Marattha König Zweier Welten Teil 2. Peter Urban

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Marattha König Zweier Welten Teil 2 - Peter Urban

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schon auf ihm herum. An allem, was Shee tat oder sagte, hatte Wesley etwas auszusetzen. Und dann war da dieser Beiklang in seiner Stimme ... herablassend und verächtlich. In diesem Augenblick eilte ein Sepoy heran, und der Kommandeur des 33. Regiments wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Kampfgeschehen zu.

      »Dreiunddreißigste – in Linie nach links!« hörten die Männer ihren Kommandeur über das Kanonengrollen hinweg brüllen. Sie gehorchten.

      »In Zweierreihe!« befahl Wesley. Die Führungskompanie des Regiments hielt. Alle anderen halben Kompanien beschleunigten ihren Schritt und schlossen von der linken Seite zu ihren Kameraden auf. Die Männer rissen noch im Laufen die Pulverhülsen mit den Zähnen auf und stießen ihre Kugeln mit den Ladestöcken tief in den Rachen ihrer Brown Bess. Ein scharfes, metallisches Klicken bedeutete Arthur, dass alle Männer ihr Bajonett aufgepflanzt hatten.

      »Nach rechts! Langsam, Jungs!« befahl Major Francis West. »Sergeant Howard! Erste Reihe – kniet!«

      »Feuer!« rief Arthur Wesley den Männern zu. Dann sahen sie, wie ihr Kommandeur sein Pferd zur Seite trieb und ihnen das Schussfeld frei machte.

      »Laden! Feuer! Laden! Feuer! Laden! Feuer!« brüllten sämtliche Sergeanten ihren Männern zu, bis Wesley schließlich den erlösenden Befehl gab: »Feuer frei! Vorwärts, Männer!«

      Er hatte die beiden Pistolenhalfter vorn an Diomeds Sattel geöffnet. Wesley hatte eine etwa 3000 Mann starke Kolonne Infanterie ausgemacht, die über eine Anhöhe aus den Linien des Sultans direkt auf sein Regiment und das 11. Regiment der Madras-Infanterie zukam ... und in diesem Augenblick begriff der junge Offizier, dass dies sein Moment der Wahrheit war. Jeder Soldat des 33. Regiments und die Sepoys, die an ihrer Seite kämpften, schienen es ebenfalls zu erkennen. Sechs lange Jahre hatte er diese Männer gedrillt, hatte sie Tag für Tag immer wieder mechanisch die gleichen Bewegungen ausführen lassen, ihnen Mut zugesprochen, wenn sie niedergeschlagen waren und sie gelobt, wenn sie seinen hohen Anforderungen gerecht wurden ...

      Arthur zog den Säbel. Der Feind marschierte geradewegs auf die Regimentsfahnen zu. »Dreiunddreißigstes! Halt! Schwenkt halbrechts! Fertig machen!«

      Der Feind war mindestens dreimal so stark und schien diszipliniert und siegessicher zu sein. Vor vier Jahren hatten die Veteranen seines Regiments zum letzten Mal das Feuer auf einen Feind eröffnet – damals, während des grauenvollen Flandernfeldzugs, als sie gemeinsam die Schanzen von Boxtel stürmten. Es war eiskalt gewesen, und starkes Schneetreiben hatte ihnen die Sicht verwehrt. Heute fiel kein Schnee, und die Finger der Männer waren nicht steif gefroren. Sie waren ausgeruht, und jeder hatte sich am Vorabend den Bauch vollgeschlagen. Stolz leuchteten die Augen des jungen Offiziers, als er auf die ruhige rote Linie blickte, die sich hinter ihm aufgebaut hatte. Das Kriegsgebrüll der Soldaten des Sultans war ohrenbetäubend.

      Nach außen hin war Arthur gelassen. Er war der Fels in der Brandung, um den das 33. Regiment sich geschart hatte. Innerlich stellte er sich allerdings beunruhigt die Fragen: Ist der Feind nahe genug? Soll ich feuern lassen? Sie werden keine Zeit mehr haben, nachzuladen! Kann ich den Bajonettangriff wagen? Arthur konnte die wilden, dunklen Gesichter der Männer aus Mysore deutlich erkennen. Keine sechzig Meter trennten das 33. und das 11. Regiment aus Madras vom Feind. Mit einer heftigen Bewegung zischte Arthurs Säbel durch die Luft, während er gleichzeitig den Feuerbefehl brüllte. 733 Abzüge wurden gedrückt. Flammen sprangen aus jeder Pulverpfanne. Ein scharfes, metallisches Klicken. Die ersten Reihen der Infanteriekolonne des Sultans stürzten in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Sie waren frontal in die eiserne Wand der britischen Kugeln hineingelaufen. Kaum einer der Getroffenen regte sich noch auf dem blutigen Gras.

      Das 33. Regiment war genauso ruhig wie ihr Kommandeur. Niemand geriet außer Kontrolle. Die beiden Flanken des Regiments bewegten sich lediglich etwas schneller in Richtung der überlebenden Feinde. Die Sepoys von der Madras-Infanterie taten es ihren Kameraden gleich. Nach dem undurchdringlichen Kugelhagel bohrte sich kalter Stahl in die Körper der überlebenden Soldaten aus Mysore. Sie hatten nicht damit gerechnet, dass in den Augen ihrer Gegner die pure Mordlust geschrieben stand.

      Als der Sultan sah, wie seine Infanterie zwischen den Zähnen der

      Briten zermahlen wurde, hob er die Augen zum Himmel und fragte Allah um Rat. Oberst Cappellini, der neben ihm auf dem Pferd saß und auf Französisch vor sich hin schimpfte, dass man nun endlich die Kavallerie zum Einsatz bringen sollte, um die schwer bedrängte Infanterie zu entsetzen, hörte der Sultan überhaupt nicht. Dann sprach Allah zu ihm: Der Gott aller Gläubigen befahl seinem Diener Tippu, diese feigen Hunde ihrem Schicksal zu überlassen, denn das »baraka« war an diesem Tag nicht mit ihnen. Allah befahl dem Sultan, nach Seringapatam zurückzukehren und sich dort darauf vorzubereiten, die Ungläubigen würdig zu empfangen.

      Sherbrooke und Stapelton Cotton hatten beide den gleichen Gedanken, als sie mit ansehen mussten, wie Wesley den konzentrierten Angriff des Gegners abwehrte. Auf der linken und rechten Seite führten sie rasch frische Einheiten um die fliehenden Männer des Sultans herum, um diesen dann am Cauvery in den Rücken zu fallen. Doch die Soldaten aus Mysore rannten so schnell, dass ihre britischen Gegner sie nicht einholen konnten. Als die Nacht sich über das blutige Schlachtfeld von Malavelley senkte, gaben Sherbrooke und Cotton die Verfolgung auf. Sie hatten gewonnen! Und was für ein Sieg es war! Außerdem konnten die beiden Offiziere ihre Soldaten nicht mehr im Zaum halten. Viele machten sich bereits über die Toten und Sterbenden her, um zu plündern, was diese am Leib trugen. Gerüchte von sagenhaftem Reichtum, von Edelsteinen, die die Männer des Sultans in ihren Schärpen oder unter ihren Turbanen versteckt trugen, hatten die Runde gemacht. Wer nur den mageren Shilling des Königs und seine Autorität gegen sie zu setzen vermochte, war verloren. So diszipliniert Englands Soldaten und ihre indischen Verbündeten am Tag gekämpft hatten – im Schutze der Nacht entwickelten sie sich zu einem wüst plündernden, unkontrollierbaren Haufen.

      General Harris war außer sich vor Freude über diesen ersten großen Erfolg gegen den Sultan. Und nicht nur die Hyderabad-Armee hatte sich glänzend geschlagen. Davie Baird, der griesgrämige Schotte, war an der Flanke von irregulärer Kavallerie angegriffen worden. Sein Zorn und sein Hass – über viele Jahre aufgestaut, aber nie verdrängt – hatten sich entladen wie ein Donnersturm: Für nur siebenundzwanzig tote britische Soldaten schrieb der Generalmajor sich fast vierhundert tote Reiter aus Mysore auf die Fahnen.

      Natürlich war Oberst Wesley stolz auf den Sieg, doch der gute Ton und die herausragende Stellung von Meer Allum geboten es, dass er sich in dem Augenblick zurückzog, als General Harris zum großen Schulterklopfen und Lobpreisen ansetzte. Offiziell war er ja nur Berater des Generals aus Hyderabad. Außerdem war er hundemüde, schmutzig und durchgeschwitzt, und sein Nervenkostüm, das den ganzen Tag im Feld so bemerkenswert robust gewesen war, begann sich nun in einer Woge von Emotionen und Ängsten aufzulösen. Statt sich an eine festlich gedeckte Tafel im Hauptquartier zu begeben und dabei zu riskieren, dass seine Selbstbeherrschung in sich zusammenfiel wie ein Kartenhaus, wollte er sich lieber bei Charlotte verkriechen.

      Die junge Frau hatte schon lange vor Wesleys Rückkehr von diesem Sieg gehört und davon, wie tapfer ihr Verlobter sich geschlagen hatte. Mit dieser Neuigkeit und der Gewissheit, dass Wesley heil aus der Schlacht zu ihr zurückkehrte, war ihre seltsam pessimistische Stimmung vom frühen Morgen in das genaue Gegenteil umgeschlagen. Sie hatte zwei Gläser und eine Flasche Champagner auf den kleinen Tisch gestellt und ein ausgezeichnetes Diner auftragen lassen, bei dem sich ausnahmsweise einmal Fleisch im gedünsteten Reis befand. Charlotte hatte eine Kerze angezündet, ihr schönstes Kleid angezogen und wartete nun ungeduldig wie ein Kind auf ihren Helden.

      Bevor Arthur die Zeltplane zurückschlug, fuhr er sich mit der Hand über die Augen, um sich die Tränen aus dem Gesicht zu wischen. Es waren Tränen der Erschöpfung und der Erleichterung gewesen, die ihn überfallen hatten, als er langsam vom Cauvery ins Feldlager bei Malavelley zurückgeritten war, doch er schämte sich trotzdem. Was würde

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