Marsjahr. Sven Hauth

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Marsjahr - Sven Hauth

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es ihm ja auch nicht ins Gesicht."

      Darren winkte zurück und rief etwas, das im Knattern des Mähers unterging. Dann wendete er und verschwand hinter dem kleinen Holzverschlag, der sämtliche Werkzeuge beinhaltete, die zur Instandhaltung einer High School nötig waren.

      Der Gedanke an Dirty Darrens Geräteschuppen weckte in Paul nostalgische Gefühle, an eine Zeit, in der die 80er Jahre frisch und unschuldig waren und der Alltag voller Geheimnisse steckte.

      An jenem Sommertag, an dem Paul und Mark bechlossen, ihrer zukünftigen High School einen Antrittsbesuch abzustatten, brannte die Sonne unbarmherzig von einem wolkenlosen Himmel. Sie sattelten ihre BMX-Räder und strampelten fünf endlose Meilen durch die klebrige Hitze. Dehydriert und mit verbrannten Nacken bremsten sie am Haupteingang und starrten ehrfurchtsvolle auf den Schichtkuchen aus rotem Backstein und Zement, der ihre neue akademische Heimat werden sollte. Dies also war die Apollo – der magische Ort, an dem die Großen zur Schule gingen. In wenigen Wochen, wenn die Ferien vorbei waren, würden auch Paul und Mark Mitglieder dieser privilegierten Vereinigung sein. Goodbye Grundschule, für immer.

      Sie fuhren um das Gebäude herum über den Rasen, um sich die Sportanlagen auf der anderen Seite anzusehen. Auf halbem Weg stießen sie auf Darrens Schuppen.

      "Was da wohl drin ist?", fragte Paul.

      "Wir werden es nie erfahren, wenn wir nicht nachschauen." Mark ließ sein Rad ins Gras fallen und spähte durch eines der Quadrate in dem winzigen Sprossenfenster.

      "Kannst du was sehen?"

      "Ist zu dunkel." Er kniete sich hin und zerrte an der Unterkante eines der Holzbretter.

      "Was machst du da?", fragte Paul.

      "Siehst du doch. Los, hilf mit."

      Gemeinsam rüttelten sie der Reihe nach an diversen Brettern, bis sie eines fanden, das locker genug saß. Der rostige Nagel löste sich quietschend aus dem Querbalken, und Mark bog das Brett zur Seite wie den Zeiger einer Turmuhr.

      "Gehen wir mal rein."

      "Und wenn der Hausmeister uns erwischt?"

      "Wenn schon. Was soll er machen? Uns den Kopf abschneiden?"

      Zehn Jahre waren ein Alter, in dem es gerade noch als cool durchging, in einen fremden Schuppen einzudringen. Nacheinander zwängten sie sich durch die schmale Lücke ins Innere.

      "Wow", sagten sie gleichzeitig.

      Sie wagten kaum zu atmen. An einer Wand hingen Gartengeräte. Scheren, Harken, Schaufeln – allesamt neu und unbenutzt aussehend. Die staubigen Lichtstrahlen, die durch die Ritzen ins Innere drangen, verwandelten sie in mysteriöse Skulpturen. Auf der Werkbank lagen nach Größe sortierte Maulschlüssel, pedantisch aufgereihte Schraubenzieher, Imbusschlüssel und Zangen. Darunter standen Elektrogeräte, deren Funktion sich Paul nicht erschloss. Mittendrin parkte der Aufsitzmäher, damals noch ein älteres Baujahr, angestrahlt von der Sonne, die durchs Fenster fiel, wie ein Star im Spotlight.

      Es waren nur Werkzeuge, doch sie erschienen wie seltsame Gegenstände aus einer fremden Welt – der unbekannten Hausmeister- und Gärtnerwelt, die sich in diesem Augenblick mit der naiven Welt der Zehnjährigen kreuzte.

      "Wir sollten besser gehen", flüsterte Paul.

      "Gleich." Mark inspizierte einen weißen Schrank in der Ecke. Er zog an der Tür, die sich mit einem schmatzenden Geräusch öffnete. Im Schrank wurde es hell.

      "Ein Kühlschrank." Marks Kopf verschwand in dem Licht. "Yeah, Cola!"

      Mark nahm sich eine Dose und warf Paul eine andere zu.

      "Mark, lass uns abhauen."

      "Sofort. Nur noch austrinken."

      Er setzte sich auf den Mäher, öffnete die Dose und spielte an den Hebeln und Knöpfen des Minitraktors.

      Paul rechnete damit, dass der Hausmeister jeden Moment hineinstürmen und die Heckenschere von der Wand reißen würde. Riesig wie sie war, hätte er mit einem einzigen Schnitt sowohl seinen als auch Marks Kopf abtrennen können. Doch alles blieb still.

      Schließlich wurde Mark langweilig. Sie krochen zurück ins Freie und schoben das Brett an seine ursprüngliche Position. Nichts wies darauf hin, dass der Schuppen unberechtigt betreten worden war.

      "Bereit für den Pussy Magnet?"

      Marks Stimme riss Paul der Vergangenheit. Sie waren auf dem Schülerparkplatz angekommen. Was Mark als Pussy Magnet bezeichnete, war ein schwarz lackierter 82er Pontiac Firebird Trans Am. Der Wagen war ein eineiiger Zwilling von KITT, dem Auto, das David Hasselhoff in der TV-Serie Knight Rider fuhr – minus den roten Lauflichtern unter der Motorhutze und der Fähigkeit zu sprechen (auch wenn Paul den Verdacht hatte, das Mark durchaus das eine oder andere Wort mit seinem Wagen wechselte).

      Der Pussy Magnet war Marks ganzer Stolz. Er hatte ihn von seinem Vaters zum 16. Geburtstag bekommen, vielleicht als Entschädigung dafür, dass Mark seine Teenagerjahre mit ihm als alleinigen Erziehungsberechtigten verbringen musste. Der Pontiac war wenig mehr als ein Wrack gewesen, doch gemeinsam hatten sie ihn nach und nach in einen straßentauglichen Zustand versetzt und vor dem drohenden Rendezvous mit der Schrottpresse bewahrt. Auch wenn der namensgebende Stoßstangenaufkleber das Gegenteil behauptete, blieb das Auto eine Dauerbaustelle, die weit davon entfernt war, als Pussy Magnet durchzugehen. Mit diesem Wagen würde Mark bestenfalls die Nachbarskatze anlocken.

      Wenn Mark die V8-Maschine überhaupt zum Laufen bekam, gurgelte sie in aufdringlicher Lautstärke so unrund, dass er sie vor jeder Ampel durch geschicktes taktieren mit dem Gaspedal am Absterben hindern musste. In voller Fahrt dagegen übertrug sie ihre Vibrationen auf die Karosserie und brachte nicht nur die Motorhaube, sondern auch die Unterkiefer der Mitfahrer zum Klappern.

      Paul schlängelte sich in den tiefen Sitz neben Mark und sie verließen den Parkplatz. Eine Weile fuhren sie schweigend.

      "Jetzt mal raus mit der Sprache", sagte Mark an einer roten Ampel und zeigte auf das Skateboard, dessen Spitze aus Pauls Rucksack lugte. "Was soll der Scheiß mit dem Board?"

      Paul rutschte ein wenig tiefer in den Sitz.

      "Also," sagte er zur Windschutzscheibe. " Ich hab da dieses Mädchen gesehen...",

      "Aha!", rief Mark, als sei er auf Gold gestoßen. "Weiter!"

      "Vor zwei Monaten ist sie mit ihrer Familie in unsere Straße gezogen. Und sie geht auf die Apollo."

      Die Ampel sprang auf grün. Mark beschleunigte.

      "Und der Name der Auserwählten ist?"

      "Joanne. Stand jedenfalls auf dem Klingelschild."

      "Du hast bei denen geklingelt?"

      "Nein, nur das Schild gesehen."

      "Und Joanne skatet?"

      "Ich sehe sie hin und wieder mit ein paar anderen auf dem Kirchenparkplatz gesehen".

      "Weshalb du natürlich auch skaten musst." Mark lachte.

      "Ich dachte, das Board wäre ein guter Eisbrecher."

      "War

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