chefin sich zu ihnen gesellt. Sie meint, dass sie nochmals ins Hospital fahren möchte und ob Shoel sie begleiten möchte. Schnell erkennt Shoel, dass er in das Familiengeschehen eingebunden wird. Vater wie auch die Mutter scheinen ihn für einen geeigneten Hochzeitskandidaten, für die beiden hübschen Töchter zu halten.
Noch hat ihnen Shoel nicht erzählt, dass er liiert ist. Aber er nimmt sich vor, es bei nächsten Gelegenheit zu klären.
Der tägliche Besuch im Krankhaus ist fast schon zur Gewohnheit geworden. Shoel muss nun nicht mehr Auskunft geben, nein die Schwester an der Rezeption winkt nur noch und fragt nicht weiter.
Die Mutter geht noch schnell beim Oberarzt vorbei, Shoel nutzt die Gelegenheit um allein mit Janine reden zu können. Als er die Türe zum Krankenzimmer öffnet, sieht er Janine am Fenster stehen. „Du darfst schon aufstehen? Bist du nicht noch zu schwach?“
Janine steht im Sonnenlicht und so kann Shoel ihre Körperkonturen genau erkennen, ist erstaunt, dass sie so zierlich, ja, man könnte sogar sagen fast zerbrechlich ist. Shoel ist in Gedanken versunken, als er ihre Konturen mit seinen Augen nachzieht.
Janine sieht in an und bittet ihn zu ihr ans Fenster zu kommen. „Ich wollte mich bei dir bedanken, dass du meine Hand gehalten und bei mir geblieben bist. Du musst wissen, ich hatte schreckliche Panik, als ich da so auf der Straße lag.“
Shoel spürt, dass es ihm näher geht, als er es eigentlich zulassen will. So antwortet er nur kurz. „Das war doch selbstverständlich, das hätte doch jeder gemacht!“
Janine meint, „Ich darf in drei Tagen nach hause, wirst du dann weiterziehen, oder noch ein paar Tage unser Gast sein?“
„Ich weiß noch nicht, du musst verstehen, dass ich nicht darauf eingerichtet war, als du so plötzlich in mein Leben getreten bist.“
Janine wendet sich etwas wackelig zu Shoel. „Lass mich nochmals deine Hand halten, ich möchte deinen Händedruck spüren.“
Shoel geht auf Janine zu und greift nach ihrer rechten Hand. Genau in diesem Moment geht die Türe auf und Janines Mutter steht im Eingang.
„Lasst euch durch mich nicht stören.“
Shoel ist es schrecklich peinlich und so meint er: „Nein, es ist nicht so wie es aussieht“, und geht er einen Schritt zurück.
So dass sich Janine und Shoel jetzt gegenüber stehen. Shoel spürt ihren Blick und würde diesen jetzt zu gerne erwidern, aber da die Mama, die Chefin im Raum steht, ist er lieber zurückhaltend.
Die Situation wird erst entspannt, als der Oberarzt an der Türe