Rätsel um Malipu. Wilma Burk

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Rätsel um Malipu - Wilma Burk

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Jetzt merkte er erst, wie müde und erschöpft er vom ungewohnt weiten Flug war. ‚Na gut’, dachte er, ‚dann mache ich erstmal ein Nickerchen.’ Kaum war er eingeschlafen, weckte ihn gleich wieder ein aufgeregtes Gezwitscher. Ein Spatzenvolk war gekommen, hatte den Baum bevölkert und ihn sogleich entdeckt. Sie regten sich über den Fremdling furchtbar auf, umsprangen ihn laut schimpfend und flatterten über ihm, als wollten sie sich auf ihn stürzen.

      Pepe war entsetzt! Was war das, konnte man hier nicht einmal am Tage ein Nickerchen machen? Hastig verließ er seinen Platz und segelte hinunter in einen Busch, dicht bei einem Springbrunnen. Hechelnd mit offenem Schnabel saß er da, jetzt erst merkte er, wie durstig und hungrig er inzwischen geworden war. Doch hier gab es keinen Napf mit Futterkörnern.

      Der Wassernapf allerdings war riesengroß, viel größer als sein Badehäuschen am Bauer. Nur gab es keine Stange davor, auf die man sich setzen konnte. In diesem Wassernapf konnte man ja ertrinken, befürchtete er. Wie sollte er das nur schaffen, dort Wasser zu trinken? Da sah er, wie andere Vögel sich vorsichtig auf den Rand setzten, vorreckten und tranken. Wenn sie dann abzurutschen drohten, flogen sie flink auf und begannen damit von Neuem. ‚Das kann nicht so schwer sein’, überlegte er, und schon flog er hinunter. Laut schimpfend wichen die andern Vögel vor ihm zurück. Er achtete nicht mehr darauf, er war zu durstig. Es war gar nicht so schwer, auf dem Rand zu sitzen, und er trank und trank. Was schmeckte das Wasser gut! Da huschte ein dunkler Schatten über das Wasser. „Krahkrah!“ erschallte ein Ruf über dem Springbrunnen. Wusch-wusch-wusch, in Panik flatterten die andern Vögel auf und davon. Pepe hob den Kopf, da schoss der schwarze Schatten herunter, fast hatte er Pepe erreicht. Pepe begriff: Gefahr! Er breitete die Flügel aus und ließ sich vom Rand des Springbrunnens hinabgleiten. Schon sah er die Krallen über sich: Hilfe! Blindlings schoss er von Panik getrieben davon, ab ins Gebüsch und immer tiefer hinein, bis er ermattet mit gesträubtem Gefieder auf einem Ast sitzen blieb.

      „Herr des Lebens! War das die Freiheit? Sollte sie wirklich so aussehen, angefeindet und gejagt, immer in Gefahr?“, fragte sich Pepe und er begann sich nach seinem sicheren Vogelbauer und nach der schützenden Hand von Josi zu sehnen. Doch wohin müsste er fliegen, um dahin zurückzukehren? Wenn er nur wenigstens etwas zu fressen hätte! Der Hunger plagte ihn immer mehr. Da sah er, wie kleine Vögel an Blättern zupften, sollte man diese fressen können? Er versuchte es. Pfui Teufel! Bei allem Hunger, das schmeckte ja eklig, bäääh! In diesem Augenblick kam eine Frau den Weg im Park entlang und blieb genau vor dem Busch stehen, in dem Pepe saß. Sie griff in einen Beutel und – Pepe traute seinen Augen nicht – sie streute Körnerfutter, richtiges Körnerfutter auf den Weg. Hui! Da war er unten, an keine Gefahr mehr denkend, sofort pickte er und pickte. Doch schon war die freche Spatzenschar wieder da. Er hatte nicht Zeit, viel zu fressen, denn jetzt begnügten sie sich nicht damit, ihm zu drohen. Wütend gingen sie auf ihn los, „Zwitsch, zwitsch, zwitsch“, schimpfen sie dabei und hackten nach ihm, zogen ihn an den Federn, stießen unbarmherzig ihre Schnäbel auf seinen Kopf. Pepe wusste nicht, wie ihm geschah. Er flatterte hoch, sie flatterten auch hoch und hackten weiter nach ihm. Da setzte er sich abseits nieder; nun ließen sie ihn in Ruhe. Das schöne Futter! Ob sie davon etwas übrig ließen? Es tat ihm weh zuzusehen, wie es in ihren nimmersatten Schnäbeln verschwand.

      Doch was war das, plötzlich stoben alle auseinander, flogen hoch und weg. Sie ließen das schöne Futter liegen. Pepe überlegte nicht lange. Nun pickte er so schnell er konnte Korn um Korn in sein Kröpfchen. Er war so vertieft darin, dass er nicht die Katze bemerkte, die sich im Gebüsch anschlich. Darum waren die Spatzen davongeflogen.

      Fast hatte die Katze ihn erreicht, fuhr schon ihre Krallen aus, da endlich hatte der Koboldiner Pepe gefunden. Im letzten Moment ging er dazwischen. Die Katze sprang hoch und wollte sich auf Pepe stürzen. Sie sprang aber gegen eine unsichtbare Wand, stieß sich den Kopf, fiel auf den Rücken und saß verdattert am Boden. Was war das? Kopfschüttelnd ließ sie den kleinen Kanarienvogel in Ruhe und trottete davon.

      Pepe hatte von alldem nichts gemerkt. Nun kamen die Spatzen zurück. Doch was staunten sie, auch sie konnten nicht mehr an Pepe herankommen, um nach ihm zu hacken. Der Koboldiner hatte einen undurchdringlichen Kreis um ihn gezogen. So konnte Pepe sich endlich satt fressen.

      Danach war es für den Koboldiner nicht schwer, ihm einzugeben, den Park zu verlassen, ehe es dunkel wurde. Als er ihn bei den Häusern hatte, lenkte er ihn auf ein offenes Fenster zu. Pepe sah es, es war ihm vertraut, und schon flog er hinein. Er war in Sicherheit. Sogar ein Vogelbauer mit einem anderen Kanarienvogel gab es dort. Als die Menschen ihn fanden setzten sie ihn dazu. Diesem Vogel erzählte Pepe nun, wie es ihm in der Freiheit ergangen war und dass er sich danach nie mehr sehnen werde. Dabei quälte ihn ein bisschen Sehnsucht nach Josi und seinem Zuhause.

      Der Koboldiner aber machte sich auf den Weg zurück zu Pontulux und Jojotu. „Ich habe ihn, er ist in Sicherheit. Doch es ist sehr weit weg von hier. Wie wollen wir ihn hierher zurückbekommen?“, fragte er.

      „Das ist nicht schwer, das mache ich. Komm, zeig mir, wo Pepe jetzt ist“, antwortete Jojotu. Er schwebte zu den Bäumen, an denen die Suchzettel hingen, nahm ein paar davon ab und ließ sie über Dächer, Straßen und Bäume schweben, bis dahin, wo der Koboldiner ihm zeigte, dass Pepe war. Ganz zufällig ließ er auch einen Zettel davon auf den Balkon fallen, hinter dessen Balkontür das Vogelbauer mit Pepe und dem anderen Kanarienvogel stand.

      *

      So konnten die Menschen in dem Haus erfahren, wo Pepe zu Hause war und dass er sehr vermisst wurde. Schon bald danach brachten sie ihn zu Josi zurück. Was war sie selig, dass sie ihren Pepe wiederhatte.

      Doch nicht so Miriam. Was war das für ein Tamtam um diesen kleinen Vogel?! Erst war es nicht mit anzusehen, wie alle noch mehr um Josi herum waren und sie bedauerten, nur weil so ein alberner Vogel weggeflogen war, und nun freute sich jeder auch noch überschwänglich mit ihr, dass dieses blöde Tier zurück war. Und was war mit ihr? Wofür eigentlich war sie bestraft worden, wo dieser piepsende Schreihals wieder da war? So grollte sie.

      Doch bald waren die Eltern mit ihr nachsichtig. Da Josi wieder glücklich war, hoben sie den Hausarrest für Miriam auf. Großzügig erließen sie ihr die Strafe. Die Art allerdings, wie sie es ihr verkündeten, so gnädig, so herablassend, weil ja nun Josi nicht mehr ihretwegen um Pepe trauern musste, das stachelte in Miriam nur den eifersüchtigen Hass auf Josi an. Sie fühlte sich zu Unrecht bestraft. Eigene Zweifel daran, verdrängte sie. Nein, darüber wollte sie nicht nachdenken, sie war unschuldig und damit basta! Es war allein Josis Schuld, dass man sie so ungerecht behandelte.

      Tief saß der Groll in ihr. Als sie wieder zusammen im Garten der Großmutter waren, gab sie im Rennen Josi einen Schubs, weil sie ihr beim Laufen zur Schaukel im Wege war. Josi schwankte, balancierte auf ihrem kranken Bein und fiel am Ende hin. Hilflos, unfähig allein aufzustehen, saß sie an der Erde. Miriam aber sprang unbekümmert auf die Schaukel.

      Plopp, da sprang der Eisluchs ebenfalls zur Schaukel. Jetzt war er schon näher bei ihr. Drohend schwang er vor Pontulux und Jojotu seinen Eispickel und fauchte: „Kommt ihr nicht zu nah!“

      „Was kannst du jetzt noch tun, Pontulux?“, jammerte Jojotu und der Koboldiner zog sich zurück, sah nur noch aus der Ferne zu. Er hatte, wie alle Koboldiner, mit Eisluchsen zwar nichts zu tun, aber wusste man, was sie taten, wenn man ihnen zu nahe kam? Seine Aufgabe hier war erledigt: Pepe war wieder glücklich bei Josi. Wie Jojotu, warteten auch er nur noch darauf, dass Pontulux etwas unternahm, damit Miriam nicht zur Beute für den Eisluchs wurde, um dann zurück nach Magihexanien fliegen zu können.

      „Seid nicht so ungeduldig! Passt auf, gleich bekomme ich die Gelegenheit, etwas zu tun. Der Eisluchs ist zwar ziemlich dicht bei Miriam, aber kann er mit ihr mitschaukeln? – Nein, das kann er nicht! Er kann sich zwar mit seinem magischen, langen Schwanz abstoßen und springen von einem Punkt der Erde zu einem beliebig weit entfernten anderen Punkt, doch sonst klebt er mit seinen zotteligen Beinen

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