Die Expedition. Axel Schade

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Die Expedition - Axel Schade Verrückte Geschichten vom Planeten Terra!

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mal breit, zwischen den Häusern hindurch. Sein Wasser schmeckt nach Schokolade. Auf dem ruhigen Gewässer kann man herrliche Ausflugsfahrten mit dem Raddampfer „Rumtreiber“ unternehmen. An seiner breitesten Stelle teilt eine Insel den Terramisu. In grauer Vorzeit existierte in dieser Gegend ein menschenleeres stinkendes Moor, das man unter dem Namen Transpiranien kannte. Ebendieses Moor gehörte zum ehemaligen Königreich Kosmetika. Einst lebte im Morast von Transpiranien eine bemerkenswerte Amphibie namens Knallfrosch. Bedauerlicherweise ist die Art ausgestorben. Es muss faszinierend gewesen sein, diese Tiere während der Paarungszeit zu beobachten. Nach vollzogenem Akt küsste das Weibchen seinen Froschmann mit Zungenschlag und blies ihn dabei auf bis er platzte. Vermutlich gingen auf diese Weise die Männchen aus, so dass der Knallfrosch aus der Fauna des Planeten verschwand. Traurig. Im Austausch dafür siedelte sich der äußerst exzentrische „Ritter von der Burg“ in Transpiranien an. Der erwies sich als guter Ersatz für den Knallfrosch. Der Rittersmann hatte nämlich einen mächtigen Knall! Wenn nicht sogar einen gewaltigen Sockenschuss! Er ließ einen großen Teil des Moors trockenlegen, um eine Ritterburg errichten zu lassen. Im Laufe der Jahrhunderte machte das Moor von Transpiranien eine interessante Entwicklung durch. Immer mehr Gräben und Gewässer legte man trocken. Auf diesem Wege gewann man Land hinzu und machte es urbar. Die Umgebung veränderte sich beständig, das Moor verschwand. Einzig die Insel behielt ihr ursprüngliches Aussehen. Man gab ihr den Namen Eiland. Auf Eiland befindet sich noch heute die robuste Ritterburg. In der Burg ist seit vielen Jahren die Frauenhaftanstalt „Zur schönen Aussicht“ untergebracht. Im Grunde ist das alte Gebäude mehr Museum als Gefängnis. Es beherbergt lediglich eine einzige Gefangene namens Elke Pone. Sie vollendet in ein paar Wochen ihre Ausbildung zur „Beschallerin von Fußgängerzonen“. Besteht sie die Gesellinnenprüfung, wird Frau Pone aus der Haft entlassen und fortan in der Hastemalnemarkeystraße die Terraner mit Musik und Gesang unterhalten. Sobald die letzte Insassin in Freiheit ist, wird das Gefängnis endgültig Museum und in Gänze für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Leiterin der Haftanstalt, Frau Elke Tress, bereitet sich und das Personal seit Monaten auf den Ansturm der bildungshungrigen Bürger vor. Seit Jahrzehnten hat niemand aus der Bevölkerung das alte Gemäuer betreten. Daran besteht nun reges Interesse. Die Ritterburg hat einen gruseligen Ruf! Sie ist mysteriös, rätselhaft, sagenumwoben, geheimnisumwittert.

      Der „Rumtreiber“ ist bereits auf Monate im Voraus für Fahrten nach Eiland ausgebucht. Die Eigner überlegen, ob sie ein weiteres Fahrgastschiff bei „Kahntrude & Bootgard“ zum Bau in Auftrag geben.

      Shabbadag schwenkte erneut das Fernguck. Ganz rechts in der Ferne, nahe dem Horizont, ist der Harteberg zu sehen. Der Bildungshügel. Das gesamte Hochplateau des Hartebergs belegen die Gebäude der „Kackda Janethin Unität“. Ihre farbenfrohen Türme schimmern in der Sonne. Der höchste davon trägt eine kugelrunde silberfarben glänzende Kuppel. Darin ist die „Hans Guck in die Luft“ Sternwarte untergebracht.

      „Tuten Gag, Shabbadag. Schöne Aussicht, nicht wahr?“ Froni war neben ihn getreten. Ihr langes blondes Haar wehte leicht im warmen Sommerwind. Sie trug ein vielfarbiges terranisches Gewand. „Dir ebenfalls einen Tuten Gag, Froni!“, wünschte Shabbadag und sagte ein wenig verträumt: „Ja, schöne Aussicht! Sehr schön sogar!“ Dass er nicht bloß die schöne Aussicht auf Terrarium meinte, sagte er nicht. Ein verschmitztes Grinsen huschte durch Fronis Gesicht. Scheinbar dachte sie sich ihren Teil.

      Das erste Treffen

      „Können wir anfangen? Auch wenn´s schwer fällt an einem so schönen Tag?“, rief Strausselbert lachend aus einem Fenster des Arbeitszimmers zu ihnen hinaus. „Ja, sofort!“, antwortete Froni gut gelaunt, griff nach Shabbadags linker Hand, schaute ihm tief in die Augen und fragte: „Kommst du?“ Dann drehte sie sich um und zog den überrumpelten Piloten einfach hinter sich her. Im Arbeitszimmer warteten Strausselbert Eng, Sigrid Sörvis, Professor Verwagen und Kurt Sichtig auf Shabbadag und Froni. Sie saßen an einen runden Konferenztisch. Die Beiden setzten sich dazu. Shabbadags Gesicht leuchtete knallrot. Er wirkte etwas abwesend und verwirrt. Froni strahlte über das ganze Gesicht und konnte die Augen kaum von Shabbadag abwenden. Sigrid Sörvis, die den beiden gegenübersaß, musste grinsen. Damit es niemandem auffiel, hielt sie sich eine Mappe vors Gesicht und tat, als würde sie lesen. Sie wusste genau, was mit den Beiden los war. Und das freute sie wirklich sehr. Professor Verwagen und Kurt Sichtig bekamen von der Liebelei nichts mit. Sie bereiteten Vorträge vor, denen ihre ganze Aufmerksamkeit galt. Shabbadag, der bis jetzt nicht in großem Umfang über Details der Expedition informiert war, sollte auf den derzeitigen Planungsstand gebracht werden. Als sie ihn persönlich ansprachen, musste er sich mächtig zusammenreißen, um sich auf das Thema zu konzentrieren.

      Die Fenster wurden verdunkelt. Professor Verwagen begann seinen Vortrag und betätigte zuerst einen Schalter des Computers. Ein Film über die Erde begann. Der Professor sprach dazu. „Seit Jahrhunderten besuchen wir Terraner die Erde in unserem Paralleluniversum. Anfangs taten wir dies, um uns über die Erde aus botanischer und geologischer Sicht zu informieren und die Entwicklung der irdischen Menschen zu studieren. Später schlossen sich weitere wissenschaftliche Disziplinen an.“ Der Professor trank einen Schluck Perlenwasser, dann erklärte er: „Kontakt zu Menschen der Erde vermieden wir bewusst. Außerdem unterließen wir es, uns in irgendwelche Belange der Erde einzumischen. Stattdessen blieben wir heimliche Beobachter. Wir studierten das Verhalten und die Entwicklung der irdischen Menschen und ihres Planeten und mischten uns nicht ein. Selbst dann nicht, wenn wussten, wie sie in ihr eigenes Unglück rannten. Etwa durch Krieg und Umweltzerstörung. Ihr wisst, dass es aufgrund unserer technischen Überlegenheit ein Leichtes wäre, Probleme der Erde zu korrigieren. Ich denke als Beispiel an Naturkatastrophen. Doch fragen wir Wissenschaftler uns seit jeher: Dürfen wir das? Sollen wir in die Entwicklung der Erde eingreifen? Solche Fragen diskutieren unsere Gelehrten seit vielen Jahren. Und immer wieder kamen sie zur gleichen Antwort. Nein! Keine terranische Einmischung in irdische Angelegenheiten.“ Professor Verwagen unterbrach für einen Moment seine Ansprache, um noch einen Schluck zu trinken. Dann fuhr er fort: „Kontakt zwischen Menschen von Erde und Terra gab es im Lauf der Zeit in einigen Fällen. Eine Entwicklung die ich und nicht wenige meiner Kollegen, für ausgesprochen bedenklich hielten. Vom moralischen Defizit der Angelegenheiten mal ganz abgesehen. Ich spreche von den sogenannten „Künschtlern“, die die Naivität von Erdlingen ausnutzten, um sie zu verulken, und mit solchen Scherzen im Teleguck bessere Quoten zu erzielen.“

      Shabbadag musste unweigerlich an Horst Emscher denken, der beim Absturz in Ostfriesland dabei war und einer dieser „Künschtler“ ist, die der Professor soeben kritisierte. Horst manipulierte mittels einer von ihm entwickelten „Rübenhaube“ Menschen auf der Erde. Shabbadag amüsierte sich prächtig darüber, als er die Sendungen im Teleguck verfolgte. An ein moralisch grenzwertiges Verhalten dachte er in dem Zusammenhang gar nicht. Er fand es lustig.

      „Aber ich schweife ab!“, sinnierte der Professor und setzte den Vortrag fort. „Seit einigen Jahren ist es reisenden Terranern gestattet, die Erde zu betreten. Unter strengsten Auflagen selbstredend und nur für maximal eine Stunde an einem Ort. Die Aufhebung des Kontaktverbots machten erst einige Erfindungen möglich, ich will stellvertretend dafür Quasseline nennen. Durch den Absturz in Ostfriesland lernten wir, dass es möglich ist sich länger als eine Stunde unter Erdlingen zu bewegen, ohne als Mensch eines anderen Planeten erkannt zu werden. Das hat Wissenschaftler zum Nachdenken angeregt. Wir stellen uns jetzt die Frage: Wie lange ist es Terranern möglich, unauffällig unter Erde Menschen zu leben? Das wollen wir wissen. Wenn wir die Frage positiv beantworten, bauen wir den Tourismus zur Erde schrittweise aus.“ Der Professor trank wieder einen Schluck, bevor er weitersprach. „Wir wollen mehr entdecken. Wir wollen Erkenntnisse sammeln. Wir wollen Erfahrungen machen. Erfahrungen die man erlebt, fühlt, schmeckt, riecht, hört, anfasst, mit allen Sinnen wahrnimmt! Welche Erfahrungen eignen sich besser, als die Erfahrungen, die man selbst macht?“ Er schaute sich im Raum um und erwartete scheinbar eine Antwort. Shabbadag versuchte sein Glück und antwortete: „Keine!“ „Richtig!“, rief der Professor begeistert.

      Den zweiten Vortrag hielt Kurt Sichtig. Kurt ist ein kleiner drahtiger Typ. Trotz seines Alters von

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