Kuckucksspucke. Gloria Fröhlich

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Kuckucksspucke - Gloria Fröhlich

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in der Brombeerhecke, den großen Pfützen, über die sie gesprungen war, ohne nasse Füße zu bekommen, und sie hatten gestaunt und nur: „Ja, fein“, gesagt.

      Die Großmutter half, nachdem sie gegessen hatten, Line ins Bett zu bringen.

      Dabei saß Line vor ihr auf dem Stuhl und hielt die Arme hoch, damit die Großmutter ihr den Pullover über den Kopf ziehen konnte. Sie lachten, denn wieder hob das Halsloch im Pullover Lines kleine Stupsnase noch höher.

      Beim Ausziehen des Unterhemdchens, hörte die Großmutter plötzlich auf zu lachen und zu reden und hatte mit eindringlicher Stimme Lines Mutter mit „kommst du mal“ gerufen.

      Dann hatten sie die Köpfe zusammengesteckt, die sich zwischen Lines Schulterblättern trafen, genau dort, wo es sie vorhin so sehr gejuckt hatte.

      Zunächst waren sie stumm und schienen ratlos.

      Line wusste nicht, was sie gesehen hatten.

      Die Großmutter sah sie beschwörend an, und ihre Frage klang sehr ernst:

      „Warst du allein, als du draußen gespielt hast?“

      Line hatte mit dem Kopf genickt.

      Als die Großmutter die nächste Frage stellte, tauschte sie mit Lines Mutter geheimnisvolle Blicke, als gäbe es da etwas Außergewöhnliches.

      „Oder hast du mit einem Jungen ein Spiel gespielt?“

      Line schüttelte jetzt heftig den Kopf, weil sie die Frage seltsam fand, hatte sie doch gerade eben gesagt, dass sie allein gespielt habe.

      Da die Großmutter Lines Hemdchen, das schmutzig durch ihre Hände glitt, wieder und wieder untersuchte, nahm Line an, dass sie ärgerlich sei, weil sie es ihr erst vorgestern sauber angezogen hatte, als sie das Verhör wieder aufnahm und wissen wollte:

      „Oder hat dich jemand ausgezogen und auf die Erde gelegt oder unter einen Busch gezogen?“

      Line schaute verständnislos von der Großmutter zu ihrer Mutter und schüttelte vehement den Kopf.

      „Aber dein Hemdchen ist schmutzig, und auf deinem Rücken sind schwarze Striemen, da ist doch etwas gewesen.

      Warum willst du uns nicht erzählen, was passiert ist?

      Hat dir jemand gesagt, dass du nicht darüber reden darfst?

      Uns kannst du alles sagen, vor uns darfst du keine Geheimnisse haben, Kind!“

      Sie standen wie eine Wand vor Line und furchten voller Sorge die Stirnen.

      Aber Line konnte ihnen jetzt unmöglich mit „Rücken heftig mit schmutzigem Stock gekratzt“, kommen. Die wollten eine richtige Geschichte hören, die Line nicht so schnell parat hatte.

      Sie befand sich jetzt in einer „Situation“ und hielt es für klüger, eisern zu schweigen.

      Doch das veranlasste die beiden erst recht dazu, nicht aufzugeben, um doch noch zu erfahren, was wirklich draußen passiert war, mit der Frage:

      „War ein Mann im Hof oder auf der Landstraße, der dich angesprochen hat?

      Und bist du mitgegangen und hat er dich angefasst?“

      Die Großmutter hielt ratlos inne, und ihre Augen irrten über Lines Gesicht.

      Es fiel ihr schwer weiter zu sprechen, und Line schwieg.

      Aber sie dachte, was sollte denn das nun, wieso denn ein Mann, welcher denn?

      Außerdem würde sie doch niemals mit einem Fremden mitgehen.

      Das war doch nur der dreckige Stock!

      Und was machte die Großmutter nun mit ihrer Unterhose, warum wendete sie die hin und her, wonach suchte sie? Line fand ihre Situation inzwischen mehr als unangenehm und dann sagte die Großmutter in einem Ton, der eine besondere Gefahr augenblicklich ausschloss:

      „Da ist nichts und geweint hat sie scheinbar auch nicht, sie macht auch keinen verstörten Eindruck, aber merkwürdig ist es schon“.

      Line saß schweigend und hilflos auf dem Stuhl.

      Und sie dachte, was hat meine Unterhose mit meinem juckenden Rücken zu tun,

      und sie war dann froh darüber, dass sie keine Zeit mehr mit dummen Fragen verplemperten.

      Aber Line spürte, dass sie sie beobachteten und so vorsichtig mit ihr umgingen, als würde sie gleich zu Staub zerfallen.

      Ihre Mutter wusch ihr mit unendlicher Zärtlichkeit den Rücken und betupfte einige Stellen mit der rotbraunen, stinkenden Flüssigkeit, die ihr Vater in einem braunen Pappkarton zurückgelassen hatte, als er für immer gegangen war, und die auf der Haut brannte, wie Line schon erfahren hatte, wenn sie sich die Knie aufgeschlagen und ihre Mutter sie damit verarztet hatte.

      An den Blicken ihrer beiden Erwachsenen spürte sie jetzt deutlich, dass sie noch immer „geheimnisumwittert“ war.

      Das gefiel ihr, und sie hütete sich, dieses großartige Geheimnis preiszugeben.

      Line würde auch niemals das Geheimnis preisgeben, das ihr Tim anvertraut hatte.

      Er war zwei Jahre älter als sie und sehr stolz auf die Streiche, die er allein oder zusammen mit seinem Freund machte.

      Sie hängten nachts Gartenpforten aus den Angeln und tauschten sie aus, so dass am nächsten Morgen unter den Besitzern ein riesiges Durcheinander und Aufregung beim Auffinden der richtigen Pforten herrschte.

      Tims bester Freund brach zum Beispiel mit ihm zusammen, nachts, wenn alle schliefen, durch die Dachluke in das Kühlhaus der eigenen Eltern ein und hatte einen Heidenspaß daran, sich mit dem familieneigenen, gekühlten Obst, die Taschen zu füllen.

      Sie machten Line zu ihrer Räuberbraut, nahmen ihren runden Handarbeitskorb mit auf ihre nächtlichen Raubzüge und füllten ihn mit reifen Äpfeln und Birnen.

      Line holte ihn am nächsten Tag aus dem ausgemachten Versteck, und schob ihn weit nach hinten unter ihr Bett, und war tagelang mit Obst versorgt.

      Damit sie nachts schneller vorankamen, benutzten sie fremde Fahrräder, die sie mit reichlich Entengrütze zwischen den Speichen auf den Weiden zurückließen, und die am nächsten Tag von den Besitzern vermisst, gesucht und fluchend gefunden wurden. Tim erzählte Line stolz, dass sie die Räder unterwegs über die Gräben werfen mussten, um weiter zu kommen und dabei würden sie schon mal in einem der Gräben landen.

      Und sie bestrichen bei Dunkelheit die Fensterscheiben der Häuser im Dorf mit Schlemmkreide, so dass es am nächsten Morgen keinen Durchblick mehr gab.

      Auf den Bauernhöfen füllten sie die abgestellten Gummistiefel bis obenhin mit Maulwurfshaufenerde, die sie vorher herangeschleppt und unauffällig deponiert hatten. Dabei hatten ihnen die Hofhunde gelangweilt zugesehen und auch nachts bei ihren Aktivitäten nicht gebellt, weil sie sie kannten.

      Tim vertraute Line und wusste seine Geheimnisse bei ihr gut aufgehoben, um ihr auch eines Nachmittags sein geheimstes Geheimnis anzuvertrauen.

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