Marattha König Zweier Welten Gesamtausgabe. Peter Urban

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Marattha König Zweier Welten Gesamtausgabe - Peter Urban

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weniger als 100 Pfund Sterling wert.«

      Arthur zuckte mit den Schultern. »Ist doch egal, womit ich den Sold dreier Jahre durchbringe. Außerdem hab ich nicht vor, auf einem Polo-Pony in den Krieg zu ziehen.«

      »Du hast dich schon in Dublin dauernd wegen dieser Viecher ruiniert. Lernst du denn nie dazu?« versuchte der Oberstleutnant seinen Kommandeur vor Schaden zu bewahren. Auch wenn Wesley sich kaum noch die Kartoffel in der Suppe hatte leisten können, hatte er immer nur gute, teure Pferde geritten. Während des Flandernfeldzugs hatte sich seine Theorie vom Unterschied zwischen gut und schlecht für einen Soldaten im Felde zwar mehr als einmal bewahrheitet – trotzdem konnte Sherbrooke sich angesichts der Tiere, die Lutuf Ullah anbot, ein verzweifeltes Kopfschütteln nicht verkneifen. Doch in diesem Augenblick war es für die brüderliche Sorge des jungen Offiziers bereits zu spät. Sein Kommandeur war zielstrebig zwischen den Seilen durchgeschlüpft und mitten in Lutuf Ullahs Herde verschwunden. Der bärtige Kabuli hatte den potentiellen Kunden aus dem Augenwinkel bemerkt. Er verabschiedete sich mit einem kurzen Kopfnicken von den Männern, mit denen er gesprochen hatte. Dann verschwand er ebenfalls inmitten seiner Tiere.

      Arthur hatte sich bereits ein Tier ausgesucht. Prüfend hob er das Vorderbein des Pferdes und bog es kräftig nach oben. »Namaste – Ich grüße dich, Lutuf Ullah«, zischte er dem Mann aus Kabul leise in seinem noch ungelenken Hindustani zu. Dann fuhr er genauso leise auf Englisch fort: » Es wäre besser, wenn wir uns hier, inmitten englischer Soldaten, nicht kennen würden.«

      »Schämst du dich etwa meiner Bekanntschaft, Wesley-Sahib?« brummte Lutuf ungehalten.

      »Sei nicht gleich so aufbrausend, mein Freund. Ich werde dich morgen Abend im Kaschmir-Serai besuchen, denn ich habe dir einen interessanten Vorschlag zu machen, bei dem du das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden kannst und viele Pferde an die britischen Offiziere verkaufen wirst.« Arthur zog das Hinterbein des Goldfuchses kräftig nach außen. Der Kabuli brummte jetzt nicht mehr ungehalten, sondern amüsiert. »Entweder ist Wesley-Sahib ein bestechlicher britischer Offizier, der einem kleinen >dustoorie< nicht abgeneigt ist, oder der größte Halunke, den der gute König Georg je in dieses Land geschickt hat.«

      »Weder das eine noch das andere«, flüsterte Arthur leise. Dann wandte er sich um und verkündete laut und vernehmlich: »Kann ich das Tier ausprobieren?«

      Der Kabuli packte den Goldfuchs am Halfter und führte ihn aus der Herde hinaus an die Abzäunung. In der Sprache seiner Heimat rief er nach einem Bediensteten: »Kabir, du fauler Herumtreiber! Sattle den Fuchs für den Oberst-Sahib!« Dann drehte er sich zu Arthur um und schaute ihm amüsiert in die Augen. »Du hast die Sprache der Diplomatie bereits gelernt, Wesley-Sahib aus Dublin.«

      Arthur erwiderte seinen Blick genauso amüsiert und fuhr geschäftsmäßig fort: »Was verlangst du für den Hengst?«

      »Du bist ein Halunke, Wesley-Sahib. Du hast dir das beste Pferd von allen ausgesucht. Eigentlich wollte ich den Goldfuchs selbst behalten«, flüsterte der Kabuli, dann fuhr er mit lauter Stimme fort: »Es ist ein wildes, junges Tier – kaum zugeritten. Versucht lieber den großen Schwarzen dort.« Arthur folgte ihm zu einem grobschlächtigen, schwerknochigen Tier mit Senkrücken. »Nur fünfzig Pfund Sterling für diesen edlen Vollblüter. Ich garantiere Euch, dass seine Abstammung bis auf die Pferde des Propheten zurückreicht.«

      Der Oberst umkreiste die vierbeinige Katastrophe mit Kennerblick. »Kastriert ist er auch noch! Gütiger Himmel, Lutuf, nur weil ich zu Fuß bei dir aufgetaucht bin, heißt das noch lange nicht, dass ich ein Kutschpferd brauche.« Eine zweite Umrundung des Tieres folgte. »Sieht ganz ordentlich aus, dieser Schwarze. Ich schicke dir den Quartiermeister meines Regiments vorbei. Er braucht ein kräftiges Tier, um den Proviantwagen vom Markt zu ziehen. Ich biete dir zwei Pfund.«

      »Willst du mich berauben, Oberst-Sahib?« rief Lutuf empört. »Juliallee! – Schrecklich!« fügte er ungehalten auf Hindustani hinzu. Alle britischen Offiziere, die auf dem Bhawanipur-Bazar versammelt waren, drehten die Köpfe in Richtung der vermeintlichen Streithähne. Kabir, der faule Bedienstete, hatte den Goldfuchs inzwischen gesattelt.

      »Willst du mich betrügen, Mann aus den Bergen?« fauchte nun Wesley genauso laut. Seine Augen funkelten vergnügt.

      »Wie du willst, Sahib!« Der Kabuli hob beschwichtigend die Hände. »Probiere den Fuchs! Ich habe dich gewarnt. Er wird dir das Genick brechen. Er ist nicht >jumalee< – wohlerzogen.«

      Der britische Offizier machte ein ungehaltenes Gesicht. »Das werden wir sehen.«

      Kabir brachte das Tier und hielt es fest, damit Arthur in den Sattel steigen konnte. John Sherbrooke hatte, wie alle anderen auch, die kleine Streiterei neugierig verfolgt. Nun verfolgte er interessiert eine unablässige Folge gefährlich aussehender Luftsprünge und Seitenhiebe. »Du schaffst es immer, den einzigen Teufel in einer ganzen Horde Engel auszumachen, mein Freund«, dachte er amüsiert. »Wenn die Viecher sich nicht aufführen, als würden sie von einem Schwarm Bienen gestochen, sind sie nichts für dich.«

      Der Goldfuchs beruhigte sich allmählich und wölbte den Hals. Nur der heftig schlagende Schweif zeigte, wie unbehaglich das junge Tier sich noch unter dem Sattel fühlte. Leise und freundlich sprach Arthur auf das Pferd ein. Zehn Minuten später trabte es friedfertig im Kreis, wechselte willig von der einen auf die andere Hand und gestattete seinem Reiter, die Knie zu schließen, ohne mit einem Sprung in die Luft zu reagieren. Der Oberst schnalzte leicht mit der Zunge und gab sachte mit der Hand nach, während er den linken Schenkel gegen den Bauch des Goldfuchses drückte. Der Galopp war noch sehr schwankend und schlecht ausbalanciert. Es würde einige Mühe kosten, aus diesem wunderschönen Rohdiamanten ein Kriegspferd zu schleifen, auf das man sich auch in schwierigen Situationen verlassen konnte. Trotzdem beschloss Arthur, den Versuch zu wagen.

      »Was kostet der Hengst?« erkundigte er sich bei Lutuf Ullah, nachdem er das Tier mit einiger Anstrengung zum Stehen gebracht hatte. »Gib mir sechzig Pfund Sterling, Sahib, und er gehört dir.« In den Augen des Kabuli blitzte der Schalk.

      »Er ist das Fünffache wert«, flüsterte Arthur.

      »Chabuk sawai – du bist ein kluger Kopf. Das Zehnfache, Wesley. Du hast seinen Stammbaum noch nicht gesehen. Aber wenn ich ihn schon nicht behalten kann, dann soll ein guter Reiter dieses Tier besitzen, nicht einer von diesen Verrückten im roten Rock, die ihn umbringen werden, weil sie dauernd mit langen Stöcken nach kleinen Bällen schlagen wollen.«

      »Du magst Polo nicht, Lutuf?«

      »Ein unsinniges Spiel. Man reitet die Pferde zuschanden. Und wofür?«

      »Dieser hier wird nie auf einem grünen Rasen hinter einer Holzkugel her hetzen. Du hast mein Wort, Lutuf!« Arthur stieg vom Rücken des jungen Tieres und tätschelte ihm den Hals. »Ich bin mit dem Preis einverstanden. Lasse den Hengst heute Abend zu den Baracken des 33. Regiments bringen. Man wird dir dort dein Geld aushändigen.« »Shabash, shabash! Nimm das Tier mit, Oberst-Sahib! Als Zeichen meines guten Willens. Ich wollte dich vorhin mit dem Schwarzen nicht betrügen ... Heute Abend schicke ich dann meinen Bediensteten mit dem Stammbaum des Hengstes. Man soll ihm das Geld übergeben.«

      »Einverstanden!« Arthur schlug in die dargebotene Rechte des Kabuli. Der Pferdehandel war besiegelt. Zufrieden betrachtete er seinen Goldfuchs, während Kabir dem jungen Tier Sattel und Zaumzeug abnahm und ihm ein Halfter mit einem Führstrick überstreifte. Ohne ein weiteres Wort an Lutuf Ullah zu richten, verließ Arthur den Zentralplatz des Pferdemarktes. Er ging mit seiner Neuerwerbung zu John Sherbrooke, der, an einen schattenspendenden Baum gelehnt, ein Stück abseits vom großen Trubel auf seinen Freund und Kommandeur wartete. Interessiert und bewundernd glitten die Augen des Oberstleutnants über den Hengst. »Der Bärtige hat dich nicht

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