Kuckucksspucke. Gloria Fröhlich

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Kuckucksspucke - Gloria Fröhlich

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Frau Mu, nicht zu überhören gewesen.

      Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis Line hastige Schritte und auch Frau Mus unverwechselbare Stimme auf der Treppe und dann vor der Wohnungstür hörte.

      Und dann das laute Klopfen, das wild gegen die Türe Schlagen, das nicht enden wollte, weil sie eine Antwort oder zumindest ein Lebenszeichen hören wollten.

      Die Sorge vor der Wohnungstür wuchs, denn hinter der Tür blieb es still, auch noch als sie riefen:

      „Line, was ist passiert, bitte sag doch etwas!“

      Der antike Drehklingelknopf in der Mitte der Tür, wurde jetzt energisch betätigt.

      Immer und immer wieder.

      Die Klingel reagierte mit gellenden Schreien, und Line drückte ihre Handflächen gegen die Ohren, um sie nicht mehr hören zu müssen.

      Doch dann wagte sie einen kurzen Blick zwischen zwei Falten ihres Deckbettes hindurch zur Tür und sah, dass sich der Türdrücker auf und nieder bewegte.

      Die wollen die Tür öffnen, dachte sie entsetzt.

      „Es ist abgeschlossen, die Kinder sind allein, Birte ist auch da“, sagte jemand.

      „Meine Güte, was ist da bloß passiert, das hörte sich an, als wäre eine Bombe eingeschlagen“, vermutete Frau Mu.

      Line war heilfroh, dass die Tür verschlossen war, denn sonst wären die jetzt im Zimmer und dann neben ihrem Bett und würden Birte tot daliegen sehen und ach, du meine Güte rufen.

      „Wir müssen die Tür aufbrechen“, rief nun eine tiefe Männerstimme beschwörend.

      Line bekam Angst und verkroch sich noch tiefer in ihrem Bett. Sie hörte dann, wie jemand die Treppe nach unten polterte und lauschte konzentriert auf die Stimmen, konnte jedoch nicht verstehen, was gesprochen wurde.

      Und dann kam Lines Mutter, die von dem Getöse in der Wohnung unterrichtet worden war. Sie musste wie wild gerannt sein, um den Schlüssel im Schloss schon nach so kurzer Zeit umzudrehen. Hinter ihr drängten sich sämtliche Bewohner des Hauses ins Zimmer. „Oh, mein Gott, die Kinder, die Ofenkrone ist heruntergefallen, kein Wunder, dass es so gekracht hat! Und da, da liegt Birte, ist sie tot und wo ist Line, Ohgottohgott, so ein Unglück“.

      Birte war sofort von helfenden Händen umringt, wurde vorsichtig aufgehoben und auf das Bett gelegt. Line schrie unter dem geklumpten Federbett schrill auf, als sie die leblose Birte auf sie betteten. „Line, du meine Güte, Line, da bist du“. Die schnellen Handgriffe und suchenden Augen ihrer Mutter hasteten über ihre unverletzten Körperseiten, und erleichtert und mit sanfter Stimme fragte sie: „Wie ist denn das passiert“, und dabei half jemand, Line unter Birte hervorzuziehen, die so schwer war, wie ein Sack Kartoffeln.

      Der weiße Krankenwagen mit dem roten Kreuz auf beiden Seiten, war gerufen worden und stoppte seine schnelle Fahrt vor dem Haus von Frau Mu. Ein Arzt sprang aus dem Auto und rannte mit seiner braunen, bauchigen Tasche die Treppen hinauf und kümmerte sich bald darauf um die bewusstlose Birte ohne Gesichtsfarbe.

      Sie betteten sie auf eine Trage, schleppten sie die Treppe hinunter und schoben sie durch die beiden geöffneten Türen in den Krankenwagen.

      Line hörte ihn wegfahren und begann dann zu weinen.

      Die Hausbewohner standen dann hilflos und untätig herum.

      „Die Krone wird wieder befestigt, da kommt morgen jemand, Hauptsache Birte wird rasch gesund und Line ist nichts passiert, was hat der Arzt eigentlich gesagt, was ist mit Birte, ist es schlimm?“

      Frau Mu kümmerte sich.

      „Er vermutet ein schweres Schädelhirntrauma“, flüsterte Lines Mutter besorgt.

      Birte hat Glück im Unglück gehabt.

      Sie war mit dem Kopf hart aufgeschlagen, als sie hinfiel. „Aber lieber das, als unter der schweren Ofenkrone begraben zu sein“, seufzte Frau Mu und schaute dabei auf die staubigen Holzdielen zu ihren Füßen.

      Dass Birte außerdem auch einen Schock hatte und wie schlimm das wäre, das erfuhr Line erst am nächsten Tag.

      Jetzt brauchte ihre Cousine viel Ruhe, um wieder ganz gesund zu werden.

      Aber auch Line kam nicht ganz ungeschoren davon.

      Mit einem Kloß im Hals und den Tränen ganz nahe, hörte sie ihrer Mutter zu, die wohl zwischen der abgerissenen Antenne und der Matratze zwischen den Fenstern einen direkten Zusammenhang mit der gestürzten Ofenkrone sah und vorwurfsvoll zu ihr sprach: „Ich dachte, du bist schon so vernünftig und schläfst, wenn ich nicht da bin, aber da habe ich mich in dir wohl sehr getäuscht“.

      Es wäre Line lieber gewesen, wenn sie bei diesem Unglück ein gebrochenes Bein oder eine dicke, blutende Beule davongetragen hätte. Die Sorge ihrer Mutter wäre dann groß gewesen, und ein kaputtes Bein oder eine Beule wären über kurz oder lang geheilt. Aber die Enttäuschung, die sie ihrer Mutter bereitet hatte, war in ihr eine Wunde, die niemand sah und die lange Zeit nicht heilte, bei ihr nicht und vielleicht auch bei ihrer Mutter nicht, und das war für Line ein bleibender Schmerz in ihrer Brust.

      Und trotzdem war aus Line und Birte auch später nicht herauszubekommen, wie es eigentlich wirklich zu dem ungewöhnlichen Platzwechsel der Ofenkrone gekommen war.

      Beide schwiegen wie ein Grab.

      Die Matratze verschwand bald darauf aus der Wohnung, und mit ihr verschwand auch ein Stück Erinnerung an Lines Vater.

      5. Kapitel

      Die Jahre vergingen, und Line wuchs heran wie alle Kinder ringsherum.

      Ihr Leben war prallgefüllt mit Eindrücken und täglich kamen neue hinzu.

      Sie lernte aus Erfahrungen und wurde zunehmend kritisch.

      Ihre Mutter sorgte bei ihr für ein gesundes Selbstbewusstsein, so dass Kränkungen sie schwer erreichten und sie eher Mitgefühl für die Täter empfand, als sich zu ärgern.

      Line war aufgeschlossen und kannte die meisten Kinder in ihrer Umgebung längst sehr gut. Sie wusste mit jedem umzugehen, die zu meiden, mit denen sie schlechte Erfahrungen gemacht hatte und war vorsichtig im Umgang mit denen, die ihr nicht ganz geheuer waren. Sie petzte nicht und hörte aufmerksam zu, wenn jemand ihr etwas erzählte und gab kein Geheimnis preis, das ihr jemand anvertraute. Und so hütete Line nach dem Friedhofsknochen- und Ofenkronengeheimnis einige Zeit später noch mehr Geheimnisse, von denen sie die wichtigsten mit ins Grab nehmen würde, wie sie von der Großmutter immer wieder hörte, dass man das machen konnte.

      Und wie einfach es war, ein Geheimnis entstehen zu lassen, dabei half ihr eines Tages die ahnungslose Turnlehrerin.

      Die hatte den Spitznamen „Stelze“, weil sie groß und mager war.

      In der Turnhalle trug sie einen eng anliegenden dunklen Turnanzug mit unregelmäßigen und wie mit feiner Feder gezeichneten weißen Ringen unter den Armen. Beim sich „Warmmachen“ vor ihren mit schriller Stimme gebrüllten Anweisungen für körperliche Ertüchtigung, verlor sie dann für kurze Zeit völlig ihre sonst übertrieben

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